Das Massnahmenzentrum Uitikon erhöht die Sicherheit

Bauliche und konzeptionelle Schritte machen das Massnahmenzentrum Uitikon (MZU) sicherer. Und trotzdem verliert es seinen Kernauftrag nicht aus den Augen: die Vorbereitung junger Straftäter auf ein deliktfreies Leben.

Das Gebäude des MZU ist von einem Zaun umgeben und wird kameraüberwacht.

Sicherheit neu gedacht

Das Massnahmenzentrum Uitikon (MZU) steht vor neuen Herausforderungen: In den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen an die veränderten Bedürfnisse und das Verhalten der jungen Straftäter angepasst werden müssen. Ein Wendepunkt war der Ausbruch von vier jungen Männern im Frühjahr 2024, der das MZU dazu veranlasste, umfassende Interventionen vorzunehmen – sowohl baulich als auch konzeptionell.

Hinterseite der geschlossenen Abteilung. Das Gebäude ist von einem Zaun mit Nato-Draht umgeben.
Das Massnahmenzentrum Uitikon passte 2024 seine Sicherheitsvorkehrungen an, um dem erhöhten Aggressions- und Fluchtpotenzial der jungen Straftäter gerecht zu werden. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Eine veränderte Klientel

Im Massnahmenzentrum Uitikon (MZU) sind straffällige männliche Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 25 Jahren aus der ganzen Deutschschweiz untergebracht. «Sie haben schwerwiegende Delikte wie Gewaltstraftaten, schwere Körperverletzung, Raub oder Brandstiftung begangen», erklärt Carmelo Campanello, Direktor des MZU. «Viele haben komplexe Störungsbilder, sind sozial und psychisch auffällig.» Das MZU verfügt über 58 Plätze, davon 28 Plätze im geschlossenen und 30 im offenen Vollzug. Ursprünglich im 17. Jahrhundert erstellt, wurde es vor 15 Jahren zuletzt um- und ausgebaut. Allerdings hatte man damals das MZU noch für eine Klientel konzipiert, die ein geringeres Aggressions- und Fluchtpotenzial aufwies. «Es werden deutlich häufiger jüngere Straftäter bei uns eingewiesen, und damit steigt auch der Anteil der besonders Aggressiven, die zudem weniger fähig oder gewillt sind, Absprachen einzuhalten», so Campanello. Er rechnet auch nicht damit, dass sich die Lage mittelfristig entspannt. Ganz im Gegenteil: «Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass in Zukunft auch Mitglieder von Gruppierungen, wie es sie schon im nahen Ausland gibt und die jetzt auch in der Schweiz Fuss fassen, bei uns eingewiesen werden können.»

Ein Mitarbeiter und ein straffälliger Jugendlicher arbeiten zusammen an Metall, es fliegen Funken.
Auch im zwischenmenschlichen Miteinander ist ein gemeinsames Verständnis von Sicherheit unerlässlich. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Diese Entwicklung erfordert eine stufengerechte Balance zwischen strenger Sicherung und dem Kernauftrag des MZU: eine Umgebung zu gestalten, die zur Förderung von straffälligen Jugendlichen und jungen Erwachsenen hin zu einem selbstständigen, deliktfreien Leben beiträgt.

Ursprünglich hatte man das MZU für eine Klientel konzipiert, die ein geringeres Aggressions- und Flucht- potenzial aufwies.

Nach einer gründlichen Überprüfung der Sicherheitsstandards mit internen und externen Fachleuten hat das MZU etliche bauliche Verbesserungen umgesetzt. In der geschlossenen Abteilung wurden Gitter vor den Fenstern im Dachgeschoss sowie Sicherheitsfolien an allen Fenstern der Aussenhülle angebracht. Zusätzlich sichern nun NATO-Drahtrollen das Dach und den Ordnungszaun der geschlossenen Abteilung. Auch das Mobiliar wurde angepasst: Tische, Stühle und andere Gegenstände, die als Waffen oder Rammböcke dienen könnten, ersetzte man durch sicherere, teilweise fest im Boden verankerte Alternativen. Weitere Interventionen, wie die Entfernung unsicherer Pergolen im Innenhof, runden die baulichen Anpassungen ab. «Ein Change», so Campanello, sei das gewesen, aber ein nötiger. «Das MZU ist eine Art Mischung aus Jugendheim und Justizvollzug. Jetzt wird die Seite des Justizvollzugs offensichtlicher.»

Im Innenhof der geschlossenen Abteilung wurde das Vordach entfernt. Man sieht eine Glastür, eine Treppe und ein Tischlein mit Stühlen.
Als Teil der baulichen Sicherheitsmassnahmen wurde das Vordach im Innenhof entfernt, da es als potenzielle Ausbruchshilfe hätte genutzt werden können. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Konzeptionelle Weiterentwicklung

Neben den infrastrukturellen Verbesserungen wurde das Sicherheitskonzept des MZU überarbeitet. Die prozedurale Sicherheit wurde durch eine optimierte Kommunikationsinfrastruktur für den Sicherheitsdienst während Krisen gestärkt. Seit Anfang 2025 finden zudem Trainingseinheiten für Interventionstechniken sowie Weiterbildungen zur Zusammenarbeit zwischen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie dem Sicherheitsdienst statt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der dynamischen Sicherheit: Hier sollen ab 2025 Weiterbildungen die Interaktionen zwischen Mitarbeitenden und jungen Straftätern verbessern, um Konflikte frühzeitig zu entschärfen und das Vertrauen zu stärken.

«Es ist ein Balanceakt. Unser oberstes Ziel ist es, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen irgendwann ein straffreies Leben führen. Schliesslich haben sie noch viele Jahrzehnte vor sich», erklärt Carmelo Campanello. Die jungen Erwachsenen hätten den neuen Sicherheitsmassnahmen viel Verständnis entgegengebracht. «Oder mindestens haben sie das mir so gesagt.» Die Jüngeren hingegen hätten sich lauthals beschwert, vor allem der Einbau der Gitter vor den Fenstern sei «ein Schock» gewesen. «Das legt sich aber, wer zukünftig neu zu uns kommt, kennt es dann ja nur so», meint der MZU-Direktor.

Der Direktor steht im Innenhof des MZU und schaut mit verschränkten Armen in die Kamera.

«Es ist wichtig, dass die verschiedenen Berufsgruppen, die Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, die Sicherheitsleute, die Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen ein gemeinsames Sicherheitsverständnis entwickeln. »

Carmelo Campanello, Direktor des MZU

Balance zwischen Sicherheit und Entwicklung

Die Interventionen verfolgen ein doppeltes Ziel: Einerseits soll die Ausbruchsicherheit nachhaltig gewährleistet werden, andererseits dürfen sie die Entwicklungsprozesse der jungen Männer nicht beeinträchtigen. Der Übergang von der geschlossenen in die offene Abteilung bleibt ein zentraler Bestandteil des Förderkonzepts, da er den Reifungsprozess unterstützt. Dies erfordert ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Sicherheitsmassnahmen und pädagogischem Auftrag. «Es ist wichtig, dass die verschiedenen Berufsgruppen, die Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, die Sicherheitsleute, die Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen ein gemeinsames Sicherheitsverständnis entwickeln», sagt Campanello. «Man kann sich das so vorstellen: Um alle Aspekte unserer Arbeit zusammenzubringen, braucht es – natürlich im übertragenen Sinn – Maizena. Man schmeckt es nicht, aber es verbindet.»

Zwei Männer stehen in der Schreinerei und besprechen mit einem jungen straffälligen Mann einen Stuhl aus Holz.
Sicherheit und Förderung im Einklang: Ein junger Mann bespricht mit seinem Ausbilder den Stuhl, den er in der Schreinerei des MZU selbst gefertigt hat. Quelle: JuWe / Daniel Winkler.

Die umgesetzten Anpassungen haben die Sicherheit im MZU deutlich erhöht. Gleichzeitig stärken sie das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit des Zentrums. Carmelo Campanello betont: «Mit diesen Schritten stellen wir sicher, dass das MZU den aktuellen und den künftigen Herausforderungen gewachsen ist, ohne seinen eigentlichen Auftrag aus den Augen zu verlieren.»

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