Haben Sie sexuelle oder häusliche Gewalt erlebt? Sind Sie unsicher, ob Sie eine Anzeige machen wollen? Kommen Sie in die Notfallstation eines Spitals im Kanton Zürich oder rufen Sie uns an. Sie können die Spuren von einer Forensic Nurse sichern lassen und bekommen medizinische Hilfe, falls sie diese brauchen. Das ist gratis, diskret und jederzeit möglich.
Wie wir Ihnen nach sexueller oder häuslicher Gewalt helfen
Sind Sie Opfer von sexueller oder häuslicher Gewalt geworden? Dann gehen Sie in die Notfallstation des nächsten Spitals. Dort werden Sie untersucht und betreut. Das Spitalpersonal behandelt Ihre Verletzungen. Es können so Krankheiten verhindert werden. Die Kosten für diese Untersuchung können von der Opferhilfe bezahlt werden, wenn Sie zum Beispiel eine hohe Franchise haben. Auch der Selbstbehalt kann von der Opferhilfe bezahlt werden.
Betreuung und Spurensicherung
Sie können im Spital auch die Spuren der Tat sichern lassen. Eine spezialisierte Pflegefachfrau, eine Forensic Nurse, sichert die Beweise. Sie hilft Ihnen beim Kontakt mit einer Opferberatungsstelle oder einer Schutzunterkunft. Das ist gratis. Dafür müssen sie keine Anzeige erstatten.
Spurensicherung innert 72 Stunden
Spuren können zerstört werden. Die Spuren der Tat sollten innert 72 Stunden nach der Tat gesichert werden. Duschen oder Kleiderwechsel können Spuren zerstören. Machen Sie das erst nach der Untersuchung.
Das Spitalpersonal und die Forensic Nurse dürfen niemandem etwas sagen. Ihre Familie und Freunde erfahren nichts. Sie können später immer noch eine Anzeige bei der Polizei machen, wenn sie dies möchten. Die Spuren sind gesichert.
Auch wenn die Gewalt schon vor über 72 Stunden passiert ist, erhalten Sie Hilfe. Die Forensic Nurse organisiert für Sie den Kontakt zu einer Opferberatungsstelle.
Opferhilfe
Opferberatungsstellen begleiten Sie in dieser schwierigen Zeit. Kostenlos und vertraulich. Sie bieten rechtlich, psychologisch und finanziell Hilfe. Sie helfen Ihnen zu entscheiden, ob Sie eine Anzeige machen sollten.
Möchten Sie nicht mehr nach Hause zurück? Sagen Sie es den Mitarbeitenden der Opferhilfe. Sie können Ihnen und Ihren Kindern einen Platz in einer Schutzunterkunft vermitteln.
Sie können auch jederzeit beim 24/7-Telefon anrufen.
Notruf 117 und Strafanzeige
Wenn Sie den Vorfall sofort melden möchten, wenden Sie sich direkt an die Polizei. Wählen Sie den Notruf 117 oder gehen Sie auf einen Polizeiposten. Sie entscheiden, ob Sie mit einer Frau oder einem Mann sprechen möchten. Sie dürfen auch jemanden mitbringen, dem Sie vertrauen.
Ein Sexualdelikt können Sie auch jederzeit mittels Online-Formular melden.
Fragen und Antworten zur Spurensicherung durch Forensic Nurses
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Gehen Sie in den Notfall oder rufen Sie die Forensic Nurses an: 0800 09 09 09 (24/7, gratis)
Die Forensic Nurse ist eine speziell ausgebildete Pflegefachfrau. Die Forensic Nurse untersucht Sie und sichert die Spuren der Tat. Die Polizei ist nicht dabei.
Nein. Sie können aber später eine Anzeige machen, wenn Sie möchten. Die Spuren sind gesichert.
Nein. Sie müssen nicht zur Polizei. Nur wenn Sie eine Anzeige machen möchten. Notruf: 117.
Nein. Forensic Nurses und das Spitalpersonal dürfen niemandem etwas sagen. Sie haben Schweigepflicht. Sie dürfen Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin nichts erzählen. Sie dürfen Ihrer Familie nichts erzählen. Sie dürfen Ihren Freundinnen und Freunden nichts erzählen. Sie dürfen der Polizei nichts erzählen.
Die Spurensicherung ist gratis. Sie erhalten keine Rechnung dafür.
Die Spitalbehandlung kostet etwas. Sie bekommen eine Rechnung dafür. Die Kosten für diese Untersuchung können von der Opferhilfe bezahlt werden, wenn Sie zum Beispiel eine hohe Franchise haben. Auch der Selbstbehalt kann von der Opferhilfe bezahlt werden. Die Forensic Nurse stellt den Kontakt zu einer Opferberatungsstelle her, die sich darum kümmert.
Nein. Das ist kein Problem. Die Spurensicherung ist für Sie gratis. Die Behandlung im Spital ist nicht gratis. Haben Sie keine Versicherung? Haben Sie wenig Geld? Sagen Sie es dem Spitalpersonal. Die Kosten für diese Untersuchung können von der Opferhilfe bezahlt werden.
Sagen Sie uns, wieviel Zeit Sie haben. Wir arbeiten so schnell wie möglich. Niemand wird etwas bemerken. Wir können Sie auch nur kurz untersuchen. Oder wir machen einen neuen Termin.
Zuerst sprechen wir mit Ihnen. Dann dokumentieren wir Ihre Verletzungen. Wir sichern Spuren. Wir fotografieren Ihre Verletzungen. Sie wurden sexuell missbraucht? Dann untersucht Sie eine Gynäkologin.
Wichtig: Sagen Sie, was wir untersuchen dürfen. Sagen Sie Stopp, wenn Sie eine Pause brauchen. Sagen Sie Stopp, wenn Sie abbrechen möchten.
Nein, nur wenn Sie möchten. Die Spurensicherung durch eine Forensic Nurse ist freiwillig. Sie entscheiden, ob Sie jetzt oder später eine Anzeige machen wollen.
Wenn sie sich später dazu entscheiden, eine Anzeige zu machen, helfen ihnen die gesicherten Spuren dabei zu beweisen, was passiert ist.
Spuren können verschwinden. 72 Stunden nach der Tat sind die Spuren weg. Wenn Sie die Kleider wechseln, sind die Spuren oft weg. Wenn Sie duschen, sind die Spuren oft weg. Kommen Sie deshalb schnell in den Notfall. Lassen Sie die Spuren dort von einer Forensic Nurse sichern.
Die gesicherten Spuren werden 15 Jahre lang aufbewahrt. Sie können auch später noch eine Anzeige machen. Die Spuren können dann vor Gericht verwendet werden.
Das Zürcher Modell Aufsuchender Dienst Forensic Nurses
Was die Forensic Nurses leisten
Der Aufsuchende Dienst der Forensic Nurses gehört zum Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich. Diese speziell ausgebildeten Fachkräfte sind für alle Notfallstationen der Spitäler im Kanton Zürich im Einsatz. Sie untersuchen und beraten Betroffene von Vergewaltigung, sexueller Nötigung oder häuslicher Gewalt und dokumentieren Spuren der Tat.
Mit Zustimmung der betroffenen Person können Forensic Nurses jederzeit und kostenlos unter der Telefonnummer 0800 09 09 09 angefordert werden. Das Zürcher Modell bietet eine 24/7-Verfügbarkeit – 365 Tage im Jahr.
Die Betreuung erfolgt auch ohne eine Anzeige bei der Polizei. Dank der forensischen Expertise wird die Qualität der Spurendokumentation verbessert, sodass sie als Beweismittel vor Gericht genutzt werden kann. Dies erleichtert eine mögliche spätere Strafanzeige.
Der Dienst steht allen Opfern sexueller und häuslicher Gewalt offen – unabhängig von Geschlecht und Alter.
Tätigkeiten der Forensic Nurses
- Dokumentation und Spurensicherung: Sie sichern gerichtsverwertbare Spuren und dokumentieren Verletzungen, z.B. DNA-Abstriche, toxikologische Proben.
- Beratung und Betreuung: Sie informieren die Betroffenen über ihre Rechte und Möglichkeiten und vermitteln für die weitere Unterstützung und Begleitung an Opferberatungsstellen oder eine Schutzunterkunft.
- Sensibilisierung und Weiterbildung: Die Forensic Nurses sensibilisieren das medizinische Personal in den Spitälern und bereiten es auf die frühzeitige Erkennung von sexueller und häuslicher Gewalt vor.
Vorteile des Zürcher Modells
Anforderungen der Istanbul-Konvention
Eine Arbeitsgruppe hat geprüft, ob der Kanton Zürich die Anforderungen der Istanbul-Konvention erfüllt. Für die forensische Spurensicherung wurde empfohlen, spezialisierte Fachkräfte einzusetzen. Vor dem 1. April 2024 fand eine forensische Untersuchung nur statt, wenn das Opfer die Polizei hinzuzog. Daher hat der Regierungsrat beschlossen, am Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich den Aufsuchenden Dienst der Forensic Nurses einzurichten.
Zusammenarbeit zwischen Forensic Nurses, Opferhilfe und Polizei
Das Zürcher Modell schafft mit bestehenden Ressourcen und Kompetenzen ein rund um die Uhr verfügbares Angebot für Betroffene sexueller und häuslicher Gewalt – unabhängig von Alter und Geschlecht. Durch die enge Zusammenarbeit von Forensic Nurses, Polizei und Opferhilfe erhalten Betroffene die bestmögliche Unterstützung, auch dann, wenn sie keine Strafanzeige erstatten.
Weiterbildung und Sensibilisierung
Ein wichtiger Bestandteil des Zürcher Modells ist die kontinuierliche Weiterbildung des Gesundheitspersonals. Forensic Nurses schulen Fachkräfte in Spitälern, damit sie häusliche und sexuelle Gewalt frühzeitig erkennen. Dies stärkt das Unterstützungsnetz im Kanton Zürich und fördert das Bewusstsein für Gewaltprävention. Zudem sorgt es dafür, dass das Wissen über sexuelle und häusliche Gewalt ständig erweitert und die Versorgung der Betroffenen verbessert wird.
Pilotprojekt
Der Aufsuchende Dienst Forensic Nurses wurde im Frühjahr 2024 in Betrieb genommen. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das bis Ende 2026 läuft. Das Pilotprojekt wird von der Gesundheitsdirektion, der Direktion der Justiz und des Innern sowie der Bildungsdirektion gemeinsam getragen.
Weiterführende Informationen
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Kontakt
Gesundheitsdirektion – Amt für Gesundheit
