Auf den Spuren von Corona – eine Agenda

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist bereits ein Jahr vergangen. Die daraus entstandene Krise betrifft alle Lebensbereiche, und ihre mittel- und langfristigen Auswirkungen lassen sich erst erahnen. Dennoch zeichnen sich einige Fragestellungen ab, deren Untersuchung zeigen wird, wie das Virus das Leben der Menschen verändert. Welche sind das? Wann kann die öffentliche Statistik erstmals Antworten liefern?

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerung

Die Corona-Pandemie selbst und die gegen sie gerichteten Massnahmen des Bundes und der Kantone können demografische Verhaltensmuster sowohl kurz- als auch langfristig verändern. Obwohl summarische Daten zu den Bevölkerungsbewegungen im Kanton Zürich auf provisorischer Basis vierteljährlich erhältlich sind, erscheinen bereinigte und umfassende Daten nur einmal pro Jahr.

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Die bereinigte Statistik der Sterbefälle wird ab Sommer 2021 zur Verfügung stehen. Sie wird es nicht nur ermöglichen, ein umfassendes Bild der Übersterblichkeit im vergangenen Jahr zu zeichnen. Auch der Frage, inwieweit Corona den frühzeitigen Tod von gesundheitlich fragilen Personen verursacht und deshalb eine anschliessende Untersterblichkeit mit sich bringt, kann nachgegangen werden.

Homeoffice und Fernunterricht für die Kinder können die Familie belasten. Ein Einfluss auf das Heiratsverhalten der Menschen und auf die Stabilität der Ehen ist nicht ausgeschlossen. Ausserdem könnte es zu einem Babyboom oder im Gegenteil wegen der krisenbedingten Unsicherheit auch zu einer Flaute bei den Geburtenzahlen kommen. Definitive Daten zu den Heiraten, Scheidungen und Geburten werden ab Sommer 2021 zur Verfügung stehen.

Die teils eingeschränkte Reisefreiheit und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie dürften das internationale Wanderungsverhalten beeinflussen. Die neue Homeoffice-Kultur könnte auch zu vermehrten lokalen Umzügen führen. Denkbar ist etwa, dass Büroangestellte die Städte verlassen und aufs Land oder in die Agglomeration ziehen. Definitive Zahlen zu den Wanderungsbewegungen im Jahr 2020 werden ebenfalls im Sommer 2021 zur Verfügung stehen.

Gesellschaft

Die Pandemie und die behördlichen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus betreffen die Menschen in unterschiedlichem Ausmass, was bestehende soziale Ungleichheiten noch verschärfen könnte.

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Die Verdienstausfälle in Branchen, die wie die Gastronomie oder die Luftfahrt durch die Pandemie besonders betroffen sind, dürften sich auf die finanziellen Verhältnisse der Haushalte auswirken. So wird etwa diskutiert, dass sich die Einkommensschere weiter öffnen könnte. Steuerdaten, an denen sich derartige Entwicklungen gut nachzeichnen lassen, werden für 2020/21 allerdings erst im Frühling 2023 verfügbar sein.

Ob die Krise dazu führt, dass am Ende mehr Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sind, wird man anhand der Sozialhilfestatistik abschätzen können. Diese wird jeweils Ende des Folgejahrs, für 2021 also im Dezember 2022, publiziert.

Homeschooling scheint Kinder aus bildungsfernen Familien zu benachteiligen. Und der Bildungserfolg hängt bis zu einem gewissen Grad auch mit dem Haushaltseinkommen zusammen. So könnte die Krise auch die Chancengleichheit bei Bildung und Berufseinstieg beeinträchtigen. Statistisch messbar wird dies allerdings erst in einigen Jahren oder gar Jahrzehnten.

Wirtschaft

Die Krise hat sowohl Angebot als auch Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen einbrechen lassen. Das Angebot wurde durch die behördlichen Massnahmen eingeschränkt. Die Nachfrage kam ebenfalls aufgrund der Massnahmen oder durch die krisenbedingte Unsicherheit zum Erliegen. Die Folgen davon sind in einigen Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstatistiken bereits ersichtlich, mögliche langfristige Konsequenzen lassen sich in weiten Teilen jedoch erst erahnen.

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Monatlich erscheinen die neuesten Daten des SECO zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist unter anderem differenziert nach Regionen und Branchen. Um kurzfristige Arbeitsausfälle zu kompensieren und krisenbedingte Kündigungen zu vermeiden, können Firmen Kurzarbeitsentschädigung beantragen. Die Daten zur Voranmeldung und zur Auszahlung dieser Gelder werden monatlich aktualisiert.

Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen trotz der Unterstützungsmassnahmen der öffentlichen Hand aufgeben müssen. Informationen dazu liefern die tagesaktuellen Konkursmeldungen. Weiter stellt sich die Frage, welche Art von Firmen während der Pandemie gegründet wird und wie lange sie überleben. Auskunft geben einerseits die tagesaktuellen Daten der Handelsregister, andererseits die jährlich publizierten Daten des Bundes zur Unternehmensdemografie, dies frühestens im Spätsommer 2022.

Ein Stellenabbau oder eine Konkurswelle in einzelnen Branchen könnte die Struktur der Unternehmen und Beschäftigten nachhaltig verändern. Können Grossunternehmen die Krise besser meistern als die Kleinen? Welche Branchen leiden besonders? Das Bundesamt für Statistik veröffentlicht jährlich Daten zur Unternehmens- und Branchenstruktur, coronabedingte Veränderungen werden sich allerdings frühestens im Spätsommer 2022 zeigen.

Die Schulschliessungen im Frühling 2020 haben Erwerbstätige mit schulpflichtigen Kindern vor grosse Herausforderungen gestellt. Erste Studien liefern Hinweise, dass das Homeschooling primär von den Frauen übernommen wurde. Was heisst das für die Arbeitsmarktpartizipation und die beruflichen Entwicklungsperspektiven von Frauen? Anhand der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung sind detaillierte Auswertungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zur unbezahlten Arbeit möglich. Diese Daten werden im Sommer 2021 verfügbar sein.

Die Pandemie hat neu definiert, welche Berufe als «systemrelevant» gelten. Wird sich die gestiegene Wertschätzung dieser Tätigkeiten in Zukunft in höheren Löhnen widerspiegeln? Wie wirkt sich Homeoffice auf die Löhne für Bürotätigkeiten aus? Diese könnten etwa in Niedriglohnländer ausgelagert werden. Antworten liefert die Lohnstrukturerhebung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird. Effekte der Pandemie dürften dabei frühestens im Frühling 2024 nachweisbar werden.

Mobilität

Wichtigstes Ziel der Lockdowns ist es, Kontakte zwischen den Menschen zu minimieren, weshalb sie aufgerufen waren und sind, möglichst zuhause zu bleiben. Ob sie sich daran halten, zeigen auf Tagesbasis verfügbare Informationen über das Niveau der Mobilität im Verlauf der Krise.

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Das «Mobilitätsmonitoring COVID-19» informiert anhand von Handy-Bewegungsdaten über die Tagesdistanz der Bevölkerung. Auch Unterschiede, etwa zwischen den Altersklassen, lassen sich aufzeigen. Ebenso verfügbar sind Angaben zu den verwendeten Verkehrsmitteln und zum Mobilitätszweck. Ergänzt werden die Handydaten durch Frequenzerhebungen an Verkehrszählstellen. So stellt die Stadt Zürich Zähldaten für den Fuss-, Velo- und Autoverkehr zur Verfügung, eine Zählstelle der VBZ gibt Auskunft über die Passagierzahlen im ÖV. Auch der Kanton stellt Frequenzdaten an ausgewählten Zählstellen zur Verfügung.

Eine offene Frage ist, ob sich das Mobilitätsverhalten der Menschen wegen Corona dauerhaft verändern wird. Auskunft darüber können Umfragen vor, während und nach der Krise geben. Eine etablierte Repräsentativbefragung dazu ist der «Mikrozensus Mobilität und Verkehr», der alle fünf Jahre durchgeführt wird. Derzeit laufen die Interviews für den Mikrozensus 2021. Ergebnisse sind nicht vor 2023 zu erwarten.

Ein Aspekt des Mobilitätsverhaltens ist das Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort. Gerade hier könnte die Corona-Pandemie grosse, auch langfristige Veränderungen mit sich bringen, Stichwort Homeoffice. Das Pendelverhalten der Bevölkerung wird ebenfalls im Mikrozensus und zudem jährlich in der Strukturerhebung erfragt. Erste Ergebnisse zur Entwicklung der Pendelmobilität in und nach der Krise dürften ab 2022 vorliegen.

Ein anders gelagerter Zugang zum Thema Mobilität sind die jährlich aktualisierten Daten zur Autoflotte der Zürcher Bevölkerung. So hat Corona etwa die Zahl der Neuzulassungen einbrechen lassen. Dies zeigt eine Analyse aus unserer Reihe «statistik.info».

Immobilienmarkt

Verlässliche Prognosen zu den mittel- und langfristigen Folgen der Coronakrise für den Immobilienmarkt sind schwierig, weil viele, sich teilweise gegenseitig beeinflussende Faktoren eine Rolle spielen. An erster Stelle steht sicher der Konjunkturverlauf. Viel hängt aber auch davon ab, ob die Menschen krisenbedingt verändertes Verhalten künftig beibehalten werden. Kehren die Beschäftigten in die Büros zurück oder bleiben sie im Homeoffice? Gelingt es den Läden, an das Onlinegeschäft verlorene Marktanteile zurückzuerobern? Verändert Corona die künftigen Zuwanderungszahlen?

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Falls das Bevölkerungswachstum zum Beispiel wegen einer andauernden Konjunkturflaute abnimmt, ist mit steigenden Leerständen zu rechnen. Auskunft darüber gibt die jährliche Leerwohnungszählung, jeweils am 1. Juni. Erste Auswertungen werden somit im Sommer 2021 vorliegen.

Sollten die Leerstände zulegen, ist für neu ausgeschriebene Wohnungen mit sinkenden Angebotsmieten zu rechnen. In der öffentlichen Statistik werden im Rahmen der Strukturerhebung allerdings nur die Bestandsmieten erfasst. Diese beziehen sich auf bestehende Mietverhältnisse und reagieren träger als die Angebotsmieten auf ein verändertes Marktumfeld. Erste Auswertungen dazu sind frühestens ab 2022 möglich.

Im Jahr 2020 sind laut privaten Marktbeobachtern die Preise für Wohneigentum besonders in preisgünstigen Randregionen deutlich gestiegen. Als Grund dafür nennen sie oft die Coronakrise. Teile der Käuferschaft gingen demnach davon aus, auch in Zukunft im Homeoffice zu arbeiten, und nähmen deshalb im Vergleich zu früher grössere Distanzen zu den Zentren in Kauf. Im Kanton Zürich ist, basierend auf Meldungen der Grundbuchämter, die Entwicklung der Immobilienpreise gut dokumentiert. Sie ist jeweils für das vorletzte Quartal erhältlich, wobei die jüngsten Preise provisorisch sind.
 

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