Verkehrsverhalten

Die Bevölkerung des Kantons Zürich legt mehr als jeden zweiten Kilometer mit dem Auto zurück, fast jeden dritten mit dem öffentlichen Verkehr. Damit nutzt sie Bahn, Bus und Tram häufiger als die meisten ihrer Landsleute.

Grundlagen

Verschiedene Einflussgrössen

Zahlreiche Faktoren beeinflussen das Verkehrsverhalten eines Menschen. Zum einen ist da der persönliche Mobilitätsbedarf, also das Bedürfnis, einen bestimmten Weg zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzulegen. Zum anderen spielen das Verkehrsangebot und die verfügbaren Mobilitätswerkzeuge eine Rolle. Dabei geht es um die Frage, ob jemand einen Führerschein, ein Auto, ein Abo fürs Tram, ein Velo und dergleichen besitzt oder nicht.

Bei der Verkehrsmittelwahl kommen die persönlichen Wertvorstellungen zum Tragen. Ebenso wichtig sind aber Informationen über das gewünschte Verkehrsmittel – zum Beispiel die Kenntnis des Fahrplans – und die aktuelle Verkehrslage. Nicht zuletzt ist das Verkehrsverhalten abhängig von der räumlichen Verteilung der individuellen Reiseziele. Diese ist entscheidend dafür, wie viele Kilometer eine Person täglich zurücklegt und wie lange sie dabei unterwegs ist.

Von Corona beeinflusstes Verhalten

Nachfolgend werden die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» aus dem Jahr 2021 beschrieben. Damals war die Corona-Pandemie, die das Verkehrsverhalten der Menschen teils massiv veränderte, noch in vollem Gang. Vergleiche mit den Vorgängererhebungen, die in der heutigen Form seit Mitte der Neunzigerjahre durchgeführt werden, sind deshalb nur bedingt sinnvoll. Trotz dieses Vorbehalts hat der Bund entschieden, den Mikrozensus 2021 durchzuführen, nachdem er ihn bereits 2020 wegen der Pandemie verschoben hatte.

Tagesdistanz

Täglich 29 Kilometer unterwegs

Die Zürcherinnen und Zürcher sind im Schnitt 82 Minuten pro Tag unterwegs. Dabei legen sie eine mittlere Distanz von 29 Kilometern zurück, wobei die individuellen Unterschiede ausgesprochen gross sind. Die Reisefreudigsten überwinden täglich 100 und mehr Kilometer, während knapp 20 Prozent der Bevölkerung das Haus überhaupt nicht verlassen. Gegenüber der Vorgängererhebung, die 2015 durchgeführt wurde, ist die Tagesdistanz regelrecht eingebrochen. Damals legte die Zürcher Bevölkerung im Schnitt 35 Kilometer täglich zurück. Der Grund für den starken Rückgang ist Corona.

Verkehrsmittel

Öffentlicher Verkehr mit hohem Stellenwert

Rund 62 Prozent der Tagesdistanz entfallen im Schnitt auf den motorisierten Individualverkehr (MIV), 27 Prozent auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) und 10 Prozent auf den Fuss- und Veloverkehr (FVV, inkl. E-Bike). Das verbleibende Prozent geht auf das Konto anderer Verkehrsmittel wie Taxi oder Reisecar. Auch wenn der MIV mit Abstand am meisten Kilometer leistet, nutzt die Zürcher Bevölkerung Bahn, Bus und Tram deutlich häufiger als die meisten übrigen Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz. Auf nationaler Ebene beträgt der Anteil des öffentlichen Verkehrs knapp 20 Prozent.

Auto und Töff gewinnen Marktanteile

Der Modalsplit, wie die Prozentaufteilung zwischen den Verkehrsmitteln genannt wird, hat sich mit Corona stark verändert. Gegenüber 2015 legten Auto und Töff zulasten von Zug, Bus und Tram zu. Auch der FVV verzeichnete ein leichtes Plus. Damit setzt sich der bisherige Trend nicht fort: In den zwei Jahrzehnten vor der Pandemie hatte der ÖV klar auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gewonnen, während der Marktanteil des Fuss- und Veloverkehrs nahezu unverändert geblieben war. Dieses Bild zeigt sich nicht nur im Kanton Zürich, sondern auch landesweit, allerdings auf deutlich tieferem Niveau.

     

Modalsplit 1994 bis 2021 im Kanton Zürich und in der Schweiz

Anteil der Verkehrsmittel an der mittleren Tagesdistanz, Strecken im Inland

Modalsplit 1994–2021 im Kanton Zürich und in der Schweiz
FVV = Fuss- und Veloverkehr, inkl. E-Bike, ÖV = öffentlicher Verkehr, MIV = motorisierter Individualverkehr. Quelle: BFS, ARE – Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV) Bild «Modalsplit 1994–2021 im Kanton Zürich und in der Schweiz» herunterladen

Wohl nur vorübergehend

Der Modalsplit beziffert die Marktanteile der Verkehrsmittel und sagt damit nichts darüber aus, wie gross die gesamte Verkehrsleistung ist. Üblicherweise wird diese laufend grösser, da der Kanton Zürich wächst, sowohl gemessen an der Bevölkerungs- als auch an der Arbeitsplatzzahl. Während der Pandemie ist die Verkehrsleistung jedoch nicht gewachsen, sondern im Gegenteil geschrumpft. Trotz der Verlagerungen beim Modalsplit war die Zahl der gefahrenen MIV-Kilometer im Jahr 2021 deshalb nicht grösser als 2015, eher etwas kleiner. Aber der ÖV hat natürlich weit stärker eingebüsst, ebenfalls gemessen an der Summe der Kilometer, welche die Zürcherinnen und Zürcher zurückgelegt haben.

Es ist zu erwarten, dass die ÖV-Flaute den besonderen Umständen der Pandemie geschuldet und damit nur temporär ist – Stichwort Maskenpflicht sowie andere behördliche Massnahmen gegen das Virus. Die Frequenzmessungen der Transportunternehmen deuten jedenfalls darauf hin, dass sich die Passagierzahlen langsam vom Corona-Schock erholen.

Verkehrszwecke

Freizeitverkehr dominiert, vor allem am Wochenende

Am meisten Kilometer legen die Zürcherinnen und Zürcher in der Freizeit zurück, im Schnitt rund 44 Prozent ihrer Tagesdistanz. Am zweitwichtigsten ist das Pendeln zur Arbeits- oder Ausbildungsstätte, gefolgt vom Einkaufen. Anders als beim Modalsplit gibt es bei der Bedeutung der Verkehrszwecke keinen nennenswerten Unterschied zwischen der Zürcher und der Schweizer Bevölkerung.

Unter der Woche ist das Pendeln der bedeutendste Verkehrszweck, dicht gefolgt vom Freizeitverkehr. Das Wochenende, besonders der Sonntag, steht dann aber ganz im Zeichen der Freizeit. Auch am Samstag spielt der Freizeitverkehr die Hauptrolle, aber es kommt noch das Einkaufen hinzu: An keinem anderen Wochentag legen die Menschen längere Strecken zurück, um zu shoppen. An diesen grundlegenden Mustern hat auch Corona nichts verändert.

Abo- und Autobesitz

Beliebte ÖV-Abos

Fast zwei Drittel der Zürcherinnen und Zürcher ab 16 Jahren haben mindestens ein Abonnement für den öffentlichen Verkehr, weit mehr als etwa im Tessin oder in der Romandie, wo deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung kein Abo hat. Besonders beliebt ist das Halbtax, das an sich noch kein Fahrausweis ist, jedoch zum Bezug verbilligter Billette berechtigt. Mit einigem Abstand folgen Verbund- und Generalabonnement. Sämtliche Abo-Typen waren 2021 allerdings weniger verbreitet als früher, was wiederum mit der Corona-Pandemie zusammenhängen dürfte.

Stadtzürcher Haushalte mehrheitlich autofrei

Etwa sieben von zehn Zürcher Haushalten verfügen über mindestens ein Auto; ähnlich weit verbreitet sind Velos. Motorräder, Mofas und E-Bikes sind dagegen deutlich seltener im Haushalt anzutreffen, wobei die Zahl der E-Bikes in jüngster Zeit stark zugelegt hat. Landesweit sind die Verhältnisse ähnlich, Autos sind allerdings gängiger und Velos etwas seltener als im Kanton Zürich.

Zürich gehört, zusammen mit Genf und allen voran Basel-Stadt, zu jenen Kantonen, in denen der Anteil der autofreien Haushalte am grössten ist. Besonders verbreitet ist der Verzicht auf den eigenen Wagen in den grossen Städten. So sind in der Stadt Zürich die Haushalte ohne Auto seit einigen Jahren in der Überzahl.

     

Fahrzeugbesitz der Haushalte 2021 im Kanton Zürich und in der Schweiz

Anteil der Haushalte mit 0, 1, 2 oder mehr Fahrzeug(en) der entsprechenden Kategorie

Methode

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Der «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» ist die einzige Erhebung zum Verkehrsverhalten der Bevölkerung, die landesweit und regelmässig durchgeführt wird. Im Auftrag der Bundesämter für Statistik (BFS) und für Raumentwicklung (ARE) wird eine repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung ab sechs Jahren zu ihrem Mobilitäts- und Verkehrsverhalten im Alltag befragt. Die Stichprobe des letzten Mikrozensus, der 2021 über die Bühne ging, umfasste landesweit 55'000 und im Kanton Zürich gut 5300 Personen. Die Erhebung hätte eigentlich turnusgemäss 2020 stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Der nächste Mikrozensus ist für 2025 geplant.

Weil es sich um eine Stichprobenerhebung handelt, sind die Aussagen, die der Mikrozensus liefert, mit einer gewissen Unschärfe behaftet. Dies ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten. Das Ausmass der Unschärfe ist von verschiedenen Faktoren abhängig und deshalb je nach Merkmal kleiner oder grösser. Beispielsweise gilt für die mittlere Tagesdistanz der Zürcher Bevölkerung folgender Unsicherheitsbereich: 28.8 ± 1.3 km.

Mehr dazu

Unsere Analysen aus der Reihe «statistik.info»:

          

      Detaillierte Ergebnisse des Mikrozensus 2021:

          

      Das Mobilitätsverhalten der Zürcher Bevölkerung ist auch Thema in der 16. Folge des Podcasts «Statistisch gesehen»:

      Podcastfolge im Browser hören

      Auskunft, Beratung, Auswertung nach Mass

      Haben Sie Fragen zu unseren Daten und Analysen? Wünschen Sie Beratung oder eine massgeschneiderte Auswertung? Nutzen Sie für Anfragen das folgende Formular oder wenden Sie sich via Telefon oder E-Mail an unseren Data Shop.

      Weiterführende Informationen

      Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

      Kontakt

      Statistisches Amt

      Adresse

      Schöntalstrasse 5
      8090 Zürich
      Route (Google)

      Telefon

      +41 43 259 75 00

      Montag bis Freitag
      9 bis 12 Uhr und
      13 bis 16 Uhr

      E-Mail

      datashop@statistik.zh.ch

      Für dieses Thema zuständig: