Vorsicht blinde Passagiere

Schematische Darstellung eines Boots, eines Tauchers mit Pressluftflasche, eines Angelhakens und eines Standup-Paddlers, an denen Neobiota haften

Eingeschleppte Tiere und Pflanzen können das Leben unter Wasser schädigen. Darum ist es wichtig, beim Wassersport und beim Fischen einige Verhaltensregeln zu beachten.

Aktuell

Melde- und -reinigungspflicht für immatrikulierte Schiffe ab 1. April 2025

Zum Schutz der Gewässer gilt im Kanton Zürich ab dem 1. April 2025 eine Schiffsmelde- und -reinigungspflicht. Jeder Gewässerwechsel eines immatrikulierten Schiffs muss künftig vorab gemeldet und das Schiff vor der Einwasserung bei einer autorisierten Reinigungsstelle gereinigt werden.

Massnahmen zum Schutz von Greifen-, Pfäffiker- und Türlersee bis 31. März 2025

Bis zur Einführung der Schiffsmelde- und -reinigungspflicht am 1. April 2025 gelten am Pfäffiker-, Greifen-, und Türlersee weiterhin folgende Vorgaben:
Im Kanton Zürich immatrikulierte Schiffe dürfen im Greifen-, Pfäffiker- oder Türlersee einwassern, solange sie nur in diesem einen See verkehren. Dazu muss dieser See zuvor als Heimgewässer deklariert werden. Innerhalb des Heimgewässers ist das Ein- und Auswassern uneingeschränkt möglich. Ein Wechsel in andere Gewässer ist hingegen untersagt. Schiffe mit ausserkantonalen oder ausländischen Kennzeichen dürfen im Greifen-, Pfäffiker- und Türlersee bis zur Einführung der Schiffsmelde- und -reinigungspflicht nicht einwassern.

Darum geht’s

Als Neobiota werden Tiere und Pflanzen bezeichnet, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind. Verbreiten sie sich invasiv, werden sie zum Problem. Solche invasiven Neobiota kommen auch in unseren Gewässern vor. Oft werden sie unbemerkt mit Booten, Wassersport- oder Fischereimaterial von einem Gewässer zum nächsten verschleppt.

Grosse Schäden

Einige invasive Neobiota in Gewässern richten grosse Schäden an. Eingeschleppte Schwarzmundgrundeln beispielsweise verdrängen einheimische Fischarten von ihren Laich- und Futterplätzen. Invasive Muschelarten wie die Quaggamuschel können Wasserleitungssysteme oder Bootsmotoren verstopfen. Auch Krankheiten, die mit invasiven Tieren eingeschleppt werden, können grosse Schäden verursachen. So sind viele einheimische Krebspopulationen durch die Krebspest, welche mit invasiven Krebsen aus Nordamerika (z.B. Signalkrebs) eingeschleppt wurde, ausgelöscht worden.

Handeln, bevor es zu spät ist

Das Hauptproblem bei allen im Wasser lebenden invasiven Tieren und Pflanzen ist die Tatsache, dass es kaum möglich ist, sie wieder loszuwerden, wenn sie einmal in ein Gewässer gelangt sind. Daher ist die Prävention besonders wichtig.

Das können Sie tun

Gebietsfremde Arten können unbeabsichtigt aus anderen Gewässern eingeschleppt werden, wenn sie an Booten, anderen Schwimmkörpern oder Ausrüstungsgegenständen haften bleiben und mittransportiert werden. Auch im Wasser, das sich im Bootsrumpf sammelt oder in Wasserrückständen in der Ausrüstung können von Auge kaum sichtbare Lebewesen mitreisen (z.B. Larven von Muscheln) mitreisen. Helfen Sie mit, die Verbreitung aquatischer Neobiota zu verhindern. 

Schiffe ohne Kennzeichen, Wassersport- und Fischereigeräte

Beim Stand-up-Paddeln, Tauchen, Fischen sowie bei der Benützung von Kanus, Schlauchbooten oder anderen Wassergeräten sind folgende Massnahmen für alle dringend empfohlen:

  1. Reinigen oder spülen Sie Ihr Material gründlich, idealerweise mit heissem Wasser. Die Reinigung mit einem Hochdruckreiniger muss auf einem Platz mit Anschluss an die Schmutzwasserkanalisation durchgeführt werden. Entleeren Sie sämtliche Wasserrückstände.
  2. Kontrollieren Sie alles gründlich auf Rückstände von Pflanzen und Tieren.
  3. Lassen Sie die Ausrüstung vor der Nutzung auf einem anderen Gewässer vollständig trocknen.

Verbreitung von Neobiota stoppen – Informationen Wassersport

Standup-Paddler mit Texteinblendung «Vorsicht blinde Passagiere»

Artenbeispiele

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Schwarzmundgrundel

(Neogobius melanostomus)

Das Foto zeigt eine Schwarzmundgrundel im Wasser.
Die Schwarzmundgrundel kommt in der Schweiz derzeit im Hochrhein vor (Stand 2019). Quelle: Kuno von Wattenwyl
  • Herkunft: Schwarzmeergebiet
  • Ausbreitung: Durch das (verbotene) Freilassen von Fischen oder als Laich oder Larven in/an Booten oder anderen Wassersportgeräten. Eigenständige Wanderung entlang der Gewässer.
  • Vorkommen in der Schweiz: Aktuell im Hochrhein bis zum Kraftwerk Albbruck-Dogern (Stand 2022).
  • Problem: Kann den einheimischen Fischbestand gefährden. Gründe: Frisst andere Eier / Jungfische, besetzt den Lebensraum von anderen Fischarten. Macht im Basler Rhein zurzeit bis zu 90 Prozent der Fischfänge aus.
  • Was tun? Boote und andere Wassersportgeräte vor dem Wechsel an ein anderes Gewässer gründlich reinigen. Keine Grundeln in Aquarien halten, gefangene Grundeln töten und nicht als Köder verwenden. Sichtungen der Fischerei- und Jagdverwaltung melden: fjv@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Kesslergrundel, Flussgrundel, Nackthalsgrundel, Goldfisch, Sonnenbarsch.

Quaggamuschel 

(Dreissena rostriformis bugensis)

quagga
Die Quaggamuschel verdrängt einheimische Arten, wodurch sie das ganze Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringt. Zudem überwuchert sie Infrastrukturen, was zu hohen Kosten führt. Quelle: Eawag.
  • Herkunft: Schwarzmeerraum
  • Ausbreitung: erfolgt hauptsächlich durch menschliche Einflüsse. Die Muscheln und deren Larven werden durch Schiffe, die von einem Gewässer in ein anderes wechseln, verschleppt.
  • Vorkommen in der Schweiz: verbreitet in vielen Schweizer Seen und Fliessgewässern.
  • Problem / Schaden: innerhalb kürzester Zeit bildet sie flächendeckende Muschelbänke bis in grosse Tiefen. Sie reduziert die Nahrungsgrundlage anderer Wasserlebewesen, wodurch sie das ganze Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringt. Sie gefährdet die Biodiversität und kann fischereierträgliche Einbussen verursachen. Zudem überwuchsert sie Infrastrukturen und verstopft Wasserleitungen, was zu hohen Kosten führt. 
  • Was tun? Das Reinigen von immatrikulierten Schiffen ist bei jedem Gewässerwechsel vorgeschrieben und für Wassersport- und Fischereiausrüstung dringend empfohlen. Zudem Ausrüstung immer gut trocknen lassen. 
  • Weitere Neobiota: Körbchenmuschel, Wandermuschel, Chinesische Teichmuschel.

Signalkrebs

(Pacifastacus leniusculus)

Ein Signalkrebs auf steinigem Untergrund.
Der Signalkrebs ist in vielen Schweizer Gewässern verbreitet. Quelle: Andreas Hertig
  • Herkunft: Nordamerika
  • Ausbreitung: Absichtlich ausgesetzt oder aus Speisekrebs-Zuchten entkommen. Eigenständige Wanderung.
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Gewässern. Dringt auch in kleinere Seitengewässer vor.
  • Problem / Schaden: Überträgt die Krebspest, an welcher die einheimischen Krebse sterben. Gilt als sehr konkurrenzstark und drängt die bereits bedrohten einheimischen Krebsarten noch weiter zurück.
  • Was tun? Nicht aussetzen. Sichtungen der Fischerei- und Jagdverwaltung melden: fjv@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Kamberkrebs, Roter Amerikanischer Sumpfkrebs, Marmorkrebs, Galizierkrebs.

Krebspest

(Aphanomyces astaci)

Das Foto zeigt einen an Krebspest leidenden Krebs.
Die Krebspest breitet sich in vielen Schweizer Gewässern aus. Quelle: Peter-Jean Richard
  • Herkunft: Nordamerika
  • Ausbreitung: Dieser Krankheitserreger (Pilz) lebt in nordamerikanischen Krebsen und breitet sich mit diesen aus.
  • Vorkommen in der Schweiz: Ausbrüche in vielen Schweizer Gewässern.
  • Problem / Schaden: Befallene einheimische Krebse sterben daran (im Gegensatz zu den nordamerikanischen Krebsen, die davon nicht krank werden). Ganze Populationen werden dadurch ausgelöscht.
  • Was tun? Keine Krebse aussetzen. Gerätschaften und Fischereimaterial vor Nutzung an einem anderen Gewässer gründlich reinigen und vollständig trocknen lassen.
  • Weitere Krankheitserreger: Pilze, Bakterien, Viren und Parasiten können mit neuen Neobiota eingeschleppt werden.

Grosser Höckerflohkrebs

(Dikerogammarus villosus)

Mehrere Grosse Höckerflohkrebse in einer Kante auf einem Stein.
Der Grosse Höckerflohkrebs ist ein räuberischer Allesfresser. Quelle: Patrick Steinmann
  • Herkunft: Schwarzmeergebiet
  • Ausbreitung: Als blinder Passagier mit Booten und anderen Wassersportgeräten, evtl. mit ausgesetzten Aquariumfischen oder ausgeleertem Aquariumwasser
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Gewässern.
  • Problem / Schaden: Räuberischer Allesfresser (frisst andere Flohkrebse, Insektenlarven und Fischeier), verdrängt einheimische Flohkrebse und andere Kleintiere.
  • Was tun? Boote und (Fischerei-) Ausrüstung kontrollieren und gründlich reinigen. Sichtungen beim Gewässerschutz melden: gewaesserschutz@bd.zh.ch
  • Weitere Neobiota: Donau Schwebegarnele, Rotflecken-Schwebegarnele, Schlickkrebs, Schwämme, Würmer, Quallen.

Nuttalls Wasserpest

(Elodea nuttallii)

Das Foto zeigt eine Nuttalls Wasserpest.
Die Nuttalls Wasserpest kann dichte Bestände bilden und den Gewässerlauf beeinflussen. Quelle: Saxifraga Peter Meininger
  • Herkunft: Nordamerika
  • Ausbreitung: Mit dem Schiffsverkehr oder durch Wasservögel, möglicherweise Entsorgung aus Aquarien.
  • Vorkommen in der Schweiz: Verbreitet in vielen Schweizer Gewässern.
  • Problem / Schaden: Kann dichte Bestände bilden, die Schifffahrt behindern, den Gewässerlauf beeinflussen und einheimische Wasserpflanzen verdrängen.
  • Was tun? Pflanzen aus Aquarien nicht in Gewässern entsorgen.
  • Weitere Neobiota: Kanadische Wasserpest, Grossblütiges Heusenkraut, Karolina-Haarnixe, Nadelkraut, Grosser Wassernabel.

Weiterführende Informationen

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Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft – Sektion Biosicherheit

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