Die ehemalige Jagdschiessanlage Au in Embrach befand sich in einer geschützten Auenlandschaft. Sie musste wegen zu hohen Schadstoffbelastungen ausser Betrieb genommen werden. In zwei Etappen wurde das belastete Gelände von Spezialisten saniert. Nach Abschluss der Sanierung gehören die Tössauen nun wieder ganz der Natur.
Sanierung
In der Jagdschiessanlage Au in Embrach absolvierten ab 1965 Zürcher Jägerinnen und Jäger die anspruchsvolle jagdliche Schiessprüfung, das regelmässige Schiesstraining und seit dessen Einführung auch den obligatorischen jährlichen Treffsicherheitsnachweis. Ebenso wurde die Anlage von Sportschützinnen und Sportschützen zum Tontaubenschiessen genutzt. 2020 wurde der Schiessbetrieb eingeschränkt und 2023 komplett eingestellt, doch er hinterliess Spuren: Im Boden lagerten sich Schadstoffe wie Blei und PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) ab. Die in einer mittlerweile bundesrechtlich geschützten Auenlandschaft gelegene Anlage musste deshalb saniert werden.
Schadstoffhaltiger Boden abgetragen, behandelt und verwertet
Auf einer Fläche von rund 7 Hektar wurden zwischen 20 und 80 cm Boden abgetragen. Das schadstoffhaltige Material wurde in Bodenwasch- und -aufbereitungsanlagen in der Region behandelt, sortiert, wo möglich zu Recyclingbaustoffen verwertet und andernfalls in Spezialöfen verbrannt oder in Deponien sicher entsorgt. Rund 320 Tonnen Blei und rund 10 Tonnen PAK wurden so aus der Natur entfernt.
Waldrodungen notwendig für Abtragung des Bodens
Um den Boden abtragen zu können, musste ein grosser Teil des Waldes im Projektgebiet gerodet werden. In der Töss selbst bestand kein Sanierungsbedarf. Überreste von Wurfscheiben, die noch im Fluss lagen, wurden jedoch eingesammelt.
Sanierung in zwei Etappen
Um die vielfältige Flora und Fauna auf dem Areal der heutigen Jagdschiessanlage Au möglichst vollständig zu schonen, wurde die Sanierung in zwei Etappen zwischen Herbst 2021 und Frühling 2025 durchgeführt. So konnten sich die dort ansässigen, seltenen Pflanzen und Tiere zwischen den beiden Etappen auf dem bereits sanierten Teil des Areals wieder etablieren.
Zahlen und Fakten
- Sanierungsfläche: 7 Hektaren - davon rund die Hälfte Wald, der gerodet und wieder aufgeforstet wurde
- aus der Umwelt entferne Schadstoffe:
- rund 320 Tonnen Blei
- rund 10 Tonnen polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
- Zur Wiederaufforstung neu gepflanzte Bäume: rund 2000
- Neu erstellte Gewässer: 420 Meter Bach und 9 Teiche
- Kosten: Rund 19 Mio. Franken. Rund 40 Prozent gedeckt durch Fonds des Bundes für Altlastensanierungen (VASA-Fonds)
- Bauherrschaft: Baudirektion Kanton Zürich
- Planung und Ausführung Sanierung: Basler und Hofmann, Eberhard Unternehmungen
- Planung und Begleitung Rekultivierung: Fornat AG, Naturplan
Rekultivierung
Eingebettet in einem nationalen Auenschutzgebiet wird die sanierte Fläche der Jagdschiessanlage nun der Natur vorbehalten sein. Sie wird damit in die bestehenden wertvollen Lebensräume mit Mooren und Wasserläufen integriert. Ein vielfältiges Nebeneinander von trockenen und feuchten Standorten wird entstehen, das beste Voraussetzungen für eine hohe Biodiversität bietet. Ob Hangried, Pfeiffengraswiesen oder Halbtrockenrasen: Besonders gefährdete Arten wie Orchideen, Libellen und Amphibien finden hier ein Zuhause.
Naherholung an der Töss
Der grösste Teil der ehemaligen Jagdschiessanlage Au steht unter Schutz, ist also der Natur vorbehalten und kann nicht frei betreten werden. Für die lokale Bevölkerung wird jedoch im Rahmen der zweiten Sanierungsetappe ein Pfad angelegt, der nahe an die Töss führt. Hier können Naherholungssuchende die Schönheiten der Tössauen geniessen und Einblicke in die wiederhergestellten Lebensräume des Gebiets erhalten.
Natürliche Regeneration
Gerodete Waldflächen wurden teils naturnah aufgeforstet, beispielsweise mit seltenen einheimischen Baumarten, teils bewusst der Natur überlassen. So können sie sich ganz natürlich regenerieren. Naturnahe Wälder mit viel Totholz weisen eine hohe Biodiversität auf und sind damit besonders wertvolle Lebensräume.
Gefährdete Tier- und Pflanzenarten
Tier- und Pflanzenarten, die es zu schützen gilt, finden im rekultivierten Areal ideale Bedingungen, um sich niederzulassen und tragen zur Biodiversität der Region bei.
Wiederherstellung und Ersatz geschützter Lebensräume
Das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG) verlangt, dass Eingriffe in schützenswerte Lebensräume oder geschützte Landschaften kompensiert werden. Dies gilt bei Altlastensanierungen genauso wie bei Bauvorhaben. Ziel dieser Regelung ist es, die ökologische Gesamtbilanz im Gleichgewicht zu halten. Wiederherstellung und Ersatz für einen Eingriff sollen dabei dem verlorenen Lebensraum entsprechen und möglichst nah am Ort des Eingriffs erfolgen.
Ausgleich der Eingriffe durch die Altlastensanierung
Im Falle der Altlastensanierung der Jagdschiessanlage waren Eingriffe in über lange Zeiträume entstandene Wälder und Moorflächen unumgänglich, um die Schadstoffe aus dem Boden zu entfernen. Wertvoller Lebensraum von hoher Qualität wurde dabei beeinträchtigt. Diese Flächen wurden zwar rekultiviert, jedoch wird es mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich diese Lebensräume wieder vollständig entwickelt haben. Um die ökologische Gesamtbilanz auszugleichen, mussten zusätzlich zu den Wiederherstellungsmassnahmen sowohl innerhalb des Sanierungsgebiets wie auch ausserhalb Ersatzmassnahmen zugunsten der Natur geleistet werden.
Standardisiertes Berechnungsverfahren
Zur Berechnung der Lebensraum-Bilanz der Altlastensanierung stützen sich die Expertinnen und Experten auf ein standardisiertes Verfahren, welches im Kanton Zürich bei allen Bauvorhaben eingesetzt wird. Damit wird der ökologische Wert des Ausgangszustands und des Zustands nach der Rekultivierung bestimmt. Ist der ökologische Wert des Ausgangszustands höher, müssen Ersatzmassnahmen geleistet werden. Im Fall der Sanierung der Jagschiessanlage Au konnte ein grosser Teil der erforderlichen Massnahmen direkt im bzw. beim Sanierungsgebiet umgesetzt werden. Zusätzlich wurde gemeinsam mit der Fachstelle Naturschutz einige hundert Meter weiter tössabwärts in der Grossau ein rund 2,3 Hektar grosses Feuchtgebiet neu geschaffen.
Weiterführende Informationen
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
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