Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee
Bei einem extremen Sihl-Hochwasser drohen allein in der Stadt Zürich Gebäudeschäden von über 6 Milliarden Franken. Ein Entlastungsstollen von Langnau am Albis nach Thalwil ermöglicht ab 2026 die Überleitung von Hochwasserspitzen der Sihl in den Zürichsee. Damit beseitigt er das mit Abstand grösste Hochwasser-Risiko im Kanton Zürich.
Inhaltsverzeichnis
Aktuell
Startschuss für ein Jahrhundertbauwerk
Mit einem symbolischen Akt im Thalwiler Seebad Bürger I erfolgte am 18. März der Start zum Bau des Entlastungsstollens. Die Ehrengäste öffneten gemeinsam die Schleuse eines mit Sihlwasser gefüllten Stücks Stollenröhre in Originalgrösse und liessen das Wasser in den Zürichsee fliessen. So wurde symbolisch dargestellt, was dereinst die Aufgabe des Entlastungsstollens ist – nämlich Wasser der Sihl bei extremem Hochwasser in den Zürichsee abzuleiten.

Besuchen Sie das Infozentrum in Langnau
Im Infozentrum erfahren Sie mehr zur Gefahr durch die Sihl, zur Funktionsweise des Stollens im Detail und warum sich auch Käfer freuen dürfen.
Öffnungszeiten:
- Montag bis Freitag, 9.00 - 18.30 Uhr
- Samstag, 9.00 - 17.00 Uhr
Samstags gibt es kurze Einführungen zum Projekt um 10.30, 11.30, 13.30 und 14.30 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Bacher Garten-Center,
Spinnereistrasse 3, Langnau am Albis
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Faszinierende Einblicke @stollenreporter
Was muss man sich unter wandernden Nasen vorstellen? Solchen und anderen Fragen gehen unsere Stollenreporter nach. In Videos, Fotos und Textposts zeigen sie die Menschen hinter der Kulisse, verraten Überraschendes rund um die Bauarbeiten oder bringen Fun Facts zur Geschichte der Sihl oder zur Natur.

Diese Arbeiten stehen in nächster Zeit an
Die Bauzeit für den Entlastungsstollen wird rund dreieinhalb Jahre betragen, so dass er Ende 2025 fertiggestellt sein dürfte. Der Hauptinstallationsplatz für die Bauarbeiten ist abseits des Siedlungsgebiets im Sihltal beim Einlaufbauwerk vorgesehen. Der Stollen soll von dort möglichst erschütterungsarm mit einer Tunnelbohrmaschine in Richtung Zürichsee ausgebrochen werden.
Nach dem Baubeginn im März 2022 werden auf den Baustellen an der Sihl und am Zürichsee folgende Arbeiten ausgeführt:
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Erste Arbeiten im Gebiet Rütiboden ab Ende April bis Ende Jahr 2022:
- Bauinstallation an der Sihltalstrasse: An der Sihltalstrasse wird der Installationsplatz mit Baubüros, Parkplätzen usw. für den Baubetrieb erstellt.
- Temporäre Brücke über die Sihl: Für die Zufahrt zur Baustelle am rechten Sihlufer wird eine temporäre Brücke errichtet. Dafür sind Aufschüttungen an beiden Ufern nötig.
- Bodenabtrag auf der rechten Flussseite: Für den Bau des Einlaufbauwerks und des Entlastungsstollens wird eine Baugrube erstellt. Daher wird auf der rechten Flussseite Boden abgetragen.
- Flussaufweitung auf der linken Flussseite: Wegen der Baugrube und des Einlaufbauwerks muss der natürliche Flusslauf angepasst werden. Aus diesem Grund wird der Sihllauf mittels sogenannter Aufweitung streckenweise zum linken, gerodeten Ufer verlegt und das Ufer mit Steinblöcken gesichert.
- Baugrubenabschluss: Um die Baugrube vor Hochwassern zu schützen, wird gegen die Sihl ein Baugrubenabschluss aus Stahlprofilen erstellt. Im Schutz des Baugrubenabschlusses erfolgen die weiteren Bauarbeiten.
Erste Arbeiten im Bereich des Auslaufbauwerks ab dem 4. April 2022 im Gebiet des Seebads Bürger I:
- Rückbau des Seebads Bürger I: Die Badeanlagen werden abgebrochen. Davor ist eine Schadstoffsanierung nötig, denn die alten Gebäude enthalten u.a. Asbest und PCB-belastete Anstriche. Die Sanierung erfolgt fachgerecht durch spezialisierte Unternehmen. Wegen der Arbeiten im Bad wird das seeseitige Trottoir der Seestrasse entlang der Badi Mauer gesperrt. Eine Umleitung ist signalisiert.
- Sanierung des Seegrunds: Ab Mai wird ein Teil des Schlamms am Seegrund abgesaugt. Der Grund sind Zinnablagerungen, die aus der Zeit stammen, als hier eine Seidenfärberei betrieben wurde.
- Juli bis Dezember: Abschluss der Baugrube am Ufer und im See, Aushub, Beginn der Betonarbeiten im Bereich Bad Bürger I.
Bei grösseren Beeinträchtigungen (wie Lärm, Verkehrsumleitungen und -einschränkungen usw.) wird die Bauleitung die Anwohnerinnen und Anwohner in den betroffenen Ortsteilen rechtzeitig direkt informieren.
Infoveranstaltung vom 18. März 2022
Anlässlich des Baubeginns informierten Fachleute der Baudirektion über das Projekt und beantworteten Fragen aus der Bevölkerung. Die aufgezeichnete Veranstaltung können Sie sich jederzeit hier anschauen.
Das Projekt
Bei extremen Unwettern kann die sonst gemächlich dahinfliessende Sihl zum reissenden Fluss werden und im unteren Sihltal und der Stadt Zürich massive Überschwemmungen anrichten. Verschiedene Studien zeigten, dass ein Entlastungsstollen die beste Variante ist, um die bedrohten Gebiete zu schützen. Der Stollen, der zwischen Langnau am Albis und Thalwil realisiert wird, kommt erst bei sehr grossen und seltenen Wassermengen zum Einsatz.
Ab einer Menge von 250 Kubikmeter pro Sekunde fliesst Wasser in den Stollen, der so einen Teil des Sihlwassers in den Zürichsee umleitet. Zum Vergleich: Im Juli 2021, als viele Flüsse und Seen über die Ufer traten, erreichte die Sihl 248 Kubikmeter pro Sekunde. Im August 2005 lag das Maximum bei 290 Kubikmetern pro Sekunde.
Schutz für das Sihltal und Zürich
Der Entlastungsstollen sorgt dafür, dass die Marke von 300 Kubikmetern pro Sekunde nicht überschritten wird. Denn darüber würde es für das untere Sihltal und die Stadt Zürich kritisch und es wäre mit Hochwasserschäden zu rechnen.
Nach heutigen Erkenntnissen wird etwa alle 20 Jahre Sihlwasser durch den Entlastungsstollen strömen.
Der Entlastungsstollen schützt vor einer Sihl Hochwasserspitze von bis zu 600 Kubikmetern pro Sekunde. Das entspricht einem Extremhochwasser mit einer statistischen Eintretenswahrscheinlichkeit von einmal in 500 Jahren. Die maximale Kapazität des Stollens beträgt rund 400 Kubikmeter pro Sekunde.

Nur geringe Auswirkungen auf den Zürichseepegel
Im Rahmen der Planungsarbeiten wurden auch die Auswirkungen des durch den Stollen geleiteten Hochwassers auf den Zürichseepegel untersucht. Dabei zeigte sich, dass selbst die Umleitung extremer Sihl-Hochwasserspitzen lediglich zu einem zusätzlichen Anstieg des Seespiegels um wenige Zentimeter führen würde. Dieser Anstieg kann ausgeglichen werden:
- durch die geplante Erhöhung der Abflusskapazität der Limmat bei der Münster- und Rathausbrücke,
- und die Verbesserung der Steuerbarkeit des Platzspitzwehrs in der Stadt Zürich.
Gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis
Die Kosten für die Planung und den Bau des Entlastungsstollens und die ökologischen Ersatzmassnahmen betragen rund 175 Millionen Franken. Diese Investition des Kantons Zürich steht in einem sehr günstigen Verhältnis zum verhinderten Schadenswert: Bei einem Extremhochwasser der Sihl könnten alleine in der Stadt Zürich Schäden von bis zu 6,7 Milliarden Franken entstehen.
Den grössten Teil der Kosten trägt der Kanton Zürich; der Bund, die Stadt Zürich, die SBB und die SZU beteiligen sich ebenfalls.
Das Bauwerk
Der Einlauf des Entlastungsstollens befindet sich an der Sihl direkt beim 2017 errichteten Schwemmholzrechen, oberhalb von Langnau am Albis. Im Bereich des Seebads Bürger I in Thalwil mündet der Entlastungsstollen in den Zürichsee.
Einlaufbauwerk
Die Hochwasserspitzen der Sihl werden über ein automatisch reguliertes Einlaufbauwerk entnommen.

Schlauchwehre senken sich automatisch
Im Einlaufbauwerk steht ein Wehr aus einer Betonmauer und zwei darauf befestigten, luftgefüllten Schläuchen. Bei normalem Wasserstand der Sihl und bei ungefährlichen Hochwassern versperrt das Wehr den Einlauf in den Stollen. Melden die Messgeräte am Oberlauf der Sihl, dass der Pegelstand den kritischen Wert übersteigt, senken sich die 40 Meter langen Schlauchwehre automatisch und Sihlwasser kann in den Zürichsee abfliessen.
In die Landschaft eingepasst
Die Länge des Einlaufbauwerks beträgt rund 100 Meter. Nach seiner Fertigstellung werden an der Sihl vor allem noch die Tauchwand und die mit einem Rechen versehene Einlauföffnung sichtbar sein. Die sorgfältige Gestaltung der sichtbaren Teile des Bauwerks erfolgt in Zusammenarbeit mit Fachleuten für Architektur und Landschaftsgestaltung.
Auslaufbauwerk
Das Auslaufbauwerk zur Einleitung der Hochwasserspitzen in den Zürichsee ist unmittelbar nördlich der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Bereich des Seebads Bürger I in Thalwil geplant.

Unter der Seestrasse in den See
Der Entlastungsstollen mündet in Thalwil neben der Abwasserreinigungsanlage in die sogenannte Toskammer des Auslaufbauwerks. Daran anschliessend unterquert ein rechteckiger, acht Meter breiter und sechs Meter hoher Betonkanal die Seestrasse und das Seebad Bürger I. Er führt rund 90 Meter in den Zürichsee hinaus.
Hier, weit weg vom Seeufer und mindestens drei Meter unter der Wasseroberfläche, gelangt das abgeleitete Sihlwasser kontrolliert in den See. Ein Gitter beim Mündungsbauwerk sorgt dafür, dass niemand in das Auslaufbauwerk eindringen kann.
Eine Bremskammer für das Wasser
Wegen des Gefälles im Stollen strömt das Sihlwasser mit etwa 50 km/h in die Toskammer. Dort wird es auf weniger als 15 km/h abgebremst. Ansonsten würde es mit hoher Energie in den See fliessen und Schlamm vom Seegrund aufwirbeln. Dies würde das Seewasser trüben und sehr wahrscheinlich nahegelegene Trinkwasserfassungen beeinträchtigen.
Ein Luftschacht oberhalb der Toskammer sorgt für die Belüftung und die Abfuhr der Luft, die durch den Stollen mittransportiert wird.
Ökologische Ersatzmassnahmen
Der Kanton Zürich baut den Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee mit der grösstmöglichen Rücksicht auf Fauna und Flora. Dennoch hat der Bau des Stollens Auswirkungen auf die Umwelt: Mit dem Einlaufbauwerk wird ein Stück Sihlufer verbaut, für das Auslaufbauwerk wird in Unterwasser-Lebensräume des Zürichsees eingegriffen.
Deshalb ist der Kanton Zürich gesetzlich verpflichtet, sogenannte ökologische Ersatzmassnahmen zu leisten – das heisst, den verlorenen Naturraum an anderer Stelle so weit wie möglich zurückzugewinnen. Dafür sind zwei Orte vorgesehen: an der Sihl bei Langnau am Albis und am Zürichsee in Richterswil.

Neue Lebensräume an der Sihl…
Die ökologischen Ersatzmassnahmen an der Sihl umfassen einerseits den 1,5 Kilometer langen Sihlabschnitt zwischen dem Bahnhof Langnau-Gattikon und der Wehrschwelle Gartendörfli und andererseits einen Abschnitt des Gontenbachs an der Grenze von Langnau am Albis und Adliswil.
Die ökologischen Ersatzmassnahmen an der Sihl

- Ersatz der Wehrschwelle Gartendörfli durch eine fischgängige Rampe
- Verbesserung der Strömungs- und Wassertiefenvielfalt; Schaffen neuer, strukturreicher Lebensräume für Fische und Kleinlebewesen
- Schaffung eines neuen Seitengerinnes der Sihl als Lebens- und Rückzugsraum für Fische und andere Wasserlebewesen
- Aufhebung des Wanderwegs am rechten Flussufer auf einer Teilstrecke, Rückbau der Ufersicherungen; dies ermöglicht die Wiederentstehung des natürlichen Prallhangs mit Lebensraum für verschiedenste selten gewordene Tier- und Pflanzenarten
- Verzicht auf Unterhalt des Wanderwegs, langsamer Übergang in einen natürlichen Zustand
- Naturnahe Gestaltung und Verbesserung des Zugangs zum Sihlufer für die Bevölkerung
- Bau eines neuen Verbindungswegs zur Verbesserung der Anbindung von Gattikon an den Bahnhof Langnau-Gattikon
- Bau einer neuen Fussgängerbrücke bei der Spinnerei Langnau (Kompensation für die teilweise Aufhebung des Wanderwegs am rechten Sihlufer)
- Wiederherstellung der Fischgängigkeit im Gontenbach
…und am Zürichsee
In Richterswil wird im Gebiet Garnhänki die steile, steinige Uferbefestigung entfernt, das Ufer abgeflacht und Schilf angepflanzt. So soll sich dort wieder eine naturnahe Uferlandschaft entwickeln, die Vögeln Gebiete zum Brüten bietet. Das neu gestaltete Ufer erfüllt auch wichtige Funktionen für Fische, etwa zum Laichen oder als Schutz für Jungfische.
Die Bevölkerung profitiert ebenfalls: Eine Plattform und ein Aussichtsturm ermöglichen einen Einblick in das neue naturnahe Flachufer, und Sitzstufen bieten Zugang zum Wasser. Neben der Seebadi laden Begegnungszonen mit Sitzbänken zum Verweilen ein.
Weiterführende Informationen
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