Hannes Binder erhält den Kulturpreis des Kantons Zürich

Gestützt auf die Vorschläge der kantonalen Kulturförderungskommission hat der Regierungsrat die kulturellen Auszeichnungen und Preise des Kantons Zürich für das Jahr 2022 vergeben. Der Kulturpreis geht an den Illustrator Hannes Binder, die beiden Förderpreise an den Kunstraum Last Tango und den Musiker Edouard Mätzener. Die Goldene Ehrenmedaille erhält die Literaturwissenschaftlerin und Publizistin Beatrice von Matt.

Der mit 50’000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Zürich geht 2022 an Hannes Binder. Damit zeichnet der Regierungsrat einen etablierten, vielseitigen und innovativen Künstler aus. Hannes Binder (*1947) hat an der Zürcher Kunstgewerbeschule studiert und ist seit 1972 als selbstständiger Illustrator für zahlreiche Printmedien und Buchverlage tätig, darunter stilprägende Publikationen wie «NZZ Folio», «Der Spiegel», «Stern» und «Die Zeit».

Daneben verfasst er seit über dreissig Jahren eigene Comic- und Bilderbücher. Die Schabkartontechnik – der vorgetäuschte Holzschnitt – ist Hannes Binders Markenzeichen. Sowohl nach literarischen Vorlagen als auch bei eigenen Geschichten verdichtet er Raum und Zeit, Architektur und Natur zu komplexen Bildern. Seine Welten – fantastische Kompositionen in Schwarz und Weiss – sind abstrakt, und gerade deshalb entfalten sie einen grossen Sog: In seinen Schraffuren kann man sich verlieren und vieles wiederfinden. Sie verbinden die grosse Geste mit der Sorgfalt zum Detail.

Neben seiner wichtigen Rolle für die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur ist auch Hannes Binders Innovationsgeist hervorzuheben. In der 2020 erschienenen Graphic Novel «Der Digitale Dandolo» geschieht medial radikal Neues: Zum Beispiel werden durch die Verwendung von QR-Codes verschiedene Zeitebenen und Figuren miteinander in einen Dialog gesetzt, und so für das Erzählen von Geschichten ganz neue Möglichkeiten geschaffen.

Hannes Binder wird für seine ausgewiesene künstlerische Qualität und Eigenständigkeit mit dem Kulturpreis 2022 ausgezeichnet.

Förderpreise für Last Tango und Edouard Mätzener

Die beiden Förderpreise von je 30’000 Franken gehen in diesem Jahr an den Kunstraum Last Tango und den Musiker Edouard Mätzener.

Last Tango wurde 2016 von Arianna Gellini (*1984) und Linda Jensen (*1985) als Off-Space gegründet. Die beiden international erfahrenen Kuratorinnen verfügen über eine erfrischende Portion Neugierde, Eigenständigkeit und Beharrlichkeit. Immer wieder bringen Gellini und Jensen unerwartete Paarungen und Kombinationen von Kunstpraxen zusammen.

Last Tango hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Treffpunkt der Szene entwickelt und ist zum Garant für Neuentdeckungen geworden. Bis heute fanden im Kunstraum 21 Ausstellungen mit rund 90 Künstlern und Künstlerinnen statt, wobei weibliche Positionen auffällig stark vertreten sind. Die Ausstellungen sind stets sorgfältig kuratiert und mit fundierten Konzepten und zeitgemässen Fragestellungen untermauert. Die Entwicklung, die ihr Kunstraum seit der Gründung durchlief, ist beeindruckend. 2021 wurde Last Tango zu einem Kunstverein umgewandelt: Die Neuausrichtung soll zusätzlich dazu beitragen, ein vielfältiges Publikum zusammenzubringen, um gegenseitiges Verständnis, kritische Reflexion und engagierte Zusammenarbeit zu fördern und eine lebendige Kunstgemeinschaft zu bilden.

Der Förderpreis 2022 soll die Initiantinnen von Last Tango, Arianna Gellini und Linda Jensen, in ihrer äusserst wertvollen Vermittlungs- und Vernetzungsarbeit bestärken und in dieser Phase der Weiterentwicklung unterstützen.

Der Geiger Edouard Mätzener (*1989 in Zürich) sorgt sowohl als Solist als auch in verschiedenen Kombinationen für Furore. Bereits mit zwölf Jahren gab er sein Solodebut im Casino Basel mit dem Zürcher Kammerorchester unter der Leitung von Howard Griffiths. Den Master of Music erspielte er sich dann an der Yale University, denjenigen für Specialized Performance Soloist an der Hochschule in Basel. Seither fanden Auftritte unter anderem mit dem Kammerorchester Basel, der Camerata Zürich und dem Sinfonieorchester Basel statt. Seine Konzerte brachten ihn in Konzertsäle in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Israel, Brasilien, Japan, Südkorea und den USA.

Aber nicht nur als Solist, sondern auch als Kammermusiker sorgt er für Aufsehen. Als zweiter Geiger des Merel Quartetts überzeugt Edouard Mätzener als feinsinniger Musiker, der mit Genauigkeit und Spontaneität auf seine Mitmusikerinnen und Mitmusiker eingeht. Nebst seiner Passion für Kammermusik ist er als Gründungsmitglied, Geiger und Komponist treibende Kraft der Klezmer-Band Cheibe Balagan.

Der in Zürich lebende Edouard Mätzener bewegt sich mit so traumwandlerischer Sicherheit zwischen Klassik, Jazz und World Music, dass seine Geige genauso authentisch nach jiddischer Folkgeige wie nach swingendem Bass oder glänzender Violine klingt. Dabei reiht er keine aufgesetzten Effekte aneinander, sondern lotet detailreich die poetischen Nuancen der Musik aus.

Der Förderpreis ist eine Anerkennung für seine Vielseitigkeit, vereint mit seinem hohen Anspruch an jede Form musikalischen Ausdrucks.

Goldene Ehrenmedaille an Beatrice von Matt

Die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich geht in diesem Jahr an die Literaturwissenschaftlerin und Publizistin Beatrice von Matt. Mit der Goldenen Ehrenmedaille zeichnet der Regierungsrat eine Persönlichkeit aus, die sich neben der eigenen künstlerischen Arbeit mit grossem Engagement für das kulturelle Leben im Kanton Zürich und weit darüber hinaus verdient gemacht hat.

Beatrice von Matt (*1936) ist eine der prägendsten Schweizer Stimmen der deutschsprachigen Literaturszene. Als Publizistin, Feuilleton-Redaktorin der Neuen Zürcher Zeitung und Stiftungsrätin von Pro Helvetia hat sie ganzen Generationen die Tür zur Literatur geöffnet und über Jahrzehnte offen gehalten. Sie verfasste Monografien zu verschiedenen bedeutenden Schweizer Literatinnen und Literaten und verantwortete als Herausgeberin die Werkausgabe von Meinrad Inglin.

Dabei bewies Beatrice von Matt ein sicheres Urteil und ein oft zukunftsweisendes Gespür. Auch ihre für das vergängliche Medium der Tageszeitung geschriebenen Texte zeigen durchwegs Substanz, Kenntnisreichtum, Leidenschaft und Tiefgang. Beatrice von Matt verfügt über einen einmaligen Wissensschatz und Lesehorizont und verstand es stets, die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern sichtbar zu machen.

Für ihre langjährige herausragende literaturwissenschaftliche und publizistische Tätigkeit wird Beatrice von Matt mit der Goldenen Ehrenmedaille des Regierungsrates ausgezeichnet.

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