Kulturelle Auszeichnungen des Kantons Zürich 2018

Gestützt auf die Vorschläge der kantonalen Kulturförderungskommission hat der Regierungsrat die kulturellen Auszeichnungen und Preise des Kantons Zürich für 2018 vergeben. Der Kulturpreis geht an die Jazzpianistin Irène Schweizer, die beiden Förderpreise an die Dramatikerin Katja Brunner und an die Choreografin und Tänzerin Lea Moro. Die Goldene Ehrenmedaille geht an das Filmfestival Pink Apple.

Der mit 50'000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Zürich 2018 geht an die Jazzpionierin und Pianistin Irène Schweizer. Damit zeichnet der Regierungsrat ein künstlerisches Lebenswerk aus, das den Schweizer Jazz massgebend geprägt und sich international etabliert hat.

Irène Schweizers Karriere als Musikerin könnte einem Tellerwäscherroman entstammen. Ganz am Anfang ihres künstlerischen Werdegangs steht die Handorgel, deren Spiel sie als Kind lernte. Danach spielte sie Schlagzeug und Klavier, vorerst autodidaktisch, später nahm sie Unterricht bei einem Privatlehrer. Als Vierzehnjährige war sie Mitglied einer Dixieland-Band, besuchte später eine Handelsschule und verdiente ihr erstes Geld als Sekretärin. Ab 1958 wendete sie sich dem Modern Jazz zu und trat bis 1961 alljährlich mit den Modern Jazz Preachers am Amateurfestival in Zürich auf, 1960 als Siegerin. Begegnungen mit Abdullah Ibrahim und Chris McGregor im legendären Jazzcafé Africana in Zürich und 1966 mit Cecil Taylor führen sie zum Free Jazz. Ab 1976, als sie beim Jazz Festival Willisau einen legendären Erfolg feierte, gab sie auch Solo-Konzerte. Was danach kommt, sind Zusammenarbeiten mit Musikerinnen und Musikern der internationalen Jazz-Szene, jedes Konzert eine Referenz an die Avantgarde.

Neben ihrer musikalischen Tätigkeit stand sie schon früh als Feministin für die Gleichstellung der Frau ein. Ende der 70er Jahre war sie Mitglied der Feminist Improvising Group, später gründete sie das Trio Les Diaboliques mit Joëlle Léandre und Maggie Nicols. Das Zürcher Kulturleben hat sie jedoch nicht nur als Musikerin, sondern auch als Mitinitiantin des Taktlos Festivals und des Labels Intakt Records mitgestaltet. Mit der Vergabe des Kulturpreises an Irène Schweizer würdigt der Regierungsrat eine Ausnahmemusikerin und Kulturaktivistin.  

Förderpreise an Katja Brunner und Lea Moro

Die beiden Förderpreise von je 30'000 Franken gehen in diesem Jahr an zwei junge Künstlerinnen, die mit ihrem künstlerischen Schaffen gerade erst begonnen haben und doch bereits weit über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen sorgen.

Die Dramatikerin Katja Brunner (*1991) lebt und arbeitet in Zürich und Berlin, studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel sowie Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Im Alter von erst 18 Jahren verfasste sie im Rahmen des Autorenförderungsprojekts «Dramenprozessor» am Theater an der Winkelwiese das Stück «Von den Beinen zu kurz». Darin thematisiert sie den sexuellen Missbrauch in der Kleinfamilie, reflektiert das Opfer-Täter-Schema schonungslos aus der Nähe. Mit diesem Stück gewann sie 2013 den Mülheimer Dramatikerpreis und ist damit die jüngste Preisträgerin in der Geschichte dieser renommierten Auszeichnung. Im gleichen Jahr wurde sie von der Kritiker-Jury der Fachzeitschrift «Theater heute» zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gewählt und mit ihrem Text «Die Hölle ist auch nur eine Sauna» zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. In der Spielzeit 2014/2015 war Katja Brunner Hausautorin am Theater Luzern, wo sie eine eigene Late Night Show unterhielt. Sie selbst hat eine Vorliebe für interdisziplinäre Projekte und ungewohnte Zusammenarbeiten, tritt gerne auch als Performerin an die Öffentlichkeit, u.a. bei Produktionen von Salome Schneebeli oder Ivna Zic. Katja Brunner ist eine Dramatikerin, die in ihren Arbeiten die grossen Themen unserer Zeit aufgreift und damit eine junge Perspektive auf unsere Bühnen bringt. Die Resonanz ist überwältigend, ihre Werke werden im ganzen deutschsprachigen Raum gespielt.

Lea Moro (*1987) studierte Tanz und Choreografie an der Scuola Teatro Dimitri in Verscio, dem LABAN Centre in London und dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz in Berlin (HZT). Lea Moro lebt und arbeitet in Zürich und Berlin. Die Bühnenarbeiten der jungen Tänzerin und Choreografin zeichnen sich aus durch Humor, Intelligenz und Sorgfalt. Sie hat sich auf die Verbindung von vermeintlich Gegensätzlichem spezialisiert. In «(B)reaching stillness», ihrer Studie zur Dialektik von Bewegung und Stillstand, beschäftigt sich Lea Moro mit der Herausforderung der Bewegungslosigkeit im Tanz. Das Stück wurde 2015 an der Deutschen Tanzplattform sowie an den Zeitgenössischen Schweizer Tanztagen gezeigt. Das Jahrbuch 2015 der Zeitschrift «tanz» führte sie anschliessend unter den Hoffnungsträger/-innen für den zeitgenössischen Tanz auf. In ihrem darauffolgenden Solo «The End of the Alphabet» kurvt Lea Moro auf Rollschuhen über die Bühne. Vordergründig erinnert das Stück an das Musical «Starlight Express», doch Moro bricht diese Hochglanzästhetik durch einen nicht perfekten Gesang und eine teils wackelige Choreografie humorvoll und ironisch; das Ganze wirkt fragil und prekär. Moros Arbeiten bestechen durch ihre Professionalität und durch «diese Mischung aus Draufgängertum und Unbekümmertheit»1. Mit ihren insgesamt vier abendfüllenden Tanzproduktionen tourt Lea Moro mittlerweile europaweit.

[1] Martina Wohltat, Magazin «tanz», August/September 2017

Goldene Ehrenmedaille an das Filmfestival «Pink Apple» in Zürich

Die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich geht in diesem Jahr an das Filmfestival «Pink Apple», das 1997 von einer kleinen Gruppe Filmbegeisterter in Frauenfeld gegründet wurde. Mit dem Ziel, die «Förderung homosexueller Emanzipation und Akzeptanz» in der Provinz zu stärken, wurde das Festival 1998 erstmals mit 10 Filmen und viel Publikumszudrang im kleinen Cinema Luna in Frauenfeld durchgeführt.

In Zürich landete Pink Apple im Gefolge der lesbisch-schwulen Eurogames, die im Jahr 2000 stattfanden. Seither wuchs das Festival kontinuierlich und verlagerte sich schwergewichtig Richtung Grossstadt. Mittlerweile ist das schwul-lesbische Festival Pink Apple zum grössten und bedeutendsten seiner Art in der Schweiz avanciert. 2017 wurden 103 Filme aus allen Gegenden der Welt gezeigt – rund 30 Filmschaffende präsentierten ihre Werke persönlich am Festival. Unterdessen zieht das Festival 10'000 Personen an.

Das Festival bietet ein Forum für lesbisch-schwules und transgender Filmschaffen aus aller Welt - auch aus Ländern, in denen gleichgeschlechtliche Liebe Diskriminierung sowie soziale Gewalt erfährt. Pink Apple legt nebst seiner soziopolitischen Ausrichtung auch Wert auf Veranstaltungen mit einer filmhistorischen und filmästhetischen Ausrichtung. Das Rahmenprogramm besteht aus Podiumsdiskussionen, Ateliergesprächen, Vorträgen sowie gelegentlichen Ausstellungen und Konzerten.
Mit Pink Apple würdigt der Regierungsrat eine kulturelle Veranstaltung, die die Auseinandersetzung mit der Diversität unserer Gesellschaft fördert und mittlerweile fester Bestandteil des hiesigen Kulturprogramms ist.  

Hinweis an die Redaktionen

Die Preisverleihungen finden im ersten Halbjahr 2018 statt. Die Einladungen werden zu gegebener Zeit verschickt.

(Mediemitteilung des Regierungsrates)