Projekt zur Transkription und Digitalisierung von Kantonsratsprotokollen und Regierungsratsbeschlüssen seit dem 19. Jahrhundert

Der Regierungsrat hat beschlossen, der Öffentlichkeit alle Kantonsratsprotokolle und Regierungsratsbeschlüsse seit 1803 online zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck möchte er das Staatsarchiv mit der Durchführung eines Projektes beauftragen, mit welchem zwischen 2009 und 2014 über 200’000 Protokollseiten transkribiert, also abgeschrieben, und digital als Volltexte zugänglich gemacht werden. Damit werden die beiden wichtigsten Aktenserien des Kantons Zürich für Öffentlichkeit und Verwaltung in ganz neuer Weise nutzbar. Er beantragt dem Kantonsrat, aus dem Lotteriefonds einen Beitrag von 3,75 Millionen Franken zu gewähren.

Die Protokolle von Parlament und Regierung sind die wichtigsten Aktenserien des Standes Zürich. Die Regierungsratsbeschlüsse von 1903–1995 und aus der Mediationszeit (1803–1814) sind bereits digitalisiert, ebenso die Kantonsratsprotokolle seit 1996. Der Bedarf nach einem umfassenden und effizienten Zugriff auf diese Unterlagen ist ausgewiesen. Zum einen befasst sich die Verwaltung oft mit Geschäften, deren Zusammenhänge weit in die Vergangenheit zurückreichen (Wasser- oder Wegrechte, Altlastensanierung, Erbsachen, Zivilstandsfragen etc.). Zum andern verwenden historisch Interessierte die Protokolle von Parlament und Regierung oft als Einstieg in ihre Forschungsmaterie. Beiden Benutzergruppen würde die elektronische Verfügbarkeit dieser Unterlagen einen völlig neuen Zugang zur staatlichen Tätigkeit gewähren. Der Regierungsrat möchte deshalb auch die Regierungsratsbeschlüsse aus dem Zeitraum 1815–1902 sowie die Kantonsratsprotokolle von 1803 bis1898 transkribieren und in der Datenbank des Staatsarchivs elektronisch verzeichnen lassen. Weiter würden die Kantonsratsprotokolle 1898 bis 1995 und die Beschlüsse des Regierungsrats von 1887 bis 1902 eingescannt, digitalisiert und ebenfalls in dieser Datenbank der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Aus dem Lotteriefonds sollen für dieses Projekt, das in den kommenden rund sechs Jahren umgesetzt wird, 3,75 Millionen Franken gewährt werden, wie der Regierungsrat dem Kantonsrat beantragt. Das Staatsarchiv kann so einen entscheidenden Schritt machen, um seiner Rolle als «Informationsspeicher» des Kantons im 21. Jahrhundert gerecht zu werden.

Beschlüsse für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich

Die heutige Informationsgesellschaft ist gewohnt, benötigte Angaben umfassend über das Internet beziehen zu können. Als modernes, dem Transparenzprinzip verpflichtetes Staatswesen will der Kanton Zürich in diesem Bereich eine führende Rolle einnehmen und die einzigartigen Bestände des Staatsarchivs nutzbar machen. Das Projekt hat aber auch eine integrative und identitätsstiftende Wirkung: Die Regierungsratsbeschlüsse und Kantonsratsprotokolle aus dem 19. Jahrhundert sind bislang nur für Personen lesbar, die die deutsche Kurrentschrift beherrschen. Das Projekt bewirkt, dass die Beschlüsse der gesamten interessierten Öffentlichkeit zugänglich werden.

Die handschriftlich verfassten Regierungsratsbeschlüsse von 1815 bis 1887 umfassen rund 185'000 Seiten, die handschriftlichen Kantonsratsprotokolle von 1803 bis 1898 rund 21'000. Deren Transkription dürfte rund 75'000 Arbeitsstunden erfordern. Die gedruckten Beschlüsse der Regierung von Mitte 1887 bis 1902 umfassen rund 11'000 Seiten, die gedruckten Protokolle des Kantonsrats von 1899 bis 1995 rund 135'000 Seiten. Das Projekt kann im Staatsarchiv mit rund rund 15 Teilzeit-Arbeitskräften durchgeführt werden. Als Fachkräfte für die Transkription kommen Studierende (Werkstudentinnen und -studenten) in Frage, aber auch weitere Interessierte, die die deutsche Kurrentschrift beherrschen.


(Medienmitteilung des Regierungsrates)

Hinweis

Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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