Gesundheitskompetenz

Wir treffen im Alltag regelmässig Entscheidungen, die mit unserer Gesundheit zu tun haben. Dabei stehen uns unzählige Informationsquellen zur Verfügung. Gleichzeitig ist unser Gesundheitssystem sehr komplex. Eine hohe Gesundheitskompetenz hilft, sich besser darin zurechtzufinden.

Gut informiert entscheiden

Definition

Gesundheitskompetenz bedeutet die Fähigkeit, die wesentlichen Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen, um im Alltag Entscheidungen treffen zu können, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken.

Organisationen wie Spitäler, Arztpraxen, Spitex-Organisationen unterstützen uns dabei, in Gesundheitsfragen informiert und selbstbestimmt zu handeln und uns im Gesundheitssystem zurechtzufinden. Je besser wir informiert sind, desto besser können wir entscheiden. Das gilt für alle Lebensbereiche. Aber insbesondere dann, wenn es um unsere Gesundheit und unseren Lebensstil geht. Ob zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, im Gesundheitssystem: Wer kompetent Entscheidungen trifft, kann aktiv die eigene Gesundheit erhalten, verbessern oder mit bestehenden Krankheiten besser umgehen.

Kompetent handeln trotz Informationsflut

Allerdings ist es nicht einfach, sich im Informationsdschungel zurechtzufinden und bewusste Entscheidungen zu treffen. Gerade das Internet liefert eine Unmenge an Informationen unterschiedlichster Qualität. Entsprechend sind wir heute vermehrt auf die Fähigkeit angewiesen, Informationen zu bewerten und kritisch zu hinterfragen. Manchmal widersprechen sich die Informationen, sind von unbekannter Quelle und teilweise sind sie falsch.

Zudem lässt der rasante medizinische Fortschritt Wissen und Empfehlungen schnell veralten. Oftmals muss man sich also in sehr kurzer Zeit das nötige Wissen aneignen, sich eine eigene Meinung bilden und komplexe Entscheidungen treffen. Im Austausch mit Fachpersonen ist es deshalb wichtig, Fragen und Zweifel formulieren zu können. Sonst verlässt man die Arztpraxis mit mehr Fragen als Antworten.

Zusammenspiel von Individuen, Organisation und Situation

Bei Gesundheitskompetenz kommt es nicht nur auf die persönlichen Fähigkeiten an. Es geht um das Zusammenspiel von Individuen, Organisationen, Situationen und Systemen. Sind Gesundheitsinformationen beispielsweise schwer verständlich formuliert, benötigt man beim Lesen andere Fähigkeiten als beim Lesen eines einfachen Texts. Bei der Gesundheitskompetenz kommt es also einerseits auf die Fähigkeiten von Einzelpersonen an. Andererseits sollten Informationen auch so vermittelt werden, dass sämtliche Bevölkerungsgruppen sie gut verstehen können. Wir können uns nur eine Meinung bilden und gute Entscheidungen treffen, wenn wir verständliche, vertrauenswürdige und nachvollziehbare Informationen zu einem Thema finden und erhalten.

Hier spielen sowohl Fachleute (z.B. die Ärzteschaft oder das Pflegepersonal) als auch die Gesundheitsinstitutionen (z.B. Spitäler) eine zentrale Rolle. Sie können wichtige Gesundheitsinformationen leicht zugänglich machen und patientenorientiert kommunizieren. Oder sie können chronisch erkrankten Personen auch Wege aufzeigen, besser mit ihrer Krankheit umzugehen. Je höher die Gesundheitskompetenz von Organisationen und Fachleuten ist, desto besser unterstützen sie ihre Patienten und Klientinnen dabei, selbstständig zu handeln und zu entscheiden.

Wieso Gesundheitskompetenz wichtig ist

Gesundheitskompetenz ist für jede und jeden wie auch für die Gesellschaft als Ganzes wichtig. Eine hohe Gesundheitskompetenz hat viele positive Auswirkungen. Gesundheitskompetente Personen

Vorteile:

  • treiben häufiger Sport,
  • sind besser in der Lage, Medikamente richtig einzunehmen und
  • müssen weniger häufig ins Krankenhaus. 

Zudem kann die gesundheitliche Chancengleichheit verbessert werden. Wird die Gesundheitskompetenz von Einzelnen gestärkt, wirkt sich das also auf das gesamte Gesundheitssystem positiv aus. Weil mehr Personen gut informierte Entscheidungen mit positiver Wirkung auf ihre Gesundheit treffen und besser in der Lage sind, sich im Gesundheitswesen zu orientieren, können auch Kosten eingespart werden. Schliesslich unterstützt Gesundheitskompetenz Patientinnen und Patienten auch dabei, besser mit ihrer bestehenden Krankheit zurechtzukommen.

Gesellschaftliche Trends und Gesundheitskompetenz

Gesundheitskompetenz spielt also eine wichtige Rolle für

Vorteile:

  • eine gesunde Lebensführung,
  • eine wirksame Krankheitsbehandlung,
  • gesundheitliche Chancengerechtigkeit und 
  • die Vermeidung unnötiger Gesundheitskosten.

In Zukunft wird es aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen noch wichtiger, über eine ausreichende Gesundheitskompetenz zu verfügen. Einerseits werden immer mehr Menschen immer älter und chronische (Mehrfach-)Erkrankungen nehmen zu. Gesundheitskompetenz kann massgeblich dazu beitragen, dass das höhere Lebensalter mit einer hohen Lebensqualität einhergeht. Und dass chronisch kranke Personen die notwendigen Selbstmanagement-Fähigkeiten entwickeln und verbessern, um mit ihren Krankheiten besser umgehen zu können.

Andererseits sorgt die Digitalisierung für eine riesige Informationsflut und hat das herkömmliche Verhältnis zwischen Fachperson und Klientinnen und Klienten stark verändert. Gespräche finden heute mehr und mehr auf Augenhöhe statt und Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Patientinnen und Patienten informieren sich im Internet, tragen digitale Gesundheitstracker und tauschen sich auf digitalen Kommunikationsplattformen mit anderen aus. Umso entscheidender wird es für sie, relevante und korrekte gesundheitsbezogene Informationen zu finden, diese kritisch zu hinterfragen und in ihrem Alltag zu nutzen.

Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie aufgezeigt, wie wichtig Gesundheitskompetenz für vorbeugendes Verhalten und die Eindämmung der Pandemie ist. Daraus müssen nun die zentralen Schlussfolgerungen auch in Bezug auf die Stärkung der Gesundheitskompetenz gezogen werden, sodass die Bevölkerung zukünftig besser auf solche Krisen vorbereitet ist und damit umgehen kann.

Datenlage

Zur Gesundheitskompetenz liegen sowohl aktuelle Daten der Schweizer Bevölkerung (2019-2021) als auch der Bevölkerung des Kantons Zürich (2018) vor.

Datenlage Schweiz

Das Careum Zentrum für Gesundheitskompetenz hat im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) die Gesundheitskompetenz der Schweizer Bevölkerung untersucht. Ziel dieser Erhebung war es herauszufinden, welche Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen bestehen und wer davon besonders betroffen ist. Befragt wurden insgesamt 2502 in der Schweiz wohnhafte Erwachsene.

Die Studienergebnisse zeigen, dass fast jede zweite Person (49 %) in der Schweiz Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen hat. Diesen Personen fällt es im Alltag schwer, Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und für Entscheidungen zu nutzen. Dieser Anteil hat im Verlauf der letzten fünf Jahre leicht zugenommen. Als speziell schwierig werden die Orientierung im Gesundheitssystem und der Umgang mit digitalen Informationsangeboten empfunden: Über 70 Prozent der Befragten weisen in diesen beiden Bereichen eine geringe Gesundheitskompetenz auf.

Datenlage Kanton Zürich

Ende 2018 wurde eine erste Befragung zur Gesundheitskompetenz der im Kanton Zürich lebenden Bevölkerung durchgeführt. Die Befragungsmethode für Zürich war dieselbe wie bei der schweizweiten Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2015, und lässt somit den direkten Vergleich zu. In dieser kantonalen Studie wurden 1000 Personen nach ihren Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen befragt.

Die Ergebnisse zeigen: Auch im Kanton Zürich gibt mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner an, Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen zu haben. Damit berichten die Zürcherinnen und Zürcher von ähnlich grossen Schwierigkeiten wie die Schweizer Bevölkerung insgesamt.

Programm Gesundheitskompetenz Zürich

Das Programm «Gesundheitskompetenz Zürich» will mit Praxisprojekten und Kampagnen dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz der Zürcher Bevölkerung und der Gesundheitsversorger zu stärken. Die Vision ist ein gesundheitskompetenter Kanton Zürich! Erste Projekte wurden erfolgreich umgesetzt. Weitere befinden sich in der Entwicklungsphase und Umsetzung. Alle Projekte werden zusammen mit verschiedenen Praxispartnerinnen und -partner durchgeführt und sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.

Programmorganisation

«Gesundheitskompetenz Zürich» ist ein gemeinsames Programm der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich und Careum. Das Careum Zentrum für Gesundheitskompetenz setzt die Ziele dieses Programms gemeinsam mit dem Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich um. 

Bei Fragen

Haben Sie Fragen oder möchten Sie mehr über das Programm «Gesundheitskompetenz Zürich» erfahren? Nehmen Sie gerne Kontakt mit der Projektleitung auf.

Dr. Dunja Nicca

Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich im Auftrag der Gesundheitsdirektion Kanton Zürich

dunja.nicca@uzh.ch

Dr. Saskia De Gani

Careum Zentrum für Gesundheitskompetenz

saskia.degani@careum.ch

Kontakt

Amt für Gesundheit - Kantonsärztlicher Dienst

Adresse

Stampfenbachstrasse 30
Postfach
8090 Zürich
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