Opfer von Gewaltdelikten

Die Kantonspolizei Zürich registriert jedes Jahr rund 10'000 Gewaltstraftaten. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig von Gewaltdelikten betroffen. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Beziehung zwischen Opfern und Täterschaft sowie dem Alter, in dem jemand Gewalt erleidet.

Wachsende Bevölkerung, mehr Gewaltopfer

Im Jahr 2023 wurden im Kanton Zürich etwas mehr als 8000 Personen Opfer einer Gewaltstraftat. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eher niederschwellige Delikte wie Tätlichkeiten oder Drohungen. Weniger als 10 Prozent der Gewaltstraftaten sind schwere Gewaltdelikte wie schwere Körperverletzungen, Vergewaltigungen oder versuchte und vollendete Tötungsdelikte.

Die Zahl der polizeilich bekannten Gewaltopfer ist seit 2020 auf hohem Niveau stabil. Die langfristige Zunahme der Gewaltopfer dürfte vor allem mit der zunehmenden Bevölkerung im Kanton Zürich zusammenhängen.

Wenn sich an der Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung nichts ändert, sind bei einer höheren Anzahl von Personen im Kanton auch mehr Opfer von Gewaltdelikten zu erwarten.

Ob dem so ist, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen, da weitere Faktoren beeinflussen, wie hoch die Anzahl der polizeilich bekannten Delikte ist. Entscheidend ist insbesondere das Anzeigeverhalten der Bevölkerung: Wie oft sich ein Opfer entscheidet, sich nicht bei der Polizei zu melden, lässt sich nur anhand breit angelegter Bevölkerungsbefragungen feststellen. Da diese aber in der Schweiz mit einem Zeitabstand von sieben Jahren durchgeführten werden, lässt sich für die hier abgebildeten Zahlen auch aus ihnen keine abschliessende Aussage dazu ableiten.

Das Verhältnis der Anzahl Opfer von Gewaltdelikten im ausserhäuslichen und im häuslichen Umfeld bleibt über die Jahre hinweg ähnlich. Etwa drei Viertel der Opfer erfahren Gewalt im ausserhäuslichen Umfeld durch eine ihnen unbekannte Person oder jemanden, mit dem das Opfer in einer freundschaftlichen, beruflichen oder anderen Form von Beziehung stand. Ein Viertel der Opfer von Gewaltdelikten erfährt Gewalt im häuslichen Umfeld. Die Täter oder Täterinnen bei diesen Delikten sind der aktuelle oder ehemalige Partner bzw. die aktuelle oder ehemalige Partnerin oder eine nahe verwandte Person.

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Es gibt unterschiedliche Arten, die Begriffe «Gewalt» und «Opfer» zu definieren. Der dieser Seite zugrunde liegende Datensatz ist ein Auszug aus der polizeilichen Kriminalstatistik. Sie definiert die Begriffe «Gewaltdelikt» anhand einer abschliessenden Liste von Tatbeständen.

Für die Unterscheidung zwischen «Gewalt im ausserhäuslichen Umfeld» und «Gewalt im häuslichen Umfeld» ist ausschlaggebend, in welcher Beziehung Opfer und Täterschaft zueinander stehen. Ist das Opfer mit der Tatperson verwandt oder handelt es sich bei der Tatperson um einen aktuellen oder ehemaligen Partner bzw. Partnerin, wird das Delikt als «Gewalt im häuslichen Umfeld» kategorisiert. Liegt eine andere Beziehung vor (z.B. unbekannte Personen, Bekannte, Freunde usw.) wird das Gewaltdelikt als «Gewalt im ausserhäuslichen Umfeld» kategorisiert.

Die angeführte Definition deckt sich nur teilweise mit dem gängigen Verständnis von «häuslicher Gewalt». Die polizeiliche Kriminalstatistik unterscheidet drei Gewaltkonzepte: «Gewalt» im engeren Sinne, «häusliche Gewalt» und «sexualisierte Gewalt». Die beiden letzteren Konzepte überschneiden sich teilweise mit der Gewalt im engeren Sinne. Sie umfassen aber noch weitere Tatbestände. Zur häuslichen Gewalt stellt das Bundesamt für Statistik umfangreiches Zahlenmaterial zur Verfügung.

Die Zahlen auf dieser Webseite beziehen sich ausschliesslich auf Opfer von Gewaltdelikten im engeren Sinne. Die hier abgebildete Anzahl Opfer von Gewaltdelikten im häuslichen Umfeld ist deshalb kleiner als die Anzahl Opfer von häuslicher Gewalt, wie sie im Jahresbericht der polizeilichen Kriminalstatistik ausgewiesen wird. Die folgende Tabelle weist aus, welche Tatbestände im Datensatz enthalten sind und welche nicht.

Tatbestand Gewaltdelikt HG-Delikt Opfer im Datensatz erfasst
Beteiligung Angriff           x   ja
Beteiligung Raufhandel   x   ja
Drohung    x x ja
Erpressung            x   ja
Freiheitsberaubung/Entführung   x x ja
Geiselnahme                        x x ja
Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte x   ja
Körperverletzung, einfach x x ja
Körperverletzung, schwer x x ja
Nötigung             x x ja
Raub          x   ja
Sexuelle Nötigung         x x ja
Tätlichkeiten             x x ja
Tötungsdelikte versucht   x x ja
Tötungsdelikte vollendet x x ja
Vergewaltigung x x ja
Verstümmelung weiblicher Genitalien x x ja
Zwangsheirat x x ja
Ausnützung der Notlage   x nein
Aussetzung   x nein
Beschimpfung   x nein
Gefährdung Leben (Art. 129)   x nein
Missbrauch einer Fernmeldeanlage   x nein
Schändung   x nein
Sexuelle Belästigungen   x nein
Sexuelle Handlungen Abhängige   x nein
Sexuelle Handlungen Kinder   x nein
Strafbare Vorbereitungshandlungen   x nein
Strafbarer Schwangerschaftsabbruch   x nein
Üble Nachrede   x nein
Verabreichen gesundheitsgefähr. Stoffe an Kinder   x nein
Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord   x nein
Verleumdung   x nein

Der dieser Seite zugrunde liegende Datensatz bezieht sich auf die Opfer von Gewaltdelikten, die seit 2017 polizeilich registriert wurden. Die Zahl der Opfer von Gewaltdelikten im häuslichen Umfeld entspricht nicht der Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt, da der Tatbestandskatalog für häusliche Gewalt auch Tatbestände enthält, die nicht als Gewaltdelikte im engeren Sinne gelten. Sie unterscheidet sich zudem von anderen Zahlen zur häuslichen Gewalt, die auf abweichenden Erhebungsmethoden basieren, wie zum Beispiel bei der Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt (IST).

Die polizeiliche Kriminalstatistik bezieht sich immer auf einen definierten Zeitabschnitt und ein definiertes Merkmal des Tatbestands. Wenn eine Person im selben Jahr zweimal oder öfters Opfer eines Gewaltdelikts im ausserhäuslichen Umfeld wird, wird sie nur einmal in der Statistik erfasst. Wenn eine Person im selben Jahr sowohl Opfer eines Gewaltdelikts im ausserhäuslichen als auch im häuslichen Umfeld wird, wird sie dagegen zweimal im Datensatz erfasst.

In Darstellungen, die zwischen den beiden Gewaltkategorien unterscheiden, ist die Zahl der Opfer höher als die Zahl der Opfer, die an anderer Stelle, zum Beispiel im Jahresbericht der Polizeilichen Kriminalstatistik, veröffentlicht wird.

Opfer im Alter von 70 Jahren oder älter sind aus auswertungstechnischen Gründen im Datensatz nicht berücksichtigt. Ihre Zahl ist jedoch gering.

Gewalt betrifft beide Geschlechter

Männer werden im ausserhäuslichen Umfeld Opfer, Frauen sind eher im häuslichen Umfeld betroffen

Rund 60 Prozent der Gewaltopfer sind männlich und 40 Prozent weiblich. Diese Verteilung von Gewaltopfern zwischen den Geschlechtern ist über die Jahre hinweg stabil.

Der wichtigste Unterschied in der Gewalterfahrung zwischen Männern und Frauen liegt in der Beziehung zwischen Opfer und Täterschaft. Männer sind vor allem im ausserhäuslichen Umfeld von Gewalt betroffen.

Im ausserhäuslichen Umfeld sind mehr als zwei Drittel der Gewaltopfer männlich, während im häuslichen Umfeld weibliche Opfer deutlich überwiegen. Fast drei Viertel der Opfer sind weiblich.

Frauen und Männer sind in unterschiedlichem Alter von Gewalt betroffen

Menschen werden in allen Lebensphasen Opfer von Gewalt. Ein deutlicher Geschlechterunterschied zeigt sich aber auch im Alter, in dem Männer und Frauen am häufigsten Opfer von Gewalt werden.

Frauen sind in jungen Jahren und im ausserhäuslichen Bereich deutlich weniger von Gewalt betroffen als Männer. In höheren Alterskategorien finden sich jedoch teilweise ähnlich viele weibliche wie männliche Gewaltopfer. In der Lebensphase zwischen 25 und 40 Jahren sind Frauen am stärksten von Gewalt betroffen. In diesen Alterskategorien sind häusliche und ausserhäusliche Opfererfahrungen bei weiblichen Personen etwa gleich häufig.

Männer werden vor allem als Jugendliche und junge Erwachsene Opfer von Gewaltdelikten. Die Anzahl männlicher Opfer von ausserhäuslichen Gewaltdelikten steigt nach dem 14. Lebensjahr sprunghaft an und erhöht sich bis zum Jahr der Volljährigkeit. In allen folgenden Alterskategorien nimmt sie tendenziell ab. Die Gewalterfahrung im häuslichen Umfeld ist bei männlichen Opfern mit Anfang bis Mitte 30 am grössten.

Männer sind nicht nur häufiger Opfer, sondern auch häufiger Täter

Ein Teil der Opfer von Gewaltdelikten taucht in der polizeilichen Kriminalstatistik auch als Täter oder Täterin von Gewaltdelikten auf. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Ein Drittel der Männer, die Opfer von Gewaltdelikten im ausserhäuslichen Umfeld sind, treten auch als Täter auf. Im Vergleich dazu tritt nur jedes fünfte weibliche Opfer auch als Täterin in Erscheinung.

Der Unterschied ist besonders ausgeprägt, wenn nur die Gewalt im häuslichen Umfeld betrachtet wird. Dann ist deutlich mehr als die Hälfte der männlichen Opfer auch als Täter an einem Gewaltdelikt beteiligt. Bei Frauen, die im häuslichen Umfeld Gewalt erfahren, treten lediglich etwas mehr als ein Viertel auch als Täterin in Erscheinung. 

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