Das Grossmünster in Zürich muss instand gesetzt werden. Zum einen wird dadurch die wertvolle mittelalterliche Substanz der Kirche langfristig erhalten, zum anderen werden der kirchliche und zivile Betrieb verbessert.
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Aktuell
Seit dem 13. Januar 2025 laufen die Arbeiten für die Instandsetzung der Aussenhülle des Grossmünsters. Zuerst werden die Ost- und Südfassade eingerüstet und die Natursteinfassade instand gesetzt. Auf dem Zwingliplatz erfolgen Grabarbeiten entlang der Fassade.
Baudirektion und Kirche informierten am Dienstag, 5. November 2024, in einem Livestream über die Arbeiten.


Projektübersicht
Die Grossmünster-Kirche in der Altstadt von Zürich ist mit ihren Doppeltürmen eines der bekanntesten Wahrzeichen von Zürich und zählt jährlich rund eine halbe Million Besucherinnen und Besucher. Neben Gottesdiensten und anderen religiösen Feierlichkeiten finden regelmässig Veranstaltungen und Führungen statt. Um die Bausubstanz der zwischen 1100 und 1220 erbauten Kirche langfristig zu erhalten, wird sie aussen und innen umfassend instand gesetzt. Dazu sind auch Massnahmen erforderlich, um das Raumklima zu regulieren, um die Zerfallsprozesse so weit wie möglich zu verlangsamen. Ebenso soll der Kulturgüterschutz verbessert werden.

Steckbrief
Betreff | Angabe |
---|---|
Bauherrschaft | Kanton Zürich |
Nutzer | Evangelisch-reformierte Kirche Zürich, Kirchenkreis 1 |
Architektur | Beer Merz AG Architekt:innen, Basel |
Kreditsumme | 32,5 Mio. Fr. |
Bauzeit | 2021-2031 |
Bauvorhaben
Instandsetzung Gebäudehülle (Teilprojekt B)
Sanierungsbedarf besteht an allen Fassaden. Die Schäden wurden kartiert und darauf basierend wurde ein Massnahmenkonzept zur Instandsetzung der Natursteinfassade erarbeitet. Ein Gremium mit Fachleuten aus der kantonalen Denkmalpflege und dem kantonalen Hochbauamt sowie der Berner Münsterbauhütte, Steinmetz und Generalplaner bestimmte anhand von Musterflächen die Grundsätze für die Ausführung und die zu verwendenden Baustoffe.
Faule Schwellenbalken im Hauptdach werden von aussen ersetzt. Im Seitendach Süd werden statische Mängel behoben sowie faule Sparrenfusspunkte und Firstplatten ausgewechselt. Das Seitendach Nord, das Seitendach Treppenhaus Süd, das Pultdach West und die Dachreiterkonstruktion werden einer gründlichen Kontrolle unterzogen, wenn das Gerüst steht. Grundsätzlich werden alle Dachflächen gereinigt und insbesondere das Moos entfernt.
Die Malerarbeiten für die Turmhelme und Dachreiter werden komplett instand gesetzt. Die farbliche Gestaltung wird analog der letzten Instandsetzung von 1990 ausgeführt. Die Malerarbeiten umfassen zudem eine Auffrischung der bestehenden Anstriche an Holzwerk, Fensterläden und Blechabdeckungen. Im Rahmen der Sanierung wird das Orgelfenster neu verglast, um die Temperaturschwankungen durch die Sonneneinstrahlung zu reduzieren. Ausserdem wird das Masswerk ausgebessert.
Bauzeit
Für die Sanierung müssen alle Fassaden sowie die Türme und der Dachreiter eingerüstet werden. Aktuell geht die Planung von drei Etappen der Eingerüstung aus: 2025 startet die erste Etappe mit dem Gerüst auf der Ost- und Südseite. 2026-2027 wird das gesamte Grossmünster vollumfänglich eingerüstet sein. 2028 werden erste Teile wieder abgebaut. Wegen Vorgaben zum Vogelschutz dürfen Fassadengerüste ausschliesslich zwischen September und März auf- und abgebaut werden. Weil Sanierungsarbeiten im Aussenbereich witterungs- und temperaturabhängig sind, können zwischen November und Februar voraussichtlich keine Arbeiten ausgeführt werden. Die Sanierungsarbeiten dauern rund vier Jahre.
Architektur
Für das Grossmünster gilt eine Haltung der Wertschätzung: bewahren, reparieren, ergänzen.
- Wir haben eine hohe Achtung vor dem Werk des Grossmünsters, an dem Generationen von Kirchen- und Bauleuten ihr Bestes gegeben haben.
- Stadtraum, Kirchenkomplex und der Kircheninnenraum stehen in enger Beziehung zueinander, deshalb sind sie bei Veränderungen zusammen zu denken.
- Für den Kirchenbesuch wie auch für betriebliche Abläufe sowie für Nutzungsansprüche mit baulichen Folgen sind die Grundsätze der Befriedung, der Gastlichkeit und der Beruhigung leitend.
- Der Raum des Grossmünsters soll Resonanzraum für spirituelle und religiöse Erfahrungen sein.
- Allfällige Unzulänglichkeiten des Bauwerks lassen sich vielfach auch als Eigenheit des architektonischen Ausdrucks lesen.
- Bauliche Massnahmen bedürfen breiter Legitimation.
- Architektonische Eingriffe und Ergänzungen müssen höchsten gestalterischen Ansprüchen und auch den Anforderungen des Betriebs genügen.
Nachhaltigkeit
Die Massnahmen erfolgen mit minimalen Eingriffen. Wo immer möglich werden Bauteile erhalten und wo erforderlich mit gleichem Material ergänzt oder falls notwendig ersetzt. Eingriffe in die bestehende Substanz dürfen nur dann erfolgen, wenn sie fachlich begründet und auf ein Mindestmass dimensioniert sind. Begründet sind Eingriffe immer dann, wenn mit konservierenden Massnahmen keine langfristige Instandsetzung erreicht werden kann. Im Sinne der Konservierung sollen die Arbeiten mit bewährten restauratorischen Techniken und Baustoffen erfolgen.
Die Eingriffstiefen und Massnahmen werden darauf ausgerichtet, dass künftig periodisch Kontrollen erfolgen und allfällige Instandhaltungs- und Sicherungsmassnahmen unmittelbar ausgeführt werden können. Dadurch sollen Massnahmen mit grösserer Eingriffstiefe, die eines Gerüsts bedürfen, möglichst lange hinausgezögert werden und einen Zyklus von mehr als 40 Jahren
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Von 2022 bis 2024 wurden bereits erste Massnahmen im Innenraum des Grossmünsters umgesetzt. Akuter Handlungsbedarf bestand für konservatorische Instandsetzungsarbeiten im Bereich der Wandmalereien, im Speziellen in der Krypta (bspw. Das zerbrochene Schwert von Karl dem Grossen), und die Chorfenster von Augusto Giacometti, die restauratorisch trocken gereinigt wurden. Auch die zwölf Polke-Fenster in den Seitenschiffen wurden sorgfältig gereinigt und auf Schäden kontrolliert. Einige Sandsteinstufen der Turmaufgänge im Karlsturm und im Glockenturm wiesen eine starke Abnutzung auf. Diese Stolpergefahren wurden in dieser ersten Phase reduziert. Gleichzeitig wurden die Geländer im Karlsturm teilweise verstärkt, da dieser stark frequentiert ist. Die oberste, stark abgenutzte Treppe im Karlsturm wurde ersetzt.
Am Hauptdach wurden verschiedene Verstärkungen an den Sparren ergänzt oder unsachgemäss angebrachte Verstärkungen korrigiert. Offene oder defekte Zimmermannsverbindungen insbesondere am Dachreiter wurden instand gesetzt und fehlende Bauteile ergänzt.
Im Rahmen der dritten Phase werden noch einmal Arbeiten im Inneren des Grossmünsters vorgenommen, um den Erhalt der historischen Bausubstanz zu gewährleisten und gleichzeitig die Funktionalität, Sicherheit und Zugänglichkeit zu verbessern. Dazu werden die haustechnischen Installationen erneuert, mit dem Ziel, die Bedienbarkeit im Betrieb zu optimieren. Zur Steigerung der Personensicherheit werden Anpassungen im Bereich des Brandschutzes und der Absturzsicherung vorgenommen. Ein zentraler Aspekt ist auch die zukünftige Besucherlenkung. Da das Grossmünster schon heute eine hohe und weiterhin steigende Besucherzahl verzeichnet, sind Neuorganisationen im Innenraum für einen reibungslosen Personenfluss erforderlich. Bezüglich der hindernissfreien Zugänglichkeit braucht es Neugestaltungen im Bereich der Portale sowie bei einem Treppenhaus, das auch die Nasszellen erschliesst. Für eine bessere Erreichbarkeit soll die Schriftensammlung eine neue Anordnung im Kirchenraum erhalten.
Die umfangreichen Instandsetzungsmassnahmen, die am Gebäude nötig wurden, werden dazu führen, dass das Grossmünster für rund vier Jahre integral von einem Fassadengerüst umfasst und durch eine Bauwand abgegrenzt wird. Diese funktionalen Flächen, die das Arbeiten an der Steinfassade ermöglichen und die Baustelle schützen, sollen nun zum Täger für ein temporäres Kunst-und-Bau Projekt werden. Der dafür zur Verfügung stehende Ort ist einmalig.
Das Kunst-und-Bau-Projekt muss einen sinnhaften Bezug zum Ort, zur Architektur und Nutzerschaft schaffen, aber auch zur Funktion und Bedeutung der Kirche. Möglich sind so-wohl gesellschaftliche, historische oder architektonische Fragestellungen als auch religiöse, nicht-religiöse oder multireligiöse sowie spirituelle Themen.
Ein Fassadengerüst wird während rund vier Jahren in Etappen das Wahrzeichen der Stadt Zürich einkleiden. Diese Massnahme wird das Erscheinungsbild der Kirche stark verändern und in der öffentlichen Wahrnehmung Aufmerksamkeit erregen. Das Fassadengerüst samt Gerüstnetz wird zwischen Februar und März 2025 aufgebaut. Am Netz werden Vogelkästen angebaut. Die Funktion dieser Brutkästen muss uneingeschränkt gewährleistet bleiben.
Aktuell geht die Planung von drei Etappen der Eingerüstung aus: 2025 startet die erste Etappe mit dem Gerüst auf der Ost- und Südseite. 2026-2027 wird das gesamte Grossmünster vollumfänglich eingerüstet sein. 2028 werden erste Teile wieder abgebaut. Eine Anpassung der Planung an das Kunst-und-Bau-Projekt ist unter Umständen, aber möglicherweise mit Kostenfolge möglich.
Die Jurierung der eingegangenen Projekte erfolgt im ersten Semester 2025.
Projektdokumentation
Weiterführende Informationen
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Grossmünster