
Das Grossmünster in Zürich muss instand gesetzt werden. Zum einen wird dadurch die wertvolle mittelalterliche Substanz der Kirche langfristig erhalten, zum anderen werden der kirchliche und zivile Betrieb verbessert.
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Aktuell
Im Grossmünster werden aktuell verschiedene Tests zur Besucherlenkung durchgeführt. Trotz steigender Besucherzahlen wird eine Befriedung des Kirchenraums angestrebt. Teil dieser Untersuchungen ist die Auslagerung des Ticketverkaufs für den Besuch der Aussichtsplattform auf dem Karlsturm. Dieser findet heute im Innern des Grossmünsters statt. Hierzu wird temporär ein ausgedienter Bürocontainer des Provisoriums der Bezirksanlage Meilen umgebaut und auf dem Zwingliplatz aufgestellt.
Von Mai bis August 2025 wird in vier verschiedenen Versuchsanordnungen untersucht, wie der Standort der Besuchereinrichtungen die Atmosphäre im Kirchenraum beeinflusst. Dabei wird auch systematisch beobachtet, wie sich die Besuchenden je nach Anordnung verhalten. Die Umsetzung der Provisorien erfolgt im Rahmen des Projekts zur Instandsetzung und Optimierung des Grossmünsters. Die Auswertung erfolgt in Zusammenarbeit mit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Projektübersicht
Die Grossmünster-Kirche in der Altstadt von Zürich ist mit ihren Doppeltürmen eines der bekanntesten Wahrzeichen von Zürich und zählt jährlich rund eine halbe Million Besucherinnen und Besucher. Neben Gottesdiensten und anderen religiösen Feierlichkeiten finden regelmässig Veranstaltungen und Führungen statt. Um die Bausubstanz der zwischen 1100 und 1220 erbauten Kirche langfristig zu erhalten, wird sie aussen und innen umfassend instand gesetzt. Dazu sind auch Massnahmen erforderlich, um das Raumklima zu regulieren, um die Zerfallsprozesse so weit wie möglich zu verlangsamen. Ebenso soll der Kulturgüterschutz verbessert werden.
Steckbrief
Betreff | Angabe |
---|---|
Bauherrschaft | Kanton Zürich |
Nutzer | Evangelisch-reformierte Kirche Zürich, Kirchenkreis 1 |
Architektur | Beer Merz AG Architekt:innen, Basel |
Kreditsumme | 32,5 Mio. Fr. |
Bauzeit | 2021-2031 |
Bauvorhaben
Instandsetzung Gebäudehülle (Teilprojekt B)
Sanierungsbedarf besteht an allen Fassaden. Die Schäden wurden kartiert und darauf basierend wurde ein Massnahmenkonzept zur Instandsetzung der Natursteinfassade erarbeitet. Ein Gremium mit Fachleuten aus der kantonalen Denkmalpflege und dem kantonalen Hochbauamt sowie der Berner Münsterbauhütte, Steinmetz und Generalplaner bestimmte anhand von Musterflächen die Grundsätze für die Ausführung und die zu verwendenden Baustoffe.
Faule Schwellenbalken im Hauptdach werden von aussen ersetzt. Im Seitendach Süd werden statische Mängel behoben sowie faule Sparrenfusspunkte und Firstplatten ausgewechselt. Das Seitendach Nord, das Seitendach Treppenhaus Süd, das Pultdach West und die Dachreiterkonstruktion werden einer gründlichen Kontrolle unterzogen, wenn das Gerüst steht. Grundsätzlich werden alle Dachflächen gereinigt und insbesondere das Moos entfernt.
Die Malerarbeiten für die Turmhelme und Dachreiter werden komplett instand gesetzt. Die farbliche Gestaltung wird analog der letzten Instandsetzung von 1990 ausgeführt. Die Malerarbeiten umfassen zudem eine Auffrischung der bestehenden Anstriche an Holzwerk, Fensterläden und Blechabdeckungen. Im Rahmen der Sanierung wird das Orgelfenster neu verglast, um die Temperaturschwankungen durch die Sonneneinstrahlung zu reduzieren. Ausserdem wird das Masswerk ausgebessert.

Bauzeit
Für die Sanierung müssen alle Fassaden sowie die Türme und der Dachreiter eingerüstet werden. Aktuell geht die Planung von drei Etappen der Eingerüstung aus: 2025 startet die erste Etappe mit dem Gerüst auf der Ost- und Südseite. 2026-2027 wird das gesamte Grossmünster vollumfänglich eingerüstet sein. 2028 werden erste Teile wieder abgebaut. Wegen Vorgaben zum Vogelschutz dürfen Fassadengerüste ausschliesslich zwischen September und März auf- und abgebaut werden. Weil Sanierungsarbeiten im Aussenbereich witterungs- und temperaturabhängig sind, können zwischen November und Februar voraussichtlich keine Arbeiten ausgeführt werden. Die Sanierungsarbeiten dauern rund vier Jahre.
Architektur
Für das Grossmünster gilt eine Haltung der Wertschätzung: bewahren, reparieren, ergänzen.
- Wir haben eine hohe Achtung vor dem Werk des Grossmünsters, an dem Generationen von Kirchen- und Bauleuten ihr Bestes gegeben haben.
- Stadtraum, Kirchenkomplex und der Kircheninnenraum stehen in enger Beziehung zueinander, deshalb sind sie bei Veränderungen zusammen zu denken.
- Für den Kirchenbesuch wie auch für betriebliche Abläufe sowie für Nutzungsansprüche mit baulichen Folgen sind die Grundsätze der Befriedung, der Gastlichkeit und der Beruhigung leitend.
- Der Raum des Grossmünsters soll Resonanzraum für spirituelle und religiöse Erfahrungen sein.
- Allfällige Unzulänglichkeiten des Bauwerks lassen sich vielfach auch als Eigenheit des architektonischen Ausdrucks lesen.
- Bauliche Massnahmen bedürfen breiter Legitimation.
- Architektonische Eingriffe und Ergänzungen müssen höchsten gestalterischen Ansprüchen und auch den Anforderungen des Betriebs genügen.
Nachhaltigkeit
Die Massnahmen erfolgen mit minimalen Eingriffen. Wo immer möglich werden Bauteile erhalten und wo erforderlich mit gleichem Material ergänzt oder falls notwendig ersetzt. Eingriffe in die bestehende Substanz dürfen nur dann erfolgen, wenn sie fachlich begründet und auf ein Mindestmass dimensioniert sind. Begründet sind Eingriffe immer dann, wenn mit konservierenden Massnahmen keine langfristige Instandsetzung erreicht werden kann. Im Sinne der Konservierung sollen die Arbeiten mit bewährten restauratorischen Techniken und Baustoffen erfolgen.
Die Eingriffstiefen und Massnahmen werden darauf ausgerichtet, dass künftig periodisch Kontrollen erfolgen und allfällige Instandhaltungs- und Sicherungsmassnahmen unmittelbar ausgeführt werden können. Dadurch sollen Massnahmen mit grösserer Eingriffstiefe, die eines Gerüsts bedürfen, möglichst lange hinausgezögert werden und einen Zyklus von mehr als 40 Jahren
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Von 2022 bis 2024 wurden bereits erste Massnahmen im Innenraum des Grossmünsters umgesetzt. Akuter Handlungsbedarf bestand für konservatorische Instandsetzungsarbeiten im Bereich der Wandmalereien, im Speziellen in der Krypta (bspw. Das zerbrochene Schwert von Karl dem Grossen), und die Chorfenster von Augusto Giacometti, die restauratorisch trocken gereinigt wurden. Auch die zwölf Polke-Fenster in den Seitenschiffen wurden sorgfältig gereinigt und auf Schäden kontrolliert. Einige Sandsteinstufen der Turmaufgänge im Karlsturm und im Glockenturm wiesen eine starke Abnutzung auf. Diese Stolpergefahren wurden in dieser ersten Phase reduziert. Gleichzeitig wurden die Geländer im Karlsturm teilweise verstärkt, da dieser stark frequentiert ist. Die oberste, stark abgenutzte Treppe im Karlsturm wurde ersetzt.
Am Hauptdach wurden verschiedene Verstärkungen an den Sparren ergänzt oder unsachgemäss angebrachte Verstärkungen korrigiert. Offene oder defekte Zimmermannsverbindungen insbesondere am Dachreiter wurden instand gesetzt und fehlende Bauteile ergänzt.
Im Rahmen der dritten Phase werden noch einmal Arbeiten im Inneren des Grossmünsters vorgenommen, um den Erhalt der historischen Bausubstanz zu gewährleisten und gleichzeitig die Funktionalität, Sicherheit und Zugänglichkeit zu verbessern. Dazu werden die haustechnischen Installationen erneuert, mit dem Ziel, die Bedienbarkeit im Betrieb zu optimieren. Zur Steigerung der Personensicherheit werden Anpassungen im Bereich des Brandschutzes und der Absturzsicherung vorgenommen. Ein zentraler Aspekt ist auch die zukünftige Besucherlenkung. Da das Grossmünster schon heute eine hohe und weiterhin steigende Besucherzahl verzeichnet, sind Neuorganisationen im Innenraum für einen reibungslosen Personenfluss erforderlich. Bezüglich der hindernisfreien Zugänglichkeit braucht es Neugestaltungen im Bereich der Portale sowie bei einem Treppenhaus, das auch die Nasszellen erschliesst. Für eine bessere Erreichbarkeit soll die Schriftensammlung eine neue Anordnung im Kirchenraum erhalten.
Die Zürcher Künstlerin Shirana Shahbazi wird das Grossmünster im Rahmen eines Kunst-und-Bau-Projekts des Kantons Zürich mit einer zeitgenössischen künstlerischen Intervention ergänzen. Das Zürcher Wahrzeichen wird derzeit umfassend instand gesetzt.
Seit Anfang 2025 und noch bis 2028 saniert das kantonale Hochbauamt die Aussenhülle des Grossmünsters. Dafür muss das Wahrzeichen der Stadt Zürich eingerüstet werden. Im Rahmen des Bauprojekts ist eine temporäre Kunstinstallation am Gerüst vorgesehen. Ein Beurteilungsgremium wählte das Projekt von Shirana Shahbazi – eine grossflächige, farbige Collage. Sobald die Planung abgeschlossen ist und die Bewilligung vorliegt – voraussichtlich Ende 2025 –, wird das Kunst-und-Bau-Projekt vorgestellt. Auf die Zugänglichkeit des Grossmünster für Besuchende hat das Kunst-und-Bau-Projekt keinen Einfluss. Es ist vorgesehen, dass Kirche und Karlsturm während der gesamten Zeit der Instandsetzung geöffnet bleiben.
Shirana Shahbazi (*1974 in Teheran) studierte Fotografie und Design an der Fachhochschule Dortmund und setzte ihre Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich fort. Shahbazi ist bekannt für ihre grossformatigen Installationen und konzeptuellen Fotografien, die oft alltägliche Szenen in abstrakte Kunstwerke verwandeln. Sie hat ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert, unter anderem im Kunsthaus Hamburg, in der Kunsthalle Bern, im Fotomuseum Winterthur sowie im Museum of Modern Art, New York. 2019 wurde Shahbazi mit dem Prix Meret Oppenheim ausgezeichnet.
Die Wahl des Siegerprojekts erfolgte im Rahmen eines Einladungsverfahrens. Das breit aufgestellte Beurteilungsgremium aus Vertretungen des Pfarramts der Altstadtkirchen als Teil der reformierten
, des Ressorts Kultur und Bildung der Kirchenkreiskommission, der Direktion für Stadtentwicklung der Stadt Zürich, der Fachgruppe Bildende Kunst, dem Cabaret Voltaire, des kantonalen Hochbauamts sowie einer externen kuratorischen Begleitung prüfte die eingereichten Vorschläge eingehend.Kirchgemeinde Zürich
Bewertet wurden die Projekte nach gestalterischen und kontextuellen Kriterien wie ästhetischer Ausdruck, Sinnfälligkeit für den Ort, Integration in die architektonische Gesamtanlage sowie in den städtebaulichen Kontext. Zudem wurden die Einhaltung der Kosten-, Qualitäts- und Terminvorgaben berücksichtigt. Inhaltlich legte das Gremium besonderen Wert auf die Reflexion der religiösen, historischen und gesellschaftlichen Bedeutung des Grossmünsters, die Berücksichtigung der vielfältigen Nutzerschaft der Kirche, die räumliche Dimension und Fernwirkung der künstlerischen Intervention sowie deren zeitlich begrenzte, gleichwohl mehrjährige Präsenz.

Das Grossmünster ist nicht nur das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt Zürich, sondern auch eine wichtige Brutstätte für potenziell gefährdete Vogelarten wie Alpensegler, Mauersegler und Dohlen.
Der Vogelschutz hat am Grossmünster eine lange Tradition. Bereits bei der Renovation 1935/36 hat der damalige Kantonsbaumeister Hans Wiesmann 34 Nistlöcher in die Fassade integriert, um den Dohlen einen sicheren Brutplatz zu bieten. Es wurden damals auch Wasserfledermauskästen in den Türmen eingebaut. Hier brüten nun Alpensegler (Nordturm) und Dohlen (Südturm). Wiesmann liess ausserdem Meisenkästen, Nistkästen für Stare, Niststeine für Spatzensippen sowie kleine Fledermauskästen für Zwergfledermäuse errichten.
Diese Tradition wird bis heute fortgeführt. So werden die Nistplätze durch Fachpersonen betreut und überwacht. Während der vier Jahre dauernden Instandsetzung dürfen Fassadengerüste nur zwischen September und März auf- und abgebaut werden, um die Brutzeit der Vögel nicht zu stören.
Alpensegler
- 2024 wurden 16 Paare gezählt (ca. 25 Jungvögel)
- Nist- und Brutzeit: April bis September
- Winterquartier: Afrika
Mauersegler
- Rund 4000 Brutpaare in der Stadt Zürich
- Nist- und Brutzeit: Mai bis August
- Eigene Nistkästen am Gerüst in der zweiten Etappe
- Winterquartier: Afrika
Dohle
- 2024 wurden 5 Brutpaare, 17 Dohleneier und daraus 5 flügge Jungdohlen gezählt
- Nist- und Brutzeit: April bis Juni
- Ganzjährig in der Umgebung des Brutquartiers
Weitere Vogelarten
Neben den oben genannten Arten gibt es am Grossmünster auch Spatzen, Meisen und gelegentlich Bienenschwärme. Ein Wanderfalke picknickt ab und zu auf den Eckpfeilern des Balkons und hinterlässt dort die Überreste seiner Beute.
Besonderes
- 88,5 kg Taubenkot wurden 2024 aus den Nistnischen entfernt.
- Nistkästen am Gerüst: Damit die Vögel auch während der Bauarbeiten nisten können, werden eigens Nistkästen am Gerüst angebracht.
Projektdokumentation
Weiterführende Informationen
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Grossmünster