«Jetzt geht es darum, die Schule zu entlasten»

Leere Schulhäuser und Fernunterricht verändern auch die Arbeit von Schulpräsident Roland Schneider. An den Geschäftsleitungssitzungen beispielsweise stehen ganz ungewohnte Themen auf der Traktandenliste, und im Hinblick auf die geplante Schulöffnung von Mitte Mai stehen bereits die nächsten Knacknüsse an.

In der Schule Hedingen kann man zurzeit ernten, was man zuvor gesät hat. Sinnbildlich, versteht sich: Man profitiert insbesondere von dem, was im vergangenen Jahr umgesetzt wurde, wie Schulpräsident Roland Schneider erzählt. «Wir haben beispielsweise viel in die digitale Technik investiert und konnten dadurch in der jetzigen Corona-Zeit allen Schülerinnen und Schülern ab der 5. Klasse ein eigenes Arbeitsgerät zur Verfügung stellen.» Auch die Strukturen wurden angepasst und eine einheitliche Führung mit einer Schulleitung gebildet, die für beide Standorte – Güpf und Schachen – sowie alle Stufen zuständig ist. Gleichzeitig wurden einzelne Lehrpersonen als Stufenleitungen eingesetzt, deren Aufgabe es ist, zwischen Schulleitung und Lehrerteams zu koordinieren. «Dieses Konstrukt bewährt sich in der gegenwärtigen Krise, weil die Last der Organisation auf mehrere Schultern verteilt ist und gleichzeitig auf die spezifischen Probleme der verschiedenen Stufen eingegangen werden kann.»
 

Schulpräsident Roland Schneider
Schulpräsident Roland Schneider bedauert, dass auch in Hedingen Schul- und Sportanlagen abgesperrt werden mussten, um das Versammlungsverbot durchzusetzen. Quelle: Foto von Marion Nitsch

Roland Schneider, der hauptberuflich als Finanzchef in einem international tätigen Industriebetrieb arbeitet, windet der Schulleitung und den rund 60 Lehrpersonen ein Kränzchen: «Sie alle mussten sich schlagartig neu orientieren und haben die Situation bis jetzt sehr gut gemeistert.» Namentlich die beiden Co-Schulleitungspersonen agierten souverän, jedenfalls seien sie mit «erstaunlich wenigen» Fragen an ihn gelangt. Und wo Unsicherheiten bestehen, bespricht man diese an der – virtuellen – Sitzung der Geschäftsleitung, zu der ausser dem Schulpräsidenten und der Schulleitung auch der Leiter der Schulverwaltung gehört. Der Rhythmus dieser Sitzungen wurde von einmal alle zwei Wochen auf zweimal pro Woche erhöht, um in dieser Zeit, in der Massnahmen täglich ändern können, am Ball zu bleiben.

Schulanlagen absperren?

In den letzten Wochen kamen vermehrt Themen zur Sprache, mit denen man sich zuvor noch nie auseinandersetzen musste. So zum Beispiel eine allfällige Absperrung von Schul- oder Sportanlagen, um zu verhindern, dass dort grössere Menschenansammlungen stattfinden. «Dabei sind wir in einen Sachzwang geraten», erklärt Roland Schneider, «die Gemeinden haben viele Plätze abgesperrt, Nachbargemeinden auch Schulanlagen, sodass unsere Anlagen vermehrt als Treffpunkt von Jugendlichen sowie von Familien aus umliegenden Gemeinden genutzt wurden. Deshalb mussten wir nun unsere Anlagen wider Willen ebenfalls sperren.»

Schulpräsident Roland Schneider
Schulpräsident Roland Schneider sieht sich plötzlich mit ganz neuen Themen konfrontiert. Quelle: Foto von Marion Nitsch

Etwas ruhiger ist es dafür für die Mitglieder der Schulpflege. Die für diesen Frühling geplante Klausur wurde abgesagt, und Konzeptionelles, sagt der Präsident, werde wenn immer möglich aufgeschoben. «Die Lehrpersonen und vor allem die Schul- und die Stufenleitung sind momentan gefordert genug, es wäre ungeschickt, nun noch mit neuen Ideen und Projekten zu kommen. Im Gegenteil: Jetzt geht es darum, die Schule zu entlasten.» Gewisse Arbeiten der Behörden laufen aber weiter, etwa die Jahres- und Budgetplanung. Ebenso müssen im Hinblick auf das kommende Schuljahr personelle Entscheide gefällt werden. Bewerbungsgespräche per Video-Konferenz seien zwar nicht ideal, findet Roland Schneider, «aber es geht jetzt halt nicht anders.»

Zusätzliche Räume gesucht

In den kommenden Wochen geht es um die geplante Wiedereröffnung der Schulen am 11. Mai. In Hedingen allerdings wird es erst am 18. Mai so weit sein, weil dort die Frühlingsferien am kommenden Montag beginnen. «Dadurch haben wir eine Woche mehr Zeit», sagt der Schulpräsident und scheint darüber gar nicht unglücklich zu sein. Zu tun gebe es bis dorthin auf jeden Fall genug, ist er überzeugt, und noch sind viele Fragen offen. Umgesehen hat er sich bereits nach zusätzlichen Räumen, damit im Unterricht von allen der erforderliche Abstand eingehalten werden kann. Das Mehrzweckgebäude der Gemeinde käme dafür in Frage, aber auch die Turnhallen. Denn hinter den Sportunterricht setzt Roland Schneider ein grosses Fragezeichen, ausser er könnte in irgendeiner Form im Freien stattfinden. Auch ob und wie man die Zivildienstleistenden wieder einsetzen könnte, müsse geklärt werden. Eines aber ist für ihn heute schon klar: «Senioren im Klassenzimmer – dies wird in nächster Zeit nicht möglich sein.»

Text: Jacqueline Olivier, Fotos: Stephan Rappo

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