Berufslehre heute: Solarinstallateur
Schulblatt 05.12.2025
Höhenangst darf Eris Perzhaku in seinem Beruf keine haben – als Solarinstallateur muss sich der Lernende auf Hausdächern sicher bewegen. Weil oft im Team gearbeitet wird, ist laut Geschäftsführer Mauro Sperandio auch gutes Sozialverhalten eine wichtige Voraussetzung.
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Text: Bettina Deggeller Foto: Sabina Bobst
Morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker von Eris Perzhaku. Etwa eine halbe Stunde später stempelt der 17-Jährige bei der Firma Soltastic in Bülach ein. Beim rund 20-köpfigen KMU absolviert er die dreijährige Lehre zum Solarinstallateur EFZ. Im zweiten Lehrjahr ist er bereits geübt in der Montage von Photovoltaik-Elementen auf unterschiedlichsten Dächern. Die circa 20 Kilogramm schweren und zwei Quadratmeter grossen Platten darf der Lernende nicht allein tragen. Eris Perzhaku ist deshalb stets in einem Team von zwei bis drei Mann unterwegs – Frauen gibt es in diesem Beruf erst wenige.
In einem Kleintransporter fahren die Handwerker zum Gebäude, das ausgestattet werden soll. Das Material dafür nehmen sie vom 500 Quadratmeter grossen Lager in Bülach mit und bringen auf den Dächern als Erstes eine Unterkonstruktion an. Darauf befestigt werden die Photovoltaik-Platten, die mittels «Strings» miteinander verkabelt sind und zum Wechselrichter-Kasten führen, der sich meist im Keller befindet. Dort prüfen die Solarinstallateure, ob der Strom fliesst. Ist dies nicht der Fall, wurde auf dem Dach etwas falsch verkabelt. Die dortige Fehlersuche ist mühsam. Darum liegt allen viel daran, möglichst konzentriert und korrekt zu arbeiten.
«Wenn alle Panels gerade und ohne Abstände auf dem Dach liegen, macht mich das sehr zufrieden.»
Eris Perzhaku, Lernender zum Solarinstallateur EFZ
Am liebsten richtet Eris Perzhaku im Keller den Wechselrichter ein, montiert die Kanäle, steckt die Kabel ein und sorgt dafür, dass alles funktioniert. Gefragt nach seiner zweitliebsten Tätigkeit, antwortet er: «Das Anschauen der fertig ausgelegten Panels auf dem Dach ist auch ein schöner Moment. Wenn alles gerade und ohne Abstände daliegt, macht mich das sehr zufrieden.»
Draussen zu jeder Jahreszeit Solarinstallateurinnen und -installateure arbeiten die meiste Zeit im Freien – an heissen wie an kalten Tagen. Nur bei Schnee, starkem Wind oder Dauerregen wird nicht auf dem Dach
gearbeitet. Zu den Gefahren des Berufs sagt der Lernende: «Du bist immer gesichert. Entweder mit einem Gerüst ums Dach oder mit Sicherheitsgurt und Seil direkt am Körper.» Trotzdem: Der Beruf ist nichts für Leute mit Höhenangst. Schwindelfreiheit, handwerkliches Geschick und Muskelkraft werden vorausgesetzt. Mit Letzterer beschäftigt sich Eris Perzhaku auch in seiner Freizeit: Als «Personal Coach» in einem Gym berät und trainiert er regelmässig Kunden. Er sagt, sein Körper habe sich an die Doppelbelastung gewöhnt.
Für Geschäftsführer Mauro Sperandio ist eine weitere Fähigkeit für den Beruf sehr wichtig: «Gutes Sozialverhalten – vor allem Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Das ist zentral, weil man in diesem Beruf fast immer im Team arbeitet.» Diesbezüglich hält der Geschäftsführer oft Rücksprache mit der Oberstufen-Lehrperson, bevor er Lernende einstellt. Montageleiter Gaetano Senn merkt vor allem während der Schnuppertage, ob jemand zum Solarinstallateur geeignet ist oder nicht. «Unsere Schnupperlehre ist zweistufig aufgebaut: Nach einem Tag im Einsatz entscheiden die Jugendlichen, ob der Beruf etwas für sie ist oder nicht. Wem es gefällt, kommt später für eine ganze Woche. So findet schnell eine erste Klärung statt und jene, die länger kommen, sind wirklich interessiert.» Dieses Jahr gingen bei Soltastic rund 20 Anfragen für eine Schnupperlehre ein.
Die Lehre zum Solarinstallateur gibt es erst seit 2024. Während der Coronapandemie und erneut beim Ausbruch des Kriegs in der Ukraine erlebte die Branche einen Boom. Viele Hausbesitzer brachten Solarzellen an ihren Dächern an, zahlreiche Quereinsteiger bildeten sich «on the job» zum Solarinstallateur aus. Bald forderten die Betriebe eine Lehre. Der Branchenverband Swissolar machte ebenfalls Druck und schliesslich entwickelte der Verband Gebäudehülle innerhalb weniger Jahre die neue Ausbildung.
Blockunterricht in Uzwil
Pro Jahr haben die Lernenden viermal zwei Wochen Unterricht am Stück. Dafür besuchen jene aus der Deutschschweiz das Bildungszentrum Polybau in Uzwil (SG). Die meisten übernachten vor Ort. «Nach jeder Ausbildungsphase bemerken wir grosse Lernfortschritte», sagt Geschäftsführer Sperandio. «Auch organisatorisch ist Blockunterricht für uns von Vorteil: Die Absenzen sind gut planbar und der Rest der Zeit sind die Lernenden zu 100 Prozent im Betrieb.» Zurzeit bildet Soltastic zwei Lernende aus, im Ausbildungsjahr 2026/27 wird eine dritte Lehrstelle besetzt.
Ein Solarinstallateur kann sich zum «Projektleiter Solarinstallateur» weiterbilden. Je nach Betrieb ist damit die Möglichkeit verbunden, ins Büro zu wechseln. Da die Lehre zum Bereich Polybau gehört, sind die Hürden gering, um auf verkürztem Weg einen weiteren Beruf aus diesem Verbund zu erlernen. Beispielsweise Dachdecker, Gerüstbauer, Abdichter oder Storenbauer.
Gegen 16 Uhr am Freitag endet Eris Perzhakus Arbeitswoche. Meistens macht er dann keine grossen Sprünge mehr. Manchmal braucht er bis zu 17 Stunden Schlaf, bis er wieder fit ist für den nächsten Kraftakt – sei es im Gym, im Ausgang oder auf den Dächern der Schweiz.
Der Beruf Solarinstallateur/in EFZ
Ausbildung: dreijährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ).
Voraussetzungen: Abgeschlossene Volksschule, Schwindelfreiheit, handwerkliches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen, Temperatur- und Wetterfestigkeit, Teamfähigkeit, Bereitschaft, häufig unterwegs zu sein.
Tätigkeiten: Solaranlagen planen und vorbereiten, installieren, warten. Karrieremöglichkeiten: zum Beispiel Projektleiter/in Solarmontage (Berufsprüfung), dipl. Gebäudeautomatiker/in HF, dipl. Energie- und Umwelttechniker/in HF, Bachelor of Science FH in Gebäudetechnik oder Bauingenieurwesen.