«Demokratie­bildung kann mit dem ersten Schultag starten»

In der politischen Bildung geht es laut Monika Waldis vom Zentrum für Demokratie um komplexe Prozesse, die Zeit benötigen. Was diese Prozesse beinhalten, welche Anforderungen sie an Lehrpersonen stellen und was politische Bildung mit Medienbildung zu tun hat, erklärt sie im Gespräch.

Interview: Jacqueline Olivier Foto: Andreas Schwaiger

Wann haben Sie angefangen, sich für Politik zu interessieren?

Während meiner Kantonsschulzeit war das Ozonloch über Australien Thema. Damals wurde mir bewusst, dass unser ökologischer Fussabdruck sehr gross ist und es schädliche Treibhausgase gibt. Aber auch, dass wir uns engagieren und etwas tun können und es auf jeden Einzelnen ankommt. Ausserdem war Atomkraft immer wieder ein kontrovers diskutiertes Thema in unserer Familie. In diesem Zusammenhang wurde mir klar, dass es nicht immer einfach ist, zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln.

Heute sind Sie unter anderem Direktionsmitglied des Zentrums für Demokratie in Aarau. Welche Themen beschäftigen Sie zurzeit?

In der politischen Bildung sind wir mit zwei grossen Projekten unterwegs. Einerseits geht es um das Debattieren in der Schule und die Förderung der Argumentations- und Urteilsfähigkeit. Andererseits beschäftigen wir uns mit Fragen einer digitalen Bürgerinnen- und Bürgerbildung. Angesichts des schnellen digitalen Wandels sehen wir in diesem Bereich zahlreiche Herausforderungen, unter anderem zur Frage, wie sich Jugendliche heute in den digitalen Medien informieren und eine Meinung bilden. Eine weitere Abteilung unseres Zentrums hat unter der Leitung meines Kollegen Daniel Kübler gerade mehrere Projekte zum Thema Bürgerinnen- und Bürgerräte durchgeführt. Ziel ist es, den demokratischen Diskurs anzuregen.

Eine Frau sitze auf einer hölzernen Treppe, die Hände auf den Knien abgestützt.
Monika Waldis lehrt und forscht zu Grundlagen und Wirkungen der politischen Bildung. Quelle: Andreas Schwaiger

Bei uns wird oft über Politikverdrossenheit geklagt. Laut dem Bundesamt für Statistik ist die durchschnittliche Beteiligung an nationalen Abstimmungen und Wahlen seit Beginn der 2000er-Jahre aber wieder etwas angestiegen und liegt momentan bei etwa 48 Prozent. Dabei sind junge Leute der Generation Z aktiver als die Millennials. Ist eine Trendwende in Gang?

Ich sehe tatsächlich nicht, dass wir uns in einer Phase der Politikverdrossenheit befinden. In den 1990er-Jahren gab es zwar eine leichte Baisse, aber aktuell erleben wir einen Aufschwung. Wenn man zudem die vier jährlichen Abstimmungs- und Wahltermine auf nationaler Ebene über das ganze Jahr betrachtet, ist die Beteiligung wesentlich höher: Über 70 Prozent der Stimmberechtigten gehen mindestens einmal jährlich an die Urne.

Das heisst, viele Bürgerinnen und Bürger nutzen ihr Stimmrecht nur punktuell?

Gerade bei der Generation Z – und etwas weniger auch bei den Millennials – beobachten wir, dass politische Partizipation für sie etwas ist, was sie eher ad hoc und themenabhängig wahrnehmen, je nachdem, ob sie etwas interessiert oder betrifft oder ob sie sich vielleicht sogar selbst für ein Thema aktiv einsetzen, beispielsweise bei den Klimastreiks. Andererseits gibt es Vorlagen, die die jungen Menschen nicht interessieren und bei denen sie sich zurückhalten.

Der aktuelle Jugend- und Politikmonitor des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente zeigt: Das Vertrauen junger Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in die politischen Institutionen ist grundsätzlich gross. Weniger gross ist es in politische Parteien sowie in Politikerinnen und Politiker. Wie ist dieser Graben zu erklären?

Im internationalen Vergleich ist das Vertrauen in die Institutionen – allen voran den Bundesrat, aber auch das Parlament und die Judikative – in der Schweiz grundsätzlich relativ gross. Wir leben hier tatsächlich noch etwas auf einer Insel. Dennoch ist das Vertrauen in die Politik ein grosses Thema. Medial wird oft die Frage aufgeworfen, ob seit der Pandemie das Vertrauen nicht durch alle Institutionen hindurch angeschlagen sei. Dabei gilt zu bedenken, dass es beim Thema Vertrauen um einen Austauschprozess geht. Es geht nicht nur darum, einer Institution Vertrauen entgegenzubringen, die Institutionen selbst können sehr viel tun, um Vertrauen zu schaffen. Bürgerinnen und Bürger haben Erwartungen, und manchmal muss man diese Erwartungen auch enttäuschen. Dann muss man erklären, warum. Das schaffen derzeit die Exekutive und die Verwaltungen besser als die Parteien oder einzelne Politikerinnen und Politiker. Auch den Medien wird heute eine grössere Skepsis entgegengebracht als früher.

«Partizipation und Mitsprache sollten ein grundlegendes Prinzip sein bei der Gestaltung von Lebensräumen - auch in der Schule.»

Monika Waldis, Direktionsmitglied des Zentrums für Demokratie

Gerade die jungen Leute sind vor allem oder nur noch in den Sozialen Medien unterwegs. Mit welchen Folgen?

Heute sind gemäss neueren Forschungsresultaten rund 70 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz newsdepriviert. Sie konsumieren keine Nachrichten, die Hintergrundinformationen und Kontext bieten und Sachverhalte einordnen. Hingegen werden Softnews konsumiert, also Nachrichten, die vor allem der Unterhaltung dienen. Laut dem Jahrbuch 2024 «Qualität der Medien» der Universität Zürich lagen beispielsweise im Jahr 2023 zwei Themen im Trend: die Krönung von König Charles in England und der Prozess gegen Till Lindemann von der deutschen Rockband Rammstein. Danach kam lange nichts mehr.

Ohne sich zu informieren, wird es schwierig, an politischen Prozessen teilzunehmen. Müssen Medienbildung und politische Bildung demnach Hand in Hand gehen?

Auf jeden Fall. Medienbildung ohne politische Bildung kann ich mir gar nicht vorstellen. Ohne einen politischen Blick, das heisst ohne einen Blick für unterschiedliche Perspektiven, für Fragen nach Absender und Adressat oder nach der Absicht, mit der etwas geschrieben wurde, kann man keine Medienbildung betreiben. Dazu gehört auch, zu eruieren, wie kontrovers ein Thema ist und wo es Punkte gibt, in denen man eine Übereinstimmung oder einen Kompromiss erzielen könnte. Was ich aber betonen möchte: Die Newsdeprivation ist kein Jugendproblem. Im vor Kurzem erschienenen «Jahrbuch Qualität der Medien 2025» zeigt sich der gleiche Befund auch für die Erwachsenen, und zwar durch alle Altersgruppen hindurch. Fast die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer konsumieren kaum oder gar keine Hardnews. Diese Zahl ist in jüngster Zeit rasant angestiegen. 2019 lag sie noch bei 30 Prozent.

Ein Stapel Abstimmungscouverts liegen auf einem Tisch. Der Hintergrund ist verschwommen, man erkennt den Umriss eines Schülers.
Mit dem Angebot «Politik im Unterricht: Wir stimmen ab!» stellt der Kanton Zürich den Zürcher Schulen der Sekundarstufen I und II periodisch und kostenlos Abstimmungs- und Wahlunterlagen zur Verfügung. Quelle: Andreas Schwaiger

Politische Bildung steht im Lehrplan 21, es gibt aber kein eigenes Fach dafür. Wird ihr zu wenig Bedeutung beigemessen?

Wie politische Bildung in den Schulen stattfindet, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Im Kanton Aargau zum Beispiel steht auf der Sekundarstufe I – in der 9. Klasse – eine Wochenlektion politische Bildung auf dem Stundenplan. Im Kanton Zürich ist sie dem Fach «Räume, Zeiten, Gesellschaften» zugeordnet. In anderen Kantonen wird sie als transversales Thema behandelt. Tatsächlich gibt es in verschiedenen Fächern Themen, die politisch bildend sein können. Wenn beispielsweise im Biologieunterricht über Treibhausgase gesprochen wird, wird dies häufig mit der Reflexion darüber verbunden, welche politischen und ökonomischen Konstellationen den Ausstoss von Treibhausgasen befördern und welche Anstrengungen es gibt, um ihn zu reduzieren oder die Folgen des Klimawandels abzufedern. Auch viele weitere Themen eignen sich für einen interdisziplinären Ansatz. Wünschbar wäre sicher, dass möglichst viele Lehrpersonen in Grundlagen der Vermittlung von politischer Bildung ausgebildet würden.

Wie meinen Sie das?

Um politische Bildungsprozesse anleiten zu können, braucht es ein gewisses professionelles Wissen. An den Pädagogischen Hochschulen wird dieses Wissen oft nicht in die Tiefe hinein vermittelt, denn die Ausbildung orientiert sich an den Fächern des Lehrplans. Der Aufbau professioneller Kompetenzen für transversale Bildungsthemen stellt deshalb generell eine Herausforderung dar. Dies betrifft neben der politischen Bildung zum Beispiel auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie jene für digitale oder für überfachliche Kompetenzen.

Monika Waldis (58) ist Direktionsmitglied des Zentrums für Demokratie in Aarau und Leiterin des Zentrums Politische Bildung und Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule
Nordwestschweiz (PH FHNW). Monika Waldis ist ausgebildete Primarlehrerin und studierte später Erziehungswissenschaften, Soziologie und Medienwissenschaften an der Universität Zürich. Die Postdoc-Phase führte sie an die Universität Freiburg und die PH FHNW. Sie lehrt und forscht zu Grundlagen und Wirkungen der politischen Bildung und zu Fragen der «Digital Citizenship Education».

Was heisst das in Bezug auf die politische Bildung genau?

Wenn man an der PH die Grundlagen der politischen Bildung kennenlernen will, studiert man das Fach RZG – «Räume, Zeiten, Gesellschaften» – sowie drei bis vier weitere Fächer. Im Fach RZG beschränkt sich politische Bildung maximal auf ein Seminar «Grundlagen der politischen Bildung», das bedeutet 14 Wochenlektionen à 90 Minuten. Das ist sehr wenig. In der Lehrerinnen- und Lehrerbildung hat man im Bereich politische Bildung einen doppelten Auftrag: Zunächst geht es um den Aufbau von Fachwissen. Hinzu kommt fachdidaktisches Wissen: Was sind die Lernziele und wie leite ich Lernprozesse in politischer Bildung an, die sich auf Wissen abstützen und gleichzeitig Handlungs- und Urteilskompetenzen einschliessen sowie eine Reflexion über Werte einbeziehen? Solche Prozesse brauchen Zeit.

Worum geht es denn konkret?

Unter anderem geht es um einen gewissen Aktualitätsbezug. Zudem gibt es meistens kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Die Schülerinnen und Schüler sollen vielmehr verschiedene Perspektiven und etwaige Kontroversen verstehen lernen. Sie sollen erfahren, dass es unterschiedliche Argumente zu einem Sachverhalt gibt und es allenfalls darum geht, einen Kompromiss auszuhandeln. Den Lehrpersonen kommt die Aufgabe zu, die Urteilskompetenz zu fördern – die Heranwachsenden sollen informiert zu einem eigenen Urteil gelangen. Dafür müssen sie sich vertieft mit der Frage nach ihren eigenen Werten auseinandersetzen: Welches ist mein Standpunkt, meine Perspektive, was ist für mich wichtig im Zusammenleben mit anderen Menschen in Bezug auf eine grössere Gemeinschaft oder auf mich selbst? Solche Lernprozesse anzuleiten, ist herausfordernd und zugleich eine sehr spannende Aufgabe. 

Ein aufgerissenes Abstimmungscouvert liegt auf dem Tisch.
Politische Bildung ist Teil des Allgemeinbildenden Unterrichts (ABU), dazu gehört explizit auch das Thema Abstimmungen und Wahlen. Quelle: Andreas Schwaiger

Politik bedeutet auch Partizipation. In den Schulen gibt es heute Klassenräte, Schülerinnen- und Schülerparlamente und so weiter. Wird damit ein erster wichtiger Grundstein im Sinne von politischer Bildung gelegt?

Diese Formen der Mitwirkung gehören in den Bereich «Demokratie lernen». Das ist zweifellos wichtig und wird in vielen Schulen bereits seit Längerem umgesetzt. Eine Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass man mit den Schülerinnen und Schülern gut absprechen muss, über welche Fragen sie diskutieren und in welchen Bereichen sie Veränderungen anregen können und in welchen nicht. Gleichzeitig sollten wir meines Erachtens Kinder und Jugendliche sehr stark in ihrer Eigenaktivität stützen, damit sie sich mit eigenen Projekten, im eigenen Tun als wirksam erleben – nicht nur innerhalb der Schule, sondern auch ausserhalb. In Dänemark gibt es zum Beispiel eine Verpflichtung für Oberstufenschülerinnen und -schüler, am freien Mittwochnachmittag im Rahmen von Projekten der Gemeinde gemeinnützige Arbeit zu leisten, sei es im Bereich Naturschutz, sei es bei der Unterstützung von älteren Menschen oder was auch immer. Ich sehe in solchen gemeinnützigen Engagements grosses Potenzial.

Bringt das persönliche Handeln und Erleben mehr als Unterricht in Staatskunde?

Es braucht beides. Heranwachsende sollten demokratische Institutionen sowie Grundregeln des Aushandelns und der Entscheidungsfindung kennen. Es gibt dazu auch spielerische Angebote. Der Verein «Discuss it» organisiert zum Beispiel verschiedene Diskussionsveranstaltungen in Schulen. Wir selbst führen das Planspiel «Spiel Politik!» für jeweils vier Oberstufenklassen aus zwei Sprachregionen durch. Jede dieser Klassen erarbeitet jeweils ihre eigene Volksinitiative, anschliessend werden die Initiativen während zweier Tage zweisprachig im Bundeshaus in Bern beraten. Ich erlebe das immer sehr positiv: Die Jugendlichen haben ihre eigenen Perspektiven, und teilweise haben wir dort schon Volksinitiativen zu Themen gesehen, über die später im National- und im Ständerat debattiert wurde.

Wie wichtig ist es für Schülerinnen und Schüler, zu sehen, dass ihre Themen ernst genommen werden und solche Aktionen sogar etwas bewegen können?

Wenn das möglich ist, ist es sicher ein wichtiger Aspekt. Allerdings sollten sich die Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, in für sie wichtigen Belangen mitzureden und mitzubestimmen, nicht auf einzelne Aktionen beschränken. Partizipation und Mitsprache sollten ein grundlegendes Prinzip sein bei der Gestaltung von Lebensräumen – auch in der Schule.

«Den Gemeinsinn zu fördern, ist ein wichtiges Lernziel von politischer Bildung. »

Monika Waldis, Direktionsmitglied des Zentrums für Demokratie

In welchem Alter kann man in den Schulen mit politischer Bildung beginnen?

Demokratiebildung kann mit dem ersten Schultag starten. Kinder stellen früh Fragen, zum Beispiel, ob ein Entscheid gerecht ist. Es können dann verschiedene Bedürfnisse und Perspektiven aufgezeigt werden. Auch über politische Zusammenhänge kann man reden. Es braucht lediglich eine altersgerechte Umsetzung. Mittlerweile steht eine Reihe von Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Gemäss Lehrplan 21 sollen Kinder schon im Zyklus 1 lernen, Vorschläge für eine faire Lösung von Konflikten zu äussern und sich an Abmachungen zu halten. Sie sollen aber auch öffentliche Institutionen und Einrichtungen in der Gemeinde wie Spital, Feuerwehr oder Abfallentsorgung benennen und deren Funktionen verstehen können. Im Zyklus 2 werden die Aufgaben der Gemeinde vertieft, ausserdem lernen die Kinder anhand eines konkreten politischen Prozesses aus der näheren Umgebung die Phasen der politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung sowie Möglichkeiten der Mitwirkung kennen. In der Oberstufe schliesslich geht es im Fach RZG um drei Kompetenzbereiche: die Schweizer Demokratie und den Vergleich mit anderen Systemen, die Menschenrechte sowie die Positionierung der Schweiz in Europa und der Welt.

Bei politischen Abstimmungen geht es um Entscheide, die uns als Gesellschaft betreffen. Dafür braucht es einen gewissen Gemeinsinn. Wie kann man den fördern?

Den Gemeinsinn zu fördern, ist ein wichtiges Lernziel von politischer Bildung. Der Blick auf die Gemeinschaft und das Gemeinwohl ist ein grundlegendes Prinzip von Demokratie. Man kann aber nicht erwarten, dass Jugendliche dies einfach mitbringen. Gefördert werden kann es zum Beispiel mit Debattenformaten. Wir haben für die Sekundarstufe I ein Projekt entwickelt mit dem Titel «Argumentieren und Urteilen» und haben die Schülerinnen und Schüler zum Thema «Bargeldlose Gesellschaft» diskutieren lassen. Wem nützt diese? Welche Risiken gehen damit einher? Das Lernsetting beinhaltete neben der Erarbeitung von Wissen ein Argumentationstraining für die Schülerinnen und Schüler. Ziel war es, dass die Jugendlichen miteinander in den Austausch kamen, verschiedene Argumente sammelten, den anderen zuhören und reagieren konnten. Das ist etwas, was nicht selbstverständlich ist – vor allem das Zuhören und Bezugnehmen auf das Gegenüber. Wir haben die Klassendebatten auf Video festgehalten. Im Moment sind wir daran, die Argumentationsqualität der Debatten und die Lerneffekte des Argumentationstrainings zu eruieren.

Ein Schüler füllt einen Abstimmungszettel aus.
Die Kinder und Jugendlichen sollen im Unterricht verschiedene Perspektiven und etwaige Kontroversen verstehen lernen. Quelle: Andreas Schwaiger

Haben Sie schon erste Erkenntnisse daraus?

Die Schülerinnen und Schüler hatten den Auftrag, einen Sachverhalt zu diskutieren, und am Schluss sollten die Pro- und Kontra-Gruppen aufeinander zugehen und einen Kompromiss aushandeln. Und da fällt uns auf, dass in der Sekundarstufe I oft noch gar nicht richtig klar ist, was einen guten Kompromiss ausmacht oder welches die Wege sind, die zu einem guten Kompromiss führen. Solche Fragen müssen wir uns genau anschauen und uns dann überlegen, wie man im Unterricht darauf eingehen kann.

Wenn Sie in die Zukunft blicken – wie optimistisch sind Sie, dass die kommenden Generationen unsere Demokratie am Leben erhalten werden?

Ich bin sehr optimistisch. In der Schweiz haben wir eine lange Tradition, die Demokratie ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt, und wir bringen alle sehr viel Erfahrungen mit demokratischen Prozessen mit. Das werden wir weiterpflegen. Klar ist aber auch: Es wird nicht einfach in den traditionellen Formen – so, wie es schon immer war – weitergehen. Zurzeit verändert sich sehr viel, was die Art und Weise betrifft, wie wir uns informieren, wie Informationen gesammelt und uns vermittelt werden – Stichwort KI. Deshalb sind immer wieder Anpassungen an diese Entwicklungen notwendig. Das setzt gewisse Anstrengungen, Aufmerksamkeit, Ideen und Kreativität voraus. Aber das traue ich uns zu.