Eröffnung der Kriseninterventionsabteilung (KIA) im Gefängnis Limmattal – Verbesserungen für Häftlinge in Untersuchungshaft

Das Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich hat im Gefängnis Limmattal eine neue Abteilung speziell für Häftlinge in akuten psychischen Krisen eröffnet. Auch mit mehr Bewegungsfreiheit auf Abteilungen und dem Zugang zu Arbeit, Sport und Bildung sorgt der Kanton Zürich für eine Verbesserung der Situationen von Menschen in Untersuchungshaft.

Besteht ein dringender Tatverdacht auf ein Verbrechen, ordnet das Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft an. Erstrangiger Zweck der Untersuchungshaft ist es, Flucht und Rückfälle sowie Absprachen und das Einwirken auf Beweismittel zu verhindern. Das hat zur Folge, dass es sich bei der Untersuchungshaft trotz Unschuldsvermutung um die restriktivste Haftform handelt. Wesentliche Änderungen bei der Untersuchungshaft gab es in den letzten Jahrzehnten aber nicht. Regierungsrätin Jacqueline Fehr hat darum kurz nach ihrem Amtsantritt 2015 erste Projekte angestossen, die zum Ziel haben, den Zweck der Untersuchungshaft zu schützen, aber den betroffenen Inhaftierten keine unnötigen Restriktionen aufzuerlegen. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor. Die Eröffnung der Kriseninterventionsabteilung (KIA) im Gefängnis Limmattal am 11. Februar 2019 ist ein wichtiger Schritt.  

Sieben Stunden Bewegungsfreiheit pro Tag

Roland Zurkirchen, Direktor der Untersuchungsgefängnisse Zürich (UGZ), erklärte am Freitag vor Medienvertretern, welche Massnahmen getroffen wurden, um die Untersuchungshaft je nach Möglichkeit zu lockern. So könnten sich Häftlinge in den Zürcher Untersuchungsgefängnissen im Schnitt während sieben Stunden auf der Abteilung frei bewegen. Es gebe Zugang zu Bildung, Arbeit und Sport. Ausserdem habe man, im Rahmen der vorhandenen Ressorcen, die Unterstützung durch Sozialarbeiter und Betreuungspersonal verstärkt. Generell würden mehr Möglichkeiten zu Kommunikation und sozialem Austausch geboten. Ziel der verschiedenen Anpassungen sei es laut Zurkirchen, den schädlichen Nebenwirkungen der Untersuchungshaft entgegenzuwirken.

Daniel Bosshart, Leiter Gefängnis Limmattal, stellte die KIA mit ihren neun Plätzen vor und erwähnte den im Vergleich zur normalen Untersuchungshaft höheren Betreuungsschlüssel sowie die gemeinsamen Aktivitäten, Gespräche, Besuche, Arbeits-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten. Mit 400 Stellenprozent für Pflegefachpersonal und 100 Stellenprozent für Gefängnispsychiater sei die KIA gut aufgestellt. Mit der psychiatrischen Versorgung und Betreuung von Häftlingen in einer akuten psychischen Krise könne eine Lücke im Angebot des Kantons Zürich geschlossen werden, so Bosshart.

Die Betreuung von Häftlingen in der Untersuchungshaft sei häufig Krisenarbeit, sagte Regierungsrätin Jacqueline Fehr. Die Untersuchungshaft müsse sein, aber man sollte versuchen, die negativen Nebenwirkungen (Störung der Beziehung zur Familie, Verlust der Arbeitsstelle, soziale Isolation etc.) so gut wie möglich abzufedern. «Mit der Eröffnung der KIA ist uns ein weiterer wichtiger Schritt gelungen.» Sie freue sich, hiermit eine weitere Pionierleistung des Kantons Zürich angestossen zu haben.

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Das Amt für Justizvollzug existiert in seiner jetzigen Organisationsform seit dem Jahr 1999. Es ist eine Besonderheit des Justizvollzugs des Kantons Zürich, dass sämtliche am Straf- und Massnahmenvollzug und mit sonstigen Haftarten befassten Disziplinen unter einem Dach bzw. in einer Organisation zusammenarbeiten.

Das Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich umfasst die Bewährungs- und Vollzugsdienste, die für den Straftäter während seiner gesamten Verweildauer im Justizvollzug zuständig sind und seinen Vollzug organisieren – vom Eintritt bis zur Entlassung und Bewährungshilfe. Die Bewährungs- und Vollzugsdienste arbeiten eng mit dem Psychiatrisch-Psychologischen Dienst zusammen. Daneben gibt es die Justizvollzugsanstalt (JVA) Pöschwies, die grösste JVA der Schweiz, die Vollzugseinrichtungen Zürich (VEZ) mit ihren fünf Gefängnissen, wo Straftäter mit kürzeren Freiheitsstrafen untergebracht werden, die Untersuchungsgefängnisse Zürich (UGZ) mit ihren fünf Gefängnissen sowie das Massnahmenzentrum Uitikon für Jugendliche und junge Erwachsene.

(Medienmitteilung des Amts für Justizvollzug)