Tiefere Löhne für Teilzeitbeschäftigte, geringere Boni für Frauen: die Lohnentwicklung in der Zürcher Privatwirtschaft 2002 bis 2006

Wer im Kanton Zürich Teilzeit arbeitet, verdient im Schnitt deutlich weniger als Vollzeitangestellte. Betroffen davon sind vor allem Frauen – von denen rund die Hälfte Teilzeit arbeitet. Doch auch bei den Boni sind Frauen schlechter gestellt: Sie erhalten auf allen Kaderstufen durchschnittlich geringere Provisionen als ihre männlichen Kollegen. Um das Ziel der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erreichen, muss Teilzeitarbeit aufgewertet werden, fordert die Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich.

Das kantonale Statistische Amt hat im Auftrag der Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann die Lohnstrukturdaten der Privatwirtschaft 2002 bis 2006 analysiert. Knapp ein Drittel der Zürcher Angestellten arbeitet demnach Teilzeit, das heisst mit einem Arbeitspensum von unter 90 Prozent. Bei den Frauen sind es 52 Prozent, bei den Männern 13 Prozent. Teilzeitbeschäftigte sind gegenüber Vollzeitbeschäftigten lohnmässig im Nachteil, durchschnittlich sind die Löhne für Teilzeitarbeit 18 Prozent tiefer als diejenige für Vollzeitarbeit (Teilzeitlöhne auf Vollzeit umgerechnet). Dabei gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen Geschlecht, Branchen und hierarchischer Position. Teilzeitbeschäftigte Männer verdienen im Schnitt 1100 Franken (16 Prozent) weniger als vollzeitbeschäftigte Männer, bei den Frauen beträgt der Unterschied 200 Franken – was 4 Prozent entspricht.

Im oberen Kader sind die Unterschiede zwischen Teilzeit- und Vollzeitlöhnen besonders gross: Übers Ganze betrachtet verdienen Teilzeitangestellte dort 30 Prozent weniger als Vollzeitangestellte. Teilzeitangestellte Männer auf der obersten Kaderstufe verdienen 25 Prozent weniger als ihre vollzeitbeschäftigten Kollegen; bei den Frauen beträgt die Differenz 15 Prozent. Auf der obersten Kaderstufe arbeiten 30 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in einem reduzierten Pensum.

Branchen, in denen Teilzeitarbeit traditionell weit verbreitet und akzeptiert ist, zeigen geringere Unterschiede in der Entlöhnung zwischen Teil- und Vollzeitarbeit. Dies trifft beispielsweise auf das Unterrichtswesen sowie auf das Gesundheits- und Sozialwesen zu. Teilzeit arbeitende Frauen verdienen dort umgerechnet teilweise sogar etwas mehr als Vollzeit arbeitende.

Männer erhalten deutlich höhere Boni

Frauen im Kader verdienen nicht nur geringere Zeitlöhne als Männer, sie schneiden auch bei Boni und Provisionen schlechter ab. 38 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen bezogen im Jahr 2006 Sonderzahlungen von im Schnitt 4100 Franken (Median). Männer erhielten auf allen Stufen höhere Boni als Frauen. Besonders gross ist der Unterschied auf der höchsten Kaderstufe: männliche Führungskräfte bezogen im Schnitt 48'000 Franken an Sonderzahlungen, weibliche hingegen 22'000 Franken. Überdurchschnittlich hohe Boni wurden in der Forschung und Entwicklung (7700 Franken), im Finanzsektor (7300 Franken) und in der Nachrichtenübermittlung (6300 Franken) bezahlt.

Die Zürcher Frauen verdienten im Jahr 2006 im Schnitt 5200 Franken (Medianlohn), die Zürcher Männer kamen auf 6800 Franken. Die Differenz beträgt 23 Prozent. Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern ist zwischen 2002 und 2006 konstant geblieben. Er kann zu zwei Dritteln mit Faktoren wie Ausbildung, Berufserfahrung, Alter, Position oder Unternehmensgrösse erklärt werden. Ein Drittel des Lohnunterschieds kann damit jedoch nicht erklärt werden. Anders ausgedrückt: Frauen, die gleich gut ausgebildet sind, auf der gleichen Kaderstufe arbeiten und gleiche Stellenanforderungen zu erfüllen haben wie Männer, verdienen trotzdem 10 Prozent weniger.

Die Studie liefert auch wichtige Hinweise, welche Massnahmen zur Verwirklichung der Gleichstellung von Frau und Mann in der Zürcher Privatwirtschaft zu ergreifen sind: Um die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, ist eine lohnmässige Gleichbehandlung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten nötig, damit es sich insbesondere auch für Männer lohnt, zugunsten vermehrter Haus- und Familienarbeit ihren Beschäftigungsgrad zu reduzieren.

Download der Studie unter: http://www.statistik.zh.ch/statistik.info

(Medienmitteilung der Direktion der Justiz und des Innern)

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Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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