Die Klimadialog-Arbeitsgruppe «Teilhabe» präsentiert auf dieser Seite ihre Empfehlungen zu verschiedenen Schwerpunkten.
Empfehlungen der Arbeitsgruppe
Wie können wir Menschen, Verwaltungen und Politik für den Klimaschutz begeistern und einbinden? Genau diese Frage treibt die Arbeitsgruppe «Teilhabe» an. Sie hat sich intensiv damit auseinandergesetzt und dabei gelernt, dass es nicht nur um formale Regeln, sondern vor allem um gute Kommunikation und das Miteinander geht.
Die Erkenntnisse wurden in drei Themenblöcken zusammengefasst, die jeder Gemeinde als Wegweiser dienen können:
- Verbindliche Strukturen für Teilhabe schaffen: Es braucht ein solides Fundament. Es gilt langfristige Strukturen und klare Verantwortlichkeiten zu schaffen, damit das Engagement für den Klimaschutz mit Beteiligung von Anspruchsgruppen nicht im Sand verläuft.
- Gemeinsam entscheiden und mitgestalten: Die besten Ideen entstehen im Team. Menschen müssen frühzeitig und transparent in die Projekte einbezogen werden, für Akzeptanz und innovative Lösungen.
- Kommunizieren, informieren und zum Mitmachen motivieren: Klimaschutz muss ankommen! Es gilt nicht nur verständlich, sondern auch motiviert zu kommunizieren und projektspezifisch unterschiedlichste Zielgruppen anzusprechen.
Die zusammengefassten Empfehlungen sind kein theoretisches Gerüst, sondern basieren auf den praktischen Erfahrungen der Gemeinden der Arbeitsgruppe Teilhabe. Sie zeigen, welche Ansätze sich bewährt haben und wo es noch Potenziale gibt.
Die Empfehlungen sind als Zwischenstand zu verstehen und werden laufend ergänzt. Die Arbeitsgruppe ist weiterhin offen für neue, motivierte Gesichter, die ihre Erfahrungen einbringen wollen.
Weitere hilfreiche und systematisch aufbereitete Informationen finden sich auf der folgenden Webseite des Kantons:
Empfehlung A: Verbindliche Strukturen für Teilhabe schaffen
Anleitung
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Beteiligung als Haltung verstehen
Teilhabe im Klimaschutz wirkt nur, wenn sie kontinuierlich und strategisch angelegt ist. Wir müssen Beteiligung als eine Grundhaltung in Politik und Verwaltung verankern, und nicht nur als einmalige Methode verstehen. Dies erfordert bei den Gemeinden ein Bekenntnis zur Partizipation, klare Zuständigkeiten, ausreichende Ressourcen und den zielgerichteten Einbezug von relevanten Anspruchsgruppen (Verwaltung, Politik, Bevölkerung). Regelmässige und dauerhafte Gefässe sind das Fundament, um das Vertrauen der Bevölkerung zu stärken, welches wechselnde politische Rahmenbedingungen überdauert.
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Vorteile:
- Frühzeitige Einbindung sichern: Andere politische Akteure und die Bevölkerung so früh wie möglich und projektspezifisch einbeziehen, um Akzeptanz und Verständnis für ein Vorhaben zu fördern.
- Klare Leitsätze und Rahmenbedingungen definieren: Verbindliche Leitsätze zur Partizipation definieren, die regelmässig überprüft und in konkrete Formate übersetzt werden, sonst bleiben sie wirkungslos.
- Formate anpassen: Formate müssen sich ständig erneuern, um neue Zielgruppen zu erreichen und gesellschaftliche Veränderungen aufzunehmen, zum Beispiel Mittags-Workshops für interne Mitarbeitende.
- Fokus auf Diversität setzen: Besonders darauf achten, marginalisierte Zielgruppen zu erreichen, die über klassische Kanäle selten angesprochen werden (siehe Formate anpassen).
- Rolle der Verwaltung klären: Die Verwaltung hat eine entscheidende Funktion. Ihre Rolle muss im Prozess klar sein (Initiator, Moderator, Umsetzer). Dies erfordert Fachwissen und Flexibilität.
Beispiele aus Gemeinden
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Die Stadt Winterthur hat Leitsätze zur Klimapartizipation mit acht Grundsätzen erarbeitet. Die Leitsätze fordern Ressourcen und Kenntnisse in der Verwaltung sowie politische Berücksichtigung der Ergebnisse. Damit verankert Winterthur Beteiligung institutionell über einzelne Tools hinaus.
Der Klimatag findet seit 2022 jährlich statt. Eine vielbefahrene Strasse in Winterthur wird für einen Tag in eine Begegnungszone für die Bevölkerung umgewandelt. Die Stadt organisiert in Zusammenarbeit mit Vereinen und Gruppen ein breites Angebot an Aktionen und Informationsangeboten zu klimaschonender Mobilität und Klimaschutz allgemein. Die Regelmässigkeit trägt dazu bei, dass sich das Format etabliert und die Beteiligten Verantwortung übernehmen, da sie mit der Zeit Wissen und Erfahrung aufbauen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sich solche Formate kontinuierlich weiterentwickeln können – um relevant zu bleiben, neue gesellschaftliche Entwicklungen aufzugreifen und ein breiteres Publikum anzusprechen.
In Ergänzung zum Klimatag finden die «Autofreien Tage im Quartier» statt. Quartierbewohnende können den Strassenraum für Feste, Veranstaltungen oder Aktionen nutzen. Die Kosten für die Strassensperrung übernimmt die Stadt, die Veranstaltenden kuratieren das Programm. Die Anlässe machen sicht- und erlebbar, dass die Reduktion des motorisierten Verkehrs nicht nur dem Klimaschutz dient, sondern auch einen Mehrwert an Lebensqualität in der Stadt bedeutet. Klare Zuständigkeiten machen das Format handhabbar und lernfähig. Die Anlässe ermöglichen es aufgrund unterschiedlicher Veranstaltenden jeweils neue Personengruppen anzusprechen.
Empfehlung B: Gemeinsam entscheiden und mitgestalten
Anleitung
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Kontinuierliche Prozesse und transparente Rahmenbedingungen schaffen
Wirksame Teilhabe muss kontinuierlich sein und bereits in den frühen Projektphasen beginnen. Nur so können Ideen und Bedenken rechtzeitig einfliessen und echtes Vertrauen entstehen. Transparenz ist dabei das A und O: Klare Rahmenbedingungen müssen von Anfang an kommuniziert werden, damit Teilnehmende wissen, worüber sie tatsächlich mitentscheiden können (Spielräume und Grenzen klar und nachvollziehbar aufzeigen).
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Vorteile:
- Früh starten: Bereits in frühen Phasen Raum für Mitgestaltung schaffen, nicht erst, wenn Varianten bereits feststehen.
- Projektübergreifende Perspektiven berücksichtigen: Beteiligung als Querschnittsthema betrachten, das in der gesamten Verwaltung verankert ist, statt als isoliertes Einzelprojekt.
- Zielgruppen gezielt ansprechen: Partizipation gelingt, wenn Formate flexibel, alltagsnah und auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten sind. Dort ansetzen, wo Menschen konkret betroffen sind, zum Beispiel im Quartier.
- Wirkung sichtbar machen: Teilhabe ist nur glaubwürdig, wenn die Ergebnisse dokumentiert, transparent zurückgemeldet und sichtbar in die Folgeprozesse einfliessen. Es gilt klar zu kommunizieren welche Inputs übernommen werden und warum andere (noch) nicht.
- Erwartungsmanagement definieren: Widersprüchliche Erwartungen und das Problem, dass Teilnehmende selten einen Querschnitt der Bevölkerung darstellen, frühzeitig ansprechen.
Beispiele aus Gemeinden
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Die Stadt Illnau-Effretikon lud die Bevölkerung ein, sich aktiv an der Gestaltung des Märtplatzes in Effretikon zu beteiligen. Für die Ideensammlung nutzte die Stadt die Mitwirkungsplattform ILEFDIALOG. Diese bietet der Bevölkerung die Möglichkeit, sich einzubringen, mitzudenken und mitzugestalten.
Die Dorfhaab (Hafenareal mit Schiffsanlegestelle) ist ein zentrales Element der Zentrumsentwicklung in Männedorf. Seit 2019 verfolgt der Gemeinderat das Folgeprojekt «Haabplatz und Seestrasse 214». Im Rahmen eines Mitwirkungsprozesses wurden Ideen für den Masterplan Dorfhaab gesammelt. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung gaben dem Gemeinderat wichtige Hinweise für die weitere Planung und die Interessenabwägung. Der vorliegende Bericht dokumentiert den Mitwirkungsprozess und fasst die Ergebnisse zusammen. Auf dieser Basis wurde im Jahr 2025 ein Masterplan für die Dorfhaab erstellt.
Die Stadt Uster bezieht die Bevölkerung durch verschiedene Massnahmen in Klima- und Nachhaltigkeitsthemen ein, darunter ein Bürgerpanel zur Ideenfindung, die Durchführung von Nachhaltigkeitswochen mit Workshops sowie die Veröffentlichung eines umfassenden Nachhaltigkeitsberichts und eines Massnahmenplans Klima zur Förderung einer klimafreundlichen Politik.
Empfehlung C: Kommunizieren, informieren und zum Mitmachen motivieren
Anleitung
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Aktiv kommunizieren
Klimakommunikation ist dann wirksam, wenn sie einfach, sichtbar und aktivierend ist. Sie muss niederschwellig ansetzen, Emotionen ansprechen und konkrete Handlungsoptionen aufzeigen. Entscheidend ist, alle Zielgruppen zu erreichen und dabei unterschiedliche Kanäle, von traditionellen Medien über Social Media bis hin zu bestehenden lokalen Netzwerken, zu nutzen.
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Vorteile:
- Niederschwelligkeit sicherstellen: Komplexe Inhalte mit Bildern, Storytelling und alltagsnahen Beispielen erklären, statt belehrend zu wirken. Bei Bedarf Mehrsprachigkeit und einfache Sprache einsetzen.
- Kanalmix wählen: Klassische Kanäle (Flyer, Newsletter) durch Social Media (YouTube, Instagram, TikTok) und lokale Plattformen (z. B. Vereinsnetzwerke) ergänzen, um unterschiedliche Gruppen zu erreichen.
- Vom Wissen ins Tun kommen: Information mit positiven Emotionen und Gemeinschaftserlebnissen (z. B. Klima-Stammtische) kombinieren, um den Schritt vom Wissen zur konkreten Aktion zu erleichtern.
- Aufsuchende Formate nutzen: Dorthin gehen, wo die Menschen sind, wie Quartiere, oder Veranstaltungen. Mobile Infopunkte (z. B. Klimamobil) und spielerische Elemente senken die Einstiegshürden.
- Multiplikatoren nutzen: Bestehende lokale Netzwerke (z.B. Schulen, Vereine, Kirchen) aktivieren oder Jugendarbeitende oder Lehrpersonen als Multiplikatoren für spezifische Zielgruppen einsetzen.
Beispiele aus Gemeinden
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Die Veranstaltungsreihe «Klimadialoge» mit Themen von «Klimaanpassung» über «Food Waste» bis hin zu «Kreislaufwirtschaft» dient dem niederschwelligen und kontinuierlichen Austausch zwischen Bevölkerung, Fachpersonen, Politik und Verwaltung.
Die «Klima à la carte»-Kampagne der Stadt Zürich verbindet Gastronomie, Bevölkerung und Partner: Über 100 Restaurants bieten klimafreundliche Menüs, flankiert von Wettbewerben und Tipps gegen Food-Waste. Der Genussmoment wird zum Einstieg in klimafreundliches Handeln.
Mit dem Klimamobil bringt die Stadt Zürich Beratung, Spiele (z. B. Glücksrad) und Infomaterialien zum Thema nachhaltige Ernährung in die Quartiere. Das Angebot wird im Rahmen thematisch passender Veranstaltungen platziert, um die Bevölkerung zu spielerisch zu informieren.
Auf Initiative von Schülerinnen und Schülern wurde in Thalwil ein Sonnensegel installiert. Ein Beispiel wie die Gemeinde Thalwil mit Anforderungen aus der Bevölkerung umgeht.
Im Rahmen des Engage-Prozesses wurde eine Begleitgruppe zusammengestellt, bestehend aus Jugendlichen, Politikerinnen und Politiker, Jugendarbeitenden und weiteren interessierten Bürgerinnen und Bürger. Diese plante den Prozess mit und stellte den Austausch zwischen den betroffenen Stakeholder sicher.
Die Stadt Illnau-Effretikon arbeitet seit Jahren eng mit dem Verein Forum 21 zusammen, der sich für nachhaltige Entwicklung nach den Zielen der Agenda 2030 einsetzt. Forum 21 versteht sich als Netzwerk zwischen Bevölkerung, Vereinen und Behörden und bringt zivilgesellschaftliche Perspektiven in kommunale Prozesse ein.
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Baudirektion / Direktion der Justiz und des Innern – Projektteam Klimadialog