Einblicke in den Bio-Technopark Schlieren-Zürich
Mitteilung 27.04.2021
Der Bio-Technopark Schlieren-Zürich ist ein national und international bedeutender Forschungsstandort für Unternehmen und Institutionen der Life Sciences. Der Science-Park ist heute das Zuhause von 50 Firmen, darunter auch die Roche Glycart AG, sowie universitären Institutionen. Im Zuge der neuen Life Sciences Clusterstudie haben wir mit Mario Jenni, Mitbegründer und Geschäftsführer des Bio-Technopark Schlieren-Zürich, gesprochen.
Herr Jenni, Sie sind eine bekannte Grösse im Life Sciences Ecosystem Zürich. Sie sind Ehrenbotschafter der Greater Zurich Area und Mitbegründer und Geschäftsführer des Bio-Technopark Schlieren-Zürich. Wie ist der Bio-Technopark entstanden?
M. Jenni: Angefangen hat alles 1984, da hat ein Schweizer Visionär – Leo Krummenacher, der Gründer des Gewerbe- und Handelszentrums Schlieren (GHZ) – das Gelände gekauft, mit dem Ziel einen Business Park zu bauen. 1986 sind Vertreter der ETH Zürich (ETHZ) vorstellig geworden mit der Anfrage nach Laborräumen für neue Professuren im Bereich Life Sciences. Daraufhin wurden Labore gebaut und die GHZ hat diese an die ETHZ vermietet. Ich selbst habe eine Biotech Firma gegründet und bin im Jahr 2000 nach Schlieren gekommen, weil ich gehört habe, dass ein Unternehmer hier Labore vorfinanziert. Mit uns sind noch andere Ausgründungen hierher gesiedelt, unter anderem ESBATech und Glycart. Es entstand der Wunsch nach einem Zusammenschluss, der es uns erlaubte besser zusammenzuarbeiten, Infrastruktur und Geräte gemeinsam zu nutzen und besser gegenüber der Bevölkerung und der Politik kommunizieren zu können. Also haben wir einen Verein gegründet und uns später der Technopark-Allianz angeschlossen, um noch mehr Synergien zu nutzen und auf etablierte Instrumente der Start-up Förderung zugreifen zu können.
Gibt es eine starke Verknüpfung und Verflechtung zwischen den verschiedenen Schweizer Life Sciences Clustern?
M. Jenni: Es gibt einen Austausch über verschiedene Organisationen, beispielsweise über die Swiss Biotech Association oder über Swissparks. Zum Teil gibt es auch direkten Austausch. Generell gibt es für mich sowieso nur ein Life Sciences Cluster und das ist die ganze Schweiz. Die Kleinräumigkeit ist unsere Stärke. Nicht mal in Boston ist alles so konzentriert.
Wie ist die Verflechtung innerhalb des Ecosystems? Wie profitieren Start-ups konkret von dem universitären Umfeld?
M. Jenni: Die ETHZ und Universität Zürich (UZH) engagieren sich stark für den Technologietransfer und die Förderung von Spin-offs. Es gibt verschiedene Förderinstrumente und Labs. Die erste Phase bis zum sogenannten «Proof-of-Concept» sollte immer im akademischen Umfeld umgesetzt werden, das ist in der Privatwirtschaft schwierig. Wenn die Firmen dann ein bis zwei Jahre an den Hochschulen inkubiert wurden, kommen sie zu uns, mieten Räumlichkeiten, können sich hier entwickeln und wachsen.
Mit Blick auf die Digitalisierung: Ist die Expertise im Bereich ICT auch ein Standortvorteil der Life Sciences in Zürich?
M. Jenni: Das ist ein ganz wichtiger Bereich, dessen Bedeutung sicher noch zunehmen wird. Digitalisierung ist für das Gesundheitswesen und den gesamten Prozess der Medikamentenforschung relevant. Daten werden immer wichtiger und müssen mit KI-Lösungen verarbeitet werden. Dank der ETHZ haben wir da gute Möglichkeiten.
Bei den allgemeinen Rahmenbedingungen ist der Standort Zürich sehr gut positioniert, und mit der Umsetzung der Steuerreform (STAF) ist nun auch das Steuersystem innovationsfreundlich ausgestaltet. Bräuchte es für Start-ups noch besondere Regelungen bei der Besteuerung?
M. Jenni: Wichtig ist, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern. Das haben wir erlebt, als das kantonale Steueramt vor ein paar Jahren die Aktienpreise bei Finanzierungsrunden von Start-ups für die Berechnung der Vermögenssteuer hinzugezogen hat. Das war natürlich verheerend. Diese Vorgehensweise wurde dank dem Einsatz einer von der Finanzdirektion einberufenen interdisziplinären Arbeitsgruppe, in der ich mitarbeiten durfte und u.a auch die AWA-Standortförderung beteiligt war, wieder aufgehoben und die entsprechende Weisung geschärft.
Und wenn man an Mitarbeiteraktien denkt?
M. Jenni: Das ist etwas, was man noch verbessern kann. Das sollte schweizweit geregelt werden, da ist eine kantonale Regelung nicht sinnvoll. Anreize mit Mitarbeiterbeteiligungen zu schaffen ist für Start-ups besonders wichtig, weil sie in der frühen Phase nicht genug Geld haben, den Lohn zu zahlen, den ein exzellenter Mitarbeiter eigentlich erhalten sollte.
Thema Covid-19: Wer forscht bei Ihnen daran?
M. Jenni: Es gibt insgesamt fünf Firmen, die engagiert sind. Alle im Bereich Therapeutika, teilweise allein, teilweise in Kooperation mit anderen Unternehmen. Am weitesten ist momentan Molecular Partners, auch durch die Kooperation mit Novartis. (Stand Feb. 2021; für mehr Informationen siehe «Einblicke in die Covid-19-Forschung», Anm. d. Red.)
Zusammenfassend, was ist am Standort Zürich attraktiv und wo gibt es ungenutztes Potential?
M. Jenni: Unsere Stärken liegen darin, dass wir die ETHZ und die UZH mit dem Universitätsspital, Forschungsinstitute wie die Empa und Eawag sowie die Fachhochschule ZHAW haben. Diese sind die Quellen von neuen Firmen mit Innovationspotential. Kombiniert mit den Möglichkeiten wie zum Beispiel der GHZ, die hier vor Ort günstige und funktionelle Laborinfrastruktur anbietet, entstand ein ideales Ecosystem. Ausserdem ist die Anbindung wichtig, die Nähe zum Flughafen sowie die allgemeine Lebensqualität. Das macht die Rekrutierung von ausländischen Spitzenkräften einfacher. Wir sind ausserdem gut aufgestellt in der Digitalisierung dank der ETHZ, Google und IBM. Die Rahmenbedingungen sind grundsätzlich also gut. Wichtig erscheint mir, dass man bewährte Rahmenbedingungen beibehält und nicht an etwas herumschraubt, ohne die Auswirkungen zu kennen.
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