Familienalltag nach dem zweiten Lockerungsschritt

Seit dem 11. Mai sind die Schulen im Kanton Zürich wieder geöffnet, vorerst allerdings mit reduziertem Angebot. Sowohl was den Unterricht, als auch was die schulergänzende Betreuung angeht, gilt die Regel, dass sich nicht mehr als 15 Kinder in einem Raum aufhalten dürfen. Für viele Familien lässt der gewohnte Alltag deshalb noch auf sich warten.

Obwohl in der Schweiz die ausserordentliche Lage weiterhin gilt, werden die Massnahmen des Bundesrats nun schrittweise gelockert. Am 11. Mai tritt die zweite Stufe der Lockerung in Kraft: der obligatorische Schulunterricht wird wieder aufgenommen, und die meisten Betriebe und Einrichtungen können unter Auflagen ihre Tore wieder öffnen. Nachfolgend versuchen wir, die Bedeutung dieses Lockerungsschrittes für die Zürcher Schulen und Haushalte abzuschätzen.

164'000 Kinder zurück an der Volksschule

Ab dem 11. Mai kann die Volks- und Sonderschule den Präsenzunterricht wieder aufnehmen. Dies hat der Bundesrat am 29. April entschieden. Damit können im Kanton Zürich nun rund 164'000 Schülerinnen und Schüler auf die Schulbank zurückkehren. Bei den Lehrpersonen ist es schwierig zu beziffern, wie sich die Lockerung auswirkt, weil es zum einen Lehrpersonen gibt, die auf verschiedenen Stufen unterrichten, und zum anderen solche, die selbst zur Risikogruppe gehören. Total machen die Lehrkräfte, welche wieder regulär unterrichten können, rund 11'000 Vollzeitstellen aus.

Lernende nach Schulstufe

Kanton Zürich, Anzahl Lernende, Schuljahr 2019/2020

Klassen meist geteilt

Der Bundesrat überlässt es den Kantonen zu entscheiden, wie sie den Präsenzunterricht an den Schulen wieder aufnehmen. Der Kanton Zürich hat daraufhin entschieden, die Klassengrösse vorerst auf 15 zu beschränken. Da die Kindergarten- und Primarschulklassen in über 90 Prozent der Fälle mehr als 15 Schülerinnen und Schüler umfassen, bedeutet dies, dass die meisten Zürcher Schulklassen in zwei Gruppen aufgeteilt werden müssen. Die Sekundarschulklassen an der Volksschule sind im Durchschnitt kleiner als die Primarschulklassen: Hier haben nur rund 80 Prozent der Klassen mehr als 15 Schülerinnen und Schüler.

Klassengrössen in Volksschulen

Kanton Zürich, Schuljahr 2019/2020

Kanton Zürich, Klassengrössen in Volksschulen, Schuljahr 2019/2020
Die Grafik zeigt die Klassengrössen nach Schulstufen. Quelle: Bildungsstatistik Kanton Zürich Bild «Kanton Zürich, Klassengrössen in Volksschulen, Schuljahr 2019/2020» herunterladen

3'000 Jugendliche ohne Maturaprüfung

Auf Stufe Gymnasium werden aufgrund der aktuellen Lage jene knapp 3'000 Gymischülerinnen und -schüler mit kantonal anerkannter Ausbildung, die kurz vor dem Ende der Mittelschule stehen, keine Maturaprüfung ablegen. Das Zeugnis der Maturandinnen und Maturanden beruht stattdessen auf dieser Erfahrungsnote. Nur Schülerinnen und Schüler, die aufgrund dieser Erfahrungsnoten nicht bestehen würden, dürfen die Prüfung ablegen.

Weiterhin Herausforderungen bei der Kinderbetreuung

Für die kantonsweit rund 107'000 Haushalte mit Kindern im obligatorischen Schulalter (etwa 5 bis 15 Jahre) kann die Betreuung eine Herausforderung darstellen: Dies, da die schulergänzende Betreuung immer noch beschränkt ist. Mit der teilweisen Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts werden die Zürcher Gemeinden zwar auch das schulergänzende Betreuungsangebot schrittweise wieder hochfahren, doch auch hier darf die Gruppengrösse 15 Schülerinnen und Schüler vorerst nicht übersteigen. Falls die Gemeinden aus organisatorischen oder personellen Gründen nicht dazu in der Lage sind, eine Betreuung gemäss Schutzkonzept zu gewährleisten, können sie damit noch zuwarten.

Grosseltern fehlen in vielen Fällen

Die Betreuungssituation wird viele Zürcher Familien weiterhin auf Trab halten, zumal gemäss einer Erhebung 2018 rund 70 Prozent der Haushalte mit Kindern unter zwölf Jahren mindestens eine Art von familienergänzender Betreuung in Anspruch nahmen. Krippe und schulergänzende Betreuung machen dabei die häufigste Art der Betreuung aus: fast jede zweite Familie nimmt diese in Anspruch. Auch die Grosseltern springen in normalen Zeiten oft ein, nämlich in jeder dritten Familie. Aufgrund der aktuellen Lage, in der es nach wie vor gilt, Angehörige der Risikogruppe zu schützen, fällt diese Möglichkeit jedoch vielerorts weg. Die zurzeit herrschende ausserordentliche Lage führt dazu, dass Familien sich bei der Kinderbetreuung anders organisieren müssen.

Familienergänzende Kinderbetreuung

Kanton Zürich, Anteil Haushalte mit Kindern im Alter von 0 bis 12 Jahren, 2018

Kanton Zürich, Familienergänzende Kinderbetreuung, Anteil Haushalte mit Kindern im Alter von 0 bis 12 Jahren, 2018
Anmerkung: Die verschiedenen Betreuungstypen können sich überlappen: Ein Kind kann z.B. sowohl von der Krippe als auch von den Grosseltern betreut werden. Quelle: Erhebung zu Familien und Generationen, BFS Bild «Kanton Zürich, Familienergänzende Kinderbetreuung, Anteil Haushalte mit Kindern im Alter von 0 bis 12 Jahren, 2018» herunterladen

Fast alle Betriebe öffnen wieder

Neben den Schulen dürfen ab dem 11. Mai auch fast alle Betriebe und Einrichtungen unter Einhaltung von Auflagen wieder öffnen. Nicht abgeschätzt werden kann derzeit allerdings, ob zum Beispiel die Restaurants und Bars, denen der Lockdown besonders zugesetzt hat, auch tatsächlich wieder Gäste empfangen werden. Denn die betrieblichen Einschränkungen, die ihnen der Ausstiegsfahrplan des Bundesrats auferlegt, sind gross.

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