Fast jeder zweite Haushalt potenziell durch Lockdown belastet

Zwei Gruppen von Haushalten sind besonders betroffen durch den Lockdown wegen der Corona-Krise. Zum einen jene, in denen Angehörige der Risikogruppe leben, zum anderen jene, die kleine Kinder zu betreuen haben. Nachfolgend versuchen wir abzuschätzen, wie viele Zürcher Haushalte zu diesen beiden Gruppen gehören.

Basis sind dabei die Privathaushalte in den Gemeinden des Kantons Zürich. Nicht berücksichtigt sind sogenannte Kollektivhaushalte, also Alters- und Pflegeheime, Wohngruppen, Gefängnisse und dergleichen, die zusammen etwas mehr als ein Prozent der Zürcher Bevölkerung beherbergen. Datengrundlage ist die Bevölkerungserhebung des Statistischen Amts, speziell die Einwohnerzahlen in den Zürcher Gemeinden nach Alter am 31. Dezember 2019.

Nur Alterskriterium massgebend

Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) gelten Personen ab 65 Jahren und solche mit bestimmten Vorerkrankungen als besonders gefährdet durch das Corona-Virus. Wie verbreitet diese Erkrankungen in der Bevölkerung sind, zeigen Zahlen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums. Diese beziffern den Anteil der Zürcherinnen und Zürcher, die unabhängig von ihrem Alter mindestens eine Risiko-Vorerkrankung haben, auf rund 27 Prozent. Die Einwohnerzahlen geben keinerlei Auskunft über den Gesundheitszustand der Bevölkerung, weshalb unsere Haushaltsschätzungen nur auf das Alterskriterium des BAG abstellen. Haushalte mit Risikopersonen sind demnach solche, die Menschen im Pensionsalter beherbergen.

44 Prozent der Haushalte besonders betroffen

Die folgende Grafik zeigt, dass in gut einem Viertel der Zürcher Privathaushalte mindestens eine Person lebt, die im Rentenalter ist und damit zur Risikogruppe zählt (blau). Ein weiteres knappes Fünftel der Haushalte hat ein potenzielles Kinderbetreuungsproblem, weil mindestens ein Kind im Alter von 0 bis 12 Jahren zum Haushalt gehört (grün). Zusammen machen die beiden besonders durch den Lockdown betroffenen Gruppen rund 44 Prozent aller Privathaushalte aus. Dieser Prozentanteil schwankt je nach Region: Am höchsten ist er mit 52 Prozent am Pfannenstiel, am tiefsten mit 38 Prozent in der Stadt Zürich.

Besonders durch den Lockdown belastete Haushalte

Kanton Zürich und Regionen, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019

Besonders durch den Lockdown belastete Haushalte, Kanton Zürich und Regionen, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019
Besonders durch den Lockdown belastete Haushalte im Kanton Zürich und Regionen, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019 Quelle: Statistisches Amt Kanton Zürich, Bevölkerungserhebung Bild «Besonders durch den Lockdown belastete Haushalte, Kanton Zürich und Regionen, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019» herunterladen

Drei und zwei Untergruppen

Die beiden Hauptgruppen lassen sich mit Blick auf die potenzielle Belastung durch den Corona-Lockdown weiter unterteilen: Im Fall der Haushalte mit Risikopersonen in Einpersonenhaushalte (dunkelblau in obiger Grafik) sowie in Mehrpersonenhaushalte, die entweder nur Menschen im kritischen Alter (mittelblau) oder aber auch mindestens eine jüngere Person (hellblau) umfassen. Und die Haushalte mit Kinderbetreuungsbedarf können danach unterschieden werden, ob eine Einzelperson (dunkelgrün) oder ein Paar (hellgrün) die Elternrolle innehat. Je dunkler dabei die Einfärbung, desto grösser ist das Problempotenzial, das der Lockdown mit sich bringt.

Nur vier Gemeinden unter 40 Prozent

Wie die Verhältnisse in den Zürcher Gemeinden liegen, zeigen die folgenden drei interaktiven Karten. Nicht nur auf regionaler, sondern auch auf kommunaler Ebene sticht die Stadt Zürich hervor: Dort ist der Anteil der besonders durch den Lockdown betroffenen Haushalte am kleinsten. Neben der Hauptstadt haben nur noch Opfikon, Weiach und Oberglatt weniger als 40 Prozent Haushalte mit Risikopersonen oder einem Kinderbetreuungsproblem. Am anderen Ende der Skala befinden sich Gemeinden wie Zumikon, Humlikon, Schlatt und einige andere, wo jeweils mehr als 55 Prozent aller Haushalte zur «blauen» oder «grünen» Gruppe gehören. Abschliessend noch ein kurzes Streiflicht auf die absoluten Zahlen. Hier schwingt die Stadt Zürich trotz des erwähnten tiefen Anteils deutlich obenaus: Auf ihrem Gebiet liegen 76'000 der kantonsweit gut 300'000 vom Lockdown besonders betroffenen Haushalte.

Haushalte mit Risikopersonen

Zürcher Gemeinden, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019

Haushalte mit Risikopersonen

Die kommunalen Anteile sind auf ganze Zahlen gerundet, weshalb die Summe der einzelnen Haushaltsgruppen vom Total abweichen kann. Quelle: Statistisches Amt Kanton Zürich, Bevölkerungserhebung.

Haushalte mit potenziellem Kinderbetreuungsproblem

Zürcher Gemeinden, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019

Haushalte mit potenziellem Kinderbetreuungsproblem

Die kommunalen Anteile sind auf ganze Zahlen gerundet, weshalb die Summe der einzelnen Haushaltsgruppen vom Total abweichen kann. Quelle: Statistisches Amt Kanton Zürich, Bevölkerungserhebung.

Andere Haushalte

Zürcher Gemeinden, Anteil an allen Haushalten in Prozent, Stand: 31.12.2019

Die kommunalen Anteile sind auf ganze Zahlen gerundet. Quelle: Statistisches Amt Kanton Zürich, Bevölkerungserhebung.

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