Zunehmende Digitalisierung der Kriminalität

Nichts geht mehr heutzutage ohne Smartphone und WLAN. Geschäftlich wie privat fühlen wir uns ohne Zugang ins Internet fast schon hilflos und wir sind uns gewohnt, via Internet einzukaufen, Ferien zu buchen und Zahlungen zu tätigen. Wo Geld fliesst, da ist der Kriminelle nicht weit. Das Internet ist damit auch zu einem Tatort geworden. Im Internet aber brüsten sich Raser auch mit ihren gefährlichen Taten, und wer ein illegales Geschäft sucht, sucht im Internet nach einem entsprechenden Partner. Kurzum, es gibt kaum ein Delikt, bei dem nicht digitale Spuren zur Täterschaft führten.

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In den letzten Jahren hat sich die Kriminalität daher stark verändert; plakativ gesagt: zwar weniger Straftaten, doch immer grössere Herausforderungen für die meist technische Beweisführung. Darin liegt aktuell die Herausforderung. Alle Ermittler müssen entsprechend geschult werden. Und es müssen (zivile) Fachleute mit grossem IT-Spezialwissen gefunden und integriert werden. Die Kantonspolizei verfügt schon heute über ein schlagkräftiges Team von digitalen Ermittlern und Forensikern. Die Entwicklung in den neuen Technologien geht aber rasant voran, und wir müssen dranbleiben. In den nächsten zwei bis drei Jahren muss die Kantonspolizei einen grossen Schritt bewältigen.

Nicht zu verwechseln ist diese Entwicklung mit dem eigentlichen Cybercrime. Darunter versteht man Straftaten gegen das Internet, also z.B. Hacking und das Verbreiten von Computerviren. Diese Deliktsphänomene sind ernst zu nehmen, doch darüber hinaus ist auch die allgemeine Kriminalität sozusagen von der Digitalisierung «infiziert». Ohne entsprechendes IT-Knowhow und -Instrumentarium ist eine erfolgreiche Ermittlungsarbeit nicht mehr vorstellbar.

Das sogenannte Kompetenzzentrum Cybercrime war ein erster Schritt. Zusammen mit der Staatsanwaltschaft und der Stadtpolizei Zürich haben wir ein Projekt auf die Beine gestellt, um den neuen Herausforderungen zu begegnen. Dabei wurde keine neue Superbehörde geschaffen, sondern einfach in Projektform nach Wegen gesucht, wie komplexe Fälle von Internetkriminalität gelöst werden können, was auch in diversen bedeutenden Fällen gelungen ist. Daneben liegt aber der grosse Mehrwert dieses Projekts darin, dass die gefunden Lösungen auf die allgemeine Ermittlungsarbeit übertragen werden können.

Das Thema der Digitalisierung beschäftigt mich seit meinem Amtsantritt als Kommandant im Jahr 2009, als Polizei und Staatsanwaltschaften die Internetkriminalität zu einem Schwerpunkt der Strafverfolgung des Regierungsrats machen konnten. Seither ist viel gegangen. Zürich ist auch in diesem Thema an der Spitze der Entwicklung. Das gelingt nicht zuletzt, weil der Regierungsrat unsere Probleme versteht und mit Finanzen und Stellen zuspricht. Besten Dank für diese Unterstützung!

Kommandant Thomas Würgler

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