Klimawandel hat immer stärkeren Einfluss auf die Zürcher Gewässer

Mit dem Ausbau der Abwasserreinigungsanlagen, Revitalisierungen und anderen Massnahmen im Bereich der Siedlungsentwässerung und der Landwirtschaft ist der Gewässerschutz in den vergangenen Jahren verstärkt worden. Der neue Bericht über den Zustand der Gewässer im Kanton Zürich zeigt, dass diese Bemühungen wirken. Doch der Klimawandel gefährdet bisherige Erfolge im Gewässerschutz zunehmend.

Der Zustand der Seen, Fliessgewässer und Grundwasservorkommen im Kanton Zürich hat sich seit 2018 insgesamt etwas verbessert. Dies zeigt der Bericht «Wasser und Gewässer 2022», den die Baudirektion heute publiziert hat. «Die Bemühungen der vergangenen Jahre zeigen in einigen Bereichen Wirkung. Sie genügen aber noch nicht», sagt Baudirektor Martin Neukom. So gelangen immer noch zu viele Nährstoffe, Pestizide und andere Schadstoffe in die Flüsse und Seen, wo sie die Wasserqualität und die Biodiversität beeinträchtigen.

Mikroverunreinigungen: erste Fortschritte sichtbar

Die Belastung der Flüsse und Bäche mit sogenannten Mikroverunreinigungen, also Rückständen aus Medikamenten, Kosmetika, Pestiziden und anderen Produkten, ist seit 2018 zurückgegangen. Dazu beigetragen hat, dass im Kanton Zürich inzwischen sieben Abwasserreinigungsanlagen (ARA) mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe für Mikroverunreinigungen aufgerüstet wurden; bis ins Jahr 2035 sollen es 34 ARA sein. Dort, wo die ARA bereits ausgebaut sind, etwa in der Limmat und der Glatt, ist die Belastung deutlich zurückgegangen. Allerdings erfüllten 2021 erst 30 Prozent der Proben die Anforderungen der Gewässerschutzverordnung. Auch die Belastung durch Pestizide aus der Landwirtschaft nimmt tendenziell ab. Eine besondere Herausforderung stellen jedoch hochwirksame synthetische Insektizide dar, die Wasserlebewesen bereits in kleinsten Mengen schädigen.

Revitalisierungen: Standorttypische Tier- und Pflanzenarten profitieren

43 Prozent der Flüsse und Bäche im Kanton Zürich sind heute durch Verbauungen stark beeinträchtigt, naturfremd oder eingedolt. Revitalisierungen schaffen wieder mehr naturnahe Abschnitte mit besseren Lebensbedingungen für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Dort, wo Flüsse und Bäche in den vergangenen Jahren revitalisiert wurden, hat sich der Zustand von Wasserpflanzen und Kleinlebewesen im Wasser verbessert. Allerdings haben vor allem Arten profitiert, die bereits weit verbreitet sind. Seltene und gefährdete Arten sind bisher noch nicht häufiger geworden. Die Zahl der Fische ist seit Längerem rückläufig, und der Zustand der Fischbestände hat sich weiter verschlechtert.

Klimawandel gefährdet Erfolge

Neben lokalen Belastungen durch Schadstoffe oder verbaute Ufer hat auch der Klimawandel einen immer stärkeren Einfluss auf die Gewässer im Kanton Zürich. Die Auswirkungen sind vielfältig: Vor allem in kleineren Fliessgewässern steigt die Schadstoffkonzentration, wenn sie bei Trockenheit weniger Wasser führen. Steigende Wassertemperaturen und Trockenperioden bedeuten zusätzlichen Stress für die Fische. In den grossen Seen führen die steigenden Temperaturen dazu, dass sich die Wassermassen im See im Winter weniger stark umwälzen und weniger Sauerstoff in die Tiefe gelangt. Dies hat weitreichende Folgen für das Ökosystem.

«Der Zustand unserer Gewässer hängt auch davon ab, ob es global gelingt, das Klima zu stabilisieren», sagt Baudirektor Martin Neukom. «Gleichzeitig ist es umso wichtiger, dass wir die Schadstoffeinträge aus dem Abwasser, dem Siedlungsgebiet und der Landwirtschaft weiter reduzieren und mit Revitalisierungen wieder mehr naturnahe Gewässerabschnitte schaffen».
 

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