Zürcherinnen und Zürcher nehmen Zuwanderung mehrheitlich positiv wahr

Der Kanton Zürich ist gesellschaftlich und kulturell divers: Etwa ein Viertel der Kantonsbevölkerung hat einen ausländischen Pass, rund 180 im Kanton Zürich ansässige Nationalitäten sprechen mehr als 80 verschiedene Sprachen. Die neueste Publikation des kantonalen Statistischen Amts befasst sich mit der Frage, wie die Zürcher Bevölkerung die Zuwanderung und die ausländische Bevölkerung wahrnimmt. Eine Mehrheit sieht in der Zuwanderung einen wirtschaftlichen Nutzen, befürwortet die kulturelle Vielfalt – empfindet aber im Arbeitsalltag beispielsweise Sprachbarrieren als störend.

Ein Grossteil der Zürcher Bevölkerung erwartet, dass der Ausländeranteil in den nächsten zehn Jahren weiter zunehmen oder auf dem aktuellen Niveau bleiben wird, so die Ergebnisse der Befragung «Zusammenleben in der Schweiz» des Bundesamts für Statistik, auf der die Publikation beruht. Für 41 Prozent der Zürcher Bevölkerung leben allerdings bereits heute zu viele Ausländerinnen und Ausländer im Land.

Zuwanderung bringt wirtschaftlichen Nutzen

Zürcherinnen und Zürcher mit Schweizer Pass sind mehrheitlich der Ansicht, dass die Wirtschaft auf die Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen ist: So meinen 70 Prozent, dass ausländische Erwerbstätige diejenigen Arbeiten übernehmen, «die andere nicht erledigen wollen». 59 Prozent sind der Ansicht, dass ohne sie Wirtschaft und Sozialwerke nicht funktionieren würden. Umgekehrt stimmen der Aussage, dass ausländische Staatsangehörige für die Zunahme der Arbeitslosigkeit verantwortlich sind, nur 25 Prozent der Bevölkerung zu.

Mehrheit befürwortet kulturelle Vielfalt

Die Einstellung der Einheimischen gegenüber der ausländischen Bevölkerung geht allerdings über eine rein wirtschaftliche Betrachtung hinaus: Für 72 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher müssen Ausländerinnen und Ausländer nicht ihre Herkunftskultur aufgeben, damit sie vollständig akzeptiert werden. Ebenso sind 59 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher damit einverstanden, dass ausländische Staatsangehörige, die bereits fünf Jahre und länger in der Schweiz leben, ein Recht auf Familiennachzug haben.

Störende Sprachbarrieren

Beim Umgang mit anderen Menschen empfindet die Zürcher Bevölkerung vor allem Sprachbarrieren als störend: 22 Prozent geben an, dass es sie stört, wenn das Gegenüber bei der Arbeit eine andere Sprache als sie selber spricht. Sprachunterschiede stören damit erstens bei der Arbeit deutlich häufiger als im Alltag oder in der Nachbarschaft. Zweitens stören sie häufiger als Unterschiede bei der Religionszugehörigkeit, der Hautfarbe oder der Nationalität.

Rassismus als ernstzunehmendes Problem

59 Prozent der Zürcher Bevölkerung sind der Meinung, dass die Integration der Migrantinnen und Migranten in der hiesigen Gesellschaft gut funktioniert. 55 Prozent sind denn auch mit den bereits ergriffenen Massnahmen zur Förderung der Integration zufrieden. Allerdings finden auch 57 Prozent der Zürcher Bevölkerung, dass Rassismus ein ernstzunehmendes Problem sei. Dennoch ist wiederum rund die Hälfte der Meinung, dass gegen Rassismus bereits genügend getan wird (55 Prozent).

Ausländische Staatsangehörige werden häufiger diskriminiert

26 Prozent der Zürcher Bevölkerung geben an, in den letzten fünf Jahren diskriminiert worden zu sein. Allerdings sind ausländische Staatsangehörige deutlich häufiger von Diskriminierung betroffen als solche mit Schweizer Pass: 36 Prozent der Personen mit ausländischer Nationalität haben in den letzten fünf Jahren Diskriminierung erfahren, bei den Zürcherinnen und Zürchern mit Schweizer Pass sind es 23 Prozent. Die Betroffenen nennen deshalb auch am häufigsten ihre ausländische Nationalität oder ihre Sprache als Grund für die erlebte Diskriminierung.

statistik.info 2019/08

Die Wahrnehmung der migrationsbedingten Vielfalt. Eine Analyse der Zürcher Resultate der Befragung «Zusammenleben in der Schweiz». Online verfügbar auf der Website des Statistischen Amts:

Datengrundlage «Zusammenleben in der Schweiz»

Seit 2016 erfasst das Bundesamt für Statistik (BFS) mittels der Stichprobenerhebung «Zusammenleben in der Schweiz» alle zwei Jahre verschiedene Aspekte der gesellschaftlichen Vielfalt in der Schweiz. Die Publikation des Statistischen Amts basiert auf der aktuellsten Erhebung, die das BFS 2018 durchführte.

Ziel der Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» ist es, gesellschaftliche Veränderungen mit Konfliktpotential zu erkennen. Dabei werden jeweils rund 3000 Personen zwischen 15 und 88 Jahren telefonisch oder online befragt. Die Stichprobe für den Kanton Zürich umfasst rund 500 Personen. Diese Zahl ist genügend gross, um Aussagen über das gesellschaftliche Zusammenleben im Kanton zu machen, wenngleich nur für Bevölkerungsgruppen einer gewissen Grösse.

(Medienmitteilung des Statistischen Amtes)