Erneuertes Platzspitzwehr soll Zufahrtsbrücke und Fischaufstieg erhalten

Das Platzspitzwehr beim Zusammenfluss von Limmat und Sihl dient der Regulierung des Zürichsees und der Wasserkraftnutzung. Es wurde 1951 gebaut und ist erneuerungsbedürftig. Zudem kann es im Hochwasserfall zu wenig exakt gesteuert werden. Der Kanton Zürich hat in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich ein umfassendes Sanierungsprojekt erarbeitet. Der Regierungsrat hat nun das Vorprojekt für die Erneuerung des Platzspitzwehrs genehmigt und die Ausgaben für die weitere Projektierung bewilligt.

Medienkonferenz «Das Platzspitzwehr wird erneuert» mit Regierungsrat Markus Kägi.

Nach fast siebzig Betriebsjahren ist das Platzspitzwehr am Ende seiner technischen Lebensdauer. Mit jedem weiteren Betriebsjahr nimmt die Zuverlässigkeit des Wehrs ab. Eine Erneuerung des Wehrs ist unumgänglich, damit es seine Funktionen zur Regulierung des Zürichseeausflusses und zur Wasserkraftnutzung im Limmat-Kraftwerk Letten auch künftig wahrnehmen kann. Zudem lässt es sich zu wenig flexibel steuern, um bei Hochwasser wirksam regulierend eingreifen zu können.

Die Wehranlage gehört dem Kanton und wird vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) betrieben. Ihre Erneuerung muss einer Vielzahl von Anforderungen genügen. Neben der Funktionsfähigkeit des Wehrs und der Hochwassersicherheit waren in der Projektierung auch die gestalterische und städtebauliche Einbindung der Wehranlage, die Gewährleistung des Fischaufstiegs sowie die Zufahrt zu beachten. Um allen Gesichtspunkten betreffend Ortsbild- und Denkmalschutz sowie Natur- und Landschaftsschutz, Ökologie und Erholung angemessen Rechnung zu tragen, bezog der Kanton entsprechende Experten sowie am Projekt interessierte Institutionen und Organisationen mit ein. Eine enge Zusammenarbeit erfolgte auch mit der Stadt Zürich als Standortgemeinde.  

Neue Wehrverschlüsse, neue Zufahrtsbrücke und ein Fischpass

Im Rahmen dieses partizipativen Vorgehens hat die Baudirektion in den letzten drei Jahren ein Vorprojekt erarbeitet. Der Regierungsrat hat dieses nun genehmigt. Es enthält folgende Projektelemente:

  • Die heutigen Wehrverschlüsse, so genannte Dachwehre, werden durch zwei neue Wehrklappen in den bestehenden beiden Wehrfeldern ersetzt (so genannte Sektorwehre). Diese neuen Wehrverschlüsse sind problemlos und zuverlässig regulierbar. Die äussere Erscheinung des Wehrs wird sich kaum verändern und es wird weiterhin stetig und regelmässig etwas Wasser über beide Wehrfelder fliessen.
  • Anstelle des Mattenstegs wird eine neue Zufahrtsbrücke erstellt und der alte Mattensteg rund 80 Meter flussaufwärts verschoben. Die neue Brücke dient zuerst als Zufahrt für die Bauarbeiten und danach für Unterhaltsarbeiten an der Wehranlage und am Platzspitz. Eine Zufahrt durch den Park ist mit schweren Fahrzeugen nicht möglich, da die Wurzeln des alten, geschützten Baumbestandes Schaden nehmen würden.
  • Im bestehenden Mitteldamm zwischen Limmat und Oberwasserkanal des Kraftwerks Letten entsteht ein Mäanderfischpass. Er ist raumsparend und fügt sich gut ins heutige Ortsbild ein. Der neue Fischpass ermöglicht zahlreichen Fischarten, beim Platzspitzwehr wieder ihrem natürlichen Instinkt folgend von der Limmat in den Zürichsee aufzusteigen.

Erneuerung voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen

Zusammen mit der Genehmigung des Vorprojekts hat der Regierungsrat zusätzliche Ausgaben von 2,1 Millionen Franken für die weitere Projektierung bewilligt. Die Gesamtinvestitionskosten für die Erneuerung des Platzspitzwehrs inklusive Zufahrtsbrücke und Fischaufstiegshilfe betragen gemäss Vorprojekt rund 20 Millionen Franken (mit einer Genauigkeit von plus/minus 20 Prozent). Voraussichtlich trägt der Bund zwischen 35 bis 45 Prozent dieser Kosten. Die detaillierten Kosten werden nach Vorliegen des Bauprojekts im Frühling 2020 bekannt sein. Auf dieser Basis entscheidet der Kantonsrat voraussichtlich im Herbst 2020 über den Projektkredit für die Erneuerung des Platzspitzwehrs. Die Detailprojektierung und der Bau dauern rund vier Jahre. Voraussichtlich Ende 2024 wird das Projekt abgeschlossen sein.

Wichtige Funktion für Hochwasserschutz an Zürichsee, Sihl und Limmat

Bei einem Extremhochwasser der Sihl sind das untere Sihltal, die Innenstadt von Zürich und das Limmattal überschwemmungsgefährdet. Das Schadenpotenzial wird alleine für die Stadt Zürich auf bis zu 6,7 Milliarden Franken geschätzt. 2005 entging Zürich nur knapp grossen Hochwasserschäden. Seither verbessert der Kanton den Hochwasserschutz im Rahmen des Projekts «Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee, Limmat» Schritt für Schritt. Als langfristige Lösung plant er momentan einen Hochwasser-Entlastungsstollen zwischen der Sihl bei Langnau am Albis und dem Zürichsee in Thalwil.

Das Platzspitzwehr hat durch seinen Beitrag zur Zürichseeregulierung eine zentrale Funktion im Projekt «Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee, Limmat». Einerseits trägt es dazu bei, die Gemeinden entlang des Zürichsees vor Überflutungen der Ufer zu schützen. Anderseits sorgt es dafür, dass auch limmatabwärts die Hochwassersituation unter Kontrolle bleibt.

(Medienmitteilung des Regierungsrates)