Wie sich die Töss entwickeln soll

Ausgelöst durch ein verheerendes Hochwasser wurde die Töss um die vorletzte Jahrhundertwende begradigt und stark verbaut. Der Ausbaustandard von damals genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr. Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) hat darum zusammen mit den Anrainergemeinden ein Konzept erarbeitet, das die gewünschte Entwicklung der Töss über die kommenden Jahrzehnte aufzeigt.

Ein Auenwald säumt die Töss (Bach). Das Bild zeig zudem eine mit Schilf und Gras bewachsene Kiesinsel
Die Töss und ihr charakteristischer Lebensraum. Quelle: FNS

Im Jahr 1876 überschwemmte ein Jahrhunderthochwasser weite Gebiete entlang der Töss und hinterliess riesige Schäden. Das Hochwasser löste eine aufwändige Flusskorrektion aus. Die Töss wurde Schritt für Schritt begradigt und verbaut, um sie zu zähmen und dabei gleichzeitig neues Kulturland zu gewinnen. Damit sich die nunmehr in einem begradigten und kanalisierten Bett verlaufende Töss nicht in den Untergrund frisst, wurde ihre Sohle mit gegen 700 Schwellen befestigt.

Sicherheit und Ökologie im Fokus

Aus Sicht des Hochwasserschutzes hat sich die Tösskorrektion zwar bewährt. Ein ähnlich grosses Hochwasser wie dasjenige von 1876 verursachte 1953 kaum Schäden im Tösstal. Dennoch genügt der momentane Ausbaustandard der Töss bezüglich Sicherheit den heutigen Anforderungen nicht mehr. Die sich bei erhöhtem Wasserstand an den Schwellen bildenden Wasserwalzen führen immer wieder zu kritischen Situationen, wenn Hunde oder Menschen hineingeraten. Und bei einem Hochwasserereignis, das über jenes von 1953 hinausgeht, wären entlang der Töss kaum Reserven bei der Abflusskapazität vorhanden. Überschwemmungen von Siedlungsgebieten wären nicht auszuschliessen. Hinzu kommen ökologische Defizite. Das monotone Flussbett der Töss ist heute kein idealer Lebensraum für die Wasserfauna und -flora. Dies gilt insbesondere für die Fische, für die die Schwellen an vielen Orten ein unüberwindbares Hindernis bilden. Sie verunmöglichen die Längswanderung der Fische, die für eine vielfältige und gesunde Fischpopulation unerlässlich ist.

Entwicklungstypen und angestrebte Erholungsnutzung

Darum hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) zusammen mit den Anrainergemeinden das «Gewässerentwicklungskonzept Töss – Ohrüti bis Tössegg» entwickelt. Es legt fest, wo und wie sich der Fluss und seine Uferbereiche in den kommenden Jahrzehnten den veränderten Anforderungen anpassen sollen. Das Konzept bildet somit die Grundlage für eine zukunftsgerechte Weiterentwicklung der Töss und deren Unterhalt auf Zürcher Boden – von Ohrüti im hinteren Tösstal bis zur Mündung in den Rhein.

Das Planungspapier unterteilt die Töss in insgesamt 33 Abschnitte und weist jedem Abschnitt einen Zielzustand in Form eines Entwicklungstyps zu. Dabei unterscheidet es zwischen den Entwicklungstypen «Tobel», «Natur», «Landwirtschaft», «Siedlung», «Infrastruktur» und «Grundwasser». Hinzu kommt die maximale Intensität der Erholungsnutzung, die es für jeden Abschnitt festlegt. Auch Richtwerte für die anzustrebende Gewässerraumbreite sowie einen Zeithorizont für die Überführung in den Zielzustand nennt das Konzept.

Im engen Dialog mit den Gemeinden entstanden

Zwischen Ohrüti und Sennhof sieht das Entwicklungskonzept ein relativ kleinräumiges Mosaik von verschiedenen Entwicklungstypen mit dazwischenliegenden längeren Abschnitten des Typs «Natur» vor. Zwischen Sennhof und Winterthur liegt der lange Naturabschnitt des Leisentals. Ab Winterthur tössabwärts dominieren die Typen «Tobel» und «Natur», die jeweils von «Siedlung» und «Landwirtschaft» unterbrochen werden. Intensive Erholungsnutzung ist nur an wenigen Stellen im Bereich von Siedlungen vorgesehen. Intensiv-extensive Nutzung soll an mehreren längeren Abschnitten zwischen Bauma und Freienstein möglich sein. In den übrigen Abschnitten ist extensive, oder zugunsten der Natur punktuell auch keine Erholungsnutzung vorgesehen.

Fest eingebunden in die Entwicklung des Konzepts waren die Anrainergemeinden der Töss, die sich unter anderem im Rahmen mehrerer Workshops in den Prozess einbringen konnten.

(Medienmitteilung der Baudirektion)