Einwanderungswelle aus Deutschland ebbt ab

Die Personenfreizügigkeit mit der EU hat den Umfang und die Zusammensetzung der Einwanderung in den Kanton Zürich verändert. Neben dem Rechtsrahmen spielt aber auch die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen EU-Staaten eine Rolle. Seit 2009 ziehen per Saldo rund 15›000 Personen pro Jahr aus dem Ausland in den Kanton Zürich. Während die Einwanderung aus Deutschland in letzter Zeit rückläufig ist, nimmt jene aus Italien, Portugal und Spanien wieder zu.

Nach Inkrafttreten des Personenfreizügigkeitsabkommens im Jahr 2002 hat die Differenz zwischen Ein- und Auswanderungen, die sogenannte Netto-Einwanderung in den Kanton Zürich deutlich zugenommen. Am höchsten war sie 2007 und 2008 mit dem Wegfall der Kontingente für die «alten» EU- und die EFTA-Länder, seither hat sie sich bei etwa 15›000 Personen pro Jahr eingependelt. Staatsangehörige aus dem EU-/EFTA-Raum prägen die Einwanderung in den Kanton Zürich denn auch immer mehr, gegenwärtig sorgen sie für rund 70 Prozent der Netto-Einwanderung. Die Einwanderung von Drittstaatsangehörigen, also Menschen, die nicht aus einem EU- oder EFTA-Staat stammen, hat dagegen wegen der restriktiven Zulassungspolitik an Bedeutung verloren.

Mehr aus Italien, Portugal und Spanien

Die ersten Jahre der Personenfreizügigkeit waren die Zeit der Deutschen. Deren Anteil an der Netto-Einwanderung in den Kanton Zürich machte anfänglich rund 40 Prozent aus. Seit 2009 ist die Wanderungsbilanz der Deutschen jedoch rückläufig, weil weniger von ihnen ein- und gleichzeitig viele wieder auswandern. Dafür kommen mehr Leute aus Italien, Portugal und Spanien. Nachdem die Netto-Einwanderung aus dem Süden der EU bis anfangs der 2000er-Jahre wegen vieler Auswanderungen noch negativ war, hat sie in den letzten Jahren ins Positive gedreht und macht gegenwärtig rund ein Viertel des gesamten Saldos aus. Ursache für die Verschiebungen dürfte die unterschiedliche konjunkturelle Entwicklung in Deutschland einerseits, in Italien, Portugal und Spanien andererseits sein. In jüngster Zeit steigt zudem die Bedeutung der Einwanderung aus osteuropäischen EU-Ländern an, da in der schrittweisen Umsetzung des Personenfreizügigkeitsabkommens nun auch für sie der freie Zugang zum Arbeitsmarkt gilt.

Erwerbstätigkeit als wichtigster Einwanderungsgrund

Mit der Personenfreizügigkeit ist die Erwerbstätigkeit zum wichtigsten Einwanderungsgrund avanciert, es bestehen aber je nach Herkunftsregion grosse Unterschiede. Staatsangehörige aus dem EU-/EFTA-Raum wandern zu 70 Prozent zum Arbeiten ein, nur ein Fünftel kommt im Rahmen des Familiennachzugs. Ganz anders die Menschen aus Drittstaaten: Sie kommen mehrheitlich, weil sie im Kanton Zürich bereits Familienangehörige haben. Dagegen begründet das Aufnehmen einer Erwerbstätigkeit nur etwa 15 Prozent der Netto-Einwanderung von Drittstaatsangehörigen, da nur gut ausgebildete Fachkräfte überhaupt Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt haben.

FZA steht für Personenfreizügigkeitsabkommen Schweiz–EU.

Gebietsbezeichnungen
EU-15 Die 15 «alten» Mitgliedstaaten der EU: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, Vereinigtes Königreich.
EU-17 EU-15 sowie Malta und Zypern, die am 1. Mai 2004 der EU beigetreten sind.
EU-8 Die acht zentral- und osteuropäischen Staaten, die am 1. Mai 2004 der EU beigetreten sind: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn.
EU-2 Die zwei Staaten, die am 1. Januar 2007 der EU beigetreten sind: Bulgarien und Rumänien.
EU-28 EU-17, EU-8, EU-2 sowie Kroatien, das am 1. Juli 2013 der EU beigetreten ist.
EFTA Europäische Freihandelsassoziation: (Neben der Schweiz) Island, Liechtenstein, Norwegen.
 

Deutsche und Österreicher bevorzugen den Kanton Zürich

Etwa ein Fünftel der Netto-Einwanderung in die Schweiz gilt dem Gebiet des Kantons Zürich. Weit über diesem Schnitt liegt der Zürcher Anteil an der Netto-Einwanderung aus Deutschland und Österreich. In den letzten Jahren zog ein Viertel bis ein Drittel jener deutschsprachigen Nachbarn, die in die Schweiz einwanderten, in den Kanton Zürich. Der Kanton Zürich ist also für Deutsche und Österreicher ein beliebter Arbeits- und Wohnort. Die wirtschaftliche Potenz Zürichs dürfte, neben der geografischen und der sprachlichen Nähe, die wesentliche Ursache dafür sein. Im Gegenzug sind deutsche und österreichische Staatsangehörige wohl auch bei den Arbeitgebern aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Muttersprache gefragt.

Treiber des Bevölkerungswachstums

Die Einwanderung von ausländischen Staatsangehörigen ist der Hauptfaktor des Bevölkerungswachstums im Kanton Zürich. Daneben wächst die Bevölkerung aber auch durch Geburtenüberschuss (mehr Geburten als Sterbefälle). Die ständige ausländische Wohnbevölkerung des Kantons Zürich ist denn auch von 2002 bis 2014 um über 90'000 auf rund 368'000 Personen angewachsen, was 25,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.

Datengrundlage ZEMIS

Datengrundlage dieser Auswertung sind die Ausländerstatistiken des Staatssekretariats für Migration (SEM), die auf dem ZEMIS-Register basieren. ZEMIS steht für «Zentrales Migrationsinformationssystem»; es erfasst u.a. sämtliche Einwanderungen der ausländischen Bevölkerung in die Schweiz, deren Auswanderungen ins Ausland und den daraus resultierenden Wanderungssaldo.

(Medienmitteilung des Statistischen Amtes)

Hinweis

Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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