Hochwasser-Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee wird projektiert
Medienmitteilung 26.06.2015
Ein Sihl-Hochwasser könnte enorme Schäden anrichten. Um keine wertvolle Zeit zu verlieren, hat der Zürcher Regierungsrat entschieden, den Hochwasser-Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee bis zur Ausführungsreife weiter zu planen. Weiterhin möglich bleibt auch die zweite Hochwasserschutz-Option, ein Ausbau des Etzel-Wasserkraftwerks am Sihlsee. Im Winter 2017/18 fällt der definitive Entscheid, welches der beiden langfristigen Hochwasserschutzkonzepte umgesetzt wird.
In den letzten zwei Jahren haben die Fachleute des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) der Zürcher Baudirektion und des Amts für Wasserbau des Kantons Schwyz vertieft untersucht, wie der Schutz vor Hochwasser an Sihl, Zürichsee und Limmat langfristig zu gewährleisten ist. Die Abklärungen haben ergeben, dass die Stadt Zürich und der Hauptbahnhof vor einer Sihl-Hochwasserspitze von bis zu 600 Kubikmeter pro Sekunde zu schützen sind. Das entspricht einem Extremhochwasser mit einer statistischen Eintretenswahrscheinlichkeit von einmal in 300 bis 500 Jahren. Die zur Erreichung dieses hohen Schutzgrades erforderlichen Investitionen des Kanton Zürichs von rund 70 bis 130 Millionen Franken stehen in einem sehr günstigen Verhältnis zum verhinderten Schadenwert bei einem Extremhochwasser von bis zu 5,5 Milliarden Franken alleine in der Stadt Zürich. Betriebsausfälle, welche ein Mehrfaches dieses Schadenswerts betragen würden, sind darin noch nicht eingerechnet.
Um diesen Schutz zu gewährleisten, stehen zwei Konzepte zur Wahl:
- Die «Kombilösung Energie»: Erneuerung Etzel-Wasserkraftwerk der SBB mit Hochwasserableitung und Energiegewinnung vom Sihlsee via Druckstollen in den Zürichsee im Rahmen der momentan laufenden Neukonzessionierung des Kraftwerks.
- Ein Entlastungsstollen zur Hochwasserableitung von der Sihl bei Langnau am Albis in den Zürichsee bei Thalwil.
Vertiefte Abklärungen – wertvolle Erkenntnisse
Für die Konkretisierung der beiden Konzepte wurden an der ETH Zürich zwei Modellversuche für den Einlauf eines möglichen Entlastungsstollens und die Ermittlung der maximalen Durchflusskapazität der Sihl unter dem Hauptbahnhof Zürich durchgeführt.
Die vertieften Abklärungen lieferten zudem zahlreiche weitere wertvolle Erkenntnisse zu den beiden Konzepten. So haben die Fachleute ermittelt, dass die in beiden Konzepten geplante Umleitung von Sihl-Hochwasserspitzen in den Zürichsee nur zu einem geringen Anstieg des Seespiegels von rund fünf Zentimetern führt. Dieser Anstieg kann ausgeglichen werden durch die Erhöhung der Abflusskapazität der Limmat bei der Rathausbrücke in Zürich.
Ferner zeigte sich, dass der Prozess zur Neukonzessionierung des Etzelwerkes sehr aufwendig ist. Damit dauern auch die Abklärungen zur «Kombilösung Energie» erheblich länger als ursprünglich angenommen. Erst im Rahmen eines im März 2015 gestarteten Vorprojekts zur Erneuerung des Etzelwerkes werden die SBB den Hochwasserschutz bei einer Kombilösung Energie vertieft untersuchen können. Dieses Vorprojekt soll ergänzt werden mit der Untersuchung eines Stollens zur teilweisen Überleitung des Flüsschens Alp in den Sihlsee. Dadurch würde auch der Hochwasserschutz von Einsiedeln, aber auch des Sihltals, der Stadt Zürich und des Limmattals verbessert.
Nahtlose Projektierung des Entlastungsstollens sinnvoll
Die Verzögerung und Ergänzung der Planung der «Kombilösung Energie» haben zur Folge, dass der Zürcher Regierungsrat erst im Winter 2017/18, und nicht wie vorgesehen 2015, über die Ausführung eines der beiden Hochwasserschutzkonzepte entscheiden kann. Das hohe Sachwertrisiko von bis zu 5,5 Milliarden Franken alleine in der Stadt Zürich bei einem Extremhochwasser der Sihl rechtfertigt es jedoch, noch vor dem Konzeptentscheid des Regierungsrates mit der Projektierung des Entlastungsstollens Langnau am Albis–Thalwil zu beginnen. Dafür hat der Regierungsrat einen Objektkredit von 4,65 Millionen Franken bewilligt. Sollte im Winter 2017/18 der Entscheid für den Entlastungsstollen fallen, würde dieser aufgrund der vorgezogenen Projektierung rund drei Jahre früher zur Verfügung stehen. Angesichts des jährlichen Sachwertrisikos von rund 16,5 Millionen Franken durch ein Extremhochwasser der Sihl wertet der Regierungsrat die bis Ende 2017 anfallenden Projektierungskosten für den Entlastungstollen von rund 2,5 bis 3 Millionen Franken für vertretbar, auch wenn schliesslich der Entscheid zugunsten der «Kombilösung Energie» ausfallen würde.
Definitiver Konzeptentscheid fällt 2017/18
Das Bauprojekt für den Entlastungsstollen und das von der SBB finanzierte Projekt mit der möglichen «Kombilösung Energie» werden bis Ende 2017 erarbeitet. Dann wird die SBB entscheiden können, ob und wie die «Kombilösung Energie» umsetzbar ist. Auf dieser Grundlage können der Kanton Zürich und der Kanton Schwyz im Winter 2017/18 den definitiven Konzeptentscheid fällen.
Die Kosten für den Entlastungsstollen, das Fassungs- und Rückgabebauwerk werden samt den ökologischen Ersatzmassnahmen auf 122 Millionen Franken geschätzt. Bei einer voraussichtlichen Bauzeit von rund zweieinhalb Jahren könnte der Entlastungsstollen bereits 2022 in Betrieb gehen. Bei der «Kombilösung Energie» lassen sich die voraussichtlichen Kosten für den Kanton Zürich noch nicht beziffern, dürften aber wesentlich günstiger ausfallen. Diese Lösung könnte bis frühestens 2025/26 realisiert werden.
Ergänzende Projekte für besseren Hochwasserschutz
Die Grundlagenarbeiten für den Hochwasserschutz an Sihl, Zürichsee und Limmat ergaben weiter, dass unabhängig von den beiden langfristigen Hochwasserschutzkonzepten ergänzende Massnahmen notwendig sind. Diese Massnahmen sollen in den nächsten Jahren als eigenständige Projekte umgesetzt werden, um die Hochwassersicherheit schrittweise zu erhöhen.
- Mit einer aktiven Steuerung des Sihlsees soll einem Hochwasserereignis im Einzugsgebiet der Sihl besser begegnet werden. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der SBB, dem Kanton Schwyz und den zuständigen Bundesstellen umgesetzt. Dabei werden auch mögliche Auswirkungen auf den Wasserspiegel des Sihlsees genau untersucht.
- Schwemmholzrückhalt an der Sihl oberhalb von Langnau am Albis: Damit wird das in der Sihl anfallende Schwemmholz zurückgehalten, das zu Überflutungen durch Verstopfung kritischer Stellen wie Brücken oder dem Durchlass unter dem Hauptbahnhof Zürich führen kann.
- Verbesserung der Abflusskapazität der Sihl im Zentrum von Adliswil. Gleichzeitig soll der Zugang zur Sihl verbessert und damit der Naherholungsraum aufgewertet werden.
- Verbesserung des Hochwasserschutzes in der Zürcher Allmend Brunau durch gezielte Ufererhöhungen. Zudem soll der Sihlraum für Erholungssuchende und auch ökologisch aufgewertet werden. In der Allmend Brunau besteht zurzeit die kleinste Abflusskapazität der Sihl in der Stadt Zürich.
- Bei der Rathausbrücke sollen die Pfeilerkonstruktion und die Limmatsohle zur Erhöhung der Abflusskapazität angepasst werden (siehe dazu auch die Medienmitteilung des Tiefbauamtes der Stadt Zürich vom 26. Juni 2015). Der Abschnitt Rathausbrücke begrenzt heute den Ausfluss aus dem Zürichsee bei vollständig geöffnetem Platzspitzwehr zu stark.
- Ersatz des alten Platzspitzwehrs in der Limmat zur besseren Regulierbarkeit des Zürichsees.
(Medienmitteilung des Regierungsrates)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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