Zürcher Privathaushalte tanken pro Jahr 600 Millionen Liter Treibstoff

2010 verbrauchte die Bevölkerung des Kantons Zürich gut 600 Millionen Liter Benzin und Diesel, um ihre privaten Autos und Motorräder anzutreiben. Dabei stiessen alle Fahrzeuge zusammen rund 1,5 Millionen Tonnen CO2 aus. Dies zeigt eine Sonderauswertung der Repräsentativbefragung «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» zum Treibstoffverbrauch des motorisierten Individualverkehrs.

Gemäss Mikrozensus (vgl. Kasten) legen die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zürich jeden Tag durchschnittlich 20 Kilometer im motorisierten Individualverkehr (MIV) zurück. Um ihre Privatautos und Motorräder anzutreiben, verbrennen sie pro Kopf und Tag rund 1,3 Liter Benzin oder Diesel. Sämtliche Motoren zusammen schluckten im Jahr 2010 gut 600 Millionen Liter Treibstoff. Würde man diese Menge in Mineralöl-Kesselwagen abfüllen und alle Wagen zusammenkoppeln, so ergäbe sich ein Güterzug von 125 Kilometern Länge. Das entspricht etwa der Eisenbahnstrecke von Zürich nach Bern.

Treibstoffverbrauch im Landesvergleich eher gering

Die Zürcherinnen und Zürcher verursachen 12 bis 14 Prozent des Treibstoffverbrauchs, der landesweit auf das Konto des MIVs geht. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass sie rund 17 Prozent der Schweizer Bevölkerung stellen. Diese «Bescheidenheit» an der Zapfsäule mag erstaunen, erklärt sich jedoch aus den Eigenheiten hiesigen Mobilitätsverhaltens: Zum einen legen die Zürcherinnen und Zürcher im Schnitt kürzere Strecken zurück als viele ihrer Landsleute; zum anderen ist der Anteil des MIVs an der Summe der gefahrenen Kilometer im Kanton Zürich deutlich kleiner als im schweizerischen Mittel.

Wer in der Stadt wohnt, braucht weniger Treibstoff

Das beschriebene Mobilitätsverhalten hängt damit zusammen, dass der Kanton Zürich ein in weiten Teilen städtisch geprägtes Gebiet ist, denn der MIV hat in der Stadt einen kleineren Marktanteil als auf dem Land. Entsprechend verbrauchen die Einwohnerinnen und Einwohner der Grossstädte Zürich und Winterthur im Schnitt weniger als einen Liter Treibstoff pro Tag, während der Pro-Kopf-Verbrauch in den ländlichen Zürcher Regionen zum Teil deutlich über dem kantonalen Mittel liegt. Am höchsten ist er mit rund 1,8 Litern im Furttal und im Knonaueramt.

MIV verursacht ein Viertel der CO2-Emissionen

Bei der Verbrennung von Benzin oder Diesel entsteht unter anderem das Treibhausgas CO2. So führte der Treibstoffverbrauch der Zürcher Privathaushalte 2010 zu einem CO2-Ausstoss von rund 1,5 Millionen Tonnen, das sind knapp 1,2 Tonnen pro Person und Jahr. Derzeit beträgt die Summe der jährlichen CO2-Emissionen gut fünf Tonnen pro Kopf (ohne internationalen Flugverkehr). Auf den Individualverkehr entfällt also rund ein Viertel der Emissionen – der Rest stammt aus dem Benzin- und Dieselverbrauch des übrigen Strassenverkehrs, etwa des Güterverkehrs, sowie aus der Verbrennung von Heizöl und Erdgas. Zum Vergleich: Im Energiegesetz steckt sich der Kanton Zürich das Ziel, den gesamten CO2-Ausstoss bis 2050 auf 2,2 Tonnen pro Kopf und Jahr zu senken.

Ein Drittel Freizeit- und ein Drittel Pendelverkehr

Der Treibstoffverbrauch der Zürcher Bevölkerung lässt sich ziemlich genau dritteln: Das erste Drittel dient der Fortbewegung in der Freizeit, mit dem zweiten Drittel pendeln die Zürcherinnen und Zürcher an ihren Arbeitsplatz oder zur Ausbildungsstätte, und das letzte Drittel schliesslich brauchen sie für andere Zwecke, beispielsweise zum Einkaufen. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse des Mikrozensus' 2010, dass der Freizeitverkehr auf der Strasse deutlich mehr Personenkilometer bewältigt als der Pendelverkehr. Warum verbrennen dann beide Verkehrsarten gleich viel Treibstoff, wenn man davon ausgeht, dass der Benzin- oder Dieselverbrauch eines Autos in erster Linie von seiner Kilometerleistung abhängt? Der Grund dafür ist, dass auf den allermeisten Arbeitswegen lediglich eine Person im Wagen sitzt, während in der Freizeit durchschnittlich zwei Personen pro Auto unterwegs sind. Hinzu kommt, dass sich der Pendelverkehr morgens und abends oft staut – dies lässt seinen Treibstoffverbrauch während der Stosszeiten anwachsen, ohne dass damit mehr Kilometerleistung verbunden wäre.

Je wohlhabender, desto grösser der Treibstoffverbrauch

Ob jemand oft, selten oder nie zum Tanken fährt, hängt unter anderem mit seinen Lebensumständen zusammen: Statistisch gesehen verbraucht am meisten Benzin und Diesel, wer erwerbstätig ist und in einem Paarhaushalt oder in einer Kleinfamilie lebt. Ausserdem wächst der persönliche Treibstoffverbrauch mit dem Haushaltseinkommen sowie mit der Zahl der Autos, die im Haushalt zur Verfügung stehen.

Mikrozensus als Grundlage einer Modellrechnung

Der «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» ist eine periodisch wiederholte Befragung des Bundes, die letztmals im Jahr 2010 durchgeführt wurde. Dabei gibt eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung ab sechs Jahren Auskunft zu ihrem Mobilitäts- und Verkehrsverhalten. Verknüpft man die Erkenntnisse aus dieser Befragung im Rahmen einer Modellrechnung mit anderen Datenquellen, kann man den Treibstoffverbrauch und den CO2-Ausstoss des motorisierten Individualverkehrs (MIV) abschätzen, wobei mit einer Ungenauigkeit von ± 15 Prozent zu rechnen ist. Der MIV ist nur ein Teil des Strassenverkehrs. Er umfasst alle Fahrten mit dem Privatauto oder Motorrad, nicht jedoch den Last- und Lieferwagenverkehr, Taxi- und Carfahrten sowie den strassengebundenen öffentlichen Verkehr. Für die Modellrechnung wurden nur Fahrten im Inland berücksichtigt.

statistik.info 2013/06. Treibstoffverbrauch im Kanton Zürich – eine Sekundäranalyse des «Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010». Online verfügbar auf der Website des Statistischen Amts des Kantons Zürich:

Medienmitteilung des Statistischen Amts

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