Steigende Geburtenzahlen – ein neuer Babyboom?

Die Geburtenzahlen steigen im Kanton Zürich seit 2001 kontinuierlich an. 2008 wurden 14'400 Babys geboren – so viele wie seit 36 Jahren nicht mehr. Auch die durchschnittliche Kinderzahl je Frau wächst. Eine neue Studie des Statistischen Amts zeigt, dass trotz des gegenwärtigen Kindersegens nicht von einem eigentlichen Babyboom gesprochen werden kann.

Seit 2001 sind im Kanton Zürich jedes Jahr mehr Babys zur Welt gekommen. 2008 waren es rund 14'400 Neugeborene, 2’000 mehr als 2001. Auch die Geburtenziffern zeigen einen steigenden Trend: 2007 lag die durchschnittliche Kinderzahl je Frau bei 1,47, nachdem es 2001 noch 1,36 gewesen waren. Die Frauen gebären immer später, bei der Erstgeburt sind sie im Schnitt gut 30 Jahre alt. Entsprechend bringen die 30–35-jährigen Frauen heute am meisten Kinder zur Welt. Immer häufiger sind die Mütter bereits über 35 Jahre alt, und immer weniger sind sie jünger als 30 Jahre.

Zunehmende Zahl der potenziellen Mütter erklärt den Geburtenanstieg nicht

Der Grund für die zunehmende Geburtenzahl liegt nicht darin, dass die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter in den letzten Jahren zugenommen hat. Aufgrund der starken Zuwanderung und als Spätfolge des Babybooms der 1960er-Jahre leben heute zwar mehr Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren im Kanton Zürich als noch 2001. Die Zahl der 30–39-jährigen Frauen, die mittlerweile 60 Prozent zum Kindersegen beitragen, ist aber seit 2001 rückläufig. Hauptursache für die ansteigenden Geburtenzahlen ist eine veränderte Familienplanung der Frauen (und Männer).

Geburtenziffern der über-30-jährigen Frauen steigen

Die Geburtenziffern¹, d.h. die durchschnittliche Kinderzahl je Frau, bewegten sich in den letzten drei Jahrzehnten auf niedrigem, aber konstantem Niveau. Hinter der scheinbar gleichförmigen Entwicklung hat aber eine deutliche Umschichtung in der Altersstruktur der Mütter stattgefunden. Während noch Anfangs der 1990er-Jahre die 25–29-jährigen Frauen die höchsten Geburtenziffern² verzeichnet haben, sind es nun die 30–34-jährigen. Am stärksten sind in den letzten Jahren die Geburtenziffern der 35–39-jährigen Frauen angewachsen, jene der unter-30-Jährigen sind hingegen rückläufig.

Frauen schieben Mutterschaft hinaus

Die Geburtenzahlen waren in den 1990er-Jahren deshalb auf niedrigem Niveau, weil immer mehr Frauen mit der Familiengründung zugewartet haben. Gründe dafür sind die längere Ausbildungszeit, das Verfolgen einer eigenen Berufskarriere sowie veränderte Lebensentwürfe. In den 2000er-Jahren haben diese Frauen die Babyphase – in einem höheren Alter – nachgeholt. Dies hat die Geburtenziffern der über-30-Jährigen ansteigen lassen. Verschieben die Frauen ihre Geburten auf später, so errechnet man im ersten Moment eine theoretische Geburtenziffer, die eher zu niedrig ausfällt. Diese Tatsache wird in der Demografie als «Tempo-Effekt» bezeichnet. Die für die 1990er-Jahre errechneten Geburtenziffern haben die effektiven Kinderzahlen je Frau denn auch unterschätzt, während sie für die 2000er-Jahre nun weniger verzerrt sind. Wie viele Kinder eine Frau in ihrem Leben bekommt, lässt sich allerdings erst feststellen, wenn ihre reproduktive Phase zu Ende ist, das heisst wenn sie keine Kinder mehr bekommen kann. Die tatsächliche Kinderzahl je Frau liegt denn auch höher als die errechnete Geburtenziffer, für die Frauenjahrgänge 1955 bis 1959 dürfte sie im Kanton Zürich bei etwa 1,6 bis 1,7 liegen.

Kein Babyboom und kein anhaltender Trend

Die Geburtenzahlen sind zwar in den letzten Jahren markant angestiegen, sie sind aber viel niedriger als im Babyboom der 1960er-Jahre. Im Rekordjahr 1963 waren im Kanton Zürich 18'700 Babys geboren worden, und die Frauen bekamen im Schnitt 2,6 Kinder. Angestiegen sind in den letzten Jahren aber nur die Geburtenziffern der über-30-jährigen Frauen, während jene der unter-30-jährigen rückläufig waren. Es kann deshalb nicht von einem eigentlichen Babyboom gesprochen werden. Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter wird in den kommenden Jahren abnehmen, weil weniger stark besetzte Jahrgänge nachrücken. Die Geburtenzahlen werden denn auch mittelfristig wieder sinken, auch wenn künftig die Frauen im Schnitt mehr Kinder gebären sollten als bis anhin.

¹ Zusammengefasste Geburtenziffer
Die Zusammengefasste Geburtenziffer (Englisch: Total Fertility Rate TFT) ist ein zentraler Indikator zur Messung der Fruchtbarkeit. Sie ist eine theoretische Grösse und gibt die hypothetische Zahl der Kinder an, die eine Frau im Verlaufe ihres Lebens bekommen würde, wenn ihr Geburtsverhalten demjenigen aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im betreffenden Jahr entspräche.

² Altersspezifische Geburtenziffer
Zahl der in einem bestimmten Kalenderjahr von Frauen eines bestimmten Alters lebend geborenen Kinder je 1000 Frauen des gleichen Alters der Wohnbevölkerung in der Jahresmitte.

statistik.info 06/2009. Steigende Geburtenzahlen – ein neuer Babyboom?. Online verfügbar auf der Website des Statistischen Amts des Kantons Zürich: www.statistik.zh.ch/statistik.info

(Medienmitteilung des Statistischen Amts)

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