Zwei Tage des offenen Bodens in Uitikon: Kantonsarchäologie legt im Dorfkern ein römisches Bad frei

Seit dem 19. Jahrhundert ist bekannt, dass unter dem Dorfkern von Uitikon die Reste eines römischen Gutshofs liegen. Überraschend stiessen Mitarbeiter der Archäologie der Baudirektion Kanton Zürich anlässlich einer geplanten Untersuchung auf Teile eines Badegebäudes mit Wasserbecken und Bodenheizung. An dieser Anlage lassen sich zahlreiche Details der römischen Architekturtechnik beobachten. Am Freitagnachmittag und am Samstag hat die Bevölkerung die Möglichkeit die Grabung zu besuchen, bevor sie durch einen Neubau zerstört wird.

Seit Mitte Oktober und noch bis Ende November untersucht die Kantonsarchäologie im Rahmen der Realisierung eines privaten Bauvorhabens an der Zürcherstrasse 74/76 in Uitikon eine Fläche von über 1500 Quadratmeter.

Die Archäologen stiessen zunächst auf ein 20 mal 7 Meter grosses rechteckiges Gebäude mit sorgfältig errichteten Mauern. An der Südecke dieser Halle wurde zu einem bislang noch unbestimmten Zeitpunkt eine einfache, vierräumige Badeanlage angefügt. In einem Raum ist der Boden eines grossen ungeheizten Beckens erhalten, das als Kaltwasserbad (frigidarium) angesprochen werden kann. Der Beckenrand ist aus Ziegeln aufgemauert und der Winkel zwischen Wandfuss und Boden ist mit einem gerundeten Mörtelwulst abgedichtet. Beide Massnahmen sollten ein Versickern des Wassers in die Mauern verhindern. In einem weiteren Raum, dem Warmbad (caldarium), ist der Unterbau einer Fussbodenheizung (Hypokaust) erhalten, die durch einen äusseren Heizraum bedient wurde. Auf einem unteren Mörtelboden standen Sandsteinpfeiler, die den begehbaren Fussboden trugen. Heisse Luft zirkulierte in dem dazwischenliegenden Hohlraum und entwich über Kanäle in den Wänden nach oben. Im caldarium stand wohl ein kleineres (mobiles) Heisswasserbecken.

Das Bad steht in nächster Nähe oder ist Teil des repräsentativen Gebäudekomplexes (Herrenhaus) eines Gutshofs. Vergleichbare ländliche Siedlungen wurden ab zirka 20 nach Christus, oft wie hier an einem Südwestabhang, in der ganzen Schweiz in grosser Zahl errichtet. Wann die Anlage in Uitikon gegründet wurde, ist bisher unklar; sicher bestand sie mindestens bis ins spätere 3. Jahrhundert nach Christus.

Bereits 1999 waren in der südlich anschliessenden Parzelle weitere Gebäudeteile des Gutshofs beobachtet worden, deren genauer Zusammenhang mit den neu entdeckten Bauresten noch unklar ist. Die ersten Nachrichten über den römischen Gutshof gehen ins 19. Jahrhundert zurück, als ein Pfarrer Tobler die «Römerstätte» untersuchte. Auch wenn sich die damals angefertigte Skizze von Gebäudegrundrissen nicht genau in den heutigen Katasterplan einfügen lässt, wird doch klar, dass sich die römischen Baureste auch auf den Bereich nördlich der Urdorferstrasse erstrecken.


Hinweis:
Um der interessierten Öffentlichkeit einen Eindruck von der römischen Gebäudeanlage zu vermitteln, führt die Archäologie der Baudirektion Kanton Zürich zum Abschluss der Ausgrabungen an der Zürcherstrasse 74/76 in Uitikon am Freitag, 28.11.2003, 13-16 Uhr, und am Samstag, 29.11.2003, 10-14 Uhr, zwei Tage des offenen Bodens durch.

(Medienmitteilung der Baudirektion)

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Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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