Jeden Tag tausend Mal um die Erde
Medienmitteilung 24.06.2003
Die Bevölkerung des Kantons Zürich legt täglich 41 Millionen Kilometer zurück, was ziemlich genau tausend Mal dem Erdumfang entspricht. Zwei Drittel dieser Distanz werden im Auto gefahren, einen Viertel bewältigt der öffentliche Verkehr. Den Rest, ein knappes Zehntel, legen Herr und Frau Zürcher zu Fuss oder mit dem Velo zurück. Dies sind die Ergebnisse einer kürzlich vom Statistischen Amt veröffentlichten Studie zum Verkehrsverhalten im Kanton.
An Werk- und Samstagen verlassen 90 Prozent der Zürcher Bevölkerung das Haus – sie sind im Sinn der Studie (siehe Kasten) mobil. Erwartungsgemäss sind Junge, Personen in Ausbildung und Berufstätige besonders mobil, ältere Menschen und Pensionierte bleiben dagegen eher zu Hause. Am Sonntag nehmen es die Zürcherinnen und Zürcher etwas gemächlicher: Immerhin 19 Prozent der Bevölkerung verbringen den traditionellen Ruhetag daheim. Im Schnitt ist jede Person anderthalb Stunden pro Tag unterwegs, an Werktagen etwas mehr, am Wochenende etwas weniger. Dabei nimmt sie vier verschiedene Wege unter die Füsse respektive Räder und bewältigt rund 36 Kilometer. Hochgerechnet auf die Kantonsbevölkerung ergibt dies eine tägliche Verkehrsleistung von rund 41 Millionen Kilometern.
Täglich eine halbe Stunde im Auto
Das wichtigste Verkehrsmittel ist laut der Studie des Statistischen Amts ganz klar das Auto – zumindest wenn man die durchschnittliche Tagesdistanz als Massstab nimmt. Im Auto werden nämlich zwei von drei zurückgelegten Kilometern bewältigt. Mofas und Motorräder, die zusammen mit den Autos den motorisierten Individualverkehr ausmachen, sind dagegen nur von marginaler Bedeutung. Der öffentliche Verkehr (ÖV) hat im Kanton Zürich eine vergleichsweise starke Stellung: 23 Prozent der täglichen Verkehrsleistung werden durch Bahn, Bus und Tram erbracht. Die dichte Erschliessung des Kantons durch die S-Bahn und den Verkehrsverbund zahlt sich aus, denn im Rest der Schweiz kommt der ÖV auf einen Anteil von nur 17 Prozent. Bleibt noch der so genannte Langsamverkehr: Auf Fussgänger und Velofahrer entfallen immerhin acht Prozent aller im Kanton Zürich zurückgelegten Kilometer. Anders schneiden die einzelnen Verkehrsmittel ab, wenn man dem Vergleich nicht die Distanz, sondern die tägliche Unterwegszeit zugrunde legt. Im Schnitt verbringen die Zürcherinnen und Zürcher jeden Tag eine halbe Stunde im Auto. Ebenso lang sind sie zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs. Der ÖV dagegen kommt durchschnittlich während einer knappen Viertelstunde zum Zug.
Jeder zweite Kilometer im Dienst der Freizeit
Mobilität dient einem Zweck – wobei das Unterwegssein bisweilen auch Selbstzweck sein kann. Im Kanton Zürich entfallen ein Viertel der täglich zurückgelegten Kilometer auf Arbeitswege und ein Zehntel auf Einkaufswege. Mit Abstand am meisten Verkehr erzeugen jedoch Freizeitaktivitäten. Sport, Ausgang, ein Besuch bei Freunden oder die sonntägliche Bergwanderung ziehen Wege nach sich, die zusammengezählt beinahe die Hälfte der täglichen Verkehrsleistung ausmachen. Je nach Wochentag und Tageszeit variiert die Bedeutung der verschiedenen Verkehrszwecke stark. Unter der Woche markieren die Stosszeiten den Höhepunkt des Arbeits- und Ausbildungsverkehrs, besonders ausgeprägt am Morgen zwischen 7 und 9 Uhr. Der Freizeitverkehr dagegen nimmt im Tagesverlauf langsam zu, weist über den Mittag eine erste Spitze auf und erreicht um 18 Uhr ein Maximum. Nach Feierabend verringert sich das Verkehrsaufkommen drastisch, und der Freizeitverkehr dominiert die Abend- und Nachtstunden. Das Wochenende ist stark geprägt vom Freizeitverkehr, der seinen Höhepunkt etwas früher als an den Werktagen, nämlich um 16 Uhr, erreicht. Am Samstag kommt noch der Einkaufsverkehr hinzu. Zwischen 9 und 13 Uhr macht er einen Grossteil des Verkehrsaufkommens aus, am Nachmittag wird dann der Freizeitverkehr zusehends wichtiger.
Mit dem Zug zur Arbeit, mit dem Auto zum Jogging
Zwischen Verkehrszweck und Verkehrsmittelwahl besteht ein enger Zusammenhang. Im Arbeits- und im Ausbildungsverkehr etwa hat der ÖV seine grössten Marktanteile. Die Studie des Statistischen Amts zeigt, dass die Zürcher Beschäftigten vor allem bei langen Arbeitswegen auf den ÖV zurückgreifen, während sie bei kurzen Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsort das Auto oder den Langsamverkehr bevorzugen. Auch die Parkplatzverfügbarkeit spielt eine wichtige Rolle. Als Faustregel gilt: Wer am Arbeitsort einen reservierten Parkplatz hat, fährt mit dem Auto zur Arbeit, wer dagegen keine garantierte Parkierungsmöglichkeit hat, nutzt eher den ÖV. Die schlechtesten Karten hat der ÖV im Freizeitverkehr. Hier dominiert der motorisierte Individualverkehr stark. Selbst Personen, die ein Monats-, Jahres- oder Generalabonnement für den öffentlichen Verkehr haben, bevorzugen in der Freizeit das Auto gegenüber Bahn, Bus und Tram. Und sogar wer kein eigenes Auto hat, legt mehr Kilometer im Auto (eines Kollegen oder einer Freundin) zurück als im ÖV. Ein Stück weit sind diese Unterschiede der Verkehrsmittelwahl im unterschiedlichen Charakter von Arbeits- und Freizeitverkehr begründet. Während der Weg vom Wohn- zum Arbeitsort oft von der Peripherie ins Zentrum führt, bewegt sich der Freizeitverkehr kreuz und quer durch die Landschaft: zum Waldrand fürs Jogging, ins Stadtzentrum für den Kinoabend, ans andere Kantonsende für den Verwandtenbesuch. Im ersten Fall kann der öffentliche Verkehr seine Stärken ausspielen, denn er bietet in erster Linie gebündelte, schnelle Transportkapazitäten vom Umland ins Zentrum oder zwischen Zentren an. Im Fall des Freizeitverkehrs hingegen ist das Auto klar im Vorteil, sobald der Weg am Zentrum vorbeiführt.
Stichwort «Mikrozensus Verkehr»
Die Studie des Statistischen Amts basiert auf dem sogenannten «Mikrozensus Verkehr 2000». Diese Repräsentativbefragung des Bundes erhebt das individuelle Mobilitätsverhalten der Schweizer Bevölkerung anhand von ausführlichen Telefoninterviews und wird seit 1979 periodisch durchgeführt. Die Erhebung 2000 umfasste im Kanton Zürich 5241 Befragte. Deren Antworten bildeten das Ausgangsmaterial für die Studie des Statistischen Amts. Entsprechend erfasst die Studie nicht das gesamte Verkehrsaufkommen im Kanton Zürich, weil ein beträchtlicher Teil des Verkehrs durch Auswärtige – etwa Berufspendler aus den Nachbarkantonen – verursacht wird. Berücksichtigt sind dagegen alle im Inland zurückgelegten Wege der Zürcher Bevölkerung.
Die Studie «Zürcherinnen und Zürcher unterwegs – Hauptresultate des Mikrozensus Verkehr 2000» ist in der Reihe «statistik.info» erschienen und online auf der Website des Statistischen Amts des Kantons Zürich verfügbar: www.statistik.zh.ch/statistik.info/pdf/2003_15.pdf
(Medienmitteilung des Statistischen Amts)
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