Viele Gemeinden im Kanton arbeiten zusammen, um ihre Leistungen für ihre Einwohnerinnen und Einwohner erbringen zu können. Eine neue Datenerhebung zeigt, wo, in welcher Form und in welchen Themenbereichen sie das tun.
Zusammenarbeit ist die Regel
Die 160 Gemeinden im Kanton Zürich erbringen für ihre Einwohnerinnen und Einwohner eine breite Palette an Leistungen. Sie sorgen etwa dafür, dass der Abfall abgeholt wird, dass sauberes Wasser aus dem Hahn fliesst, dass unsere Kinder zur Schule gehen können oder dass unsere Eltern einen Pflegeplatz finden.
Nur: Alleine können diese vielen unterschiedlichen Aufgaben heute die wenigsten Gemeinden stemmen. Eine korrekte Erfüllung der Aufgaben wird zunehmend komplexer. Sie erfordert immer mehr Spezialwissen. Schon bei einer mittelgrossen Verwaltung können nicht für jedes Aufgabengebiet ausgewiesene Fachleute angestellt werden.
Viele Gemeinden arbeiten deshalb mit anderen Gemeinden zusammen, um Kräfte und Wissen zu bündeln. Das macht es ihnen möglich, die vielfältigen Aufgaben wirtschaftlich und in guter Qualität zu erbringen. Und manchmal auch, eine Aufgabe überhaupt noch erfüllen zu können.
Die Zusammenarbeit unter den Zürcher Gemeinden bildet in der Praxis ein eng verwobenes Geflecht. Eine umfassende kantonsweite Übersicht darüber hat bisher gefehlt. Dies liegt daran, dass der Kanton nur bei bestimmen Formen der Zusammenarbeit erfährt, wo und wie die Gemeinden zusammenarbeiten – zum Beispiel, wenn er Statuten von Zweckverbänden prüft und genehmigt. Von anderen Zusammenarbeitsformen wie Verträgen hat der Kanton in der Regel keine Kenntnis.
Über 800 Fälle von Zusammenarbeit
Eine Gesamtübersicht über die Zusammenarbeit wäre aber nötig, um die weitere Entwicklung bei der Aufgabenerfüllung gezielter zu unterstützen. So könnten Gemeinden sinnvolle Räume für die künftige Zusammenarbeit finden, damit sie im gleichen Gebiet nutzbringender zusammenarbeiten können. Auch könnte der Kanton das Ausmass sowie die Art und Weise der gemeinsamen Aufgabenerfüllung analysieren, damit er dafür passende Rahmenbedingungen prüfen kann.
Aus diesen Gründen hat das Gemeindeamt eine umfassende Übersicht über die Zusammenarbeit auf Gemeindeebene erstellt. Abgestützt hat es sich dabei auf Informationen in den Jahresrechnungen und Gesetzessammlungen der Gemeinden sowie auf interne Daten. Bei dieser Methode ist es zwar nach wie vor möglich, dass einzelne Zusammenarbeiten nicht erfasst werden. Sie erlaubt aber ein nahezu vollständiges Bild der Zusammenarbeits-Landschaft im Kanton Zürich.
Über 800 Fälle von Zusammenarbeit konnten erfasst werden. Das Gemeindeamt hat die Daten nach Aufgabenbereich, Rechtsform und beteiligten Gemeinden gegliedert. Dadurch sind nun erstmals statistisch belastbare Aussagen über die Zusammenarbeit unter den Gemeinden im Kanton Zürich möglich.
Die wichtigsten Ergebnisse
In welcher Form arbeiten die Gemeinden zusammen?
Die Zürcher Gemeinden arbeiten am häufigsten vertraglich zusammen. Dazu zählen Anschlussverträge, Zusammenarbeitsverträge sowie Leistungsvereinbarungen. Am zweithäufigsten werden Gemeindeaufgaben durch öffentlich-rechtliche Organisationen wie Zweckverbände oder gemeinsame Anstalten erfüllt. Nur gerade in rund 10 Prozent der Fälle arbeiten Gemeinden in der Form von Vereinen, Aktiengesellschaften, Stiftungen oder Genossenschaften zusammen.
Formen der Zusammenarbeit

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Art der Rechtsform | Rechtsform | Anzahl |
---|---|---|
Verträge | Auftragsverhältnis | 480 |
Verträge | Zusammenarbeitsvertrag | 59 |
Juristische Person des öffentlichen Rechts | Zweckverband | 137 |
Juristische Person des öffentlichen Rechts | Interkommunale Anstalt | 17 |
Juristische Person des öffentlichen Rechts | Stiftung | 8 |
Juristische Person des öffentlichen Rechts | Zweckverband (ausserkantonal) | 5 |
Juristische Person des Privatrechts | Verein | 32 |
Juristische Person des Privatrechts | Aktiengesellschaft | 17 |
Juristische Person des Privatrechts | Genossenschaft | 4 |
Juristische Person des Privatrechts | GmbH | 1 |
Unbekannt | Unbekannt | 47 |
Total | verschiedene | 807 |
Wo arbeiten die Gemeinden zusammen?
Die untenstehende Karte liefert einen Überblick über die Intensität der Zusammenarbeit von Gemeinden, die mit Anschlussverträgen und Leistungsvereinbarungen zusammenarbeiten. Je dunkler die Einfärbung, desto intensiver arbeitet eine Gemeinde mit den benachbarten Gemeinden zusammen. Dabei ist zwischen den Gemeinden, die Aufgaben für andere erfüllen («Sitzgemeinde»), und den Gemeinden, die Aufgaben an andere Gemeinden übertragen («Anschlussgemeinde»), zu unterscheiden. Dies ist in der interaktiven Karte ersichtlich, wenn mit dem Cursor eine Gemeinde angewählt wird. Zusammenarbeiten von Gemeinden mit einer Leistungsvereinbarung sind auf der Karte unter «Beteiligung ohne Sitz» aufgeführt.
Dabei zeigt sich, dass Städte wie Zürich, Winterthur, Bülach oder Wetzikon gefragte Leistungserbringerinnen für andere Gemeinden sind. Kleinere Gemeinden wie Hochfelden, Höri oder Mönchaltorf übertragen ihre Aufgaben hingegen oft an benachbarte grössere Gemeinden.
In welchen Bereichen arbeiten die Gemeinden zusammen?
Gestützt auf die Datenlage arbeiten die Gemeinden am stärksten im Bereich Sicherheit zusammen. Darunter fallen die Aufgaben der Polizei, des Zivilschutzes, der Feuerwehr oder der Rettungsdienste. Am zweithäufigsten werden Entsorgungsaufgaben wie Abwasser oder Abfall gemeindeübergreifend gelöst. Auch im Pflegebereich, bei der Energieversorgung und bei der Sozialhilfe arbeiten die Gemeinden eng zusammen. Bereiche wie die Finanzverwaltung oder digitale Technologien sind hingegen nur selten Gegenstand einer Zusammenarbeit.
Bereiche der Zusammenarbeit

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Bereich der Zusammenarbeit | Anzahl | Prozentualer Anteil |
---|---|---|
Sicherheit | 120 | 14.87% |
Entsorgung | 97 | 12.02% |
Pflegeversorgung | 76 | 9.42% |
Energieversorgung | 69 | 8.55% |
Sozialhilfe | 54 | 6.69% |
Volksschule | 41 | 5.08% |
Asylfürsorge | 37 | 4.58% |
Forst | 35 | 4.34% |
Betreibungswesen | 33 | 4.09% |
andere | 245 | 30.36% |
Landwirtschaft | 32 | 3.97% |
Sonderschulung | 30 | 3.72% |
Friedhof und Bestattungswesen | 27 | 3.35% |
Bereichübergreifend | 20 | 2.48% |
Zivilstandswesen | 19 | 2.35% |
Kindes- und Erwachsenenschutz | 18 | 2.23% |
Militär | 18 | 2.23% |
Raumplanung | 15 | 1.86% |
Sport | 14 | 1.73% |
unbekannt | 13 | 1.61% |
Standortförderung | 10 | 1.24% |
Finanzverwaltung | 10 | 1.24% |
Berufswahl, Erwachsenenbildung | 7 | 0.87% |
Spital | 3 | 0.37% |
Verkehr | 3 | 0.37% |
Umweltschutz | 2 | 0.25% |
Behörden | 2 | 0.25% |
Friedensrichter | 1 | 0.12% |
Werke | 1 | 0.12% |
Die Resultate bestätigen die Vermutungen und Eindrücke, welche die Fachleute bereits haben. Sie stellen jedoch die weitere Diskussion auf eine stabilere Grundlage. In Zusammenarbeit mit interessierten Gemeinden und dem statistischen Amt wird der Datensatz nun auf weiteres Analysepotenzial geprüft. Beispielsweise könnte aufgezeigt werden, ob und in welchen Bereichen auch andere Gemeinden als die Städte eine Zentrumsfunktion wahrnehmen und Leistungen für andere Gemeinden erbringen.