News GS Bezirke Hinwil, Meilen, Pfäffikon, Uster – 2/2023

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Hier bin ich wieder mit dem zweiten Newsletter 2023 – dieses Mal mit drei Themen, welche die Unterschiedlichkeit unserer Angebote geradezu exemplarisch darstellen. Sehr passend, denn: Vielfalt macht das Amt für Jugend und Berufsberatung aus! 

Im ersten Beitrag möchte ich Sie mit dem Angebot «Bewegungsraum» vertraut machen, ein Angebot der Mütter- und Väterberaterinnen für Eltern mit Babys und Kleinkindern. Im Bewegungsraum können Babys spielerisch die Welt entdecken, während sich ihre Eltern untereinander austauschen und allfällige Fragen mit den anwesenden Fachpersonen klären können. 

In unserem zweiten Beitrag erhalten Sie Einblick in die vielfältigen und wichtigen Aufgaben der Abteilung Soziale Arbeit und Mandate (SAM). Theres Kunz und Tabea Rusch, zwei SAM-Mitarbeiterinnen in den kjz Pfäffikon und Rüti, erzählen von den Herausforderungen und Freuden in ihrem Arbeitsalltag.

Für viele Jugendliche wird es ab Herbst ernst mit der Berufswahl. Als letztes möchte ich Sie daher auf das Mentoring Ithaka aufmerksam machen – ein Mentoring-Programm für jene Jugendlichen, die im Bewerbungsprozess auf wenig Unterstützung zurückgreifen können. Über 200 freiwillige Mentorinnen und Mentoren unterstützen da, wo Unsicherheiten bestehen. 

Dieses Jahr ging der Sommer nur zögerlich in den Herbst über. Ich hoffe, sie konnten die vielen Sonnentage geniessen und nehmen Herbsttage gestärkt und voller Tatendrang in Angriff. 

Ich wünsche gute Lektüre!

Katja Bluntschli

Geschäftsführerin

Begleitetes Spielen,
Bewegen und Erforschen mit Mütter- und Väterberaterinnen

Bewegen und spielen, aber auch einfach liegen und die Welt im eigenen Tempo erkunden. Im Bewegungsraum schulen Mütter- und Väterberaterinnen junge Eltern darin, die Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit ihrer Babys zu fördern. 

Begleitetes Spielen, Bewegen und Erforschen
Im Bewegungsraum erhalten die Kinder die Möglichkeit, frei zu spielen, sich im geschützten Rahmen zu bewegen und Neues zu entdecken.

«Das Schwierigste ist häufig für Eltern, einfach zu beobachten. Warten, bis das Kind sich selbst aufrichten kann, statt es hinzusetzen. Zusehen, wie es sich an Möbeln hochzieht, statt es bei den ersten Laufversuchen an den Händen zu nehmen.», schmunzelt Mütter- und Väterberaterin Gabi Senn. «Ich unterstütze Eltern also dabei, ihre Kinder ausprobieren zu lassen und gleichzeitig ein sicherer Hafen zu sein. Die Babys und Kleinkinder können ihrem Erkundungsdrang folgen, positive Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, aber immer in die Geborgenheit der elterlichen Nähe zurückkehren.»

«Wichtig ist auch zu zeigen, dass es keine speziellen Spielzeuge oder Geräte braucht, um Kinder zu fördern. Wir arbeiten mit dem, was vor Ort vorhanden ist. Beispielsweise Tücher und Matten, auf denen die Kinder selbstständig die Welt erkunden können.», ergänzt Esther Gabriel, Abteilungsleiterin Beratung am kjz Rüti.

Ergänzung zum bisherigen Angebot

Das Angebot Bewegungsraum ergänzt das Beratungsangebot der Mütter- und Väterberaterinnen: Neben offener Beratung und Beratung nach Termin bieten die Bezirke Meilen, Hinwil und Uster nun auch ein Gruppenangebot an verschiedenen Standorten an.

Der Bewegungsraum richtet sich an Eltern mit Babys von ca. 5–12 Monaten (je nach Standort wird er für Kinder bis 2 Jahre durchgeführt). Neben fachlicher Anleitung zu Bindung, Selbstregulation und Erkundungsverhalten haben die Mütter und Väter hier auch die Möglichkeit, andere Eltern kennenzulernen und sich auszutauschen.

Niedrigschwellig und kostenlos

Die Teilnahme ist niedrigschwellig und kostenlos. Eine Anmeldung per E-Mail reicht. «Der Bewegungsraum richtet sich an alle Eltern, egal, ob sie konkrete Fragen haben oder einfach den Austausch mit Fachpersonen und anderen Eltern suchen. Auch reichen geringe Deutschkenntnisse, um teilnehmen zu können.», fasst Esther Gabriel das Format zusammen.

«Kommen Eltern mehrmals, kann ich klar Veränderungen sehen. Die Eltern beobachten besser, erkennen die kleinen Erfolge ihres Kindes und lassen es mehr ausprobieren.», sagt Gabi Senn.

Das Angebot hat einen präventiven Charakter. «Im Anschluss an das geleitete Programm sitzen wir zusammen und essen ein Zvieri. Dabei stellen mir die Eltern gerne Fragen», berichtet die Mütter- und Väterberaterin. «Meist geht es um Alltagsthemen wie Schlaf. Wenn weiterer Gesprächsbedarf besteht, biete ich an, einen Einzeltermin abzumachen.» 

Bewegungsraum

Der Bewegungsraum ist ein kostenloses Angebot für Eltern mit Babys (teilweise auch Kleinkindern) und findet aktuell an zehn Standorten statt. Die Teilnahme ist unabhängig vom Wohnort.

Die Gruppentermine werden von Mütter- und Väterberaterinnen geleitet und dauern etwa 90 Minuten. Um Anmeldung wird gebeten.

Das Kindeswohl im Fokus

Bei der Polizei geht eine Meldung ein: Ein Nachbar fürchtet, dass zwei kleine Buben in der Wohnung nebenan von häuslicher Gewalt betroffen sind. Eine Lehrerin beobachtet wiederum, dass Eltern nach einer Scheidung die Bedürfnisse ihrer Tochter kaum mehr wahrnehmen und die Schülerin verwahrlost und ängstlich wirkt. Auch die Lehrerin macht eine Gefährdungsmeldung.

Zwei Fälle, für die nach der Prüfung durch die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) bei der Abteilung Soziale Arbeit und Mandate (SAM) der kjz eine Abklärung in Auftrag gegeben wird. Doch was machen die Mitarbeitenden dieser Abteilung eigentlich genau?

Interview mit zwei SAM-Mitarbeiterinnen

Tabea Rusch und Theres Kunz, was ist in Fällen wie diesen Ihre Aufgabe?

Tabea Rusch: Erhalten wir von der KESB einen Abklärungsauftrag, gilt es für uns herauszufinden, wie stark das Wohl dieser Kinder gefährdet ist. Wir führen Gespräche, beobachten Interaktionen und verfassen schliesslich einen Bericht mit einer Empfehlung zuhanden der KESB. Dafür stehen wir über einen längeren Zeitraum und während vieler Stunden mit den Betroffenen und ihrem Umfeld in Kontakt, etwa mit der Klassenlehrerin, dem Kitabetreuer, der Kinderärztin, mit Bekannten und der Familie. Wir versuchen herauszufinden, ob und inwiefern die Familie Hilfe braucht. 

Was könnten mögliche Hilfestellungen sein?

Theres Kunz: Ganz unterschiedlich. Vielleicht ist die Situation nach der Trennung nur vorübergehend aus dem Ruder gelaufen und die Familie braucht kurzfristig Unterstützung zur Stabilisierung. Dann hilft womöglich eine sozialpädagogische Familienbegleitung. Das hiesse, das wir eine Fachperson vermitteln, die in Erziehungsfragen, wie bei der Gestaltung von Alltagsstrukturen oder dem Umsetzen einer gewaltfreien Erziehung, unterstützt. Sind die Verhältnisse stärker aus dem Lot oder ist das Kindeswohl deutlich gefährdet, braucht es womöglich eine Beistandschaft, also eine gesetzliche Kindesschutz-Massnahme, allenfalls gar eine Platzierung der Kinder. Das muss sorgfältig abgewogen werden.

Wie geht es dann weiter?

TR: Nach dem Einreichen des Abklärungsberichtes prüft die KESB unsere Empfehlung. Braucht es eine Beistandschaft, können wir Mitarbeitenden der SAM als Beiständin oder Beistand eingesetzt werden. Das bedeutet, dass wir gemeinsam mit den Eltern das Wohl des Kindes sicherstellen, indem wir den Eltern beratend zur Seite stehen, als Ergänzung zu ihnen in Kontakt mit der Schule sind oder die weiteren nötigen Fachpersonen oder die nötige Unterstützung vermitteln. Bei einer Vormundschaft übernehmen wir die gesetzliche Vertretung des Kindes ganz.

Tabea Rusch ist Sozialarbeiterin und arbeitet seit 6 Jahren bei der SAM im kjz Rüti.

«Das Wohl des Kindes steht immer im Zentrum – und dennoch sind uns manchmal die Hände gebunden.»

Tabea Rusch, Sozialarbeiterin im kjz Rüti

Was sind die grössten Herausforderungen im Arbeitsalltag?

TR: Manchmal sind von uns unter hohem Zeitdruck lebensverändernde Empfehlungen gefragt, gerade bei akuten Kindeswohlgefährdungen. Dann gilt es, aktuelle Arbeiten wegzulegen und die richtigen Prioritäten zu setzen. Das Wohl des Kindes steht immer im Zentrum – und dennoch sind uns manchmal die Hände gebunden. Notfallplätze in Kinderheimen oder Jugendpsychiatrien etwa sind fast immer belegt und auch das Angebot an Pflegefamilien ist knapp. Immer wieder kommt es vor, dass wir viel Zeit dafür einsetzen müssen, damit wir einen passenden Platzierungsort finden.

TK: Anspruchsvoll ist auch, wenn eine Situation nicht eindeutig ist. Zudem sind wir bei all unseren Handlungen auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen. Egal wie viele Massnahmen getroffen werden – der elterliche Einfluss prägt ein Kind ein Leben lang. Wir können sie höchstens bei der Suche nach ihrem Weg unterstützen, sich in ihrer Welt zurechtzufinden. Das zu akzeptieren gelingt mal besser, mal weniger gut.

Theres Kunz, Abteilungsleiterin im kjz Pfäffikon

«‹Sie haben immer an mich geglaubt und mich ernst genommen.› Das zu hören, war sehr schön.»

Theres Kunz, Abteilungsleiterin im kjz Pfäffikon

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

TR: Wenn Beistandschaften von den Eltern als echte Unterstützung empfunden werden. Und das werden sie laut meiner Erfahrung in rund der Hälfte der Fälle. Eltern können sich auch selbst für eine freiwillige Beratung melden, wenn sie Unterstützung in Erziehungsfragen benötigen. In gemeinsamen Gesprächen mit der Familie suchen wir nach Lösungen, bestärken die Familien in dem, was sie gut machen und helfen beim Organisieren von Unterstützung.

TK: Wir sind sehr nahe dran am Leben. Unsere Arbeit ist eigentlich das Leben. Mit einigen «meiner» Jugendlichen bin ich bis heute in Kontakt. Einmal erhielt ich Jahre später die Rückmeldung: «Sie haben immer an mich geglaubt und mich ernstgenommen.» Das zu hören, war sehr schön. Für solche Erfolgserlebnisse braucht es bei unserer Arbeit einen langen Schnauf. Dieses Dranbleiben-Wollen über lange Zeit, nicht selten über viele Jahre, zeichnet uns in unserer Arbeit auch aus. 

Soziale Arbeit und Mandate (SAM)

SAM ist die Abteilung für gesetzliche Kindesschutz-Massnahmen. SAM-Mitarbeitende führen von Gesetzes wegen Beistandschaften für Kinder im Alter von 0-18 Jahren. Diese führen sie stets im Auftrag der KESB oder der Bezirksgerichte. Diese Massnahmen sind individuell angepasst an die Situation des Kindes. Verlangt es die Situation, übernehmen sie auch die gesetzliche Vertretung in Form einer Vormundschaft. Daneben führen die Mitarbeitenden der SAM Sozialabklärungen im Auftrag der KESB oder für ein Gericht.

Etwas weniger bekannt: Auch freiwillige Familienberatungen gehören zum Angebot der SAM, etwa für Familien mit Fragen zum Kontaktrecht nach einer Trennung. 

Hilfe bei der Lehrstellensuche

Bewerbungen verfassen, beim Gespräch professionell auftreten oder eine Absage verdauen: Vielen Jugendlichen fällt die Lehrstellensuche schwer. Vor allem, wenn auch Eltern, Verwandte und Freunde nicht mit Erfahrungen oder Kontakten unterstützen können. Diese Lücke schliesst das Mentoring Ithaka. Hier kommen Jugendliche mit berufstätigen Mentorinnen und Mentoren zusammen, die ihr Know-how in Sachen Berufsfindung und Bewerbung weitergeben.

Jugendliche steht an der Reling eines Schiffs
Mentoring Ithaka will Schülerinnen und Schülern den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen.

Das Programm läuft bereits seit 2006 erfolgreich, jedes Jahr nehmen etwa 200 Jugendliche teil. Alle Jugendlichen, welche das Mentoring abschliessen, finden eine passende Anschlusslösung. 

200 engagierte Mentorinnen und Mentoren

Aktuell engagieren sich 200 Mentorinnen und Mentoren ehrenamtlich, 70 davon in den Bezirken Hinwil, Meilen, Pfäffikon, Uster. Das Zusammenbringen der passenden Paare aus Mentees und Mentorin oder Mentor erfolgt über die Leiterinnen Mentoring in den biz. Die Tandems treffen sich wöchentlich in der Infothek und erledigen alle Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Lehrstellensuche, vom Erstellen von Bewerbungen, dem Üben der Gespräche bis hin zur Unterstützung bei Absagen oder dem Feiern einer Zusage. Üblicherweise dauert die Begleitung so lange, bis das Mentee eine passende Anschlusslösung gefunden hat.

Ein erfolgreiches Beispiel sind Mentee Jak und Mentor Bruno in einem Beitrag unseres Onlinemagazins «fürs Leben gut»: 

Voraussetzungen für die Teilnahme von Jugendlichen

  • Schülerin oder Schüler besucht die 2. Sek A, B oder C (nach Zwischenstand I), die 3. Sek oder das Berufsvorbereitungsjahr
  • Realistischer Lehrstart im kommenden Sommer
  • Berufswunsch der Jugendlichen entspricht ihren Möglichkeiten
  • Unterstützung fehlt
  • Motivation ist vorhanden, wöchentliche Treffen mit einem Mentor oder einer Mentorin wahrzunehmen

Kontakt

Amt für Jugend und Berufsberatung - Geschäftsstelle der Bezirke Hinwil, Meilen, Pfäffikon und Uster

Adresse

Guyer-Zeller-Strasse 6
Postfach 1299
8620 Wetzikon
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