Familienergänzende Betreuung im Frühbereich 2022

Wie sieht die Situation und Entwicklung der familienergänzenden Betreuung im Frühbereich im Kanton Zürich aus? Das Monitoring «Familienergänzende Betreuung im Kanton Zürich» informiert Gemeinden, Fachpersonen, Politikerinnen und Politiker sowie die interessierte Öffentlichkeit über den aktuellen Stand und die Entwicklung.

Einleitung

Das Monitoring «Familienergänzende Betreuung im Kanton Zürich» 2022 im Frühbereich basiert auf Befragungen der Gemeinden, Trägerschaften der Kitas und Tagesfamilienorganisationen. Themen sind Angebot, Finanzierung, pädagogische Aspekte, Bedarfserhebung und Aufsicht. Gestützt auf den RRB 293/2017 wird das Monitoring alle vier Jahre durchgeführt. Es führt den Kinderbetreuungsindex weiter, welcher von 2004 bis 2013 das Angebot an familienergänzender Betreuung im Kanton Zürich erhob.

Familienergänzende Betreuung im Frühbereich bezeichnet die Betreuung von Kindern im Frühbereich ausserhalb der Familie vor Beginn der obligatorischen Schulzeit. Wird diese Betreuung bezahlt, findet sie meistens in einer Kita oder Tagesfamilie statt.

Bleistiftzeichung mit viel Kindern die mit drei Kinderstühlen spielen
 

Angebot und Nutzung

Die Eltern und weiteren Erziehungsberechtigten wählen für eine bezahlte Betreuung am häufigsten eine Kita. Insgesamt bieten 721 bewilligte Kitas im Kanton Zürich rund 24'000 Betreuungsplätze an. Knapp mehr als die Hälfte aller Kinder im Frühbereich wird in einer Kita betreut.

Über alle Gemeinden betrachtet entspricht der Versorgungsgrad 30 Prozent. Der Versorgungsgrad gibt an, wie viele Plätze für 100 Kinder verfügbar sind. Die Versorgungsgrade zwischen Landgemeinden und eher urban geprägten Gebieten weichen stark voneinander ab. Seit 2018 ist der durchschnittliche Versorgungsgrad um 6 Prozent gestiegen. Dabei hat der Versorgungsgrad in mehr als der Hälfte der Gemeinden zugenommen und in nur wenigen Gemeinden hat er in diesen vier Jahren abgenommen.

Finanzierung

Die Kosten für die Betreuung teilen sich Erziehungsberechtigte, Gemeinden sowie weitere Akteure wie Bund und Stiftungen.

Die Gemeinden beteiligen sich sehr unterschiedlich an den Kosten. Ein Drittel gibt 200 Franken oder weniger pro Kind und Jahr aus; 14 Prozent geben mehr als 1'201 Franken aus. Über alle Gemeinden betrachtet sind es durchschnittlich 585 Franken pro Kind und Jahr.

Balkendiagramm, das den Anteil der Gemeinden im Kanton Zürich nach Finanzierungsgrad der familienergänzenden Betreuung im Frühbereich zeigt. Die Grafik unterteilt die Gemeinden in fünf Kategorien basierend auf ihrem jährlichen Finanzierungsbeitrag pro Kind: 0-200 Franken, 201-400 Franken, 401-600 Franken, 601-1200 Franken und mehr als 1201 Franken. Die Balken zeigen den prozentualen Anteil der Gemeinden in jeder Kategorie: 35% der Gemeinden zahlen 0-200 Franken, 16% zahlen 201-400 Franken, 12% zahlen 401-600 Franken, 23% zahlen 601-1200 Franken und 14% zahlen mehr als 1201 Franken. Die Grafik zeigt, dass die meisten Gemeinden einen niedrigen Finanzierungsgrad aufweisen.
 

Verteilung der Betreuungskosten

in Zürich, Winterthur und den anderen Gemeinden

Die Gemeinden beteiligen sich 2021 mit insgesamt 130 Millionen Franken an den Betreuungskosten. Das sind 37 Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2018. Die grössten Anteile entfallen auf die Städte Zürich (90 Mio.) und Winterthur (11 Mio.).

Die durchschnittlichen Beiträge der Eltern fallen in den Städten Zürich und Winterthur deutlich tiefer aus als in den anderen Gemeinden.

Gestapeltes Balkendiagramm, das die Finanzierungsquellen für die familienergänzende Betreuung im Frühbereich in den Städten Zürich und Winterthur sowie in anderen Gemeinden im Kanton Zürich vergleicht. Die Grafik zeigt die prozentualen Anteile von Bund, Firmen, Stiftungen und Spenden (rot), Eltern (hellblau) und Gemeinden (lila) an den Gesamtkosten. In Zürich tragen die Eltern 67%, die Gemeinden 29% und Bund, Firmen, Stiftungen und Spenden 4% der Kosten. In Winterthur tragen die Eltern 75%, die Gemeinden 25% und Bund, Firmen, Stiftungen und Spenden weniger als 1% der Kosten. In den anderen Gemeinden tragen die Eltern 93%, die Gemeinden 6% und Bund, Firmen, Stiftungen und Spenden 1% der Kosten. Die Grafik zeigt, dass die Eltern in allen drei Kategorien den größten Anteil der Kosten tragen, wobei der Anteil in den anderen Gemeinden am höchsten ist.
 

Qualität

10 Prozent der Betriebe haben ein Qualitätslabel.

Der Anteil an Praktikantinnen und Praktikanten ist von 2018 bis 2022 zurück gegangen. Dafür hat der Anteil an Lernenden leicht zugenommen.

Die Fluktuation bleibt auf hohem Niveau. Im Beobachtungszeitraum 2021 und 2022 hat beinahe die Hälfte des Personals mit einer pädagogischen Ausbildung
die Arbeitsstelle verlassen. Bei den Mitarbeitenden ohne pädagogische Ausbildung sind es 31 Prozent. Die Abgänge können sich negativ auf die Betreuungsqualität auswirken.

Bleistiftzeichnung von einem Spielbrett des Spiels «Eile mit Weile». 6 Spieler sind bereits im Ziel, 4 Spieler sind auf dem Weg und 3 Spieler stehen noch auf dem Startpunkt.
 

Bedarfserhebung und Aufsicht der Gemeinden

Die Gemeinden sind gesetzlich verpflichtet, für ein bedarfsgerechtes Angebot an familienergänzender Betreuung im Frühbereich zu sorgen.

Zu den Aufgaben der Gemeinden gehören auch die Bewilligung und die Aufsicht. 76 Prozent der Gemeinden delegieren Bewilligung und Aufsicht der Kitas an einen privaten Anbieter; bei den Tagesfamilien (Meldung und Aufsicht) tun dies 81 Prozent.

In den meisten Gemeinden werden Kitas und Tagesfamilien mit der Prüfung und Abnahme von Unterlagen und angekündigten Besuchen überprüft.

Tabelle mit Illustrationen, die die Kontrollen in Kitas und Tagesfamilien im Kanton Zürich vergleicht. Die Tabelle zeigt für Kitas und Tagesfamilien jeweils den Prozentsatz der Einrichtungen, die folgende Kontrollen durchlaufen haben: Prüfung und Abnahme von Unterlagen, angekündigte Besuche, Gespräche mit Trägerschaften, unangekündigte Besuche und unbekannte/keine Kontrolle. Die Tabelle zeigt, dass Kitas tendenziell häufiger kontrolliert werden als Tagesfamilien. Illustrationen zeigen die verschiedenen Kontrollarten.
 

Ausführlicher Bericht

Familienergänzende Betreuung im Frühbereich Monitoringbericht 2022

Familienergänzende Betreuung im Frühbereich Monitoringbericht 2022
Familienergänzende Betreuung im Frühbereich Monitoringbericht 2022
Herausgeber/in
Bildungsdirektion Kanton Zürich, Bildungsplanung
Publikationsdatum
April 2024
Autor/in
Olivia Blöchliger, Egon Hajrlahovic, Viviane Zimmermann, Sybille Bayard

Methodische Details

Datengrundlage

Die Befragungen für das Monitoring «Familienergänzende Betreuung im Frühbereich 2022» wurden im Jahr 2022 von Infras durchgeführt und umfassen folgende Datensätze:

  • Befragung der Gemeinden 2022, Bildungsplanung Kanton Zürich
  • Befragung der Trägerschaften 2022, Bildungsplanung Kanton Zürich
  • Befragung der Tagesfamilienorganisationen 2022, Bildungsplanung Kanton Zürich

Weitere verwendete Datensätze:

  • Befragung der Gemeinden 2018, Bildungsplanung Kanton Zürich (Stand der Berechnung: 2020)
  • Befragung der Kitas 2018, Bildungsplanung Kanton Zürich (Stand der Berechnung: 2020)
  • Kinderbetreuungsindex 2004-2013, Bildungsplanung Kanton Zürich
  • Bevölkerungsdaten des Kantons Zürich 2023, Statistisches Amt Kanton Zürich
  • Bevölkerungsdaten des Kantons Zürich 2020, Statistisches Amt Kanton Zürich

Die Datensätze wurden von der Bildungsplanung analysiert und ausgewertet.

Methodik

Bei den Befragungen 2022 beträgt der Rücklauf der Gemeinden 80%, der Trägerschaften der Kitas 51% und der Tagesfamilienorganisationen 57%.

Die teilnehmenden Gemeinden unterscheiden sich hinsichtlich Grösse, Steuereinkommen pro Kopf und Maturitätsquote nicht bedeutsam von den Gemeinden ohne Teilnahme. Deshalb sind die Ergebnisse aussagekräftig für alle Gemeinden des Kantons.

Die befragten Trägerschaften betreiben 52 Prozent aller Kitas im Kanton Zürich. Die Grundgesamtheit der Trägerschaften ist nicht bekannt. Deshalb können die Ergebnisse des Monitorings nicht auf alle Trägerschaften verallgemeinert werden. Der Vergleich mit anderen Erhebungen und Fachpersonen legt nahe, dass die Ergebnisse plausibel sind.

Der Austausch mit Fachpersonen lässt vermuten, dass die Ergebnisse für die Tagesfamilien unvollständig sind. Der Bericht unterschätzt die Anzahl an Tagesfamilien und von ihr betreuten Kindern mit grosser Wahrscheinlichkeit.

Impressum

Publiziert am 18. April 2024

Herausgeberin

Bildungsdirektion Kanton Zürich, Bildungsplanung

Redaktion

Olivia Blöchliger
Egon Hajrlahovic
Viviane Zimmermann
Sybille Bayard
Unter Mitarbeit von Sarah Gerhard

Gestaltung

Roland Ryser, zeichenfabrik.ch
Kuno Strassmann, kun-st.ch

Periodizität

Das Monitoring über die familien- und unterrichtsergänzende Betreuung wird gemäss RRB Nr. Nr. 293/2017 alle vier Jahre durchgeführt. Die nächste Erhebung findet im Jahr 2026 statt.

Kontakt

Bildungsplanung

Adresse

Walcheplatz 2
8090 Zürich
Route (Google)

E-Mail

bildungsplanung@bi.zh.ch