Zürcher Klimatagung

Schlieren, amRietpark: Naturnah gestaltete Geländeunebenheiten eignen sich dazu, nach Niederschlägen Regenwasser zu sammeln und zu versickern.

Die Zürcher Klimatagung bringt Fachpersonen und Führungskräfte aus Privatwirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft zusammen.

Zürcher Klimatagung 2025: Wie die Stadt zum Schwamm wird

Grün, blau und grau gemeinsam denken: Das war das Motto der ersten Zürcher Klimatagung. Rund 250 Fachleute aus Immobilienwirtschaft, Planungs-, Beratungs- oder Architekturbüros, Verwaltung und Wissenschaft nahmen daran teil. In Referaten und Workshops ging es darum, wie wir das Schwammstadtprinzip in unseren Städten und Siedlungen umsetzen und Regenwasser als Ressource nutzen können.

Das war das Programm

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Uhrzeit Programmpunkt
8.30 Uhr Interaktives Willkommens-Café: Was bewegt das Publikum zum Thema Schwammstadt?
9.00 Uhr Begrüssung und Gespräch mit:
  • Christoph Zemp, Amtschef AWEL
  • Christine Bräm, Direktorin Grün Stadt Zürich
9.15 Uhr Projektpitches aus Praxis und Forschung:
  • GreenCity Manegg – Arealentwicklung nach dem Schwammstadt-Prinzip: Lennart Rogenhofer, Chief Climate Officer, Losinger Marazzi
  • Umsetzung der Schwammstadt im Strassenraum: Martin Joos, Leiter Tiefbauamt / Stadtingenieur, Stadt Winterthur
  • KlimUrbain – Mehrwert von blau-grünen Massnahmen für die Gesundheit: Prof. Tobias Baur, OST Ostschweizer Fachhochschule
  • BlueGreenStreets – wie die Planung blau-grüner Strassenräume gelingt: Michael Richter, Hafencity Universität Hamburg
  • Schwammstadt: eine neue Aufgabe für die Landschaftsarchitektur: Gerhard Hauber, Executive Partner, Henning Larsen GmbH
  • Förderprogramme für die Immobilienentwicklung: Roland Hohmann, Sektionschef Klimaberichterstattung und -anpassung, Bundesamt für Umwelt
9.50 Uhr Erfolgsfaktoren und Lessons Learned: Diskussionen mit den Projektträgerinnen und -trägern
10.20 Uhr Pause
10.50 Uhr Grün, blau und grau gemeinsam denken! Wie wir fachliche und organisatorische Grenzen überwinden. Impulsreferate von:
  • Silvia Oppliger, Projektleiterin Schwammstadt, Verband Schweizerischer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA
  • Dr. Norbert Kräuchi, Abteilungsleiter Landschaft und Gewässer, Kanton Aargau
11.25 Uhr Podiumsdiskussion: Silvia Oppliger, Dr. Norbert Kräuchi, Prof. Tobias Baur und Michael Richter greifen Fragen und Gedanken aus dem Willkommens-Café auf und diskutieren mit dem Publikum
12.00 Uhr Stehlunch
13.15 Uhr Schwammstadt: Wo wir stehen und wo wir hinwollen
  • Keynote von Dr. Carlo W. Becker, bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin
13.40 Uhr Drei parallele Workshops. Je mit Projektpitches und Inputs sowie einem Erfahrungsaustausch in interaktiven Formaten.
  Umsetzung der Schwammstadtelemente in der Areal- und Immobilienentwicklung
  • Martin Schriener, stv. Leitung Development, Pensimo Management AG
  • Thomas Schaz, Senior Projektentwickler, Mobimo Management AG
  • Philipp Alber, Senior Consultant, und Vera Künzli, Leading Consultant, Drees & Sommer AG
  • Dr. Julia Selberherr, Partner, Wüest Partner AG
  • Prof. Tobias Baur, OST Ostschweizer Fachhochschule
Moderation: Bettina Walch, Plan Biodivers
  Wasserfluss endet nicht an der Parzellengrenze: Umsetzung an der Schnittstelle vom privaten zum öffentlichen Grund
  • Cordula Weber, Geschäftsführerin StadtLandschaft
  • Monika Mörikofer, Rechtsanwältin, Advokatur Mörikofer
  • Gabor Mödlagl, Stadtbaumeister Feldkirch (Ö)
  • Markus Antener, Entsorgung + Recycling Zürich
Moderation: Andrea Saluz, Grün Stadt Zürich
  Von Technologie zu Gestaltung: Grenzen überwinden zwischen Architektur, Städtebau und Ingenieurwesen
  • Dr. Carlo W. Becker, bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin
  • David Risi, Fachstelle Schwammstadt, Stadt Luzern
  • Gerhard Hauber, Executive Partner, Henning Larsen GmbH
  • Katrin Hauser, Co-Geschäftsführerin SiedlungNatur GmbH
Moderation: Katrin Hauser, Co-Geschäftsführerin SiedlungNatur GmbH
15.45 Uhr Kurzes Resumé der Workshops
16.00 Uhr Schwammstadt im Kanton Zürich: ein Blick in die Zukunft
  • Regierungsrat Dr. Martin Neukom, Baudirektor
ab 16.15 Uhr Apéro mit Ausstellung von Best-Practice-Beispielen

Rückblick: Präsentationen und Erkenntnisse

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Zusammenfassung

Im Workshop wurden drei Aspekte vertieft: Umsetzung der Schwammstadtelemente bei Neubauten, im Bestand sowie Pflege und Bewirtschaftung.

Zentrale Erkenntnisse:

Die Stakeholder, also auch die Nutzenden der Schwammstadt-Flächen und -Elemente, müssen sich den Raum als ihren eigenen Lebensraum aneignen können. Das fördert die Akzeptanz des sich verändernden Stadtbildes – auch im Kleinen bei Überbauungen beispielsweise.

Für Investoren spielen ESG-Aspekte meist eine untergeordnete Rolle, es lässt sich jedoch ein Trend erkennen, dass die ökologischen Themen an Relevanz gewinnen und die klassischen Marktwertschätzungen vermehrt ergänzen.

Rahmenbedingungen ändern sich im Lauf einer Planungszeit von zehn Jahren und länger. Vielleicht könnte man bewusst zu Beginn der Planung Eckpunkte einbauen, um die verschiedenen «points of no return» modulartig flexibler handhaben können.

Es braucht die politische Unterstützung und Behörden, die gemeinsam mit den Entwicklern neue Wege gehen. Helfen würde, wenn das Wassermanagement auch in Zertifizierungen enthalten wäre, so wie die Biodiversität oder das Energiemanagement.

Angesichts der Flächenkonkurrenz hilft es, dreidimensional zu denken und auch die Gebäude mitzubegrünen und mit weiteren Schwammstadt-Elementen auszustatten.

Für mehr Bäume müssen wir die Unterbauung von Freiflächen reduzieren und die Baumgruben vernetzen, das schafft mehr Wurzelraum. Begeh- und befahrbare Oberflächen können wir entsiegeln. Das Wasser als erlebbaren und auch nutzbaren Teil müssen wir sehr bewusst planen.

Ausserdem braucht es Pflege und Unterhalt, die von Anfang an mitgedacht und budgetiert werden, damit die Schwammstadt-Elemente nachhaltig Bestand haben und nicht irgendwann als ungepflegt wahrgenommen werden. Die Schnittstelle Facility Management / Nutzende / Besitzende muss bewusst gestaltet werden. Ein weiterer Knackpunkt: Es gibt nicht genügend Unternehmen, die biodiverse Flächen pflegen können. Wir müssen also die Bewirtschaftenden schulen. Um die Akzeptanz der Nutzenden zu fördern, braucht es Kommunikation und Sensibilisierung.

Zusammenfassung

Der Wasserfluss ist etwas Natürliches und hält sich nicht an menschgemachte Grenzen und Parzellen. Unter diesem Aspekt müssen Lösungen für die nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung neu gedacht und umgesetzt werden. Denn über Generationen hinweg wurde in der Planung die Bewirtschaftung des Regenwassers auf der eigenen Parzelle vorangetrieben und weniger zusammenhängende, parzellenübergreifende Lösungen angestrebt. In den Inputs der Expertinnen und Experten (vgl. Präsentationen) wurden viele Möglichkeiten aber auch ebenso viele Hindernisse für ein parzellenübergreifendes Regenwassermanagement aufgezählt. Eine der grössten Hürden ist die Eigentumsgarantie.

Die rechtlichen Grundlagen lassen allerdings einen grösseren Spielraum zu, als es auf den ersten Blick scheint. So können durch nachbarschaftliche Vereinbarungen viele Lösungen gefunden werden. Parzellenübergreifende Liegenschaftsentwässerung ist mit heutiger Gesetzgebung möglich, sofern betroffene Grundeigentümer zustimmen (oder ein gesetzliches Mitbenutzungsrecht an privaten Abwasseranlagen haben). Die Entwässerung von der privaten Parzelle in den Strassenraum ist allerdings gemäss Strassengesetzgebung immer noch teilweise untersagt.

Mit verschiedenen Hilfsmitteln und Grundlagendokumenten will der Verband Schweizerischer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA parzellenübergreifende Planungen für die Regenwasserbewirtschaftung vereinfachen.

Die Stadt Feldkirch zeigte anhand einiger Beispiele, wie sie in der mittelalterlich gebauten Stadt eine parzellenübergreifende Herangehensweise mit dem Einbezug von Privaten umgesetzt hat. Gerade im gebauten Raum, im Bestand, sind solche Lösungsansätze gewinnbringend und zielführend.  

Zusammenfassung

Im Workshop wurden innovative Ansätze zur Planung klimaresilienter Städte beleuchtet, Erfolgsfaktoren zur Überwindung von Grenzen zwischen den Disziplinen Architektur, Städtebau und Ingenieurwesen diskutiert, und erfolgreiche Projektbeispiele aus Luzern, Berlin, Singapur und Freiburg im Breisgau präsentiert (vgl. Präsentationen). Integrierte Ansätze und Interdisziplinarität sind dabei wichtig: Fachrichtungen wie Landschaftsarchitektur, Stadthydrologie und Klimaanalyse sowie die Einbindung der Bevölkerung spielen eine Schlüsselrolle.

Um Sprachbarrieren in komplexen Planungsprozessen zu überwinden, helfen Indikatoren und anschauliche Visualisierungen. Diese fördern eine sachliche Diskussion und Entscheidungsfindung sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit, was am Beispiel der Entwicklung und Nutzung des Indikatorensystems BioValuesTM vorgestellt wurde.

Puzzlesteine für den Erfolg von Schwammstadtplanungen sind:

  • Frühzeitige Analyse standortspezifischer Bedingungen unter Einbezug aller naturräumlichen und infrastrukturellen Aspekte.
  • Gemeinsames Visioning im Planerteam in Bezug auf das, was entstehen könnte, ohne sich von (vermeintlich) limitierenden Rahmenbedingungen im Denken begrenzen zu lassen. Zu wissen, mit welcher Vision die anderen Planenden unterwegs sind, erleichtert die Zusammenarbeit und fördert innovative, ganzheitliche Lösungsansätze für komplexe städtebauliche Herausforderungen.
  • Die klare Definition und Vernetzung von Zielen, insbesondere aus den Bereichen Klima und Biodiversität, sowie die Berücksichtigung der Ziele verschiedener Infrastrukturbetreiber und Nutzergruppen, ist bei der Planung klimaresilienter Städte entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit der umgesetzten Konzepte.
  • Multifunktionale Ansätze sollten erarbeitet und auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden, insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeiten einer Multicodierung (Überlagerung von Nutzungen, Aushandlungsprozesse, ganzheitliche aber flexible Ansätze).
  • Synchronisation von Planungsprozessen aus den betroffenen Fachdisziplinen, um Schnittstellen effizient und gewinnbringend zu nutzen.
  • Partizipation, also die Einbindung von unterschiedlichen und zum Teil auch ungewöhnlichen Akteuren, da dies stark vertrauensbildend ist. Zusätzlich fördert es die Robustheit der städtischen Räume durch bewusste Integration unterschiedlicher Perspektiven – auch solche Akteure, die nicht für sich sprechen können, wie zum Beispiel das Element Wasser oder Tiere.
  • Reflexion und kollegiale Beratung schaffen bewusst Raum und Gelegenheit zum transformativen und kontinuierlichen Lernen, welches nicht nur Ziel von Pilotvorhaben sein sollte, sondern in allen Planungsprojekten bewusst als Qualitätsverbesserungsansatz angewendet werden kann.

Das spielerische Integrieren all dieser Puzzlesteine ins Planerteam und den Planungsprozess ist in sich ein weiterer Erfolgsfaktor.

Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft – Sektion Klima und Mobilität

Adresse

Stampfenbachstrasse 12
8090 Zürich
Route (Google)

E-Mail

klimatagung@bd.zh.ch

Für dieses Thema zuständig: