Die Klimadialog-Arbeitsgruppe «Wärmeverbünde/Gasnetz» präsentiert auf dieser Seite ihre Empfehlungen zu verschiedenen Schwerpunkten.
Empfehlungen der Arbeitsgruppe
Für eine klimafreundliche Zukunft müssen auch in der Wärmeversorgung fossile Energieträger durch erneuerbare Energien abgelöst werden. Viele Zürcher Gemeinden berücksichtigen in ihren Energieplanungen den Ausbau von Wärmeverbünden mit klimafreundlichen Energiequellen und die Abkehr von der Gasversorgung. So können mehrere Liegenschaften mittels einer zentralen Wärmeerzeugungsanlage mit klimafreundlicher Wärme versorgt werden.
Die Arbeitsgruppe hat in ihren Sitzungen verschiedene Ansätze zum Umstieg von fossilen zu erneuerbaren Energien diskutiert. Daraus wurden Empfehlungen für Gemeinden abgeleitet, die ihre Aktivitäten im Umstieg von fossilen zu erneuerbaren Energien weiterentwickeln möchten. Die Erfahrungen zeigen, dass je nach Ausgangslage in den Gemeinden unterschiedliche Massnahmen sinnvoll und realistisch sind. Die Empfehlungen sind daher als flexible «Toolbox» zu verstehen, aus der sich jede Gemeinde die passenden Instrumente auswählen kann.
Auf dieser Seite sind nur die wichtigsten Erkenntnisse aus den Diskussionen innerhalb der Arbeitsgruppe zu finden. Sie sind als Zwischenstand der Arbeitsgruppe zu verstehen und werden bei Bedarf laufend aktualisiert. Die Arbeitsgruppe trifft sich weiterhin etwa zweimal jährlich und freut sich über neue interessierte Mitglieder.
Weitere strukturierte Informationen und praxistaugliche Empfehlungen finden sich auf der folgenden Webseite des Kantons:
Empfehlung A: Wirtschaftlichkeit und Finanzierung sichern
Anleitung
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Kooperationen mit erfahrenen Anbietenden eingehen
Die Zusammenarbeit mit etablierten Contracting-Unternehmen, wie grössere Energieversorgungsunternehmen bringt nicht nur Know-how und Investitionskraft ein, sondern hilft auch, lange Planungs- und Umsetzungszeiträume effizienter zu gestalten. Erfahrene Partner können Unsicherheiten bei Förderungen oder beim Rückzug aus Gasnetzen besser auffangen und mit bewährten Übergangsmodellen unterstützen, zum Beispiel durch die parallele Nutzung bestehender Gasleitungen in der Umstellungsphase.
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Langfristige Wirtschaftlichkeit und Grundauslastung stärken
Durch die frühzeitige Einbindung grosser Abnehmer wie Spitäler, Hotels, Alterszentren oder die gemeindeeigenen Liegenschaften lässt sich die Grundlast sichern und eine tragfähige Betriebskostenstruktur aufbauen. Dies ist besonders wichtig, da sich die Rentabilität häufig erst mittel- bis langfristig einstellt, gerade bei Übergängen von fossilen zu erneuerbaren Versorgungslösungen nach einer Gasnetzstilllegung.
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Prozessabwärme systematisch integrieren
Die Nutzung gewerbliche Abwärme, zum Beispiel über Rechenzentren, die ARA, Kehrrichtverbrennungsanlagen oder Energiehubs, steigert die Effizienz deutlich. Diese Integration kann helfen, hohe Anschlusskosten abzufedern und nach der Stilllegung von Gasnetzen neue, emissionsfreie Energiequellen zu erschliessen. Gerade nach dem Rückbau von Gasnetzen können solche überregionalen Verbundsysteme Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit sichern.
Beispiele aus Gemeinden
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Wald verfolgt jedoch eine umfassende Energiestrategie mit dem Ziel, das in unserer Gemeinde anfallende Energieholz vor Ort optimal und mit kurzen Transportwegen zu Nutzen, unterstützt durch ein Energieleitbild und finanzielle Förderungen. So werden auch Wärmeverbünde oder -projekte in der Gemeinde gefördert, unter anderem mit Forstrevier Rüti-Wald-Dürnten, Lieferant sowie Betreiber der Wärmeverbünde.
Der Wärmespeicher des Wärmeverbunds Marthalen ist Herzstück der Heizzentrale, welche Teil des Heizzentrums in Marthalen, das zur lokalen Wärmeversorgung gehört.
Empfehlung B: Koordination und strategische Steuerung stärken
Anleitung
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Partnerschaften mit Energiedienstleistern gezielt stärken
Zusammenarbeit mit grossen Energieversorgungsunternehmen ausbauen, um lokale Wertschöpfung, Fachkompetenz und Versorgungssicherheit zu fördern. Der koordinierte Rückzug aus fossilen Netzen sowie der Aufbau neuer Versorgungslösungen erfordern gemeindeübergreifende Zusammenarbeit. Regionale Zusammenschlüsse oder Zweckverbände ermöglichen abgestimmte Preisgestaltung, effizienten Netzausbau und eine konsistente Kommunikation, auch mit Blick auf die Gewinnung verschiedener Zielgruppen wie Privathaushalte, Investoren und Gewerbe, die unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen mitbringen.
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Energiepläne als strategisches Steuerungsinstrument nutzen
Gasnetzstilllegungen und der Aufbau erneuerbarer Infrastrukturen erfordern vorausschauende Planung. Energiepläne schaffen Klarheit durch Priorisierungsgebiete und verbindliche Rahmenbedingungen. Sie helfen, Unsicherheiten in Bezug auf bauliche Entwicklung und künftigen Energiebedarf zu reduzieren, eine zentrale Voraussetzung für belastbare Investitionsentscheidungen und Netzstrategien.
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Anschlusspflichten gezielt einsetzen
Gemeinden können Anschlusspflichten nach § 295 Abs. 2 des Planungs- und Baugesetzes dort anwenden, wo dies wirtschaftlich sinnvoll ist, um gemeinsame Energieinfrastrukturen zu fördern.
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Erneuerbare Energielösungen trotz moderater Mehrkosten ermöglichen
Auch wenn erneuerbare Optionen bis zu 5 % teurer sind, müssen sie im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten berücksichtigt werden, insbesondere zur Erreichung langfristiger Klimaziele. Eine klare Informationspolitik gegenüber Bauherren und Investoren ist dabei essenziell, um Verständnis und Unterstützung zu fördern.
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Rückbau von Gasnetzen aktiv begleiten
Die Stilllegung von Gasnetzen bringt technische, finanzielle und soziale Herausforderungen mit sich. Gemeinden sollten frühzeitig Übergangslösungen, Informationskampagnen und finanzielle Unterstützungsangebote einplanen, um Akzeptanz zu sichern und Versorgungslücken zu vermeiden. Die Stilllegung sollte strategisch mit dem Ausbau von Wärmeverbünden verknüpft werden.
Beispiele aus Gemeinden
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Gasverteilnetze werden in der Stadt Zürich möglichst bis 2040 stillgelegt. In Gebieten Gasnetz-Stilllegung mit thermischen Netzen ist die Stilllegungsplanung in Ausarbeitung und Zeitpläne werden gebietsweise angekündigt. Auch ausserhalb von Gebieten mit thermischen Netzen löst der Umstieg auf dezentrale Wärmelösungen die Nutzung der Gasversorgung stetig ab. Ab 2040 erfolgt die Versorgung vollständig durch erneuerbare Gase.
In Opfikon ist das Quartier Glattpark an die Fernwärme der Kehrichtverwertungsanlage Hagenholz angeschlossen. Die Abwärme der Kehrichtverbrennung wird als Grundlastwärme ins Fernwärmenetz eingespeist, ergänzt durch andere erneuerbare Quellen wie Holzheizkraftwerke. Der Ausbau einer klimafreundlichen Wärme- und Kälteversorgung in der Stadt Opfikon gewinnt weiter an Fahrt. Der Stadtrat hat die Energie Opfikon AG beauftragt, mit der Planung einer Energiezentrale für das Gebiet Airport City zu beginnen und einen umfassenden Terminplan vorzulegen.
Das revidierte Energiegesetz des Kantons Zürich verlangt, dass Heizungen grundsätzlich mit erneuerbaren Energien betrieben oder ersetzt werden. Um diese Vorgaben umzusetzen, braucht es eine koordinierte Planung geeigneter Energieträger für das gesamte Gemeindegebiet. Die kommunale Energieplanung in Volketswil schafft dafür die nötige Grundlage und ermöglicht den systematischen Ersatz fossiler Heizsysteme.
Empfehlung C: Raumplanung und Infrastruktur berücksichtigen
Anleitung
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Vorhandene Infrastrukturen intelligent einbinden
Bestehende bauliche Strukturen wie Tiefgaragen, Werkleitungen oder Trassen des Gasnetzes bieten Potenzial für den Leitungseinbau oder neue Energieinfrastrukturen. Die systematische Nachnutzung von Teilen stillgelegter Gasnetze kann helfen, Platz zu sparen, Kosten zu senken und Bauaufwand zu reduzieren.
Vorgaben zur gleichzeitigen Nutzung des Strassennetzes, zum Beispiel max. 4 % Belegung durch Baustellen, können den Ausbau grosser Leitungssysteme erheblich verzögern. Ein abgestimmtes Baustellenmanagement sowie die Koordination mit anderen Infrastrukturträgern, wie zum Beispiel Wasser, Abwasser, Strom, Kommunikation, ist entscheidend, um Verzögerungen und Kostensteigerungen zu vermeiden.
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Technische Infrastrukturen rechtlich absichern und anrechenbar machen
Es besteht vielfach Unsicherheit, wie technische Infrastrukturen, zum Beispiel Energiezentralen, Speicher oder Netzleitungen, in die zulässige bauliche Ausnutzung von Grundstücken einbezogen werden dürfen. Gemeinden sollten gezielt prüfen, ob Ausnahmeregelungen oder gezielte Anpassungen von Baureglementen nötig sind, um solche Anlagen baurechtlich zu ermöglichen.
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Raumkonflikte für Energiespeicher frühzeitig klären
In dicht besiedelten Gebieten ist die Errichtung saisonaler Energiespeicher besonders herausfordernd, einerseits wegen des Flächenbedarfs, andererseits wegen möglicher Nutzungskonflikte. Die Gemeinden sollten bereits in der frühen Planungsphase geeignete Standorte sichern und mit anderen Nutzungsansprüchen, wie zum Beispiel Parkierung, Hochbau, Freiflächen koordinieren.
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Ausserzonale Energievorhaben zulassen
Um den Bau von Energiezentralen, saisonalen Speichern oder anderen Anlagen zur klimafreundlichen Energieversorgung zu ermöglichen, braucht es mehr Flexibilität in der Raumplanung. Ein überzeugendes öffentliches Interesse, zum Beispiel die Erreichung kommunaler Klimaziele oder die Versorgungssicherheit im Zuge der Gasnetzstilllegung, kann eine zentrale Grundlage für Ausnahmebewilligungen darstellen.
Beispiele aus Gemeinden
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Küsnacht verfolgt einen klaren, langfristigen Plan für eine erneuerbare Wärmeversorgung mit konkreten Projekten, laufenden Ausbauten und politischem Rückhalt. Gas soll bis 2040 ersetzt werden und Fernwärme sowie Wärmepumpen werden zentrale Pfeiler der Zukunft sein.
Wallisellen plant, seine Wärmeversorgung bis 2040 klimaneutral zu machen – weg von Erdgas, hin zu erneuerbaren Energien und thermischen Netzen (Wärmeverbünden/Fernwärme). Dabei besonders wichtig ist eine gute Energieplanung.
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Baudirektion / Direktion der Justiz und des Innern – Projektteam Klimadialog