Möbel & Innenausbau

Der grösste Teil der Umweltauswirkungen von Mobiliar entsteht bei der Herstellung. Eine umweltfreundliche Materialwahl aber auch die Nutzungsdauer ist deshalb bei Beschaffungen entscheidend. Hier gibt es wichtige Empfehlungen für Beschaffende.

Wieso nachhaltig beschaffen? 

Ökologische und soziale Herausforderungen

Möbel und Innenausbau von Gebäuden gehören gemäss der Relevanzmatrix des Bundes zu den Warengruppen in der Verwaltung, die einen hohen Einfluss auf das Klima und die Biodiversität haben. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die verwendete Materialmenge und die Zusammensetzung der Materialien. Relevant ist auch der hohe Anteil, der im Sperrgut entsorgt werden muss.

Möbel - Hotspots im Lebenszyklus

Illustration der vier Phasen im Lebenszyklus eines Produkts: die Wahl des Rohstoffes, die Produktionsphase, die Nutzungs- und die Verwertungsphase.
Der Lebenszyklus eines Produkts gliedert sich grob in vier Phasen: die Wahl des Rohstoffes, die Produktion, die Nutzung und die Verwertungsphase. In jeder Phase entstehen Umweltbelastungen oder soziale Auswirkungen. Je nach Produkt liegen die grössten Umwelt- und Sozialwirkungen (Hotspots) in unterschiedlichen Phasen.
Lebenszyklusphase Umwelt- und Sozialwirkung
Rohstoff
  • Illegaler Holzeinschlag und Waldrodung insb. in Ländern des globalen Südens. Zerstörung von Lebensräumen mit negativen Auswirkungen auf Flora, Fauna und Mensch.
  • Belastung des Klimas und der Umwelt durch die Gewinnung von Metallen, Kunststoffen und Entwaldungen.
Herstellung
  • Belastung der Gesundheit der Mitarbeitenden in Herstellerbetrieben durch die Verarbeitung lösemittelhaltiger Farben, Lacke und Klebstoffe.
Nutzung
  • Durch Emissionen von Chemikalien verursachte Minderung der Innenraum-Luftqualität und der Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden sowie Beeinträchtigung der Gesundheit durch Schadstoffemissionen.
Nutzungsende
  • Meist fehlende Weiterverwendung oder -verwertung der Möbel.
  • Aufwändige Entsorgung der Möbel als Sperrgut.

Vorteile einer nachhaltigen Beschaffung

  • Kostenreduktion dank langlebiger Möbel und Reparaturfreundlichkeit aufgrund höherer Qualität
  • Schutz der Gesundheit von Arbeitenden bei der Herstellung und von den Nutzenden des Mobiliars
  • Reduktion der Umweltbelastung bei der Herstellung des Mobiliars aufgrund des Verzichts auf schädliche Chemikalien etc.

Wie nachhaltig beschaffen? 

Anforderungen an die Produkte

Der Kanton Zürich legt den Fokus bei der Beschaffung von Mobiliar auf die Schliessung von Kreisläufen. Er will damit eine konsequente Klimastrategie verfolgen und Abfall vermindern. Hierfür prüft er jeweils auch die Möglichkeit eines Miet- oder Leasingmodells für Möbel. Weil kreislauffähiges Mobiliar auf Schadstoffe verzichtet, werden gleichzeitig die Emissionen von unerwünschten Chemikalien reduziert und die Gesundheit geschützt.

Die wichtigsten Empfehlungen vor und beim Kauf

  • Güter nach dem Grundsatz der Suffizienz beschaffen: Lediglich benötigte Produkte kaufen und auf eine dem Bedarf entsprechende Menge achten.
  • Primär Bedarf aus dem Bestand decken und nur, wenn dies nicht möglich ist, neues Mobiliar kaufen.
  • Schauen, ob alte, nicht gebrauchte Möbel unter Beachtung des Urheber- und Designrechts umgebaut und umgenutzt werden können. Hierzu können die entsprechenden Rahmenverträge vom Immobilienamt genutzt werden.
  • Auf Nachhaltigkeitslabel, wie den Blauen Engel, Cradle to Cradle, FSC-Recycling, das österreichische Umweltzeichen oder gleichwertig achten.
  • Anpassungsfähige Möbel in Bezug auf Funktion und Nutzeransprüche wählen (z.B. modulare, erweiterbare oder umrüstbare Produkte).
  • In Rücksprache mit dem Immobilienamt die spätere Bewirtschaftung bei der Auswahl berücksichtigen -> Bewirtschaftungskonzept konsultieren
  • Zeitloses Design bevorzugen.
  • Produkte mit CO2-Deklaration und möglichst geringem CO2-Fussabdruck bevorzugen.
  • Marktabklärung, ob einzelne Produkte von den Anbietern vermietet oder «Product-as-a-service» angeboten werden.

«Ökologisches Update» bei Anbietenden von Mobiliar einfordern

Heute werden erst wenige Produkte angeboten, welche für CO2- oder Kreislaufwirtschaft optimiert sind. Für die Erreichung von Netto-Null bis 2050 wird sich der Markt in den kommenden Jahren stark bewegen müssen. Darum sollte man nicht einen Katalog über mehrere Jahre zementieren.

Beschaffende sollen/können bei der Ausschreibung als Eignungskriterium verlangen, dass Anbietende nach drei Jahren Vorschläge für Anpassungen beim Katalog machen. Dabei sollen Produkte der gleichen Qualitäts- und Preisklasse vorgeschlagen werden, welche in den ökologischen Dimensionen besser abschneiden als diejenigen im aktuellen Katalog. Für Beschaffende besteht kein Zwang den Katalog anzupassen, sie haben aber die Option, den Katalog nach drei Jahren bei gleichen Kosten mit neuen Produkten zu «ökologisieren».

Empfehlungen für Ausschreibungskriterien

Anwendung der Kriterien

Die nachfolgenden Kriterien können in die Ausschreibung integriert werden. Je nach Ambitionsniveau kann eine unterschiedliche Anzahl Punkte verteilt werden. Die untenstehende Tabelle zeigt Vorschläge auf. Zudem müssen bei jeder Beschaffung die grundsätzlichen Teilnahmebedingungen berücksichtigt werden. 

Beschaffung von Mobiliar und Innenausbau

Untenstehende Empfehlungen gelten für:

  • Bürostühle und -tische
  • Korpusse, Kästen
  • Innenausbau
Thema / Bereich Typ Kriterium und Ambitionsniveau Nachweis
Langlebigkeit TS Anbietende gewähren Garantie auf Material- und Herstellungsfehler von mindestens 10 Jahren.     Schriftliche Bestätigung 
Reparierbarkeit TS Anbietende garantieren ein zur Verfügung stehen von Ersatzteilen für Reparaturen von mind. 15 Jahren. Schriftliche Bestätigung 
Wiederverwertung ZK Anteil an Secondhand Mobiliar oder Komponenten der angebotenen Produkte:

Basis: 1 - 10%

Gute Praxis: 11 - 40%

Vorbild: > 40%
Schriftliche Bestätigung  (Stückzahl)
Wiederaufbereitung   Herstellende bieten eine Option zur Wiederaufbereitung der Produkte:

Basis: < 10 Jahre

Gute Praxis: 11 - 20 Jahre

Vorbild: > 20 Jahre
Schriftliche Bestätigung der Anbietenden
Recycling ZK Anteil rezyklierter Materialien (Pre-Consumer und Post-Consumer Recycling) im fertigen Möbelstück in Gewichtsprozent.

Basis: < 50%

Gute Praxis: 51 - 74%

Vorbild: > 75%
Nachweis durch entsprechende Unterlagen (z.B. über Umweltprodukt-deklarationen)
Recycling ZK Anteil der Materialien im Möbel (in Gewichtsprozent), welche rezyklierbar sind.

Basis: <50%

Gute Praxis: 51 - 74%

Vorbild: > 75%
Nachweis durch entsprechende Unterlagen
Kreislauffähigkeit ZK Das Produkt wurde für die Schliessung der Stoffkreisläufe nach Cradle to Cradle™ oder Gleichwertiges entwickelt und zertifiziert.

Basis: C2C™ Zertifizierung, Gesamt Bronze (2Pkt)

Gute Praxis: Silber (3Pkt)

Vorbild: Gold (4Pkt), Platin (5Pkt)
Kopie der C2C™ Zertifizierung
(Punkte werden pro Produkt im Katalog vergeben und aufsummiert)
 
Allg. Anforderungen für Roh-, Hilfs- und
Einsatzstoffe
TS Die zur Herstellung des Produktes verwendeten Roh-, Hilfs- und Einsatzstoffe dürfen nicht auf der REACH-Kandidatenliste aufgeführt sein. Entsprechende schriftliche Erklärung und technische Datenblätter oder Umweltzeichen Typ I nach ISO 14024, das entsprechende Anforderungen enthält (z.B. Blauer Engel oder gleichwertig).
Rücknahme 1 ZK Die Anbietenden nehmen ausgediente Produkte für fachgerechte Aufbereitung, Wiedereinsatz oder Entsorgung zurück. Dies gilt nicht für fest eingebaute Produkte.

Basis: Kostenlose Rücknahme (1Pkt)

Gute Praxis: Vergütung für Restwerte im Produkt (2Pkt)

Vorbild: Beim Kauf vertraglich festgelegte Vergütung (Cash, nicht Gutschein) (3Pkt)
Schriftliche Bestätigung des Anbieters zum Rücknahmeangebot (Punkte multipliziert mit der Anzahl Produkte für welche diese gilt)
Rücknahme 2 ZK Die Anbietenden nehmen ausgediente Produkte für fachgerechte Aufbereitung, Wiedereinsatz oder Entsorgung zurück. Dies gilt nicht für fest eingebaute Produkte.
Mehrfachnennungen möglich; Addition der Punkte.

Basis: Recycling (+1Pkt)

Gute Praxis: Secondhandverkauf (+2Pkt), Ausschlachtung für Ersatzteile (+2Pkt)

Vorbild: Wiedereinsatz von Komponenten und eigenen Materialien in Neuprodukten (+3Pkt)
Beschreibung der Verwertungsstrategie mit Belegen, welche die Behauptung plausibilisieren  
Holzwaren  TS Enthalten Produkte Holz (z.B. Massivholz, Spanplatten, MDF, Hartfaser etc.), so muss dieses Holz zu 100% aus legalen, nachhaltig bewirtschafteten, unabhängig überprüften Quellen stammen.

Die Herkunft des Holzes ist gemäss der «Verordnung über die Deklaration von Holz und Holzprodukten» des Bundes deklariert.
Zertifikate der Labels Blauer Engel, FSC, PEFC oder gleichwertig;
Schriftliche Deklaration der Herkunft  
Holzwaren  TS Die gesundheitsgefährdenden Formaldehyd Emissionen aus Holzwerkstoffen liegen unter 0,1 ppm gemäss Emissionsklasse E1. Zu Holzwerkstoffen zählen hier insbesondere Span-, MDF-, OSB-, Multiplexplatten. Schriftliche Bestätigung des Herstellers der Werkstoffe
Oberflächenbehandlung von Holz TS Verwendung von lösemittelfreien Produkten zur Reduktion der Gesundheitsgefährdung sowie zur Reduktion der Ozonbildung. Schriftliche Bestätigung, inkl. Zertifikate eines der folgenden Labels, welche die Anfor-derungen betreffend lösemittelfreien Oberflächenbehandlungsmitteln erfüllen: Blauer Engel, Österreichisches UmweltzeichenUmwelt-Etikette A, A- oder B, Label natureplus oder gleichwertiger unabhängiger Nachweis
Klebstoffe,
Furnierleim
ZK Verwendung von lösemittel- und formaldehydfreien Produkten zur Reduktion der Gesundheits-gefährdung sowie zur Reduktion der Ozon Bildung. Schriftliche Bestätigung des Anbieters, inkl. Beilage der VSLF Deklaration
Behandlung von Metalloberflächen ZK Beschichtungen von Metalloberflächen müssen mit Wasser verdünnbar sein oder dürfen max. 1% Lösemittel enthalten und müssen halogenfrei sein. Entsprechende schriftliche Erklärung und technische Datenblätter
Kunststoffe TS Kunststoffe sind frei von Polyvinylchlorid (PVC) und Schwermetallen Entsprechende schriftliche Erklärung und technische Datenblätter
Textilien ohne Bodenbeläge ZK Minimierung der Emissionen von gesundheitsgefährdenden Stoffen gemäss der Emissionskriterien von OEKO-TEX 100 Zertifikat von OEKO-TEX 100 oder gleichwertig
Schaumstoffe ZK Keine Verwendung von FKW und Dichlormethan als Treibmittel für (Polyurethan-) Schaum (PUR-Schaum). Weichmacher dürfen nicht zugesetzt werden, Halogenierte organische Verbindungen dürfen nicht eingesetzt werden.   Entsprechende schriftliche Erklärung und technische Datenblätter (Liste enthaltener Kunststoff- und Schaumteile inkl. der Information, ob es sich um PVC handelt oder nicht).
CO2 ZK Dokumentation des CO2-Fussabdruckes des Produktes / der Dienstleistung ohne Kompensation. Und ist der Fussabdruck kompensiert? Falls klimaneutrales Produkt: Wieviel musste kompensiert werden?

Basis: Kein CO2-Wert vorhanden (0Pkt)

Gute Praxis: CO2-Wert vorhanden (1Pkt)

Vorbild: Kompensiert – Klimaneutral (2Pkt),Klimaneutral und Wert wird ausgewiesen (3Pkt)
Kopie eines Dokumentes, welches den CO2-Fussabdruck des Produkts / der Dienstleistung dokumentiert. Zum Beispiel Product Carbon Footprint (PCF nach ISO 14067, PAS2050 oder GHG Protocol Product Standard) oder Environmental Product Declaration (EPD) / Product Environmental Footprint (PEF) oder eine Ökobilanz (Life Cycle Assessment (LCA nach ISO 14044).
Kreislaufwirtschaft im Mietmodell / «Product-as-a-service» ZK Welche Kreislaufwirtschaftsprinzipien werden nach der Nutzungsphase der Produkte im Modell angewendet

Reparatur/Aufbereitung und Wiedereinsatz, Rückgabe an Hersteller für Remanufacturing von Komponenten, Verkauf in Secondhand Markt, Ausschlachtung für Ersatzteile, Recycling?

Mehrfachnennungen möglich; Addition der Punkte.

Basis: Recycling (+1Pkt), Secondhand (+2Pkt)

Gute Praxis: Ausschlachtung (+2Pkt), Remanufacturing (+2Pkt)

Vorbild: Wiedereinsatz (+3Pkt)
Die Aktivitäten müssen explizit dokumentiert sein. Sei dies in einem offiziell veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht oder anderen Publikationen oder Dokumenten, welche die Behauptung plausibel machen. Auch Bestätigungen von Herstellern (Remanufacturing) oder Recycler über eine langfristige Zusammenarbeit sind dienlich (mehr als einmalige Lieferung).
Sortimentsanpassung EK Anbietende müssen Vorschläge zu einer Sortimentsanpassung unterbreiten. Die vorgeschlagenen Produkte sollen in der gleichen Preis- und Qualitätsklasse liegen und bessere ökologische Eigenschaften haben als die des aktuellen Kataloges. Anbietende sollen sich an den Kriterien in der Ausschreibung orientieren und sich mit Auftraggebenden im Vorfeld der Ausarbeitung des Vorschlages dazu austauschen (z.B. Möbel mit tieferem CO2-Fussabdruck oder (besserer) Cradle to Cradle Zertifizierung). Vorgespräch zur Sortimentsoptimierung und Unterbreitung eins Anpassungsvorschlages mit Hinweis zu den ökologischen Mehrwerten der vorgeschlagenen Alternativen.

Umzugsdienstleistungen

Erfolgt die Transportdienstleistung nicht mit Fahrzeugen, die im Betrieb kein CO2 ausstossen, sind die folgenden Eignungskriterien (EK) und Zuschlagskriterien (ZK) betreffend Ausstoss von CO2 und Luftschadstoffen zwingend einzuhalten bei der Beschaffung von Umzugsdienstleistungen:
 

Thema Typ Kriterium und Ambitionsniveau Nachweis
CO2 ZK Lieferwagen und leichte Nutzfahrzeuge unter 3.5t (N1): Je tiefer CO2-Ausstoss (nach Prüfmethode WLTP ), desto mehr Punkte werden vergeben. Technisches Datenblatt mit den entsprechenden Angaben  
Energieeffizienz EK Leichte Personenwagen (M1) unter 3.5 t und Kleinbusse (M2) :
Zugehörigkeit zu einer der beiden energieeffizientesten Kategorien A oder B gemäss Energieetikette
 
Technisches Datenblatt mit den entsprechenden Angaben
Luftschadstoffe EK Leichte Personenwagen unter 3.5 t (M1) und Kleinbusse (M2) (gemäss Art. 11 VTS):
Zugehörigkeit zu einer der beiden neusten Euro-Abgasklassen Lieferwagen und leichte Nutzfahrzeuge unter 3.5t (N1):
Zugehörigkeit zur neusten Euro-Abgasklasse
 
Technisches Datenblatt mit den entsprechenden Angaben
Schwerverkehrs-abgabe EK Schwere Personenwagen über 3.5 t (M1), Gesellschaftswagen (M2 und M3), Lastwagen und schwere Nutzfahrzeuge über 3.5 t (N2 und N3):
Die Zugehörigkeit zur Abgabekategorie 3 gemäss Anhang 1 zur Verordnung vom 6. März 2000 über eine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe 
 
Technisches Datenblatt mit den entsprechenden Angaben

Kontakt

Baudirektion - Koordinationsstelle für Umweltschutz

Adresse

Walcheplatz 2
8090 Zürich
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