Zürcher KMU Innovationstag 2025

Projektleiterin Anita Martinecz Fehér von der Standortförderung des Kantons Zürich eröffnete gemeinsam mit Moderator Stephan Lendi den Zürcher KMU Innovationstag 2025.

Der Zürcher KMU Innovationstag 2025 machte deutlich: Technologische Werkzeuge wie KI entfalten ihre Wirkung nur dann, wenn Unternehmen bereit sind, sich grundlegend zu hinterfragen. Im Zentrum bleibt aber der Mensch – mit Kreativität, emotionaler Intelligenz und Neugier.

Künstliche Intelligenz verändert, wie Unternehmerinnen und Unternehmer denken, entscheiden und führen. Prozesse müssen neu aufgesetzt werden, nicht einfach digitalisiert. Das war eine der zentralen Botschaften am Zürcher KMU Innovationstag 2025 der Standortförderung des Kantons Zürich. Neben zwei Plenumsvorträgen wurden in der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) vertiefende Workshops zu zahlreichen Themen angeboten.

Partnerin bei der Companymarket AG, Carla Jane Kaufmann, leitete den Workshop «Erfolgsstrategie für die Nachfolge im Unternehmens-Life-Cycle».
Partnerin bei der Companymarket AG, Carla Jane Kaufmann, leitete den Workshop «Erfolgsstrategie für die Nachfolge im Unternehmens-Life-Cycle». Quelle: Alessandro Della Bella

Emotionale Intelligenz stärken

Christina Kehl, Gründerin des Innovationsverbands Schweizer Arbeitsmarkt, sieht Führungskräfte in der Pflicht. «Wenn es um Future Skills geht, kommt man an KI nicht vorbei. Aber man darf sie nicht einfach über bestehende Abläufe stülpen.» Besser sei es, Prozesse von Grund auf neu zu denken. Zudem müssten Leaderinnen und Leader ihre Mitarbeitenden über den Strukturwandel aufklären. Schulungen zur «Human-AI-Collaboration», also der Zusammenarbeit zwischen Menschen und KI, seien essenziell.

Wer KI effizient nutzt, schafft Raum für das, was Menschen einzigartig macht: ihre sozioemotionalen Fähigkeiten. «Emotionale Intelligenz ist die USP des Menschen», sagte Florence Bernays vom Center for Leadership in the Future of Work der Universität Zürich. «Agilität, Neugier und Empathie werden immer wichtiger. Unternehmen investieren noch zu wenig darin, ihre Mitarbeitenden dahingehend zu stärken.»

Ohne strukturierte Daten geht nichts

Wie der Einstieg in KI gelingt, erklärte Alexej Ziegler, CEO des Softwareentwicklers Octotronic. Ziegler betonte, dass der Schlüssel zu jeder erfolgreichen KI-Anwendung in der Strukturierung von Daten liege. «Die Datengrundlage ist das Wichtigste, und das können Unternehmen nicht outsourcen», sagte er.

Auch Stephan Kaltenbach von Bystronic, einem Technologieunternehmen im Bereich Blechbearbeitung, sagte: «Ein geeigneter Einstiegspunkt in die digitale Transformation sind Projekte, bei denen man bereits sehr gut strukturierte Daten hat.» Weitere Erfolgsfaktoren seien die richtige Infrastruktur und der Aufbau von Wissen innerhalb der Firma.

Workshops mit praktischem Nutzen

Dass Digitalisierung nicht immer High-Tech bedeuten muss, zeigte André Meyer von Flowlabs, einem Spin-off-Projekt des Human Aspects of Software Engineering Lab der Universität Zürich. In seinem Workshop ging es um Konzentration im Alltag. «Im Schnitt werden wir alle 13 Minuten unterbrochen», sagte Meyer. Push-Mitteilungen blockieren, feste Fokuszeiten im Kalender eintragen, Kommunikationskanäle im Team definieren: Das seien kleine Schritte mit grosser Wirkung.

Wie digitale Sichtbarkeit gelingt, erklärte Dominik Lämmler, Co-Founder der Social-Media-Marketing Agentur Furthur, im Social-Media-Workshop. Sein wichtigster Punkt: Ohne bezahlte Reichweite läuft wenig. Zudem liege die Aufmerksamkeitsspanne beim Scrollen auf Instagram, Tiktok und Co. bei nur 1,7 Sekunden. «Deshalb müssen Botschaften schnell, klar und auch ohne Ton verständlich sein», so Lämmler.

Im Workshop des Co-Founders der Furthur AG, Dominik Lämmler, ging es um «Die häufigsten Fehler im Social Media Marketing».
Im Workshop des Co-Founders der Furthur AG, Dominik Lämmler, ging es um «Die häufigsten Fehler im Social Media Marketing». Quelle: Alessandro Della Bella

Im Workshop zu Finanzierungsalternativen zeigten die Unternehmen Crowdify, Oomnium und Swisspeers, wie KMU neue Projekte über digitale Kanäle finanzieren können. Ob Crowdfunding (Crowdify), Crowdinvesting (Oomnium) oder Crowdlending (Swisspeers) – immer geht es darum, viele kleine statt einen grossen Geldgeber im Rücken zu haben. Die Modelle bieten Flexibilität, Reichweite und direkte Kundennähe.

Zirkuläre Kleidung und kühlende Unterstände

Neben der Digitalisierung war auch die nachhaltige Transformation ein zentrales Thema. Nicholas Hänny will mit seinem etablierten Modelabel Nikin bis 2030 vollständig zirkuläre Kleidung anbieten – also Shirts, die sich recyceln oder biologisch abbauen lassen. Seine Strategie: Basic-Produkte, die viele erreichen, sowie Rückgabeanreize, die das Konsumverhalten verändern.

Ein weiteres Beispiel kam aus der ZHdK: Das Projekt Bloc° von Andrín Stocker und Luc Schweizer setzt auf modulare, solarbetriebene Kühlsysteme für urbane Hitzezonen wie Haltestellen. Entwickelt als Bachelorarbeit, sollen die Prototypen mit finanzieller und technischer Unterstützung aus der Wirtschaft vorangetrieben werden.

Ebenfalls im Rahmen einer ZHdK-Bachelorarbeit entstanden ist das Projekt von Narada Zürcher. Der Gründer von Neunoi setzt auf vollständig reparaturfähige Kinderschuhe im Abo- oder Cashbackmodell.

Innovation braucht Freiraum

Samuel Mösle, Co-Leiter der Standortförderung des Kantons Zürich, rief dazu auf, aktiv in Innovation zu investieren: «Wir sind auf Innovation angewiesen, um unseren Wohlstand zu sichern. Dafür müssen Unternehmen Ressourcen freischaufeln.» Wer die eigenen Prozesse neu denkt, kann sich strategisch positionieren und bleibt wettbewerbsfähig.

Autorin: Andrea Schmits, AWP

Alle Präsentationen des KMU Innovationstages finden Sie auf Innovation Zurich.

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