Der Roboter – unser neuer Freund und Helfer?

Mitteilung 19.06.2025
«Menschen denken, Computer rechnen» – Wie KI uns nutzt statt schadet: Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unsere Welt von morgen? Antworten lieferten Experten und eine Expertin bei der Veranstaltung «Der Roboter – unser neuer Freund und Helfer?». Dabei wurde deutlich: Damit die Gesellschaft von KI als Innovation profitiert, muss sie sich jetzt an der Ausgestaltung beteiligen.
«KI ist ein Booster für Innovation und wir möchten uns in diesem Umfeld positionieren», sagte Roger Bachmann, Stadtpräsident von Dietikon. Dass sein Optimismus berechtigt ist, zeigten die Vorträge an der KI-Veranstaltung zu der die Standortförderung des Kantons Zürich, der Cleantech Hub Dietikon und die Stadt Dietikon eingeladen hatten. Markus Müller von der Standortförderung des Kantons Zürich betonte derweil die gute Ausgangslage in Zürich dank den Zürcher Hochschulen, dem Bankplatz und den BigTechs wie Google. Nun gehe es darum, «dass KI auch für kleinere Firmen und die Bevölkerung einen Benefit abwirft».
KI ist nicht wirklich intelligent
ChatGPT und Co. sind heute Teil unseres Alltags und der Begriff «Künstliche Intelligenz» hat sich etabliert. Intelligent sind solche generativen Sprachmodelle aber nicht im menschlichen Sinn. Manuel Kaufmann vom ETH AI-Center illustrierte die Grenzen der KI: Für einen Computer sei ein Bild von Roger Federer auf dem Tennisplatz bloss ein «Zahlensalat». Menschen hingegen können unter Umständen sofort erkennen, bei welchem Match die Aufnahme gemacht worden ist.
«Wir verstehen sehr viel mehr über die Welt, mehr als durch die Zahlen im Computer repräsentiert und im Bild unmittelbar sichtbar wird», so Kaufmann. Der Grund: «Menschen denken, Computer rechnen», brachte es Fabian Unteregger, Co-Gründer von Swiss Healthcare Startups und Comedian auf den Punkt.
Mit Rechenleistung in eine neue Ära
Wie gross das Potenzial ist, zeigte Unteregger anhand der technologischen Entwicklung auf: Smartphones verfügen heute über eine hunderttausendfach höhere Rechenleistung als der Computer der Apollo-11-Mission im Jahr 1969. Diese enorme Steigerung der Rechenkapazität machte die Entwicklung von KI überhaupt erst möglich. Und die verzeichnete einen rasanten Erfolg: ChatGPT hatte 5 Tage nach dem GoLive bereits 1 Million Nutzende.
Dabei ist laut Stephan Sigrist, Leiter des ThinkTanks W.I.R.E, die Haltung der Gesellschaft zur Künstlichen Intelligenz ambivalent: «Je nach Einstellung erwarten wir, dass KI unser Leben vereinfacht – oder zu einer maschinellen Machtübernahme führt.» In seiner Vision prägen künftig persönliche KI-Assistenten (Agentic AI) unseren Alltag. Sie dürften dereinst Termine für uns vereinbaren und dazu miteinander in «Gibberlink» – der AI-Sprache – kommunizieren. Damit würde das Internet, wie wir es heute kennen, zu einer rein technischen Schnittstelle – unsere Benutzeroberfläche ist dann auf persönliche Bots beschränkt.
Innovation oder Technik – KI muss Nutzen stiften
Neben Änderungen im Alltag ist KI auch ein Wirtschaftsfaktor: Für die Schweiz werde ein Produktivitätsgewinn von 20 Prozent und Wertschöpfung von 60 bis 90 Milliarden Franken erwartet. Von einer Revolution will Sigrist trotzdem nicht sprechen. Er bezeichnet den KI-Trend als Evolution – eine schrittweise Veränderung der Welt, die aktiv mitgestaltet werden kann. Das sei wichtig, denn: «Innovation ist nicht, was technisch machbar ist, sondern was Nutzen stiftet.»
Genau deshalb muss KI jetzt ethisch und rechtlich gestaltet werden, forderte Stephanie Gygax, stellvertretende Geschäftsleiterin von Algorithm Watch. Denn neben den sozialen Risiken in Bezug auf Datenschutz sei KI auch eine ökologische Belastung. So verbrauche eine ChatGPT-Anfrage zehnmal so viel Energie wie eine Google-Suche. Gygax ist überzeugt: «Alle sollen bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für KI mitreden – nicht ausschliesslich Expertinnen und Experten.»
KI und die Schweiz
Pascal Kaufmann hat sich genau das zum Ziel gesetzt. Mit seiner Firma AlpineAI gründete er das generative Sprachmodell SwissGPT, denn er ist überzeugt: «Die Schweiz ist eine AI-Nation. Wir haben’s erfunden – aber wir machen nichts draus.» Schon 1923 baute ein 12-jähriger Appenzeller den ersten ferngesteuerten Roboter «Sabor», und heute sei die Schweiz weltweit führend bei wissenschaftlichen Publikationen zum Thema KI. Ein Standortvorteil sei dabei auch das internationale Vertrauen, dass die Schweiz geniesse.
In Kaufmanns Vision der Symbiose von Mensch und Maschine stellt der Mensch künftig nur noch Fragen, während die Maschine den Rest erledigt – etwa die Forschung. Schon heute würden Unternehmen, die Maschinen für sich arbeiten lassen, oftmals mehr Umsatz erzielen als solche mit viel Personal. Kaufmann erwähnte etwa den Facebook-Konzern Meta. Zudem präsentierte er seine Version der menschlichen Evolution: Wir entwickelten uns vom Homo Sapiens aus der Höhle zum fleissigen Homo Faber und werden nun zum freizeitfokussiertem Homo Gaudens. Dass der Mensch trotzdem nicht vor die Maschine gespannt wird, ist laut Stephan Sigrist möglich: «Mit Haltung, Kompetenzen und eigenen Ideen bleiben wir im Driver-Seat.»
Der Roboter – Unser neuer Freund und Helfer?
Künstliche Intelligenz ist nicht nur eine Zukunftstechnologie, sondern findet bereits heute immer mehr Anwendung in unserem Alltag. Der öffentliche Diskurs dazu ist oft komplex, und die Kommunikation über die Chancen und Risiken solcher Technologien bleibt vielfach auf der Strecke. Dabei spielt gerade die Gesellschaft als Nutzerin eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Anwendung dieser Technologien. An unserer regelmässigen Veranstaltungsreihe «Der Roboter – Unser neuer Freund und Helfer?» laden wir die Bevölkerung herzlich zum Dialog ein. An der Veranstaltung zeigen wir anhand konkreter Beispiele welche Chancen und Herausforderungen mit Künstlicher Intelligenz verbunden sind. Offene Fragen, Ängste und Vorbehalte der Bevölkerung werden dabei aktiv aufgenommen – für eine Zukunft, die alle mitgestalten können.
Autorin: Luise Dambly, AWP
Impressionen von der Veranstaltung
-
Roger Bachmann, Stadtpräsident von Dietikon, und Markus Müller, Co-Leiter der Standortförderung des Kantons Zürich, stehen gemeinsam mit der Moderatorin Kathrin Hönegger auf der Bühne. Quelle: Esther Haug Bild «Roger Bachmann, Stadtpräsident von Dietikon, und Markus Müller, Co-Leiter der Standortförderung des Kantons Zürich, stehen gemeinsam mit der Moderatorin Kathrin Hönegger auf der Bühne.» herunterladen -
Markus Müller, Co-Leiter der Standortförderung des Kantons Zürich mit der Moderatorin Kathrin Hönegger. Quelle: Esther Haug Bild «Markus Müller, Co-Leiter der Standortförderung des Kantons Zürich mit der Moderatorin Kathrin Hönegger.» herunterladen -
Stephan Sigrist vom ThinkTank W.I.R.E. Quelle: Esther Haug Bild «Stephan Sigrist vom ThinkTank W.I.R.E.» herunterladen -
Stephanie Gygax von AlgorithmWatch CH. Quelle: Esther Haug Bild «Stephanie Gygax von AlgorithmWatch CH.» herunterladen
-
Zahlreiche Teilnehmende schauten sich gespannt die Präsentationen an. Quelle: Esther Haug Bild «Zahlreiche Teilnehmende schauten sich gespannt die Präsentationen an.» herunterladen -
Unternehmer und Comedian Fabian Unteregger. Quelle: Esther Haug Bild «Unternehmer und Comedian Fabian Unteregger.» herunterladen -
Manuel Kaufmann vom ETH AI Center. Quelle: Esther Haug Bild «Manuel Kaufmann vom ETH AI Center.» herunterladen -
Manuel Kaufmann vom ETH AI Center der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich gemeinsam mit Kathrin Hönegger. Quelle: Esther Haug Bild «Manuel Kaufmann vom ETH AI Center der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich gemeinsam mit Kathrin Hönegger.» herunterladen -
Pascal Kaufmann von Mindfire. Quelle: Esther Haug Bild «Pascal Kaufmann von Mindfire.» herunterladen
Bitte geben Sie uns Feedback
Ist diese Seite verständlich?
Vielen Dank für Ihr Feedback!
Kontakt
Amt für Wirtschaft – Standortförderung
Montag bis Freitag
8.00 bis 12.00 Uhr und
13.30 bis 17.00 Uhr