New Space Economy: Zürich als Innovationshub für die Weltraum-Wirtschaft

Produzieren Zürcher Unternehmen ihre Güter bald im All? Fachleute aus Industrie und Forschung betonten an der Deep Dive Session «New Space Economy» der Standortförderung des Kantons Zürich im Rahmen der Innovationskonferenz «open-i» das wirtschaftliche Potenzial der kommerziellen Raumfahrt – und erklärten, warum Güter «Made in Space» bald weit verbreitet sein könnten.

5 Personen stehen nebeneinander.
v.l.n.r. Markus Müller (Co-Leiter Standortförderung, Kanton Zürich), Nanja Strecker (Leiterin ESA BIC CH und Co-Lead ETH Zürich I Space), Oliver Ullrich (Direktor, UZH Space Hub), René Puls (Managing Director, PRORES Aerospace), Holger Wentscher (Senior Vice President Programs Launchers, Beyond Gravity) Quelle: SF

In der Raumfahrt ist eine neue Ära angebrochen. Im sogenannten New Space dominieren nicht mehr ausschliesslich staatliche Akteure, sondern vermehrt auch private Unternehmen. Denn wirtschaftlich bietet das Weltall riesiges Potenzial: Laut einer McKinsey-Studie sind bis 2035 geschätzt 1,8 Billionen US-Dollar Umsatz möglich.

«Darauf ist der Kanton Zürich bestens vorbereitet», sagte Markus Müller, Co-Leiter Standortförderung des Kantons Zürich in seinem Referat über die New Space Economy. «Unser Standort könnte zum Innovationshub werden für die, die über den Rand der Erde hinausdenken.»

Produktionsstätten im All

Diese Meinung teilte auch Oliver Ullrich, Direktor des Space Hubs der Universität Zürich. «Wir stehen vor einer ganz gewaltigen industriellen Revolution.» Heute werde im All noch hauptsächlich geforscht, künftig sollen Unternehmen dort aber auch produzieren. Denn die Schwerelosigkeit eigne sich für viele Branchen perfekt: Etwa für die Produktion von Halbleitern, Glasfasern aber vor allen auch biomedizinischen Produkten wie Medikamenten oder sogar menschlichen Organen. «Die Produktion im All macht Sinn und spart Geld», ist Ullrich überzeugt.

Eine Chance für den Produktionsstandort All sieht Ullrich ausgerechnet im Ende der Internationalen Raumstation ISS, in der viele Erkenntnisse über die Schwerelosigkeit gewonnen werden konnten. Die ISS wird 2030 ausgemustert. «Dann werden viele Mittel frei, die bis anhin für ihren Betrieb genutzt wurden. Das ermöglicht uns einen Quantensprung.»

Zentral für den Erfolg von Produktionsstätten im All seien die Kosten, die Zuverlässigkeit sowie die Frequenz des Transports zwischen Erde und Raumstation. Zudem müsse man die kostenintensive Ausbildung von Astronautinnen und Astronauten überdenken: «Berufe im All werden sich stark diversifizieren», so Ullrich.

Viele Start-ups am Innovationsstandort Zürich

Schon heute sind zahlreiche Schweizer Firmen im All unterwegs – darunter auch viele Start-ups, die vom ESA Business Incubation Centre Switzerland unterstützt und finanziert werden. Laut Nanja Strecker, der Leiterin von ESA BIC Switzerland, handelt es sich vor allem um Jungunternehmen, die Technologien und Materialien für die Raumfahrt entwickeln, sowie um Firmen, die im All generierte Daten auf der Erde nutzen. «Jeder von uns verwendet täglich Daten aus dem All», sagte Strecker an der Podiumsdiskussion. «Zum Beispiel, wenn wir Navigationssysteme oder Wetter-Apps nutzen.»

Noch in der Minderzahl sind Unternehmen, die im All Güter für die Erde produzieren sowie solche, die nur im All tätig sind. Das könne sich aber ändern, wenn Hürden für Start-ups weiter abgebaut würden, so Strecker. Heute fehlt es noch an der Finanzierung und Talenten. «Der Wettbewerb in der Branche ist gross. Und die grossen US-Techfirmen bezahlen eben höhere Löhne als ein Zürcher Start-up», so Strecker.

Von Old zu New Space

Das Tempo der Entwicklung werde aktuell in den USA vorgelegt, sagte Holger Wentscher, der bei Beyond Gravity als Senior Vice President Programs Launchers tätig ist. Beyond Gravity (früher Ruag Space) stellt unter anderem Teile der europäischen Ariane-Raketen her und gehört zu den Traditionsunternehmen in der Branche. Für die sogenannten «Old Space»-Unternehmen sei der gelungene Transfer in die neue Ära zentral, so Wentscher. Dieser gelinge, wenn man mit bereits vorher geleisteten Entwicklungen im New Space die richtige Nische finde.

Zu den grössten Herausforderungen aber gehöre der gelungene Markteintritt in den USA. Wentscher: «Hier muss die Schweizer Industrie zusammenhalten. Das ist die Basis, die es braucht.»

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