Wo in Schulen, Sportanlagen und Werkhöfen am meisten Strom gespart werden kann

Der Bund musste in den vergangenen Monaten keine Stromkontingentierungen anordnen. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass solche in kommenden Wintern nötig werden. Als Vorbereitung auf ein solches Szenario hat der Kanton Zürich für vier seiner Gebäude- respektive Anlagetypen (Bürogebäude, Schulen, Sportanlagen, Werkhöfe) eruieren lassen, wo am effizientesten Strom gespart werden kann. Wie bei den Bürogebäuden ist das Sparpotential auch bei den anderen Bauten gross.

Ein hellerleuchtetes Schulhaus in der Abenddämmerung.
In Schulhäusern, im Bild die Kantonsschule Bülrain in Winterthur, ist die Beleuchtung für rund ein Drittel des Stromverbrauchs verantwortlich. Quelle: Beat Bühler

Der Kanton Zürich besitzt nicht nur Verwaltungs- und Bürogebäude. Unter seinen über 2000 Immobilien befinden sich zum Beispiel auch das Grossmünster, die Insel Rheinau oder die Fischzuchtanlage in Stäfa – sowie eine ganze Reihe von Schulbauten, Sportanlagen und Werkhöfen.

Viele der genannten Gebäude und Anlagen sind in Bezug auf die Energiemenge Grossverbraucher mit einem Stromkonsum von über 100'000 Kilowattstunden pro Jahr. Sie sind bei einer Energiekrise im Rahmen der bundesrätlichen Verbrauchslenkung verpflichtet, ab der Stufe «Kontingentierung» eine angeordnete Energiemenge, zum Beispiel 15, 20 oder 30 Prozent, Strom einzusparen. So sollen Netzabschaltungen und grössere wirtschaftliche Schäden vermieden werden.

Analysen liefern wichtige Erkenntnisse

Um auf ein solches Szenario vorbereitet zu sein, hat der Kanton Zürich für die Nutzungskategorien Verwaltungsgebäude, Schulbauten, Sportanlagen und Werkhöfe die Möglichkeiten zum Einsparen von Strom überprüfen lassen. So können in einer akuten Strommangellage rasch und zielgerichtet diejenigen Massnahmen umgesetzt werden, die den Betrieb am geringsten beeinträchtigen.

Die Analysen förderten ein beachtliches Einsparpotential für eine allfällige Kontingentierung zu Tage und lieferten Erkenntnisse, die auch für die Besitzer ähnlicher Anlagen – zum Beispiel Städte und Gemeinden – wertvoll sind. «Die daraus formulierten Standardmassnahmen können nicht eins zu eins auf jeden Gebäude- oder Anlagentyp angewendet werden, aber sie liefern wichtige Anhaltspunkte», sagt Chantal Schriber, Facility Managerin im kantonalen Immobilienamt.
 

Eine moderne, hell erleuchtete Turnhalle, fotografiert von einer erhöhten Galerie.
Werden in Sporthallen vermehrt natürliches Tageslicht genutzt und die Hallenleuchten eingeschränkt, reduziert sich der Strombedarf um rund 18 Prozent.

Beleuchtung ist der grösste Stromfresser 

Beim Verbrauch, der auf der Basis von Leistungs-, Planungs- und Erfahrungswerten in Objekten ohne Wärmepumpe berechnet wurde, schwingt ein Verwendungszweck ganz oben auf: die Beleuchtung. Diese macht in Schulen 32 Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus, bei Sportanlagen sogar 84 Prozent (59% Beleuchtung der Sporthallen, 20% Korridore/Nebenräume und 5% Garderoben) und auf Werkhöfen 46 Prozent (16% Beleuchtung der Hallen, 12 % Büros, 10 % Werkstatt, 8% Aussenkandelaber).

In Schulen sind die zweitgrössten Stromfresser die Lüftungsanlagen und die Mensa mit je 18 Prozent am Verbrauch, gefolgt von den IT-Geräten in den Unterrichtsräumen (10%) und den Kühlanlagen in der Küche (8%). In Sportanlagen entfällt der Rest des Verbrauchs auf die Lüftungen (9%) und diverse Gebäudetechnik (7%). Auf Werkhöfen benötigt die Druckluft 16 Prozent der Energie, die Maschinen und Arbeitsgeräte 10 Prozent, Ladestationen 8 Prozent und Brauchwarmwasser 7 Prozent.

Grosse Einsparungen möglich

Die Standardmassnahmen zur Strom-Verbrauchsreduktion wurden so definiert, dass damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann, ein optimales Verhältnis zwischen Einsparerfolg und Einschränkungen besteht und die Sicherheitsanforderungen nicht oder nur geringfügig tangiert werden. Werden sie umgesetzt, lässt sich damit in Schulen 27 Prozent an Strom sparen, auf Sportanlagen 25 Prozent und auf Werkhöfen 19 Prozent.
 

Der Werkhof besteht aus einem grossen Betongebäude vor dem verschiedene Fahrzeuge parkiert sind.
Die Betreiber von Werkhöfen sparen am meisten Energie, wenn die Beleuchtung im Aussenbereich ausgeschaltet respektive in Büro, Hallen und Werkstatt reduziert wird.

«Dieses grosse Sparpotential hat uns teilweise selber überrascht. Man muss allerdings bedenken, dass es sich um Massnahmen zur Erreichung der Kontingentierung handelt und daher Komforteinbussen und Einschränkungen in den Arbeitsabläufen die Folge sind», sagt Chantal Schriber.

In den Schulen erreicht man die grössten Einsparungen, indem in den Klassenzimmern das Tageslicht genutzt und die Grundbeleuchtung nur sehr eingeschränkt eingeschaltet wird (Einsparpotential 8%), ein Fünftel der Leuchtmittel ausser Betrieb geht (6%), der Volumenstrom in den Lüftungsanlagen reduziert wird (5%) und die Mensa auf Steamer und Tellerwärmer verzichtet (3%).

In Sporthallen sind die wichtigsten Stellschrauben die Beleuchtung und die Lüftung: Wenn in den Sporthallen vermehrt natürliches Tageslicht und die Hallenleuchten nur eingeschränkt genutzen werden, können 18 Prozent Strom eingespart werden. Weitere 4 Prozent kommen dazu, wenn in Korridoren und Nebenräumen ein Fünftel der Lichter ausbleiben. Über die Lüftung lassen sich weitere 3 Prozent sparen.

Die Betreiber von Werkhöfen profitieren am meisten, wenn die Beleuchtung im Aussenbereich (Einsparpotential 8%) ausgeschaltet respektive in Büro, Hallen und Werkstatt (7%) reduziert wird. 4 Prozent weniger Strom wird verbraucht, wenn die Druckluft nur an zwei Tagen in der Woche auf 11 Bar eingestellt ist und den Rest der Woche auf 7 Bar reduziert wird und der Schieber am Druckluftspeicher nachts und am Wochenende zu ist.

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