Wo in Bürogebäuden am meisten Strom gespart werden kann

Als Vorbereitung auf das mögliche Eintreten einer Strommangellage – auch in künftigen Wintern – wird Grossverbrauchern empfohlen, Einsparungen zu prüfen und festzulegen. Für vier Gebäude- respektive Anlagetypen (Bürogebäude, Schulen, Sportanlagen, Werkhöfe) hat der Kanton Zürich eruiert, wo und wie am meisten Strom eingespart werden kann. Diese Erkenntnisse stellen wir Ihnen gerne vor. Den Auftakt machen die Büro- und Verwaltungsgebäude.

Fotografie der engeren Zentralverwaltung inklusive Walcheturm. Wolkenloser Himmel vorbeifahrendem Tram.
In den Büros der engeren Zentralverwaltung des Kantons konnte der Energieverbrauch mit entsprechenden Massnahmen um rund 20 Prozent gesenkt werden. Quelle: © Hochbauamt Kanton Zürich, Fabian Guggenbühl

Der Kanton Zürich verfügt mit mehr als 2000 Gebäuden über eines der grössten Immobilienportfolios der öffentlichen Hand in der Schweiz. In den Bauten der kantonalen Verwaltung gibt es auch über 120 Grossverbraucher mit einem Stromverbrauch von mehr als 100'000 Kilowattstunden pro Jahr. Bei einer Strommangellage wären diese im Zuge der bundesrätlichen Verbrauchslenkung verpflichtet, ab der Stufe «Kontingentierung» eine angeordnete Energiemenge (zum Beispiel 20, 25 oder 30 Prozent) einzusparen. 

Kritische und nicht kritische Infrastruktur

In bestimmten Gebäuden wie zum Beispiel in Gefängnissen oder Fischzuchtanlagen kann jedoch bei einer angeordneten Einschränkung des Stromverbrauchs die Aufrechterhaltung des Normalbetriebs kritisch werden. «Für diese Immobilien haben wir spezifische Objektanalysen zur Ermittlung von Energiesparmassnahmen durchgeführt», sagt Facility Managerin Chantal Schriber vom kantonalen Immobilienamt.

Büro- bzw. Verwaltungsgebäude, Schulen, Sportanlagen und Werkhöfe hingegen wurden als «nicht kritisch» eingestuft. Doch auch diese und alle anderen Grossverbraucher wurden aufgefordert, frühzeitig Möglichkeiten zum Einsparen von Strom zu prüfen und festzulegen. Nur so könnten sie in einer akuten Strommangellage rechtzeitig und individuell diejenigen unternehmensinternen Massnahmen umsetzen, die ihren Betrieb am geringsten beeinträchtigen.

Ähnliche Gebäude, ähnliches Sparpotenzial

«Bei ähnlichen Gebäude- oder Anlagentypen ähneln sich auch die potenziellen Sparmassnahmen», sagt Chantal Schriber. Der Kanton Zürich hat deshalb für die vier genannten Nutzungskategorien Standardmassnahmen erarbeitet.

In der Nutzungskategorie Bürogebäude lassen sich diese nicht tel quel auf jedes Objekt anwenden. Denn zu unterschiedlich sind deren Gegebenheiten: Einige Bauten und ihre Installationen sind alt, andere sind topmodern oder wurden durch eine Fachperson energetisch optimiert, einige verfügen über eine Wärmepumpe, andere nicht. «Trotzdem liefern unsere Erkenntnisse gute Anhaltspunkte, wo und wie in diesen Gebäuden Strom eingespart werden kann», so die Immobilienexpertin.
 

Typische Aufteilung des Strombedarfs in einem Bürogebäude.

Wo fliesst der Strom hin?

Die Analyse des Stromverbrauchs in Bürogebäuden ergab wenig überraschend deutliche Lastspitzen in der Zeit zwischen 8 und 18 Uhr. Für die Grundlast – also den permanenten Verbrauch über 24 Stunden – sind primär der Betrieb von Serverraum und Lüftung verantwortlich.

Auf der Basis von Leistungs-, Planungs- und Erfahrungswerten in Objekten ohne Wärmepumpe, setzt sich der Verbrauch wie folgt zusammen: Am meisten Strom benötigen nicht die IT und die Betriebsgeräte (13 Prozent), sondern mit Abstand die Beleuchtung (38 Prozent) gefolgt von den Serverräumen mit Kühlung (22 Prozent). Die Teilklimatisierung von Räumen verbraucht mit 13 Prozent genauso viel Strom wie die Betriebsgeräte, die Lüftung mit 9 Prozent und weitere Gebäudetechnik mit 4 Prozent.

Einsparungen von 20 Prozent und mehr sind möglich

Wird an diesen «Stellschrauben» so gedreht, dass der Betrieb trotz der Massnahmen aufrechterhalten werden kann, ein optimales Verhältnis zwischen Einsparerfolg zu Aufwand resp. Einschränkungen besteht und die Sicherheitsanforderungen nicht oder nur geringfügig tangiert werden, lassen sich damit über einen Fünftel der bisher verbrauchten Strommenge einsparen.

Nimmt man zum Beispiel in Korridoren 20 Prozent der Leuchten ausser Betrieb und nutzt in Büros vermehrt Tageslicht, entstehen dadurch zwar mittlere bis grössere Komforteinbussen mit etwas erschwerten Arbeitsabläufen, dafür beträgt das Einsparpotential gemessen am Gesamtverbrauch bereits satte 12 Prozent.

Zehn weitere Prozent lassen sich mit kleinen bis mittleren Betriebseinschränkungen einsparen: Zum Beispiel mit der Reduktion der Lüftung, dem Abkühlen der Serverräume auf maximal 26 Grad, dem Nutzen des Stand-by-Modus in Betriebsgeräten sowie dem Ausschalten von Kaffeemaschinen bei Nichtgebrauch.

Mit solchen Massnahmen konnte die engere Zentralverwaltung des Kantons Zürich, die sich vorwiegend in Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert befindet, bereits rund 20 Prozent Strom sparen.
 

Massnahmen zur Reduktion des Stromverbrauchs

Verbraucher Einsparmassnahme Einsparpotential
Beleuchtung Korridore 20% der Leuchten ausser Betrieb nehmen 3%
Beleuchtung Büro Tageslicht nutzen, Stehleuchten am Tag nur eingeschränkt nutzen 9%
Lüftung Volumenstrom generell um 10% reduzieren 2%
Lüftung Nachts reduzierter Betrieb 2%
Teeküchen Kaffeemaschinen und Tassenwärmer ausschalten 1%
Serverraum Raumtemperatur auf max. 26° Grad kühlen, im Winter Freecooling statt aktive Raumkühlung nutzen 4%
Betriebsgeräte  Stand-by-Modus der Bürogeräte und Bildschirme konsequent nutzen 1%
  Total geschätztes Sparpotential1 22%
  1Abweichungen je nach Objekt möglich  

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