Nach dem Winter ist vor dem nächsten Winter

Dank des milden Wetters und der Unterstützung von Wirtschaft und Bevölkerung ist die gefürchtete Energiemangellage in den vergangenen Monaten nicht eingetreten: Die Versorgungslage hat sich entspannt. Der Kanton Zürich, aber auch viele Städte, Gemeinden und Unternehmen haben ihre Massnahmen deshalb wieder gelockert. Weil die Energieversorgung auch in kommenden Wintern anspruchsvoll bleibt, müssen die Sparkonzepte jedoch griffbereit bleiben und weiterentwickelt werden.

Auf einer grünen Wiese sind die Überreste eines Schneemanns zu sehen, der in der Sonne schmilzt.
Das milde Wetter hat im vergangenen Winter dazu beigetragen, eine Energiemangellage abzuwenden.

Lange sonnige, zu warme Perioden und an Silvester sogar Temperaturen bis 21°C auf der Alpennordseite: Das milde Wetter in den vergangenen Wintermonaten hat zusammen mit gut gefüllten Stauseen und ausreichenden Gasreserven dazu geführt, dass die befürchtete Energiemangellage nicht eingetreten ist.

«Die freiwilligen Einschränkungen bei den Heiztemperaturen und beim Stromverbrauch sowie die teilweise Umstellung grosser Verbraucher mit Zweistoffanlagen von Gas auf Öl haben ebenfalls dazu beigetragen», sagt Christoph Zemp, Amtschef des AWEL und Leiter des kantonalen Führungsausschusses Energiemangellage. Er bezeichnet die Lage im Kanton Zürich wie in der ganzen Schweiz mittlerweile als entspannt: «Die Versorgung mit Gas und Strom ist gewährleistet.»

Viel eingesparte Energie

Die selbstauferlegten Massnahmen – von Bund und Kanton gab es nur Empfehlungen und zu keiner Zeit Vorschriften – führten zu teilweise beachtlichen Einsparungen. Beim Strom haben die Grosskunden im Kanton Zürich zwischen September 2022 und Januar 2023 pro Woche temperaturbereinigt im Vergleich zum Vorjahr zwischen 3 und 6 Prozent eingespart, die Kleinkunden immerhin 1 bis 4 Prozent. Noch stärker ging der Gasverbrauch zurück: zwischen November 2022 und Januar 2023 von Woche zu Woche schwankend zwischen 9 und 18 Prozent.

Die kantonale Verwaltung hat auch gespart: In 145 Gebäuden ging der gemessene Stromverbrauch gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 6 Prozent zurück. In den Gebäuden der engeren Zentralverwaltung in Zürich betrug die Einsparung für die Monate Oktober 2022 bis Januar 2023 sogar 20 Prozent gegenüber dem Mittelwert der Vorjahre.  (Beitrag zu den Einsparungen in der engeren Zentralverwaltung)

Eine Dame schaut von ihrem Schreibtisch aus zu, wie ein Arbeiter auf einer Leiter die Neonröhre in ihrem Büro ausstauscht.
Mit einem Bündel an Massnahmen, wie zum Beispiel dem Umstieg auf LED-Leuchten, konnten beachtliche Stromeinsparungen erzielt werden.

«Zu den Energieeinsparungen hat ein ganzes Bündel an Massnahmen beigetragen», erklärt Christoph Zemp. Diese reichen vom Austausch der Betriebsmittel, wie zum Beispiel der Umstellung auf LED-Leuchten, über Verhaltensveränderungen bei den Energiekonsumierenden, die Elimination von unnötigen Stromfressern, die Installation einer Photovoltaik-Anlage für den Eigengebrauch bis hin zum Verzicht auf gewisse Anwendungen wie die Beleuchtung von Denkmälern oder Schaufenstern. Einen wesentlichen Einfluss auf den Gas- und Stromverbrauch hatten auch die markant gestiegenen Energiepreise sowie die Umstellung von Zweistoffkunden von Gas auf Öl.

Ebenfalls relevante Beiträge lieferte der Bund mit der Stauseenreserve und der Kanton Zürich mit der Zürichsee-Regulierung.

Neue Gewohnheiten weiterführen

Angesichts der stabilen Energieversorgungslage sind nun zahlreiche Unternehmen, Städte und Gemeinden dazu übergegangen, die selbstauferlegten Sparmassnahmen zu lockern. Auch der Kanton Zürich: Bei den kantonalen Gebäuden wurden die Massnahmen aufgehoben, die einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden hatten oder den Normalbetrieb spürbar einschränkten, wie zum Beispiel die Reduktion der Maximaltemperatur auf 20 Grad.

«Wir empfehlen der Bevölkerung und der Wirtschaft aber, ihre neuen Spargewohnheiten mit geringen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den Alltag unverändert weiterzuführen», erklärt Christoph Zemp.
 

Im Vordergrund ist ein Schiffsanlegesteg, im Hintergrund der Zürichsee und das gegenüberliegenden Ufer..
Einen relevanten Beitrag zur Entspannung der Energielage lieferte auch die Zürichsee-Regulierung.

Sicherstellen der Energieversorgung

Denn die Reduktion des Energieverbrauchs und die Steigerung der Effizienz bleiben wichtige Grundpfeiler der Energiewende und der Versorgungssicherheit. Zumal Experten davon ausgehen, dass die Sicherstellung der Energieversorgung auch in den kommenden Wintern anspruchsvoll bleibt und eine Mangellage nicht ausgeschlossen werden kann.

Die in diesem Winter etablierten Sparkonzepte müssen deshalb griffbereit bleiben und weiterentwickelt werden. Weiter sollten die Haushalte, Unternehmen, Gemeinden, Städte und Kantone die Zeit bis zum nächsten Winter nutzen, um bauliche und betriebliche Massnahmen zur Einsparung von Energie voranzutreiben. So tragen alle dazu bei, möglichst gut auf die kommenden Winter vorbereitet zu sein und das Energiesystem langfristig widerstandsfähiger zu machen. Energie ist wertvoll, Energieeffizienz zahlt sich aus.
 

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