Notfalltreffpunkt: Die Stadt Kloten probte den Ernstfall

Ein totaler Stromausfall in der Flughafenstadt: Unter der Leitung der Kantonspolizei übten die Mitglieder des Gemeindeführungsorgans Kloten kürzlich die ersten Stunden und Massnahmen bei einem solchen Szenario. Bei der gross angelegten Übung wurde deutlich, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist – aber auch, dass sich Schwachstellen erst zeigen, wenn das Vorgehen bei einem Stromausfall in der Realität durchgespielt wird.

Es war fünf Uhr morgens in der Stadt Kloten, stockdunkel – und nichts, was mit Strom betrieben wird, ging mehr. Ein Trafobrand mit einer anschliessenden Netzüberlastung hatte zu einer kompletten Abschaltung des Stromnetzes geführt – ein klassischer Blackout. Es musste mit einem Unterbruch von mehreren Tagen gerechnet werden.

So lautete die Ausgangslage für die gross angelegte Übung mit dem sinnigen Namen «Silenzio», für die an einem Dienstag Ende November Alarm ausgelöst wurde. Dieser ging an die Mitglieder des Gemeindeführungsorgans (GFO), das in Kloten bei ausserordentlichen Lagen zum Einsatz kommt und aus den Ressortleitern der Partnerorganisationen des Bevölkerungsschutzes (Polizei, Feuerwehr, Gesundheitswesen, technische Betriebe und Zivilschutz) besteht.

Feuerwehr war mehrfach gefordert

Umgehend wurde der mit Notstrom aus einem Dieselaggregat betriebene Kommandoposten in der Zivilschutzanlage im Zentrum Schluefweg in Betrieb genommen. Thomas Peter, Leiter der Stadtverwaltung Kloten und Chef GFO informierte seine Ressortverantwortlichen und es brach geschäftiges Treiben aus: Im Zentrum Schluefweg und an fünf weiteren Standorten auf Stadtgebiet wurden sogenannte Notfalltreffpunkte für die rund 22000 Einwohner eingerichtet. Im Ereignisfall, wenn neben dem Strom auch Telefonie und Internet ausfallen, erhält die Bevölkerung dort Informationen und Unterstützung, zum Beispiel bei medizinischen Notfällen.

Die Feuerwehr war während der Übung in Kloten gleich an mehreren Fronten gefordert: Im Stadthaus musste sie eingeschlossene Personen aus dem Lift befreien und zusätzlich waren sie mit einem fiktiven Grossbrand konfrontiert, bei dem es Leben zu retten galt.

Knackpunkt Kommunikation

Der GFO-Stab und die Kräfte an der Front standen dabei über ein eigenes Sicherheitsfunknetz (Polycom) und teilweise über das Lage-, Führungs- und Informationssystem Lafis miteinander im Kontakt. «Die Kommunikation mit der Bevölkerung gestaltete sich da schon schwieriger», erklärte Thomas Peter. Neben ersten Informationen über das Radio und die App «Alertswiss» waren eine Orientierung für lokale Medien, Durchsagen über Lautsprecher-Fahrzeuge oder das Verteilen von Flugblättern geplant. «Man sollte sich also vorgängig Gedanken machen, ob sich der Kopierapparat an den Notstrom anschliessen lässt und genug Papier bereit liegt», sagte Thomas Peter. Denn wie so oft, liegt auch bei Grosseinsätzen der Teufel im Detail.

Übung bestanden, Anpassungen sind nötig

In Kloten hatte sich während der rund siebenstündigen Übung gezeigt, dass die Stabsarbeit funktionierte. «Die Ressortleiter wussten, was zu tun ist. Ihre gute Vorbereitung war die Basis, auf der Improvisationen möglich waren», sagte Thomas Peter und zog eine grundsätzlich positive Bilanz vom Einsatz. Nun gelte es, Justierungen vorzunehmen und Abläufe anzupassen. «Und wir klären momentan ab, wie wir die sechs Notfalltreffpunkte im Ernstfall mit ausreichend Personal besetzen können», erläuterte der GFO-Chef eine weitere wichtige Erkenntnis.

«Übung bestanden, auch wenn noch Verbesserungen möglich sind», hiess es bei der Manöverkritik durch Jürg Wuffli, dem Dienstchef der Abteilung Bevölkerungsschutz der Kantonspolizei und stellvertretender Stabschef der Kantonalen Führungsorganisation (KFO). Seine wichtigste Erkenntnis und damit die Kernbotschaft für alle Gemeinden und Regionalverbände, die sich momentan mit dem Ernstfall beschäftigen, lautet: «Eine gute Vorbereitung und die daraus resultierenden Konzepte sind wichtig, – wie gut sie sind und wo sie noch Lücken haben, zeigt sich jedoch erst, wenn der Notfall im Rahmen einer Übung durchgespielt und geprobt wird.» Und, so Jürg Wuffli weiter: «Eine gute Planung ist eine Vereinbarung mit dem Risiko – keine Planung ist ein Vertrag mit dem Chaos!»

Infos für Gemeinden: Vorbereiten ist gut, üben ist besser

Vorteile:

  • Eine gute Vorbereitung auf einen Stromausfall mit entsprechenden Konzepten für alle beteiligten Ressorts in der regionalen Führungsorganisation ist die Grundlage für Improvisationen im Ernstfall.
  • Notfall-Dokumente müssen stets auf dem neusten Stand sein. Fehlende oder falsche Telefonnummern können am Tag X die ganze Einsatzkette behindern.
  • Übungen mit dem realistischen Durchspielen eines Ernstfalls geben allen Involvierten Sicherheit in ihrem Vorgehen und legen Schwachpunkte in den Abläufen offen. Das 4-K-Prinzip (In der Krise Köpfe und ihre Kompetenzen kennen) bringt nichts, wenn es im Ernstfall erstmalig angewendet wird.
  • Der Betrieb von Notfalltreffpunkten ist personalintensiv und kann womöglich nicht vollständig durch den Zivilschutz abgedeckt werden. Frühzeitig nach Alternativen suchen.


Infos für Private: Wo ist mein Notfalltreffpunkt?

In den 162 politischen Gemeinden des Kantons Zürich gibt es momentan rund 310 Notfalltreffpunkte. Im Internet danach suchen oder jemanden anrufen und nachfragen, kann man im bei einem Stromausfall womöglich nicht mehr. Geben Sie deshalb am besten heute noch Ihre Adresse auf www.notfalltreffpunkt.ch ein und erfahren Sie, wo Ihr nächstgelegener Notfalltreffpunkt liegt.

Weiterführende Informationen

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft

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Walcheplatz 2
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