Ein Gastbeitrag von Karin Baeryswil.

Ausgangslage

Das Verweilen in der Schul- und Gemeindebibliothek Unterengstringen ist bei den jüngeren Gästen sehr beliebt. Über 400 Schülerinnen und Schüler aus Kindergarten und Primarschule nutzen die grosszügigen Öffnungszeiten nicht nur für das Medienangebot, sondern machen auch Spiele und Hausaufgaben in der Bibliothek, chillen oder leihen einen Fussball für den Pausenplatz aus.

Nach dem Übertritt in die Oberstufe aber werden die Besuche weniger. Wie in vielen Bibliotheken bleiben die Teens mit Ausnahme der Viellesenden fast gänzlich weg. Der Umstand, dass es in Unterengstringen keine Oberstufenschule gibt, kommt erschwerend hinzu. Das Bibliotheksteam hat aber immer noch einen guten Draht zu den Jugendlichen, kennt es doch die meisten seit dem Kindergarten und begleitet sie während der ganzen Schulzeit mit viel Engagement zur Entwicklung der Lesekompetenzen.

Idee «Generation-Library»

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee eines Jugendtreffs – die «Generation-Library». Zweimal im Monat gehört die Bibliothek sozusagen den Jugendlichen alleine. Jeweils abends von 19 bis 21 Uhr steht sie ihnen offen, um zusammenzusitzen, zu diskutieren, partizipieren, spielen oder chillen. Betreut werden die Abende durch zwei junge Leitende.

Dem Projektantrag mit Subventionsanfrage bei der Fachstelle Bibliotheken der Bildungsdirektion des Kantons Zürich wurde anfangs 2020 stattgegeben. Auch die Gemeinde gab grünes Licht.

Startphase mit Hindernissen

Start des Projekts wäre nach den Frühlingsferien 2020 geplant gewesen. Corona machte dem allerdings einen Strich durch die Rechnung und führte dazu, dass zwischen Lockdown und Sommerferien nur ein einziger Treff stattfinden konnte. Auch in den folgenden beiden turbulenten Jahren wurde das Projekt immer wieder unterbrochen durch verschiedenste neue Verordnungen aufgrund der Pandemie. Trotz der Unterbrüche kamen die Jugendlichen aber immer wieder zurück und fühlten sich schnell heimisch. Positive mündliche und schriftliche Meldungen von zufriedenen Eltern taten gut und motivierten zum Durchhalten.

Mit den Sommerferien 2021 kehrte allmählich Normalität ein. Wohl galt noch lange Maskenpflicht, aber das hielt die Jungen nicht davon ab, in den Treff zu kommen. Sie schienen froh, dem Alltag entfliehen zu können und ungestört unter ihresgleichen zu sein. Während der kalten Jahreszeit kamen auch die «Grösseren» zurück, die im Jahr 2020 gestartet hatten.

Grosserfolg am Herbstfest

Am Herbstfest 2022 gelang schliesslich der erfolgreiche Projektabschluss – die Bibliothek wurde zum Game-House umgewandelt: mit Dart, Töggeli-Kasten, Flipperautomaten, XXL-Pacman, VR-Brille, Wii-Station und Playstation-Rennstühlen. Umgebaut wurde sie durch die Jugendlichen der Generation-Library. Sie installierten die Game-Stationen, verkabelten, kontrollierten und werkelten, bis alles funktionierte.

Im Rahmen des Dorffestes war die Bibliothek daraufhin zwei Nächte lang bis um 1 Uhr morgens geöffnet. Tagsüber durften auch die Erwachsenen und Kinder einen Blick in die Spielhöhle werfen. Danach hatten nur noch Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren Zutritt. Dabei zeigten sie sich von ihrer besten Seite: Sie teilten sich in Schichten ein und waren immer zu zweit zugegen, um zu instruieren, helfen, neu aufzusetzen, eingeklemmte Flipperkugeln zu befreien oder neue Spiele zu programmieren.

Fazit und Ausblick

Das Ziel, den Jugendlichen mit der Bibliothek sowohl Umfeld als auch Aufenthaltsort zu bieten, ist erreicht. Gerade in der kalten Jahreszeit finden sie sich auch unter der Woche ein, setzen sich zusammen, reden, spielen und leihen ab und zu etwas aus. Es ist «ihre» Bibliothek geworden! Nehmen sie Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbarsgemeinden mit, instruieren sie diese: Grüezi sagen, Ordnung halten. Sie grüssen auch auf der Strasse und manchmal kommen sie, um zu erzählen, welche Wege sie gerade einschlagen oder mit welchen positiven wie auch negativen Gegebenheiten sie zu kämpfen haben.

Und: Seit Mitte Jahr ist gewiss, dass die Generation-Library die nächsten Jahre weiterbestehen wird. Die Finanzierung übernimmt die Gemeinde. Wir freuen uns!