Was wir gegen radikalisierte Gefährder unternehmen
Fachfrage 18.12.2018
Wenn es zu Gewaltverbrechen kommt, stellen sich immer ähnliche Fragen: Wie konnte es dazu kommen? Weshalb hat man diese Entwicklung nicht rechtzeitig erkannt und gestoppt? So auch nach dem jüngsten Vorfall in Strassburg, bei dem ein Mann mehrere Unschuldige getötet und andere schwer verletzt hat. Glücklicherweise hat die französische Polizei mit einem grossen Aufwand den Schützen stellen können.
In Zürich bauen wir auf die Arbeit unseres Gewaltschutzes. Diese Polizistinnen und Polizisten unserer Präventionsabteilung gehen allen Hinweisen nach gefährlichen Entwicklungen von Personen nach, sprechen diese an und treffen Massnahmen, damit diese sich nicht in der Anonymität verstecken oder gar weiter radikalisieren können. Dabei helfen alle Polizistinnen und Polizisten im Kanton mit, die Hinweise ernst nehmen und weitermelden. Aber auch andere Behördenvertreter und irgendwelche Dritte sind wertvolle Hinweisgeber.
Doch ist es überhaupt möglich, eine Person von einem derartigen Irrweg abzubringen; ist De-Radikalisierung möglich? Ich meine: Es muss versucht werden, und es gibt vielversprechende Ansätze. Dazu haben wir Anfang dieses Jahres die sogenannte Interventionsstelle gegen Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus gegründet und mit einem Fachmann, Daniele Lenzo, besetzt. Er bringt Fachleute aus allen Bereichen zusammen, entwickelt Lösungsansätze und begleitet unsere Mitarbeitenden des Gewaltschutzes beim Versuch, potentielle Gefährder wieder in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Entscheidend ist, dass radikalisierte Leute nicht im Untergrund ihren gefährlichen Ideen nachhängen, dass sie sozial integriert sind und dass sie (wieder) eine Perspektive gewinnen. Die Polizei hat hier nicht die alleinige Lösung in der Hand, vielmehr ist das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Doch wir haben die Informationen über solche Leute und wir haben die Mittel, solche Leute aus der Anonymität herauszuholen und die nötigen Stellen und Personen in die Arbeit mit Gefährdern einzubinden. Wir als Polizei müssen aktiv werden. Das ist unser Beitrag zur De-Radikalisierung. Das nehmen wir ernst.
Kommandant Thomas Würgler
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Kantonspolizei Zürich - Kommunikationsabteilung