Standortdialog 2017 – Zürich als Startup Hub der Zukunft

Vortrag am Standortdialog 2017

Am 20. September traf sich der Zürcher Regierungsrat mit Vertretern des Startup-Ökosystems zum Gedankenaustausch. An der Veranstaltung im Schlierener «startup space» war man sich einig: Zürich ist der Gründerhauptort der Schweiz. Zur Sprache kamen aber auch strittige Themen wie die Besteuerung von Jungunternehmenden und der Fachkräftemangel.

Eine dynamische Gründerszene ist schon lange ein Standortfaktor. Startups aus den Bereichen Digitalisierung, Biotechnologie und Hightech ziehen Firmen und Entwicklungsabteilungen an. Grund genug für den Regierungsrat, mit den Exponenten des Zürcher Startup-Ökosystem das Gespräch zu suchen.

Begrüsst wurden die rund 80 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik von Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. «Startups», sagte sie, «sind wichtig für den Kanton Zürich». Dass es der Regierung mit ihrem Engagement ernst sei, beweise nicht zuletzt die jüngste Standortinitiative des Kantons. Da Zürich sein Kontingent an Arbeitsbewilligungen für Erwerbstätige aus Nicht-EU-Staaten schon im ersten Quartal ausgeschöpft hat, forderte der Kanton Ende August zusammen mit Genf und Basel-Stadt vom Bund, dass er die sogenannten Drittstaatenkontingente für Fachspezialisten wieder erhöht. Davon würden letztlich auch die Zürcher Startups profitieren, zeigte sich die Regierungsrätin überzeugt.

Die leidige Sache mit der Vermögenssteuer

Der «startup space» bei Bahnhof Schlieren ist eine Einrichtung des Instituts für Jungunternehmen (IFJ). Sie bietet neben Arbeitsplätzen und Büros eine Lounge und Networking-Zonen. Aus Sicht der organisierenden Standortförderung im Amt für Wirtschaft und Arbeit ein ideales Umfeld für den Standortdialog 2017.

Beat Schillig, der Gründer des IFJ, malte in seinem Vortrag das grosse Bild. Die Schweizer Startups gehörten international in die Champions-League, sagte der Startup-Experte. Sie könnten dabei von den Stärken des Wirtschaftsstandortes Zürich nur profitieren. Kritik übte Schillig jedoch an der Steuerpraxis des Kantons. Zürich besteuere Gründer, die einen Teil ihrer Aktien an Investoren verkaufen, nach wie vor höher als andere Kantone. Schillig konzedierte zwar, dass der Kanton auf die Jungunternehmenden zugegangen sei, kritisierte aber die Vorbehalte in den neuen Bestimmungen. Sie hätten die im März 2016 angekündigte Praxisänderung de facto «ausgehebelt». Im Moment herrsche eine gewisse Verunsicherung, die Investoren abschrecke.

Wie aus Wissen Innovationen entstehen

Steuerfragen werden für ein Gründerteam wichtig, wenn es Mitarbeiter einstellt, Investoren findet und Umsätze erzielt. Die Standortwahl hingegen fällt früher. «Entscheidend dabei», sagte Michael Hengartner, der Rektor der Universität Zürich (UZH), «ist die Verfügbarkeit von Wissen, Technologie und Knowhow». Zu Beginn seiner Ausführungen erinnerte Molekularbiologe Hengartner an den Fall des Hepatitis-Wirkstoffs Interpheron Alpha. 1979 gelang es an der Universität Zürich, menschliche Interferon-Gene in Bakterien zu übertragen und damit Interferon in beliebigen Mengen zu produzieren. Das Geschäft machte aber ein amerikanischer Konzern.

Daraus habe die grösste Universität der Schweiz viel gelernt, sagte Hengartner. Heute schliesst die UZH jeden Tag zwei Forschungsverträge ab. Alle zehn Tage melden Forschende der UZH ein neues Patent an, alle zehn Tage kann die UZH eine neue Lizenzvereinbarung mit Industriepartnern unterschreiben und alle zehn Wochen wird ein Spin-off gegründet.

Hürden beseitigen und Anreize schaffen: Auf diese Kurzformel brachte Hengartner seine Strategie in Sachen Spin-off-Förderung. Dabei verwies er unter anderem auf den neu geschaffenen «UZH Life Sciences Fund», den die UZH zusammen mit dem Novartis Venture Fund geschaffen hat. Er stellt Geld für Biotech-Firmen in der ganz frühen Entwicklungsphase zur Verfügung.

Gründer stellen ihre Projekte vor

Im Anschluss an Michael Hengartner präsentierten drei Jungunternehmer ihre Projekte. Der Biochemiker Arin Ghasparian berichtete von seinen auf Nanopartikeln basierenden Impfstoffen, der ETH-Informatiker Michael Beerli von seinem Online-Shop für massgeschneiderte Damen- und Herrenhosen. Der dritte im Bunde war Urs Haeusler. Als Präsident der Swiss Startup Association beliess er es nicht bei einer Kurzpräsentation seiner Fintech-Firma DealMarket. Er stellte einen Vergleich zwischen den Standorten Berlin und Zürich an und kam zu einem wenig schmeichelhaften Ergebnis. Verbesserungspotential erkannte er vor allem in den Bereichen bürokratische Umtriebe, Anstellung von Mitarbeitern aus dem Nicht-EU-Raum sowie steuerliche Bewertung von Mitarbeiteraktien.

«Crypto Valley» als Vorbild?

Ausserdem, so Haeusler, habe es der Kanton Zürich verpasst, sich als attraktiven Startup-Standort zu positionieren. Besser mache es der Kanton Zug: er habe das unterdessen international bekannte Label «Crypto Valley» geschaffen und so unzählige Startups aus dem Bereich Kryptowährungen angezogen.

Das Podiumsgespräch mit den drei Jungunternehmern und Uni-Rektor Michael Hengartner wurde von Reto Brennwald geleitet: Der ehemalige Arena-Moderator brachte die diskutierten Punkte – Steuern, Mitarbeiterrekrutierung und Standortmarketing – noch einmal auf den Punkt. Schnelle Lösungen hatte indessen keiner der Beteiligten zur Hand.

Als Brennwald das Publikum einbezog, meldete sich Finanzdirektor Ernst Stocker zu Wort. Er nahm das Thema Vermögensbesteuerung für Jungunternehmende auf: Er sei überrascht von der jetzt geäusserten Kritik. Immerhin habe man vor der Änderung der Bewertungspraxis in einem intensiven Austausch mit der Wirtschaft gestanden.

Bildungsdirektorin Silvia Steiner nahm Bezug auf die angesprochenen Schwierigkeiten bei der Mitarbeiterrekrutierung. Sie ermahnte die Startups, die Chancen der internen Qualifizierung besser zu nutzen. Sicherheitsdirektor Mario Fehr schliesslich zeigte sich begeistert vom Geist der Veranstaltung, verwahrte sich aber gegen vorschnelle Kritik am Standort Zürich. Denn immerhin habe Zürich – im Gegensatz zu Berlin – einen funktionierenden Flughafen.

Ausblick auf den Innovationspark Zürich

Das Schlusswort gehörte wieder Carmen Walker Späh. Sie bekräftige das Bekenntnis des Kantons zu seinem Startup-Ökosystem und nutzte die Gelegenheit, um für den geplanten Innovationspark auf dem Gelände des Flughafens Dübendorf zu werben. Dort seien 52 Hektaren Land nur für innovative Projekte ausgewiesen, sagte die Volkswirtschaftsdirektorin. Sowas gebe es nirgendwo sonst in Europa.

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