Archäologische Entdeckungen in Bäretswil, Meilen, Winterthur und Dietikon

Die Kantonsarchäologie Zürich publiziert in der Reihe «Archäologie im Kanton Zürich» die Resultate von Untersuchungen zu einzelnen Fundstellen oder Regionen und stellt bedeutende Fundobjekte vor. Die aktuelle Ausgabe enthält Beiträge aus allen Epochen. Im Zentrum stehen Bronzemünzen aus Bäretswil, Lederfunde aus Meilen, Keramikfragmente aus Winterthur und Siedlungsspuren in Dietikon.

Der Münzschatz von Bäretswil: Verschollen, aufgetaucht, untersucht

Der erste Artikel befasst sich mit einem Schatz aus ca. 600 römischen Bronzemünzen, der 1880 vom Landwirt und Förster Hans Jakob Brandenberger in Bäretswil entdeckt wurde. Lange Zeit galten die Münzen als verschollen. Inzwischen ist rund die Hälfte von ihnen wieder aufgetaucht – unter anderem dank einer Schenkung an das Münzkabinett Winterthur im Jahr 2017. Dies ermöglichte es, einige grundsätzliche Überlegungen zum Fund anzustellen. Dazu gehört etwa die Vermutung, dass die Besitzer der Münzen diese einst an einem sicheren Ort in der Nähe ihres Wohnortes deponiert haben – entweder im Sinn eines «Schliessfachs» oder zu kultischen Zwecken.

Leder: Ein kostbarer Rohstoff

Dass es sich lohnt, bestimmte Dinge zweimal anzuschauen, zeigt der Beitrag zu Lederresten, die in den 1970er-Jahren geborgen worden waren. Ihre erneute Untersuchung brachte Erstaunliches zutage: Neben einer grossen Zahl von Schuhen und Schuhfragmenten konnten zum ersten Mal in der Schweiz mittelalterliche Handschuhe und ein Scherenfutteral aus Leder nachgewiesen werden. Die Funde stammen aus einem Sodbrunnen der Burg Friedberg, die ab dem 13. Jahrhundert in Meilen am Zürichsee stand. Die Lederreste, die sich in der Forschung bekannten Stilen aus jener Zeit zuordnen lassen, zeigen eindrücklich auf, dass Leder damals ein kostbarer Rohstoff war. Dies ist vor allem daran zu erkennen, dass die damit hergestellten Kleidungsstücke wie beispielsweise Lederschuhe so lange wie möglich repariert und wiederverwendet wurden.

Ofenkeramik aus Winterthur

Oft gehen archäologische Funde und Untersuchungen mit Bauvorhaben einher. So auch bei der Erneuerung des Neumarkts und der Casinostrasse in Winterthur im Jahr 2002. Dabei kamen nicht nur die Reste einer Stadtmauer, ein Graben und die Fundamente eines Stadttors zum Vorschein, sondern auch ein Ofenkeramik-Ensemble aus der Renaissance. Dieser Fund erweist sich schliesslich als entscheidender Hinweis auf den Zeitpunkt der Verfüllung des Grabens an der Stadtmauer und damit als wertvolles historisches Zeugnis.

Siedlungsspuren aus dem Frühmittelalter

Der letzte Artikel geht Siedlungsspuren auf einem römischen Gutshof in Dietikon nach. Vor allem die Spuren in der pars rustica (Wirtschaftsteil) weisen auf eine kontinuierliche Nutzung bis ins Frühmittelalter hin. Im Text wird auch auf die Gründe dieser Kontinuität eingegangen, wozu unter anderem die Lage an der Strasse von Zürich nach Baden gehört. Die vorgestellten Funde, von bronzenen Nadeln über Gräber bis hin zu Webgewichten, lassen die akribisch dargelegte Siedlungsgeschichten lebendig werden.

Archäologie im Kanton Zürich 05

Sammelband mit vier Beiträgen zu archäologischen Untersuchungen im Kanton Zürich
(Zürich und Basel 2024)
146 Seiten, 51 Abbildungen, 40 Tafeln
Preis CHF 40.00
Open Access: https://doi.org/10.20384/zop-767

Bezug: Verlagsshop auf https://schwabe.ch/

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